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Der Alpenverein Vorarlberg kann in seinem 150-jährigen Bestehen auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. (Geschichte)

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Der Alpenverein Vorarlberg kann in seinem 150-jährigen Bestehen auf eine bewegte Geschichte zurückblicken.

Die alpine Welt als Bedrohung

Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die hochalpine Bergwelt noch wenig beachtet. Sie wurde vorwiegend als etwas Bedrohliches und Abweisendes wahrgenommen, sodass sich nur wenige Leute dafür interessiert haben. Abgesehen von der Alpwirtschaft und Jagd galt das Hochgebirge ansonsten eher als wirtschaftlich nutzloses Gebiet. Bei den Humanisten des 16. Jahrhunderts lässt sich zwar bereits ein echtes Interesse für die Berge nachweisen, doch dieses scheint sich in Vorarlberg vorwiegend auf botanische Streifzüge beschränkt zu haben.

Topographische „Rekognoszierungen“ in dieser Zeit beschränkten sich meistens auf die Klärung von Grenzschwierigkeiten und militärische Anlässe. Eine erste umfassende Dokumentation wurde 1610 vom Bludenzer Vogteiverwalter David Pappus von Tratzberg im Auftrag von Erzherzog Maximilian zur Grenzbeschreibung der Grafschaften Bludenz und Sonnenberg vorgenommen. Dafür hat er mit seinen Begleitern manche Berge, darunter auch die Schesaplana, erstmals bestiegen. Die Öffentlichkeit dürfte jedoch von diesen Anfängen des Alpinismus genauso wenig Notiz genommen haben wie von der Erstbesteigung des Widdersteins 1669 durch Pfarrer Sebastian Bickel von Schröcken.

Erst mit der beginnenden Industrialisierung und der damit einhergehenden Landflucht und Verstädterung wuchs der Bedarf der Menschen nach Ausgleich und Erholung in der freien Bergnatur. Je mehr der städtische Alltag von Naturentfremdung geprägt wurde, desto mehr verstärkte sich die Sehnsucht nach Erholung in reizvoll kultivierter Naturnähe. Die ersten Bergunterkünfte waren die Almen, als Bergführer dienten die Hirten und die Viehtriebwege fungierten als Zustiegswege zum Gebirge.

 
Mohnenfluhgipfel gegen Arlber; Foto Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek
Mohnenfluhgipfel gegen Arlber; Foto Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek
 
 

Anfänge des Bergsports

Im 18. Jahrhundert mehrten sich in Vorarlberg allmählich Berichte über Bergtouren im Rätikon und in der Silvretta. Schon damals war die Schesaplana ein Vorzugsziel. Je mehr „Personen von Stand“ mit Stolz von ihren Bergreisen zu erzählen wussten, desto mehr veränderte sich der Blick auf das „wilde Gebirge“ – eine uralte psychologische Hemmschwelle wurde abgebaut.

Bahnbrechend für einen anspruchsvollen Hochalpinismus erwies sich der 1857 in England gegründete „Alpine Club“, dessen sportlicher Ehrgeiz auf Erstbesteigungen in der Schweiz gerichtet war. Das dadurch erregte Aufsehen führte in der Folge auch zur Gründung der Alpenvereine in Österreich (1862), der Schweiz (1863) und Deutschland (1869). Für das nun beginnende Gipfelstürmen hatte in Vorarlberg das Jahr 1865 eine besondere Signalwirkung. Am 14. Juli 1865 – zufälligerweise der Tag des ersten Gipfelsiegs und der ersten Bergtragödie am Matterhorn – gelang die Erstbesteigung des Piz Buins.

 
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Gründung der Alpenvereinssektion Vorarlberg

Die Vorreiterrolle für den Vorarlberger Alpinismus hatten prominente Persönlichkeiten übernommen, zu denen Otto Freiherr von Sternbach und die Fabrikanten John Sholto Douglass, Josef Andreas Ritter von Tschavoll, Otto Hämmerle und Julius Gassner gehörten. Von diesem Kreis wurde zunächst Kontakt mit dem Österreichischen Alpenverein aufgenommen. Dieser war anfangs jedoch allzu zentralistisch und etwas einseitig wissenschaftlich orientiert, deshalb hatte er kein Interesse an der Bildung einer eigenen Vorarlberger Alpenvereinssektion. So nutzten die Vorarlberger Proponenten 1869 die Chance, innerhalb des neuen Deutschen Alpenvereins (DAV) eine Sektion Vorarlberg zu gründen. Die Gründungsitzung fand am 1. Dezember 1869 im „Englischen Hof“ in Feldkirch statt. Schließlich war es aber der Initiative von John Sholto Douglass als Obmann zu verdanken, dass 1873 in Bludenz der Zusammenschluss von ÖAV und DAV zum D&ÖAV zustande kam.

