Am Dornbacher Friedhof
Stadtkulturwanderung
Hst. Wien Hernals – Türkenritthof – Herz Jesu Sühnekirche – Dornbacher Friedhof – Gersthofer Friedhof – Dürrwaringbrücke – Gersthof (M) – Sternwartepark – Türkenschanzpark – Döblinger Friedhof – Hst. Krottenbachstraße (S 45) – Patat Weg – Wertheimstein Park – Karl Marx Hof – Bhf. Heiligenstadt
(12 km, + 150 Hm, - 240 Hm, reine Gehzeit ohne Kulturstopps 3 ¼ h)
Do., 11.1.2018
Ich darf und will keineswegs in das Handwerk der Fremdenführer „pfuschen“, plane aber alljährlich im Jänner wegen der unberechenbaren Witterungsbedingungen eine Wanderung im Stadtgebiet ein. Es wäre Unfug, dabei die kulturellen Besonderheiten unbeachtet zu lassen, und so wird diese ÖAV-Wanderung zu einer Stadtkulturwanderung.
Die heurige Jänner-Wanderung durch das westliche Wien im Detail nachzuerzählen, wäre etwas langatmig. So versuche ich die Wanderung anhand der kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten zu beschreiben:
Zwei große Themen wurden uns gleich zu Beginn beim Türkenritthof in Hernals augenscheinlich. 1.) die Befreiung Wiens von der Belagerung durch die Osmanischen Truppen und 2.) die Vorreiterrolle des „Roten Wien“ im kommunalen Wohnungsbau in der Zwischenkriegszeit. Genau zu dieser Zeit spitzte sich leider auch die politische Polarisierung so verhängnisvoll zu, dass erst nach dem 2.Weltkrieg der Wille zum Miteinander wieder erkennbar wurde. Dieses Thema wurde am Ende unserer Wanderung beim „Karl-Marx-Hof“ in Heiligenstadt besonders deutlich.
Abgesehen von diesen schwierigen Themen gab es noch viel Interessantes: Wir wanderten gleich durch drei Friedhöfe (Dornbacher, Gersthofer, Döblinger Friedhof) und sahen die Gräber unzähliger Menschen – „gewöhnlicher“ und prominenter – (wie z. B. Josef Manner oder John Haswell). Wir sahen Gräber verschiedener Religionen und von Menschen ohne Jenseitserwartung, gepflegte Gräber und solche, für die sichtlich niemand mehr die Pflege übernehmen kann. Jedenfalls kommt der Besucher auf Friedhöfen schon ins Sinnieren…
Des Weiteren drehten wir gleich durch drei große Parks „Ehrenrunden“: durch den verwachsenen Sternwartepark, den äußerst interessanten Türkenschanzpark und den gepflegten Wertheimsteinpark – jeder für sich nicht nur wegen des Baumbewuchses sehenswert! Noch ein erwähnenswertes Detail: Für den „Abstieg“ von Döbling nach Heiligenstadt benützten wir den Max-Patat-Weg. Das ist ein asphaltierter Fußweg in dem Einschnitt, den einst der Krottenbach geschaffen hatte (bevor auch er in den Untergrund verlegt wurde). Dabei kamen wir an der Rückseite der Zacherl-Fabrik vorbei, wo wir uns natürlich auch mit deren Geschichte befassten. Und Otto Wagners „Vorortelinie“, die zum 150-Jahr-Jubiläum der Österr. Eisenbahnen im Jahre 1987, einfühlsam renoviert, wieder in Betrieb genommen wurde und seither als S 45 eine wichtige Rolle bei den Öffis im westlichen Wien spielt, begleitete uns sowieso den ganzen Tag.
Insgesamt war es doch eine echte Wanderung durch einen sehr schönen Teil Wiens, gespickt mit viel Kultur, und das bei bestem Wetter: Am Vormittag schien sogar - entgegen der Wetterprognose - die Sonne!
Martin Seemann
Tel. 02233/55860
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