Die ursprünglich ausgeschriebene Durchquerung der Hohen Tauern muße
wegen einer kurzfristig angesetzten Hochzeit, bei welcher fast alle
Teilnehmer eingeladen waren, verkürzt und umgeplant werden.
Somit trafen wir uns am 27. Juli zur Mittagszeit in Dornbirn, um uns
mit 2 Autos auf den Weg nach Kals am Großglockner zu machen. In der
Bäckerei Ruetz in Schnann gab’s noch einen kurzen Zwischenstopp. Zudem
musste sich Michael während der Fahrt in Mathias Auto noch eine
musikalisch/kulturelle Lehrstunde über sich ergehen lassen, bevor wir um
18 Uhr „fertig angeschnallt“ in Kals loslegten. Über den Panoramaweg
ging’s dann Richtung Kalser Tauernhaus, das wir etwas verspätet um 20:15
erreichten. Wir staunten nicht schlecht, als wir dort von einer
zünftigen Bauernkapelle empfangen wurden. Aufgrund des Glockner
Ultra-Trails (110km und 6500Hm) war hier eine Versorgungsstation
errichtet worden und die Musiker „übten“ schon bei unserem Eintreffen
für die Läufer am nächsten Tag. Wir bekamen unser Abendessen trotz
Verspätung und stießen auf unseren Tourstart an.
Am nächsten Tag starteten wir Richtung Sudetendeutsche Hütte auf. Am
Spinewitrol (2483m) vorbei Richtung Schwarzsee erwartete uns eine Wiese
voller seltener Schönheiten: Edelweiß! Am Schwarzsee starteten wir noch
eine kleine Fotosession - Selfiestick war gestern, heute hat man
seinen privaten Fotografen dabei. Über die Adlerscharte (2828m) wollten
wir anschließend dem Grat entlang bis zur Sudetendeutschen Hütte folgen,
auf welchem wir dann aber knapp unter den Knappenköpfen umkehren
mussten, da das Gelände zu „rollig“ wurde. Kurz entschlossen gingen wir
zu einem Zwischenjoch zurück und stiegen die Flanke bis zum Normalweg
ab. Ab hier verlief unser Weg über die Muntanitzschneid und die
Gradötzscharte (2826m) zur Sudetendeutschen Hütte (2656m). Um ca 14:30
Uhr erreichten wir die Hütte, die von einem Nepalesischen Sherpa und
seiner Frau geführt wird.
Für den nächsten Tag machten wir aus, dass wir
um 3:45 Uhr aufstehen wollten, um den Sonnenaufgang auf dem Muntanitz
(3232m) anzuschauen.
Wie es der Zufall will schnarchten alle tief und fest, bis um ca.
4:15 Uhr per Zufall einer auf die Uhr schaute und einen grellen Schrei
durch das Matratzenlager hallen ließ "Scheiße verschlafen" -
Handy-Wecker sind eben nur von Mo-Fr scharf gestellt!!
Hastig packten alle das nötigste ein und stürmten aus der Hütte. Mit
einem ordentlichen Schritt stiegen wir über die Wellachköpfe (3037m)
zum kleinen und großen Muntanitz auf, den wir nach 1,5 h Erreichten.
Wir
hätten uns allerdings nicht so stressen müssen da sich dichtester Nebel
überall breit machte. Die Sonne wollte sich nicht mal annähernd blicken
lassen. Also stiegen wir für das Frühstück wieder zur Hütte ab. Nachdem
wir uns gestärkt und unsere restlichen Sachen gepackt hatten, ging es
Richtung Durrenfeld zur Kendlspitze (3085m). Auch dort wollten die
Wolken uns keine Aussicht zeigen, also stiegen wir auch dort wieder ab.
Über einen Höhenweg ging es dann zum Hohen Tor (2477m) und damit wir
noch den dritten Gipfel vor dem Mittag hatten, nahmen wir grad noch die
Blauspitze (2575m) mit. Da aller guten Dinge drei sind, zeigte sich
jetzt endlich eine schöne Aussicht in die umliegende Berglandschaft. Nun
lag der Abstieg nach Kals (Großdorf) bevor, der uns einige Höhenmeter
kosten würde. Zur Stärkung machten wir noch im Glocknerblick halt. Beim
Auto angekommen, packten wir nun unsere Rucksäcke um und „rüsteten“ auf,
denn die Hauptattraktion lag kurz bevor.
