Die Kapelle am Gipfel des Hochwechsels
Bereits die Anreise stimmt uns auf ein langsames Tempo ein. Ganze drei Stunden windet sich der Dieseltriebwagen der ÖBB durch die Oststeiermark, bevor er uns an der Grenze zu Niederösterreich ins Wechselland entlässt. Ein Wanderwochende, das uns auf den höchsten Punkt des Ostösterreichischen Grenzlandwegs 07 führen wird, steht uns nun bevor.
Wir – eine siebenköpfige steirische Wandergruppe – können am Bahnhof Tauchen-Schaueregg direkt in den 07er „einsteigen“. Zuerst wandern wir diesen in die „verkehrte“ Richtung hinauf zum ehem. Hotel Ocherbauer, wo uns der schattige Wald aufnimmt. Aber das Wetter ist uns gnädig, inmitten der großen Hitzewelle Ende Juni haben wir heute einen Tag mit gemäßigten Temperaturen erwischt.
Mit mehr oder weniger sanften Steigungen folgen wir einem Höhenrücken (auf der Variante 07A, zu der sich später auch der Zentralalpenweg 02 gesellt) nach Mönichkirchen und durch das sommerlich ruhende Skigebiet weiter zum Hallerhaus, wo wir bei einer Einkehr eine Stunde „liegen lassen“.
Frisch gestärkt gewinnen wir auf der „Steinernen Stiege“ wieder Höhenmeter und knapp vor dem Niederwechsel überschreiten wir die Waldgrenze. Bei der letzten Rast können wir bereits zum Wetterkoglerhaus hinüberblicken.
Eine Stunde noch wandern wir über weiche Almböden zum 1743 Meter hohen Hochwechsel, wo die Hüttenwirtin bereits nach uns Ausschau hält. Auch wenn wir heute Temperatur- und Wetterglück hatten, haben uns die vielen Trinkpausen die angepeilte Gehzeit um eine Stunde überschreiten lassen. Als die einzigen Gäste haben wir das Matratzenlager der Hütte für uns alleine.
Gang raus, rollen lassen. Nach diesem Motto können wir den Vormittag angehen. Nach einer halben Stunde Bergabwandern auf der Alm wird der Wald wieder dichter und nur zwei kurze Straßenstücke unterbrechen die schönen Wanderwege hinunter nach Mönichwald.
Heute hat Petrus wieder kräftiger am Thermostat gedreht und so freuen wir uns am romantischen Dreimühlenweg nicht nur über ein landschaftliches Highlight, zwei Mitglieder unserer Gruppe lassen sich in der schattigen Schlucht ein Bad im Bach nicht entgehen.
Ein kurzer Aufstieg im Wert von 200 Höhenmetern trennt uns nun noch vom Ziel unserer Wanderung, dem Ort Vorau. Auf dem Weg dorthin bieten sich immer wieder Blicke zurück auf den schon in die Ferne gerückten Hochwechsel, auf dessen Gipfel wir die vergangene Nacht verbracht haben.
Bevor die lange Heimreise beginnt, belohnen wir uns im Ortszentrum von Vorau mit großen Eisbechern für die zwei anstrengenden Wandertage im Wechselland.
Gert Kienast
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