 

Neue Verkehrsanbindungen als Grundlage für den Bergtourismus

Für die Entwicklung des gesamten Vorarlberger Tourismus war es von entscheidender Bedeutung, dass 1872 die Bahnlinie Bregenz - Bludenz mit Anschlussverbindungen nach Deutschland und in die Schweiz eröffnet werden konnte. Zuvor war es nur auf recht beschwerlichen Wegen möglich, entweder zu Fuß oder im Stellwagen ins Land zu kommen.

Mit der Inbetriebnahme der Arlbergbahn im Jahr 1883 wurde zudem ein weiterer Zugang von Seiten der Kronländer der Österreichisch-Ungarischen Monarchie ermöglicht. Diese neue Verkehrsanbindung bildete eine der Grundlagen für einen modernen Reisetourismus. Der 1893 gegründete Landesverband für Fremdenverkehr präsentierte Vorarlberg erstmals als verlockendes Wanderparadies. Das Land konnte um die Jahrhundertwende in den noch weitgehend intakten naturnahen Landschaften auch tatsächlich ein außerordentlich abwechslungsreiches Spazier- und Wanderwegenetz aufweisen. In dieser Zeit gab es keine markierten Bergwege und keine Wanderkarten.

 
Bergführer, Archiv des Deutschen Alpenvereins, München
Bergführer, Archiv des Deutschen Alpenvereins, München

Bergführer als neuer Beruf

Vor Wanderungen im Gebirge ohne Bergführer musste abgeraten werden. Als Bergführer haben sich meistens Bauern, Alphirten und Jäger zur Verfügung gestellt. Trotz gegenseitiger Abhängigkeit ist jedoch eine früher durchaus normale Herr-Diener-Beziehung erkennbar, bei welcher der Führer auch als Gepäckträger eingesetzt wurde. In den jeweiligen Berichten der „Herren“ über die Bergtouren wurden die Leistungen der Führer trotz ihrer überlegenen Bergerfahrung häufig verschwiegen. Je mehr der Bergtourismus jedoch zunahm, desto mehr wurde die Notwendigkeit erkannt, wirklich bergkundige Männer von ungeeigneten Begleitern zu unterscheiden. Die Ausbildung von Bergführern war von Anfang an dem Alpenverein ein wichtiges Anliegen, um die Sicherheit der Bergsteiger zu gewährleisten. Der Brunnenmacher Anton Neyer aus Bludenz, der erste bekannte Bezwinger der Zimaba, erhielt 1871 von John Sholto Douglass das erste Bergführerbuch der Sektion Vorarlberg.


 

Aufbau einer alpinen Infrastruktur

Für die Entwicklung des Alpinismus bestand das anfängliche Hauptproblem in der ungenügenden Erschließung der Hochlagen mit geeigneten Wegen und im Mangel an Unterkunftsmöglichkeiten. Es führten zwar etliche Saumwege über Pässe, Jöcher und Viehtriebwege zu den Hochalpen, doch im Bereich der Gipfelregion kannten nur Hirten und Gamsjäger ein paar bescheidene Pfade.

Unterkunft fand man in beschränktem Maße in Dorfgasthöfen, Pfarrhäusern, Säumertavernen, Alphütten und Heubargen. Vor der Gründung des Alpenvereins hatte sich kaum jemand bemüht, das Hochgebirge für Bergsteiger besser zugänglich zu machen und dort auch Schutzhütten anzubieten. Dabei verstand es sich von selbst, dass jeder Hüttenbau einen Zugangsweg für die Materialtransporte voraussetzte.

