Beim NSWW-Stein am Nebelstein
Der Nord-Süd-Weitwanderweg feiert einen runden Geburtstag, aus diesem Anlass hätte heuer der gesamte NSWW in unserem Tourenprogramm Platz finden sollen. Corona und anderes sorgten dafür, dass es 2020 dann „nur“ für das erste Wegdrittel reicht.
Da heuer auf der Nebelsteinhütte Covid-bedingt keine Übernachtungsmöglichkeiten bestehen, endet unsere Anreise am Vortag bereits in Gmünd, wo wir wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt Quartier beziehen und vorzüglich essen – und auf einen Geburtstag gilt es auch gleich anzustoßen.
Der Wetterbericht für die ersten zwei Wandertage ist alles andere als erfreulich, wir stellen uns auf einen feuchten Auftakt ein.
In der Früh treten wir die Reise auf den Nebelstein an. Für 8 Uhr ist das Frühstück bestellt, wir haben noch etwas Zeit, davor den Gipfelfelsen mit der neuen Aussichtsplattform zu besteigen. Nachdem die obligatorischen Startfotos geschossen und die beschränkte Aussicht genossen wurde, begeben wir uns in die Hütte, wo wir von Petra Schneider, der Vorsitzenden des Alpenvereins Waldviertel, sehr herzlich begrüßt werden.
Nach dem kräftigenden Frühstück ist es endlich soweit, zu sechst – Christine, Gerti, Inge, Werner, Josef & Gert – starten wir in unser 170 Kilometer langes Abenteuer, welches uns bis zur Burg Plankenstein im Alpenvorland führen wird.
Vorbei am NSWW-Stein am Parkplatz der Hütte führt uns die erste dreiviertel Stunde bergab ins Tal der Lainsitz, der wir kurz flussaufwärts folgen. Danach beginnt der lange Marsch durch das Einsiedeltal, bevor wir Karlstift in exakt der vom Wanderbuch vorhergesagten Zeit erreichen. Die Einkehr im Ghf. Zeiler war ursprünglich vorgesehen, um unsere nassen Kleider zu trocknen – dass die Niederschläge bisher ausgeblieben sind, soll uns aber auch nicht stören.
Nach der Mittagspause wandern wir weiter, durch zwei größere Waldgebiete, die durch die tiefhängenden Wolken in eine besondere Stimmung getaucht werden. Vorbei an den Quellen von Zwettl und Großem Kamp wandern wir nach Liebenau. Erst die letzte halbe Stunde, bereits auf Mühlviertler Territorium wandernd, müssen wir dann doch die Regenmäntel bemühen – das einzige Mal in dieser Wanderwoche.
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Im Gegensatz zu den langen Waldspaziergängen gestern, gestaltet sich die Wegführung heute wesentlich abwechslungsreicher, was aber auch viele kleine Steigungen bedingt, deren Höhenmeter sich im Laufe des Tages in unseren Beinen summieren werden. Feld- und Güterwege dominieren heute unsere Wanderung.
Eine halbe Stunde nach unserem Aufbruch überholt uns Lydia, eine weitere NSWW-Wanderin, die ebenfalls Schönbach als Tagesziel hat. Wir werden uns wohl noch öfter sehen. Beim Rubner Teich legen wir bei der (geschlossenen) Imbissstation eine Pause ein, sogar unter Dach, obwohl der Regen uns auch heute verschont.
Weiter geht’s auf einer Straße entlang des Tanner Moors wieder zurück nach Niederösterreich, bis wir – mit mittlerweile schon knurrenden Mägen – in Arbesbach eintreffen und im Ghf. Kerschbaummayr Mittagsrast halten. Wir liegen auch heute wieder gut im Zeitplan, so reicht es auch für eine Einkehr in Altmelon, während der ein kräftiger Regenschauer niedergeht. In der Stube des Ghf. Lichtenwallner kann uns das aber herzlich egal sein.
Knappe zwei Stunden trennen uns noch vom Tagesziel in Schönbach, wo wir uns auf zwei Quartiere verteilen müssen. Das einzige von uns nicht belegte Zimmer in dem Ort hat sich übrigens Lydia geschnappt, so treffen wir uns beim Abendessen wieder…
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Heute bekommt unsere Gruppe kräftigen Zuwachs, drei Wanderer des Alpenvereins Waldviertel warten am Morgen in Schönbach, von ihnen werden wir heute viel Interessantes zu Land(schaft) und Leuten erfahren. Lydia stößt im Laufe des Tages zu uns. Nach einer Besichtigung der Kirche machen wir uns auf den weiteren Weg durchs Waldviertel.