Wir fuhren dann mit den Autos
bis zum Luckner Haus – diese 700 Höhenmeter wollten wir unseren Beinen
ersparen - und starteten von dort um 15:15 Uhr über die Glorer Hütte
Richtung Salmhütte. Die Sonne brannte erbarmungslos am Nachmittag vom
Himmel, mit dem schweren Rucksack auf dem Buckel und ohne Wind wurde es
unerträglich heiß - der Schweiß tropfte in Kübeln. Vorbei an der Glorer
Hütte, staunten wir nicht schlecht, als die Salmhütte mit 1,5h
angeschrieben stand - dachten uns aber nicht viel dabei. Günter meinte
bei der Weggabelung dann, wir sollten den leichten Weg und nicht den
versicherten Steig nehmen, was sich als taktisch unklug heraus
stellte... Die Begeisterung hielt sich in Grenzen als wir sahen, dass
wir wieder 150hm absteigen sollten UND das gleiche auf der anderen Seite
wieder hoch laufen mussten. Völlig verschwitzt kamen wir dann auf der
Salmhütte um ca. 17:30 Uhr an. Die Dusche und das Abendessen freuten uns
ungemein. Wir tauschten uns dann noch mit der Hüttenwirtin über die
bestehenden Bedingungen und Aufstiegsmöglich-keiten auf den Glockner aus
und sie empfahl uns, mit den morgen absteigenden Bergführern zu
sprechen. Im längeren Gespräch ergab sich auch, dass die Hütte per Kraxe
von der Glorer Hütte (die hatte eine Materialseilbahn hat) beliefert
wurde und wir versprachen, eine Lieferung mitzubringen, wenn wir am
nächsten Tag dort vorbei liefen.
Am Morgen des nächsten Tages schien die Sonne wieder strahlend vom
Himmel und wir wollten es eigentlich etwas gemütlicher angehen lassen.
Gegen 8:30 Uhr starteten wir über die Pfortscharte, den Weißen Knoten
und das Berger Törl wieder vorbei an der Glorer Hütte unsere Tour. Über
den Eselssteig und die Peischlachalm führte uns der Weg zum
Peischlachtörl. Über den Kärntner Grenzweg bestiegen wir dann das Böse
Weibelein (3119m). Auf der anderen Seite stiegen wir dann wieder zum
Peischlachtörl ab und nahmen dann, um eine schöne Runde zu haben, den
Wiener Höhenweg wieder zur Glorer Hütte. Der Höhenweg war doch noch
etwas länger als gedacht, deshalb genossen wir dann auf der Glorer Hütte
noch eine Erfrischung, um auf dem Weg retour zur Salmhütte wieder etwas
gestärkt zu sein. Wir packten den versprochenen Proviant ein und nahmen
dieses Mal den versicherten Steig, um nicht wieder so viele Höhenmeter
zu verlieren. Wir staunten aber trotzdem nicht schlecht, dass die Frauen
auf der Hütte diesen Weg mit tlw. mehr als 20kg in der Kraxe
bestreiten. Als Dank für die Sherpa-Dienste bekamen wir dann noch den
versprochenen Schnaps.
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag über den Meletzkigrat auf den
Großglockner aufsteigen. Da der Gletscher laut Auskunft der Bergführer
beim Zustieg zum Meletzkigrat blank sei und mit über 30 Grad Neigung
nicht zu empfehlen ist und der Zustieg über den Hofmannsweg wegen
fehlender Leitern nicht möglich sei, entschieden wir uns für den
Normalweg.
Von der Salmhütte aus starteten wir um 5:30 Uhr über den
Hohenwartkees zur Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruh) 3454m, die wir 2h
später erreichten. Nach einer kurzen Pause brachen wir über das
Glocknerleitl zum Gipfel auf, von dem uns nur noch knapp 350 hm trennen
sollten. Nun tat sich für uns eine kaum vorstellbare Welt auf: Die
Menschenmassen, die dort auf dem gleichen Weg auf und ab gingen, mussten
aneinander vorbei und so entstanden immense Wartezeiten. Manch ein
ungeduldiger Bergführer meinte, es wäre eh nichts los, aber für uns war
klar: Einmal und nie wieder. Der Berg an sich ist schön, aber diese
Massen und dieser Stau hatte für uns nichts mit dem sonst üblichen
Bergerlebnis zu tun. Entschädigt wurden wir jedoch mit einem
wunderschönen Panorama und Kaiserwetter, das uns erlaubte, fast im
T-Shirt am Gipfel zu sitzen. Der Abstieg war gleich langatmig wie der
Aufstieg, da immer noch viele auf den Gipfel wollten. Während den
Wartezeiten ergab sich jedoch auch das ein oder andere lustige Gespräch
mit anderen Seilschaften. Um 16:00 Uhr kamen wir dann wieder auf der
Adlersruh an und ließen uns ein Bierchen schmecken.
Den Abend mit dem herrlichen Sonnenuntergang genossen alle und es
wurde ein gemütlicher Ausklang, bevor wir am nächsten Tag über den alten
Kaiserweg (Ködnitzkees) wieder zum Lucknerhaus abstiegen und nach Hause
fuhren.
Gruß Isabella
=> Fotos (Günter Schelling, Isabella Steiner, Mathias Fink
und Michael Egender)