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Kursbericht - Alpingruppe: Übungsleiter Hochtouren vom 26.06.2022 bis 01.07.2022 St. Leonhard im Pitztal (Kursbericht - Alpingruppe: Übungsleiter Hochtouren vom 26.06.2022 bis 01.07.2022 St. Leonhard im Pitztal)

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Kursbericht - Alpingruppe: Übungsleiter Hochtouren vom 26.06.2022 bis 01.07.2022 St. Leonhard im Pitztal

Übungzoom

Teilnehmer AV Hohenems:

Thomas Mierer

Unterkunft:

Taschachhaus, 2434m, St. Leonhard im Pitztal, Tirol

Kursleitung:

Bergführer Mario Zott
mit den Bergführern Johannes Helml und Wolfgang Goriup

Kursinhalt:

  • Tourenplanung und Durchführung
  • Natur und Umwelt
  • Orientierung, Wetterkunde und alpine Gefahren
  • Fortbewegung in Firn und Eis (Allzacken- und Frontalzackentechnik, Pickeltechniken)
  • Seil-Rettungs- und Führungstechnik im Fels und Eis (Anseilen, Verankerungen, Seilschaftsablauf)
  • Führen von Gruppen / Gruppendynamische Prozesse
  • Material- und Ausrüstungskunde
  • Recht und Haftung

Ablauf:

Tag 1

Gemeinsam mit zwei weiteren Teilnehmern aus Vorarlberg, bildeten wir eine Fahrgemeinschaft und machten uns auf den Weg nach St. Leonhard im Pitztal. Rechtzeitig kamen wir dann am vereinbarten Treffpunkt, dem Hotel Gundolf, an. Hier konnten wir dann bereits einen der Ausbildner, sowie einige Kursteilnehmer begrüßen. Nachdem wir das Gepäck für den organisierten Weitertransport deponiert hatten, fuhren wir weiter zur Talstation der Gletscherbahn. Von hier machten wir uns schließlich zu Fuß an den Aufstieg in Richtung Taschachhaus. Hier trafen wir schließlich auf die weiteren Ausbildner sowie auf die restlichen Kursteilnehmer, welche bereits am Vortag zum Taschachhaus aufgestiegen waren. Es wurden sogleich die Zimmer bezogen und vorab das restliche Tagesprogramm besprochen. Im Wesentlichen bestand dieses aus der Gruppeneinteilung, der Material- und Ausrüstungskunde und einem abendlichen Vortrag zum Thema Hochtouren im Allgemeinen durch den Kursleiter. Für die erstgenannten Programmpunkte nutzten wir die schöne Gegend um das Taschachhaus sowie das gute Wetter. Nicht allzu spät und voller Erwartungen ging es dann in die Schlafkojen.

Tag 2

In drei Gruppen ging es früh morgens, nach einem kräftigen Frühstück, durch das Taschachtal in Richtung Sexegertenferner. Um dahin zu gelangen, mussten wir am westlichen Fuße des Pitztaler Urkund, den Tobias-Jungk-Klettersteig - im Schwierigkeitsgrad C - durchsteigen. Dabei wurde uns beigebracht, wie so ein Vorhaben ohne wesentlichen Zeitverlust in einer größeren Seilschaft zu bewerkstelligen ist. Entsprechend der Planung gingen wir anschließend weiter bergwärts bis zum Gletscher. Da dieser durch die hohen Temperaturen bereits weit hinauf aper war, entschlossen wir uns die erste Flanke seilfrei zu gehen, was unter diesen Umständen sicher legitim und die beste Wahl war. Am Urkundsattel angekommen, bildeten wir dann eine Seilschaft. Von hier an, stiegen wir die relativ steile Flanken in Richtung Hochvernagtwand auf. Ziel war nicht der Gipfel, vielmehr das Üben des Aufstieges in Raupentechnik. Somit wurden T-Verankerungen hergestellt, Fixseile installiert, die Prusiktechnik zur sicheren Fortbewegung eingesetzt und natürlich auch mit der Halbmastwurf-Sicherungsmethode nachgesichert. Des Weiteren fanden wir einen beeindruckenden Windkolk, wo wir in hervorragender Weise den Mannschaftszug üben konnten. Den für alle aufregenden Höhepunkt bildete dann das Ablassen in eine Gletscherspalte am Urkundsattel und die Bergung mit der losen Rolle. Auch dies wieder in klassischer Form mit Prusikknoten, aber auch unter Einsatz von technischen Hilfsmittel, wie unter anderem der Umlenkrolle mit Rücklaufsperre. Den Rückweg über die Aufstiegsroute ins Taschachhaus, brachten wir trotz der fordernden Übungseinheiten recht zügig hinter uns. Nach dem Abendessen machten wir uns an die Tourenplanung, wobei wir im Zuge dessen auch durch unseren Ausbildner wertvolle Inhalte aus der Kartenkunde und Orientierung vermittelt bekamen. Müde, aber zufrieden ging es anschließend ins Bett.