Vorbei an der Anschaumühle wandern wir nach Bad Traunstein, wo wir uns den herrlichen Aussichtspunkt am Gipfel des Wachtsteins nicht entgehen lassen. Heute spielt auch endlich das Wetter mit, das verleitet uns auch gleich zu einer Pause im Gastgarten des örtlichen Gasthauses.
Zwischen Bad Traunstein und Ottenschlag folgt nun das Highlight des Tages, ein großes Waldstück mit dem Weyerteich inmitten. Fast zwei Stunden – inkl. einer Pause am Teichufer – verbringen wir nun in herrlichster Natur. Nach erneuter Stärkung in Ottenschlag (sensationelle Mohnnudeln!) treten unsere Waldviertler Freunde wieder die Heimreise an, und wir machen uns auf den etwas asphaltlastigen Weg nach Elsenreith.
Knapp vor dem finalen Anstieg (bei der ehem. Bannholzmühle) steht der bekannte Wegweiser aus alter Zeit, der die Gehzeit zu verschiedenen Zielen am NSWW angibt. Fast hätten wir ihn nicht gefunden, doch ein paar Hopfenranken müssen zur Seite geschoben werden und da steht es: "Jugoslawien 120 Std."
Nach einem längeren Wandertag treffen wir bei unserem Quartier in Elsenreith ein, wo wir trotz Ruhetag herzlich empfangen und bewirtet werden.
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Heute verlassen wir das Waldviertler Hochplateau, den Abend werden wir bereits im Donautal verbringen. Trotzdem geht es heute ordentlich bergauf.
Der Abstieg von Elsenreith zum Fuß des Jauerling nach Trandorf und vor allem der weitere Weg auf der Straße nach Zeining sind unaufregend, nach Zeining geht’s aber zur Sache. 450 Höhenmeter liegen nun zwischen uns und dem Gipfelplateau des Jauerling – und die geht es stellenweise richtig steil nach oben.
Belohnt werden wir mit Mohnzelten aus dem Turmstüberl und dem herrlichen Blick von der Aussichtswarte, der uns am NSWW weit zurück und noch weiter vorausblicken lässt. Gerne wären wir ewig hier heroben geblieben, aber der Weg hinunter nach Spitz ist noch lange.
Wir tun unser bestes, um das lange Straßenstück zu vermeiden (das hat sich wohl auch der örtliche Markierer gedacht, denn mitten in der Pampa finden wir plötzlich 05/E6-Wegweiser, auch wenn uns der genaue Wegverlauf nicht ganz klar wurde). Doch in einer Kurve lassen wir den Verkehr hinter uns und gehen in den Hängen des Hirschenkogels hinunter nach Spitz. Einige umgestürzte Bäume machen uns stellenweise das Leben schwer, aber etwas Abenteuer darf auch sein.
Knapp vor Spitz finden wir noch ein Hinterglasbild von Carl Hermann (Darstellung des Hl. Martin), von dem wir eigentlich glaubten, dass es nicht mehr existiert. Schön!
Zum Abendessen gibt es im Quartier die nahrhafte Kombination aus Pizza und Kuchen, Mitwanderer Josef hat sein persönliches Ziel erreicht und tritt mit dem letzten Bus die Heimreise nach Wien an.
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Da wir heute erst später wegkommen (Frühstück gibt’s erst um acht, dann warten wir auf die Fähre und unseren niederösterreichischen Gast Martin Seemann), haben wir den Plan für die die heutige Etappe schon gestern abend gekürzt.
Nun südseitig der Donau wandern wir vorbei am Glauberkreuz durch den Buchengraben hinauf in die Hügel der Wachau. Der Weg nach Maria Langegg entpuppt sich als länger als in meiner Erinnerung, aber die gekürzte Etappe gibt uns trotzdem Zeit, die Kirche unter Martins fachkundigen Erklärungen zu besichtigen. Imposant ist besonders die "Fake-Architektur", die Kuppeln und Altäre der Kirche sind nicht „echt“, sondern nur mittels geschickter Malerei vorgetäuscht.
