Dieses Tal war bislang durch seine verkehrsmäßige Abgeschiedenheit so etwas wie ein weißer Fleck in der AV Landkarte. Um dies zu ändern, machten wir am 31. Juli eine Rundwanderung rund um den markantesten Berg im Hochtannberggebiet, den Widderstein. Ausgehend von Mittelberg führte uns der Weg zuerst ein Stück abwärts zur Breitach hinunter, die wir auf schöner Brücke überquerten. Hier auf Gemstelboden beginnt das Gemsteltal, das sich direkt vor uns ausbreitete. Auf breitem, angenehmen Weg kamen wir immer weiter, an etlichen einladenden Alpen vorbei, bis zur Alpe Hintergemstel. An eine Einkehr war aber noch nicht zu denken, hatten wir ja noch einen weiten Weg vor uns. Der eigentliche Aufstieg begann kurz hinter der Alpe, dessen Wahrzeichen ein lebensgroßer Steinbock ist! Rechts des Weges ragten die beiden Felsentürme des Widdersteinmassivs in den blauen Himmel. Wir stiegen nun den serpentinenartig angelegten Weg durch die Latschenfelder hoch. Linker Hand zeigte sich eine tiefe Klamm, wobei hier mehrfache Seile für eine sichere Passierung dieser Engstelle sorgten. Auf einer Höhe von 1694 m erblickten wir die Alpe Obergemstel, wo sich eine Einkehr nach diesem steilen Aufstieg geradezu anbot. Bei einer frischen Milch von der Lisl, aber auch anderen Getränken erholten wir uns prächtig, sodass einem zügigen Weitermarsch hinauf zum Gemstelpass nichts im Wege stand. Das gesamte Alpgebiet schallte wider vom Glockengeläute der Rinder, die sich hier zwischen Alpenkräutern und auch Alpenrosen sichtlich wohl fühlten. Am Scheitelpunkt öffnete sich plötzlich der Blick hinunter auf den Hochtannbergpass und ins gesamte Lechquellengebirge. Um diesen Anblick zu genießen, legten wir eine längere Pause ein, bevor wir der Widdersteinhütte zustrebten. Hier, direkt unter der Südwand des Widdersteins hatten wir die Hälfte des Weges zurück gelegt und eine Mittagspause auch verdient. Nach ausgiebiger Stärkung setzten wir unsere Rundreise fort. Den Einstieg zum Gipfel ließen wir rechts liegen und kamen bald zum Seekopf, wo wir erstmals ins Bärgunttal und nach Baad hinunter blicken konnten. Auf der Bärgunt-Hochalp, an der wir bald darauf vorbei kamen, tummeln sich derzeit an die 250 ! Rinder, aber auch eine größere Herde Haflinger konnten wir sehen. An Blumenreichtum ist diese Gegend kaum mehr zu überbieten. Jetzt, beim steilen Abstieg mussten wir aber auf unsere Schritte achten, um nicht zu vertrolen! Nach 5 Stunden reiner Gehzeit kamen wir hinunter zur Bärgunthütte, wo wir von der Sabine, einer freundlichen, aber wortgewaltigen Hüttenwirtin empfangen wurden. Nach ausgezeichnetem Topfenkuchen und etlichen Jausentellern machten wir uns wieder auf den Weg, um den Rest des Bärgunttales hinter uns zu bekommen. Die Strecke von Baad nach Bödmen verkürzte uns ein zufällig vorbeikommender Bus. Eine dem Vernehmen nach traumhafte Bergtour in einer den meisten unbekannten Talschaft war damit zu Ende!