Tag 3

Wie am Vorabend geplant, machten wir uns auf den Weg in Richtung des 2739m hohen, im Eiskastengebiet gelegenen, vorderen Köpfle. Unser Vorhaben war es, eben an dessen Südwand den Tag am Fels zu verbringen. Diese Entscheidung am Vorabend bei der Tourenplanung, viel nicht zuletzt aufgrund der vorhergesagten labilen Wetterlage. Der Rückzug zur Hütte würde von hier nicht allzu lange in Anspruch nehmen. Nachdem wir im oberen Bereich des vorderen Köpfle angekommen waren, richteten wir ein Seilgeländer zu den fix installierten Abseilständen ein. Neben der herkömmlichen Abseilvariante mit einem Tuber Abseilgerät, versuchten wir auch Alternativen, welche nur mit Karabinern auskamen. Am Wandfuß angekommen, suchten wir uns eine Aufstiegsroute, um das Klettern in leichtem Fels in Mehrseillängen zu üben. Aufgrund des offensichtlichen Wetterumschwunges traten wir dann kurz nach Mittag den Weg zum Taschachhaus an. Dort angekommen, hatten wir noch die Möglichkeit, in direkter Umgebung zur Hütte unterschiedliche Standplatzvarianten aufzubauen und diese zu diskutieren. Somit hatten wir einen weiteren Tag die Zeit draußen optimal genutzt. Im Anschluss an das Abendessen trafen wir uns wieder zur gemeinsamen Tourenplanung, für den Folgetag, im Seminarraum ein. Danach nutzten wir die Möglichkeiten in der Hütte um bis zur Nachtruhe die „Münchenhausentechnik“, mit technischen Varianten, zu üben.

Tag 4

Wie auch an den vorangegangenen Tagen, trafen wir uns pünktlich um 07:00 Uhr vor der Hütte.
Das Ziel war diesmal der Taschachferner, um im geeignetem Gelände verschiedene Übungseinheiten am Eis durchzuführen. Dieses fanden wir am Gletscher unweit der Gamsköpfle. Auch an diesem Tag, mussten wir die Wetterlage im Auge behalten. Es war bereits klar, dass wir nicht den ganzen Tag zur Verfügung hatten. Auf dem Programm standen die Fortbewegungstechniken auf Eis unterschiedlicher Steilheit. Hierfür richteten wir unter Einsatz von Eisschrauben und Eissanduhren einen verseilten Parkour ein. Somit konnten wir dann die Gehtechniken, Allzacken- und Frontalzackentechnik, ausgiebig üben. Aber auch andere Fortbewegungstechniken, wie das Hochprusiken am Fixseil oder mit Rücklaufsperren mit Tibloc-Zwischensicherungen zur Fortbewegung am laufenden Seil. Besonders das Klettern im Steileis unter Einsatz der Frontalzacken und des klassischen Führerpickels war ein eindrückliches Erlebnis. Aufgrund der fortschreitenden Zeit mussten wir uns zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden: entweder wir kommen trockenen Fußes zur Hütte oder wir machen einen Abstecher zum Gletschertor unterhalb des Urkundsattels und wechseln auf Regenbekleidung. Die Entscheidung fiel eindeutig für das Gletschertor aus und wurde durch ein außergewöhnliches Erlebnis und einen bleibenden Eindruck vergütet. Den kalkulierten Regen auf den letzten 500 Metern Abstieg zur Hütte, nahmen wir dafür gerne in Kauf. Am Abend folgte die Tourenplanung. Es sollte die erste Gipfeltour werden.