Nach der Mittagspause im Gasthof führt uns der Weg zur Ruine Aggstein, Martin kennt den optimalen Fotostandpunkt, um Burg samt Donau auf unsere Speicherkarten zu bannen. Nach einem Eis im Burgstüberl gelangen wir über den Eselsteig an den Ortsrand von Aggstein, ein letzter Anstieg trennt uns von Aggsbach Dorf.
Nachdem uns dort der Bus vor der Nase wegfährt, wandern wir noch hinaus bis zur Donauterrasse, von wo uns bald ein Taxi zum Quartier nach Melk bringt.
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Knapp nach 9 Uhr setzt uns der Postbus wieder in Aggsbach Dorf aus und wir beginnen den Aufstieg zur Bildbuche. Wobei, die Bildbuche ist seit einigen Jahren nur mehr ein zwei Meter hoher Baumstumpf, mittlerweile mit einem kleinen Dach vor den gröbsten Umwelteinflüssen geschützt. Durch schöne Wälder erreichten wir die Hohenwarter Höhe, von wo eine – weniger schöne – Asphaltwanderung hinunter nach Schönbühel vorgesehen ist.
Aber nicht mit uns! Wir weichen der Straße etwas südlich aus und gelangen über die Markierungen des Dunkelsteinerwald-Rundwanderwegs und des Österreichischen Jakobswegs hinunter an die Donau. 15 Minuten Mehraufwand, die sich auszahlen.
Die nächste Zwischensteigung führt uns über Hub an die Mündung der Pielach in die Donau, zahlreiche Zwetschgenbäume am Wegesrand entschädigen uns für die Mühe. Kurz der Pielach gefolgt gelangen wir einem Bogen in und durch die Stadt Melk.
Beim Gasthaus gegenüber des Bahnhofs kehren wir ein – und müssen einem weiteren Mitglied unserer Wandergruppe Adieu sagen. Gerti hat die folgenden Etappen bereits in ihrem Tourenbuch, auf späteren Etappen werden wir sie 2021 aber wiedersehen.
Für die verbleibenden vier heißt es nun durchbeißen, der Straßenhatscher zum Hiesberg zählt nicht zu den schönsten Abschnitten des NSWW, dafür warten jenseits des Gipfels wieder angenehme Wald- und Wiesenwege. Und schon sind wir in St. Leonhard am Forst, dem heutigen Etappenziel.
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Am Morgen zeigt sich schon der Herbst, endlich dürfen wir wieder einmal bei kühlen Temperaturen losmarschieren. Doch bald verzieht sich der Nebel und es wird wieder ein warmer Sommertag. Eine Landhochzeit hören wir schon von weitem, auch als wir direkt daran vorbeimarschieren werden wir von den Böllern nicht verschont.
Bei der ehem. Jugendherberge in Unterhub finden wir unseren Stempel in einem Kästchen an einem Baum und kommen gleichzeitig mit dem vormaligen Besitzer ins Gespräch. Auch er bestätigt uns, was wir schon ein paar Male gehört haben. Heuer scheint es eine größere Zahl von Wanderern zu geben, die sich auf den Nord-Süd-Weitwanderweg machen.
Beim folgenden Aufstieg auf den Schweinzberg treffen wir sogar ein Pärchen, welches den NSWW in Gegenrichtung begeht und gerade die letzte noch offene Etappe absolviert. Als wir knapp nach dem Gipfel aus dem Wald heraustreten, können wir bereits die Kirche von Plankenstein erkennen. Weit ist’s nun nicht mehr…
Nun nur mehr einmal hinunter in den Sattel, der Texing von St. Georgen in der Leys trennt, und dann nur mehr einmal hinauf zur Burg Plankenstein, die wir durch den Seiteneingang betreten.
Geschafft! 170 Kilometer liegen hinter uns, jetzt gönnen wir uns eine deftige Stärkung aus der Burgküche. Das haben wir uns verdient!
Auch die Heimreise verläuft glatter als erwartet. Das Taxi ist prompt zur Stelle, am Bhf. Wieselburg wartet bereits der Zug auf uns und einmal an der Westbahn angelangt, zerstreut sich unsere Gruppe in alle Richtungen, nun ist das Nach-Hause-Kommen nur mehr Formsache.
Gert Kienast
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