In dem halben Jahrhundert, das von der Gründung des Österreichischen Alpenvereins bis zum Ersten Weltkrieg verging, wurde die „Bereisung der Alpen“ durch den Alpenverein geradezu revolutionär erleichtert. In kürzester Zeit wurden ein umfassendes Wegenetz und zahlreiche Hütten errichtet. Die „Bauwut“ jener Zeit machte es notwendig, schon 1879 eine erste Hüttenbauordnung und 1895 die erste Arbeitsgebietseinteilung auszuarbeiten. Der gesamte Ostalpenraum wurde in Zuständigkeitsbereiche von einzelnen Sektionen eingeteilt. Diese Einteilungen haben bis auf geringfügige Änderungen heute noch Gültigkeit.

Dem Alpenverein war es von Anfang an ein Hauptanliegen, die Höhenregionen als eine „heile Welt“ erlebbar zu machen. Für die notwendigen Verbesserungen der Zugänglichkeit kam mit den sehr beschränkt verfügbaren Mitteln aber nur eine natur- und landschaftsschonende Erschließung in Betracht, womit ja auch einem Kernanliegen des Alpenvereins, nämlich dem Natur- und Landschaftsschutz, Rechnung getragen wurde.

Schon bei der ersten ordentlichen Jahreshauptversammlung des Alpenvereins Vorarlberg im April 1870 fiel – bei einem Mitgliederstand von 29 Personen – der Beschluss, eine Schutzhütte am Lünersee zu errichten. Als Urheber dieses Plans galten John Sholto Douglass und Otto Freiherr von Sternbach. Der Vertrag für die Sektion ist an erster Stelle von John Sholto Douglass unterzeichnet, einem  Fabriksbesitzer aus Thüringen, der auch als Mitbegründer und Ausschussmitglied des Alpenvereins Vorarlberg in Erscheinung trat. Obwohl er erst ab 1872 zum zweiten Obmann der Sektion gewählt wurde, so kann doch über eine kurze und ereignisreiche Periode der „Ära Douglass“ gesprochen werden. Außerdem zeichnete er auch für die Planung der Lünersee-Hütte verantwortlich.

 
Tilisunahütte 2211 m gegen Weissplatte; Foto Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek
Tilisunahütte 2211 m gegen Weissplatte; Foto Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek

Bau von Schutzhütten

Um diese Schutzhütte überhaupt bauen zu können, musste vorab der Saumweg über den „Bösen Tritt“ hergestellt werden. Dem Ausbau dieses exponierten Steigs sind auf Veranlassung des Brandner Pfarrers Georg Tiefenthaler immerhin schon in den 1860-er Jahren einige Verbesserungen vorausgegangen. Der Bau einer nur für Bergsteiger gedachten alpinen Unterkunft war damals etwas Neues. So überließ man das Risiko der Kostendeckung anfangs dem Brandner Gastwirt Samuel Kegele, der den kleinen Bau großteils auf eigene Kosten erstellt und die Bewirtschaftung übernommen hatte. Die anfänglich schwache Frequentierung mochte an der Rentabilität zweifeln lassen, doch schon nach wenigen Jahren erwies sich die Hütte auf Grund der ständig wachsenden Besucherzahl als zu klein.

 

Die Douglass-Hütte als erste Schutzhütte des Alpenvereins

Die „Touristenhütte am Lünersee“ war die erste alpine Schutzhütte der Alpenvereinssektion Vorarlberg und zugleich die erste des Deutschen Alpenvereins überhaupt – eine absolute Novität! Nach dem tragischen Tod von John Sholto Douglass wurde die Schutzhütte in „Douglass-Hütte“ umbenannte. Diese Unterkunft wurde allerdings im Winter 1876/77 von einer riesigen Staublawine wie ein Kartenhaus weggefegt. Noch im Frühjahr schwammen die Trümmer der Hütte auf dem eisbedeckten See. Auf Grund dieser Erfahrung fiel die Entscheidung, die Schutzhütte in eigener Regie durch den Alpenverein größer, sicherer und komfortabler wieder aufzubauen. Mit diesen Zielvorgaben wurden zugleich auch neue Maßstäbe mit erhöhten Sicherheitsnormen für den Bau von weiteren Schutzhütten gesetzt. Die Herstellung eines sicheren Zugangs zum Lünersee und die Eröffnung der ersten bewirteten Schutzhütte hatten ein rasch steigendes Interesse für Bergtouren auf die Schesaplana geweckt,  dadurch wurden auch wegebauliche Veränderungen erforderlich.