Tag 5

Um vier Uhr erschienen alle beim Frühstück, eine Stunde später abmarschbereit vor dem Taschachhaus. Bereits am Vorabend wurden, im Anschluss an die Tourenplanung, die Rucksäcke gepackt um gut vorbereitet in den frühen Tag starten zu können. Entgegen unseren Erwartungen gingen wir bis hoch zum, uns bereits bekannten, vorderen Köpfle im Regen. Wir waren jedoch sicher, dass sich die Wetterbedingungen bessern würden, und so geschah es dann auch. Weiter in westlicher Richtung auf weglosen Gelände, den Steinmännchen folgend, ging es schließlich zum mittleren Eiskastenferner. Dort angekommen bildeten wir zur Begehung des Gletschers eine Seilschaft, bis hin zum Einstieg der Ostgratroute zur Bliggspitze. Dem Ostgrat folgend ging es dann in kleineren Seilschaften, in leichter Kletterei, auf den Gipfel. Nach kurzer, aber ob des Weitblickes genussvollen, Gipfelpause machten wir uns an den Abstieg. Am Sattel angekommen, seilten wir uns über einen perfekt eingerichteten Kettenstand eine 25m tiefe Abseilpiste auf den hinteren Eiskastenferner ab. Es folgte der Abstieg über vergletschertes und anschließend felsiges Gelände. Das felsige Gelände ging langsam auf schöne Wiesen über, wonach uns der Sexegertenbach zurück zum Taschachhaus führte. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Erzählungen von der Tour und einem kalten Getränk.


Tag 6

Am letzten Kurstag standen schließlich die Lehrauftritte der Teilnehmer auf dem Programm. Die Themen waren sehr vielseitig gewählt. Einige davon mussten selbständig erarbeitet werde, wie die erste Hilfe am Berg oder auch das Thema Naturschutz, andere wiederum dienten der Festigung der während der Kurstage vermittelten Inhalte. Konkret waren dies die Lehrauftritte zur Spaltenbergung wie auch der Standplatzbau. Jedes der Themen wurde von den Teilnehmern sehr gut vorbereitet und vorgetragen, so dass sich das Interesse bis zum Schluss aufrecht hielt. Aufgrund der Wettervorhersage, eine für den Nachmittag herannahende Schlechtwetterzelle, machten wir uns nach dem letzten Lehrauftritt, also gegen Mittag, ohne Verzögerung an den Abstieg. Die Verabschiedung der neuen Alpenvereins-Hochtourenübungsleitern sowie der Ausbildner erfolgte dann bei der Talstation der Materialseilbahn.


Fazit:

In den 6 intensiven, wie auch schönen und lehrreichen Tagen wurden uns die Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten des Übungsleiters äußerst gut vermittelt. Selbstverständlich kann dieser Bericht nicht annähernd die dabei gewonnenen Erlebnisse, Eindrücke und Erkenntnisse wieder geben.

An dieser Stelle vielen Dank an Mario, Johannes und Wolfgang, welche dafür sorgten, dass wir uns nun sehr gut vorbereitet auf unsere bevorstehenden Hochtouren-Übungsleiteraufgaben beim Alpenverein freuen dürfen.

Trivia:

Während des Übungsleiterkurses stand die Frage im Raum, wieso die Selbstbergetechnik deren Namensgeber Robert Purtscheller (†) „Münchhausentechnik“ benannt hat: Baron von Münchhausen versinkt auf seinem Ritt im Morast: „Hier hätte ich unfehlbar umkommen müssen, wenn nicht die Stärke meines Armes mich an meinem eigenen Haarzopfe, samt dem Pferd, welches ich fest zwischen meine Knie schloss, wieder herausgezogen hätte.“

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