Welch ein Anblick!
Schitourentage in der Silvretta
Gleich vorweg, es war eine Wonne. Anfang April begann eine mehrwöchige Schönwetterperiode. Während in tiefen Lagen um Mittelgebirge durch den milden Winter meist Schneearmut war, gab es in hohen Lagen eine ausreichende Schneedecke. In Verbindung mit dem herrlichen Wetter und den kühlen Nächten ideale Bedingungen für Hochtouren.
Ausgangspunkt unserer Touren war die Chamanna Tuoi in der südlichen Silvretta. Sie ist kleiner als die anderen Hütten der Silvretta, aber wesentlich gemütlicher und hat eine ausgezeichnete Küche. Vom malerischen Dorf Guarda erreichen wir sie
über gute Wege in etwa zwei Stunden. Die ganz emsigen setzten den Anstieg zur Furcletta fort und genossen die Firnabfahrt, jene die es gemütlicher angingen genossen die Nachmittagssonne.
Am Ostermontag, den 9. April stiegen wir zu den Jam-Spitzen (3160 m) auf. Am Morgen war es noch kühl und ein frischer Wind wehte vom Jamjoch. Dieser flaute jedoch bald ab. Vom Joch aus können beide Gipfel, die Vordere- und die Hintere Jam-Spitze erreicht werden. Erstere ist etwas schwieriger, die letzten 50 Meter geht es über einen 45° steilen Hang aufwärts. Da wir guten Trittschnee vorfanden war dies jedoch nicht problematisch und den Abstieg sicherten wir mit dem Seil. Die Hintere Jam-Spitze kann bis zum Gipfel mit Schi bestiegen werden. Von oben hatten wir eine herrliche Aussicht auf unzählige Gipfel des Alpenhauptkamms. Nach einer kurzen Rast fuhren wir zur Urezzas Scharte ab. Dort begann eine 700 Höhenmeter Traumabfahrt nach Marangun d´ Urezzas. Firn vom Feinsten. Der wieder erforderliche Anstieg über 600 hm zur Furcletta wurde ohne Murren akzeptiert, denn der Lohn war wieder eine Genussabfahrt zur Hütte. Kompliment an die Gruppe, hatten wir doch am ersten Tag gleich eine Anstiegshöhe von mehr als 1600 hm, und dass in einer Höhe von mehr als 3000 m.
Für den Dienstag teilte sich die Gruppe. Helene wollte nochmals die traumhaften Schiabfahrten genießen. Ihr schlossen sich Herta, Karl und Andreas an. Hans und Angelika setzten ihr Mammut-Programm, alle möglichen Schigipfel und sonstigen gangbaren Gipfel der Region zu besteigen, fort. Gisela, Brigitte, Regina, Ägid, Toni, Walter, Gerhard und Georg durfte ich auf den Piz Buin (3312 m) begleiten. Näheres kann ich also nur von unserer Tour berichten, doch wer Helene kennt weiß, dass mit ihr jeder Schitag zu einem unvergesslichen Erlebnis wird und von Hans weiß ich, dass seine Unternehmungen zumeist ziemlich anspruchsvoll, zumindest was die Kondition betrifft, sind.
Wir hatten das besondere Glück den Piz Buin für uns alleine zu haben. Waren, als ich am Sonntag mit Herta und Andreas dort war, noch Kolonnen unterwegs, wanderten wir diesmal einsam über das Plan Rai und den La Cudera Gletscher. Es war ein strahlend schöner Tag und wer das Gebiet kennt kann nachvollziehen, wie wir den Anstieg genossen. Wenn man zur Furcola dal Cunfin kommt und das erste Mal den Gipfelahnsteig zum Buin sieht, bekommt man schon einigen Respekt. Auf 3050 m machten wir unser Schidepot, von dort ging es mit Steigeisen weiter. Die Bedingungen waren sehr gut und die Kletterpassagen ließen sich mit dem Seil gut absichern. Um zirka 12 Uhr erreichten wir den Gipfel und wie ich an den strahlenden Gesichtern abzulesen konnte, waren alle zufrieden. Es war auch brutal schön.
Unsere Abschlusstour führte uns am Mittwoch auf den Piz Jeramias (3087 m). Wieder wurden wir mit einer Traum-Firnabfahrt belohnt.
Die Silvretta Schitourentage sind das unvergessliche Highlight diese Schiwinters.
Günther Schörghofer