In rascher Folge errichtete die Sektion Vorarlberg daraufhin die nächsten Hütten. Während der zehnjährigen Obmannschaft von Andreas Madlener wurden gleich drei solcher Hütten errichtet, nämlich am Hohen Freschen die „Freschenhütte“, die Tilisunahütte und die Schutzhütte am Vermuntgletscher wurde zur Erschließung der Silvretta gebaut. Außerdek wurde der Neubau der zerstörten Douglass-Hütte durchgeführt.

Nach dem Tod Madleners erhielt diese Hütte den Namen „Madlenerhaus“. Heinrich Hueter, der Nachfolger von Andreas Madlener, war im ganzen Land als „Alpenvereins-Hueter“ bekannt. Aber er war nicht nur Obmann, sondern zugleich auch Hüttenwart, Bücherwart, Naturschutzwart und ein kühner Bergsteiger. Insgesamt war er rund 40 Jahre für den Alpenverein tätig. Unter seiner Leitung entstand im Rellstal eine weitere Hütte, die „Heinrich-Hueter-Hütte.“

Douglashütte am Lünersee gegen Kirchlispitzen; Foto Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek
Douglashütte am Lünersee gegen Kirchlispitzen; Foto Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek

Sektion Bludenz als Ausnahme

Aus der Sektion Vorarlberg heraus bildeten sich Ortsgruppen, die sich zu sogenannten „Bezirken“ zusammenschlossen. Bludenz bildete dabei eine Ausnahme, da hier 1895 eine eigene „Sektion Bludenz“ gegründet wurde. Die Fabrikanten Ferdinand, Leo und Andreas Gassner engagierten sich intensiv für diese Vereinigung, außerdem schenkten sie der neu gegründeten Sektion sowohl die Sarotlahütte (1902) als auch die Frassenhütte (1938).

 

Wegebau in den Anfangsjahren

Zum Bau der Freschenhütte gehörte 1874-75 der Wegebau von der Saluveralpe und von der Binnelalpe zum Hohen Freschen. Bei der Errichtung der Tilisunahütte war 1879 die Anlage von Wegen von der Gampadelsalpe und aus dem Gauertal über den Bilkengrat erforderlich. Dadurch wurde gleichzeitig auch ein besserer Zugang zur Sulzfluh gewährleistet. In ähnlicher Weise bedingten sich bei den später entstandenen Schutzhütten Wege- und Hüttenbau gegenseitig. Mit der Zunahme des Bergtourismus wurde es bald notwendig, die anfangs nur behelfsmäßig hergestellten Aufstiegsmöglichkeiten weiter zu verbessern und zu ergänzen. Bei manchen Gipfeln, die für Bergsteiger besonders interessant waren, war es naheliegend, auch unabhängig vom Vorhandensein von Alpenvereinshütten Wege und Steige anzulegen. Das geschah beispielweise schon früh bei den Drei Schwestern, bei der Mondspitze, am Naafkopf und bei den Übergängen über den Gemstelpass, das Sareiserjoch und das Amatschonjoch. Wo sich niemand mehr um die Erhaltung der alten Saumwege kümmerte, wie zum Beispiel am Schlappingerjoch und am Zeinisjoch, wurden durch den Alpenverein ebenfalls Verbesserungen vorgenommen. Finanziert wurden diese Bauten durch die ständig wachsende Mitgliederzahl, außerdem durch Spenden von Privaten, Firmen und Alpvereinssektionen.

 
 

Natur- und Umweltschutz

So wurde bereits in einer Hauptversammlung 1927 in die Vereinssatzungen als Aufgabenstellung „die Erhaltung der Schönheit und Ursprünglichkeit der Ostalpen“ aufgenommen. In der Sektion Vorarlberg bemühten sich in diesen Jahren vor allem die Sektionsvorstände Ludwig Mähr und Siegfried Fussenegger um eine verstärkte Beachtung der Naturschutzanliegen. So sollte bei dem Bau von Wegeanlagen Zurückhaltung geübt werden, da die Erschließung der Hochlagen mit Alpenvereinswegen und Schutzhütten bis in die 1920-er Jahre so weit fortgeschritten war, dass es kaum mehr möglich war, größere zusammenhängende Gebiete mit unberührter Natur auszuweisen. Ludwig Mähr trat vehement für die erste Verordnung zum alpinen Pflanzenschutz ein. Diese Verordnung wurde in späterer Folge zur Naturschutzordnung umgewandelt. Außerdem gelang es ihm, das Bergführerwesen der Sektion Vorarlberg zu vereinigen.

