16.05.2022
Der Österreichische Alpenverein warnt vor hartgefrorenen Schneefeldern.
Die Temperaturen werden frühlingshaft, die Wandersaison beginnt. Doch trotz des schneearmen Winters lauern noch die letzten Lawinenreste auf manchen Wanderwegen. Das Absturzrisiko auf den hartgefrorenen und oftmals steilen Schneeflächen ist hoch. Der Österreichische Alpenverein ruft die richtigen Maßnahmen in Erinnerung, mit denen Wanderer Altschneefelder sicher überqueren können.
Altschneefelder halten sich mühelos bis in den Juli hinein. Liegen Wegabschnitte unter ihnen begraben, stehen die Wanderer vor einem Hindernis. „Mit ein paar wackeligen Schritten das Schneefeld überqueren und weiter geht's – diese Herangehensweise führt nicht selten zu schweren Unfällen“, warnt Michael Larcher, Leiter der Bergsportabteilung im Alpenverein.
Bereits nach wenigen Metern erreicht man bei einem Rutsch über einen 35 Grad steilen Firnhang Geschwindigkeiten, die nicht mehr kontrolliert werden können. Auch ein geringerer Neigungsgrad genügt und es kommt bei der Überquerung zu kritischen Situationen. „Die Altschneefelder sind oft hart gefroren. Einmal ins Rutschen geraten, kann man auf den eisigen Flächen kaum mehr bremsen. Selbst dann, wenn sie auf den ersten Blick gar nicht so steil wirken“, so Michael Larcher.
Wie wird
das Absturzrisiko verringert?
Mündet ein Wanderweg in ein steiles Altschneefeld, kann das Grund
genug sein, eine Bergtour abzubrechen.
Bei pickelharter Schneeoberfläche, großer Steilheit oder beim Fehlen einer
ausgetretenen Spur sollten bereits die Alarmglocken läuten.
Wird die Wanderung fortgesetzt und ist eine Umgehung nicht möglich, gibt es einige Sicherheitsempfehlungen zu berücksichtigen. „Damit man beim Queren eines Schneefeldes auch wirklich Tritte setzen kann, sollten wenigstens die oberen zehn Zentimeter der Schneedecke aufgeweicht sein“, rät Bergsportexperte Michael Larcher und merkt an: „Gute Bergschuhe sind dabei eine absolute Voraussetzung.“
Günstig
ist außerdem eine aufrechte
Körperhaltung, die Hüfte leicht nach innen geknickt, der Körperschwerpunkt über dem talseitigen
Schuh. Wanderstöcke helfen, das Gleichgewicht zu halten, können ein Abrutschen
aber nicht verhindern. Zu diesem Zweck empfiehlt Michael Larcher sogenannte Snowspikes: „Diese lassen sich wie
Schneeketten über jeden Wanderschuh stülpen. Sie eignen sich perfekt für ein
trittsicheres Queren von Schneefeldern. Spikes sind sehr leicht und
können bei Bergtouren problemlos mitgeführt werden.“
Ins
Rutschen geraten – was tun?
Auf Schneefeldern mit Abrutschgefahr macht es Sinn, vollständig
bekleidet und mit Handschuhen unterwegs zu sein. Wer auf einem
Altschneefeld ausrutscht, muss sofort mit allen Mitteln versuchen, den Sturz zu
bremsen. Michael Larcher dazu: „Bei einem Ausrutscher ist es wichtig,
sich sofort in die Bauchlage zu drehen und in der Liegestützposition mit Armen
und Beinen zu bremsen.“ Noch bevor die Rutschgeschwindigkeit immer weiter
zunimmt und unkontrollierbar wird, kann diese Maßnahme Leben retten.
Gewissenhafte
Planung
Je nach Ausrichtung ändern sich auch die Bedingungen auf den
Berghängen. Der Alpenverein rät Wanderern daher, sich vor jeder Tour sehr genau
über die aktuellen Verhältnisse zu informieren. Etwa bei Wanderwegen, die von
einem Sonnenhang in einen Nordhang führen. Mit Kindern unterwegs ist außerdem besondere
Vorsicht geboten: Nur bei mäßiger Neigung und einem sanften Auslauf, der keine
Steine aufweist, sind Schneefelder ein geeigneter Spielplatz.
Sicher
unterwegs mit der Videoserie „Sicher Bergwandern“
Um alpinen Gefahren beim Wandern bestens vorbereitet zu
begegnen, empfiehlt der Österreichische Alpenverein seine Videoserie „Sicher Bergwandern“. Alle Tipps zur richtigen Technik
und vor allem zum richtigen Material beim Überqueren von Altschneefeldern zeigt
die Videofolge „Vorsicht,
Altschneefelder!“ (Link unten). Ebenfalls hilfreich ist das Handbuch zum
Thema Bergwandern, erhältlich unter www.alpenverein.at/shop.