Das Gipfelkreuz im Sturm
Niemand hatte vergessen, die Uhr umzustellen. Jeder war auf Sommerzeit eingestellt und war pünktlich um 06:30 Uhr am Parkplatz bei der Postfiliale in Hohenems. Das Ziel war am Sonntag, dem 25.03.2007 im Pitztal in Tirol, und zwar der Linke Fernerkogel. Die Teilnehmer waren Jürgen Pruner als Tourenleiter, Lothar Töpel, Michael König und Thijs Niesten.
Die Fahrt ins Pitztal verlief ohne Probleme. Der ortskundige Jürgen, der regelmäßig im Pitztal unterwegs ist, konnte uns einige Details über das Gebiet und seine Berge erzählen. Die von Jürgen ausgesuchte Schitour hat er selber zusammengestellt und ist in keinem Tourenführer zu finden. Es
würde sich später am Tage noch als sehr günstig erweisen, dass Jürgen diese Tour eine Woche vorher noch mit seinem Vater und Markus Grafl gegangen war. Er hatte die Route auf seinem GPS-Gerät gespeichert.
Nachdem uns die Gletscher U-Bahn "Pitz Express" auf 2840 Meter Höhe gebracht hat, ging es nach
einer kurzen Abfahrt gleich los. Wir klebten unsere Felle auf die Schi und zogen gleich unsere Klettergurte an, weil wir uns bereits am Gletscherrand befanden. Von hier aus galt es 750 Höhenmeter zu bewältigen. Es gab ausreichend Neuschnee und da wir die Ersten auf dieser Route waren, durfte Jürgen die Spur legen. Jürgen war wie immer mit seinem Snowboard auf dem Buckel unterwegs und musste mit seinen kurzen breiten Schi mühsamst den Weg für uns freimachen.
Das Wetter war an diesem Tag nicht gnädig mit uns. Trotz guter Wettervorhersage war es bewölkt, windig und Schnee fiel immer wieder vom Himmel. Nur ab und zu ließ sich die Sonne blicken. An einigen wenigen Hängen war die Schneedecke teilweise sehr kritisch (Lawinengefahr), sodass wir mit gebührendem Abstand die Hänge querten. Endlich nach ca. zweieinhalb Stunden Aufstieg sahen wir das Gipfelkreuz auf unserer linken Seite. Da wir noch eine Abfahrt mit mehr als 1800 Höhenmetern vor uns hatten, verweilten wir nicht lange am Gipfel. Der Ausblick war ohnehin durch
den bedeckten Himmel nicht weltbewegend.
Bei der Abfahrt musste vielen Gletscherspalten ausgewichen werden. Jürgen blieb immer wieder stehen, um mit seinem GPS-Gerät die Abfahrtsroute zu kontrollieren. So gelang es uns ohne größere Schwierigkeiten die Route zur Talabfahrtspiste des Schigebietes zu finden. Allerdings mussten wir noch einen Aufstieg/Queerung von fast einer Stunde auf uns nehmen, um mehrere Gletscherspalten und Steilwände zu umgehen. Die Schneequalität und der damit verbundene Fahrgenuß hielt sich in Grenzen. Es hatte viel zu viel Schnee. Aber trotzdem, wir hatten unser Abenteuer und waren mehr als zufrieden.
Die letzten mehreren hundert Höhenmeter Abfahrt konnten wir über eine präparierte Schipiste zurücklegen. Diese Piste verläuft über eine Notstraße, die erst vor kurzem gebaut wurde. Diese Straße ist sehr umstritten und wurde unter anderem vom Österreichischen Alpenverein stark kritisiert. Erst nach sechseinhalb Stunden Gesamtzeit waren wir wieder zurück beim Auto.
Dann genossen wir bei einem kühlen Getränk das pitztaler Apres-Ski mit der typischen Schlagermusik dessen "tiefsinnige" Texte wir analysierten. Die eineinhalbstündige Rückfahrt verlief ohne Probleme und wurde durch die etwas anspruchsvollere Apres-Ski-Musik von Hubert von Goisern begleitet.
Jürgen sei gedankt für die unfallfreie und abenteuerliche Schitour im Pitztal.
Zu dieser Tour gibt es auch eine Fotogalerie.
Autor: Thijs Niesten
Datum: 01.04.2007