Edelweiss - Foto Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek
Edelweiss - Foto Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek
 

Erster Weltkrieg

Als während des Ersten Weltkriegs Italien 1915 Österreich-Ungarn den Krieg erklärte, waren die gut ausgebildeten Gebirgstruppen der kaiserlichen Armee an der Ostfront im Einsatz. Zahlreiche Freiwillige aus den Reihen der nicht eingerückten Bergsteiger meldeten sich an die italienische Front. 1916 bildet die k. u. k. Armee eigene „Bergführerkompanien“ aus, die an der Südfront gegen Italien zum Einsatz kamen. Im Gebirgskrieg hatte der Alpinismus seine Bewährung erfahren – aus dem persönlichen, privaten oder wissenschaftlich begründeten Interesse war eine Disziplin entstanden, die militärische Bedeutung erlangt hatte.

Seit dem Zusammenschluss des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1874 sah sich der Verein als einigendes Band zwischen Österreich und dem Deutschen Reich. Schon seine Organisationsform war „großdeutsch“. Viele Sektionen suchten sich ihr Arbeitsgebiet bewusst an den Sprachgrenzen, um dort das Deutschtum zu stärken. Die Nationalitätenkonflikte in der Monarchie wurden auch in den Alpen ausgetragen: Bergbenennungen waren typische Streitpunkte zwischen Alpenvereinssektionen. Nach dem Ende der Monarchie radikalisierte sich die Politik in Österreich. Erstmals gewannen jetzt auch im Alpenverein äußerst aggressive deutschnationale und völkische Töne an Einfluss. Anfangs setzte sich die Vereinsführung dem Antisemitismus noch entgegen. Der großdeutsche Gedanke und die Betonung der „völkischen Aufgaben“ des Alpenvereins waren jedoch Konsens.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde der sogenannte „Arierparagraph“ von  einem Großteil der Alpenvereinssektionen eingeführt. Damit positionierte sich der Alpenverein als antisemitischer, deutsch-national ausgerichteter Verband. Von den rund zweihundert Sektionen in Österreich bildeten nur vier eine Ausnahme, so lehnte auch die Sektion Bludenz den „Arierparagraphen“ ab.

Auf der Gipfelplatte des Hohen Ifens, Archiv des Deutschen Alpenvereins, München
Auf der Gipfelplatte des Hohen Ifens, Archiv des Deutschen Alpenvereins, München

Zweiter Weltkrieg

Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich bekannte sich der Alpenverein zum Großdeutschen Reich. Der Wunsch, dass die Grenzen zwischen den beiden Staaten fallen sollten, war auf unzähligen Alpenvereins-Hauptversammlungen ausgesprochen worden. Als „Deutscher Alpenverein“ integrierte sich der Verein in das Herrschaftssystem der NSDAP und wurde zum alleinigen Bergsteigerverein im Deutschen Reich. Im nationalsozialistischen Staat hatte der Alpenverein Leistungen für die „Volksgemeinschaft“ zu erbringen: Zahlreiche Parteiorganisationen beanspruchten Vorrechte auf den Hütten, mehrfach kam es zu Beschlagnahmungen und für die Hitler-Jugend sogar zur Kinderlandverschickung. Auch mit der Wehrmacht arbeitete der Alpenverein eng zusammen, indem freiwillige Meldungen zu den Gebirgsjägern abgewickelt wurden und der Verein in deren Ausbildung eingebunden war.

Mit Ende des Krieges drohte die Auflösung des Vereins, dies konnte jedoch in einem langjährigen Rechtsstreit abgewiesen werden. Die politischen Tendenzen der 1920-er Jahre und die Einbindung in das nationalsozialistische Herrschaftssystem waren für den Alpenverein in den letzten Jahrzehnten immer wieder ein Problem. Die Trennung von „belasteten“ Funktionären, die bewusste Aufnahme von Beziehungen zu alpinen Vereinen in ganz Europa oder das Bekenntnis zu Österreich waren die ersten Schritte in den 1950er- Jahren. Dieses unrühmliche Kapitel in der Geschichte des Alpenvereins wurde umfassend in Form von wissenschaftlichen Dokumentationen, unterschiedlichster Literatur und Ausstellungen aufgearbeitet. So war unter anderem 2009 im Jüdischen Museum in Hohenems die Ausstellung „Hast du meine Alpen gesehen?“ zu sehen.

