Fünf Roswithas wären notwendig, um den Mammutbaum im Grazer Urwald zur Gänze zu umärmeln...
Es war nur ein kleines Grüppchen – wir waren zu dritt – das sich am zweiten Adventwochenende eingefunden hat, um eine Wanderung rund um Graz in Angriff zu nehmen.
Unsere Mission: so gut wie geht, auf naturnahen Wegen unterwegs
zu sein und dabei das Stadtgebiet möglichst nicht zu verlassen (beides gelingt mit gelegentlichen Abstrichen).
Tag 1: Murpark - Mariatrost (ca. 16 km)
Wir treffen uns also bei der Endstation des 'Vierers' beim Einkaufszentrum Murpark, wo es heute am langen Einkaufssamstag sicher noch heiß hergehen wird. Wir hingegen lassen bei frostigen Außentemperaturen den Shoppingtempel rasch hinter uns und wandern am Petersbach entlang auf Kirche und Friedhof von St. Peter zu.
Für mich persönlich folgt nun ein Ausflug in meine Kindheit. Hier bin ich aufgewachsen, kenne die Gegend wie meine Westentasche – wir passieren die Volksschule, die ich vor über 40 Jahren besucht habe, stehen kurz am Grab meiner Großeltern und durchstreifen die Wälder in denen ich als Kind mit meinen Freunden gespielt habe. Vieles ist noch so wie damals, manches nicht wiederzuerkennen.
Auf kleinen, oft nur den ‚Einheimischen‘ bekannten Wegen kommen wir hinauf nach Petersbergen und Messendorfberg, wo das heutige Highlight auf uns wartet. Der Grazer Urwald empfängt uns mit Mammutbaum und Bambushain – allerhand interessante Pflanzen wachsen hier. Einst war dies eine Baumschule, vor über 100 Jahren jedoch auf- und sich selbst überlassen, wird der Urwald heute von der Naturschutzjugend betreut und steht jedermann zum Besuch offen.
Über Petri Au gelangen wir zum Lustbühel – für die Buschenschank kommen wir um Stunden zu früh, für das örtliche Gasthaus wohl um Jahre zu spät. So verlegen wir die Jausenpause auf ein Bankerl unterwegs.
Aus dem Ragnitztal steigen wir hinauf zur Ries, der vielbefahrenen Straße nach Gleisdorf folgen wir nur kurz, bevor wir ins Stiftingtal hinunterwandern. Nun nur mehr einmal – stellenweise weglos – hinauf, und wir sehen bald die Basilika Mariatrost vor uns, die den Endpunkt der ersten Etappe markiert. Nach einer Schlusseinkehr beim Kirchenwirt müssen wir nur mehr die Stufen zur Straßenbahnhaltestelle hinuntergehen.
Tag 2: Mariatrost - Gösting (ca. 22 km)
Der zweite Tag beginnt wieder ebendort, auf dem Radweg marschieren wir stadtein zum Einstieg in die Rettenbachklamm. Waren gestern viele kleine, harmlose Anstiege zu bewältigen, stehen uns heue wenige, aber dafür knackige Steigungen bevor.
Durch die hübsche Klamm erklimmen wir die Platte, auf deren Gipfel die Stefanienwarte steht. Heute scheint die Sonne kräftig und beim zweiten Frühstück auf der Aussichtsplattform wandern bereits die dicken Jacken in den Rucksack.
Anschließend wandern wir hinüber (natürlich nicht ohne Zwischenabstieg) zum Höhenrücken des Lineckbergs, bevor wir wieder steil hinunter in den Annengraben müssen. Am Gegenhang wartet dafür zur Belohnung die Mittagseinkehr beim empfehlenswerten Höchwirt.
Bergab geht's nach Stattegg und durch den Forstwald hinauf nach Schirmleiten, hier wandern wir längere Zeit genau an der Stadtgrenze und passieren auch den nördlichsten Punkt des Grazer Gemeindegebiets. Der Weg auf der anderen Seite bietet stellenweise so manche Schikane: steil, rutschig und zum Festhalten nur Brombeerranken. Doch wir kommen sicher in den Bereich des Admonter Kogels, den wir aber nicht mehr ersteigen – die Sonne nähert sich bereits dem Horizont.
Ein wenig Zeit nehmen wir uns noch für den Aussichtspunkt oberhalb des Andritzer Klettergartens und den ‚Rapunzelturm‘ in der Nähe, bevor wir zur Mur absteigen und diese über die Weinzöttlbrücke queren.
Nun ist es nur mehr ein Katzensprung nach Gösting, wo bereits der Bus auf uns wartet.
Gert Kienast
P.S. Die Fortsetzung dieser Runde gibt's - spät, aber doch - im November 2021...
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