Weißseespitze
Gerald und ich fuhren am Freitagvormittag über Linz, Salzburg und Innsbruck nach Mils wo die 2 angemeldeten Mädls Petra und Inge bereits warteten. Dann ging es durch das Oberinntal und über den Reschenpass nach Graun im Vinschgau wo wir links abbogen und bis zum Straßenende in Melag fuhren. Teilweise gingen ziemlich heftige Regenschauer nieder und wir stellten uns bereits auf einen feuchten Hüttenaufstieg ein. Am Parkplatz angekommen lugte sogar die Sonne etwas hervor und wir machten unsere Rucksäcke fertig und schon ging es los in Richtung Weißkugelhütte. Bis auf Petra waren schon alle einmal auf dieser Hütte, wir bestiegen damals das Hauptziel der Hütte, nämlich die Weißkugel. Leider musste Petra bereits beim Hüttenaufstieg ihrer Achillessehnenverletzung nachgeben und bei ca. der Hälfte der Strecke entschied sie sich umzudrehen, da die Schmerzen für sie zu groß waren. Ich war kurz davor die Tour komplett abzubrechen, dann jedoch entschied sich Inge dafür ebenfalls umzudrehen, da die beiden gemeinsam angereist waren und danach auch noch einen gemeinsamen Thermenaufenthalt geplant hatten. Von dieser Stelle ein großes Lob und Danke an Inge für diese Entscheidung. Das ist ein Beweis von echter Freundschaft!!
Somit zogen Gerald und ich nun ohne weibliche Begleitung bergwärts und nach genau 2 Stunden erreichten wir die alte aber gemütliche Hütte, welche ja bereits in Italien liegt. Bis auf die letzten 5 Minuten war es trocken und wir bekamen nur wenige Regentropfen ab. Danach wurde der Regen wieder stärker und wir machten es uns in der Hütte bequem.
Der Morgen begann mit einem kurzen Schreck, denn es hat bis ca. 2800 Meter Seehöhe herab geschneit und die zu überwindenden Felsen waren leicht angezuckert. Nichts desto trotz starteten wir kurz nach 7 Uhr los und entlang des gut markierten Richterweges kamen wir dem Gletscherbruch rasch nahe. Bei der Überquerung einiger Wasserläufe mussten wir sehr aufpassen, denn diese Passagen waren mit einem leichten Eisfilm überzogen uns somit spiegelglatt. Die verschneiten Felspassagen waren entgegen unserer Befürchtungen gut zu begehen, einige Seilsicherungen erleichterten es auch noch. Bei einer Seehöhe von genau 3000 Metern erreichten wir das Eis des Gepatschferners und dann ging es, einigen Spalten ausweichend, gipfelwärts. Der gefallenen Schnee und der Wind machte die Spuranlage nicht gerade leichter, denn wo der Schnee angeweht wurde waren es stellenwiese gleich 20 bis 30 cm. Und bis auf die größeren Spalten waren alle zugeschneit und es gab schon den einen oder anderen Adrenalinschub, wenn der Boden plötzlich unter einem nachgab. Die Gefahr war jedoch immer absehbar, denn aufgrund des flachen Gletschers gab es nicht viele große Spalten. Nach gut 3,5 Stunden erreichten wir bei traumhaftem Wetter den Gipfel der Weißseespitze auf 3518m Seehöhe. Die Sicht war durch das nächtliche Regenwetter traumhaft und Ortler und Piz Bernina waren zum Greifen nahe. Der Piz Bernina sollte auch unser nächstes Ziel sein aber das ist eine andere Geschichte. Nach einer kurzen Gipfelrast machten wir und auf den Rückweg, denn wir wollten den Gletscher so schnell wie möglich wieder hinter uns bringen denn die Sonneneinstrahlung machte den Schnee sehr sulzig und die Spaltenbrücken gaben immer öfter nach. Auch der Rückweg verlief ohne Probleme und bei der Hütte angekommen konnten wir unsere Speicher wieder auffüllen und die Sonne genießen.
Wie schon oben erwähnt wollten wir in den nächsten Tagen den Piz Bernina ersteigen und stiegen daher am Sonntag bereits sehr zeitig ins Tal ab um danach noch in die Schweiz zu fahren. Aber diese Geschichte steht auf einem anderen Blatt Papier!
Andreas Österreicher
Tourenführer
Teilnehmer:
Gerald Appel, Andreas Österreicher, Petra Schneider, Inge Lederbauer