Der Alpenverein stand am Beginn des Fremdenverkehrs in den Alpen. Der Bergführer wurde zu einem Beruf, die Investitionen in Hütten und Wege gaben den Einheimischen in abgelegenen Regionen Arbeit.

Die Besuchszahlen auf den Alpenvereinshütten stiegen Anfang des letzten Jahrhunderts kontinuierlich. Der Alpenverein wurde in diesen Jahrzehnten zum größten alpinen Verein Europas.

 

150 Jahre Alpenverein Vorarlberg

In 150 Jahren ist der Alpenverein nicht alt geworden. Er präsentiert sich heute als moderner und traditionsreicher, vielseitiger und doch konsequenter Verband, der von über 25.000 Menschen hier in Vorarlberg getragen wird. Er baut aber auch auf die Errungenschaften dieser 150 Jahre auf. Die finanziellen Vergünstigungen, die der Alpenverein seinen Mitgliedern bietet, beruhen auf der freiwilligen Arbeit, die tausende Menschen aus „Liebe zu den Alpen“ immer wieder auf sich nehmen.

Die wichtigsten Aufgaben des Alpenvereins liegen in der Ausübung bergsportlicher Tätigkeiten wie Wandern, Bergsteigen, Klettern, Skitourengehen und vieler Trendsportarten in den Bergen. Selbstständig, eigenverantwortlich und risikobewusst in den Alpen unterwegs sein: darauf bereiten geführte Touren und zahlreiche Ausbildungsprogramme vor. Die Angebote der Alpenvereins-Akademie qualifizieren die Tourenführer und Jugendleiter der Sektionen. Veranstaltungen des Alpenvereins werden ausschließlich von geschulten und geprüften Personen geleitet. Neben der Qualifizierung von ehrenamtlichen Mitarbeitern richtet sich die breite Palette an Aus- und Weiterbildung an alle Interessierten – egal ob Vereinsmitglied oder nicht.

Außerdem beweist der Alpenverein soziales Engagement mit seiner erfolgreichen Familien- und Jugendarbeit. Er bietet fundierte erlebnispädagogische Ausbildungen und ganzjährige Betreuung für Kinder- und Jugendgruppen sowie Feriencamps – auch für Teilnehmer mit Handicaps. Die von Alpenvereinsmitgliedern geschaffene und großteils durch freiwillige Arbeit erhaltene alpine Infrastruktur – Wege, Schutzhütten und Kletteranlagen – steht grundsätzlich allen Bergsportlern zur Verfügung. Damit leistet der Alpenverein einen wesentlichen Beitrag zum Breitensport und zur Gesundheit der Bevölkerung. Der kulturelle Auftrag des Alpenvereins findet in wissenschaftlichen Publikationen, Ausstellungen sowie in vielen kreativen Programmen seinen Ausdruck.

Gerade der Alpenraum stellt im Vergleich zu anderen geografischen Breiten aufgrund seiner Sensibilität ein besonders schützenswertes Ökosystem dar. Die langsam gewachsene Natur- und Kulturlandschaft muss aber einem ständig anhaltenden Erschließungsdruck der Wirtschaft weichen. Der ökologische Auftrag des Alpenvereins besteht daher seit Jahrzehnten darin, Naturräume zu bewahren und die Nutzung des Alpenraums für Erholung und Freizeit mit dem Schutz von Natur und Umwelt in Einklang zu bringen. Dem Erhalt von Schutzgebieten kommt dabei vorrangige Bedeutung zu. Die Tätigkeit des Alpenvereins reicht hierbei von Umweltbaustellen und Bergwaldprojekten über die umweltgerechte Ausstattung seiner Schutzhütten bis hin zu flächenbezogenem Naturschutz, alpiner Raumordnung und internationalen Aufgaben wie der Alpenkonvention.

Als alpiner Verein mit sozialem, ökologischem und kulturellem Auftrag und seiner reichen Tradition hat sich der Alpenverein zu einer vielfältigen, offenen und gesellschaftlich bedeutenden Institution in Vorarlberg und darüber hinaus entwickelt.

 
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