Sonntag, 6.8.2017, 6:30 Uhr, zwei Autos und 13 begeisterte AlpinistInnen, die alle das gleiche Ziel hatten – die Wildspitze, der höchste Berg Tirols. Nach wetterbedingter Verschiebung der Tour war die Wahrscheinlichkeit von Regen erneut relativ hoch, doch der Wetterbericht für den Folgetag sah doch deutlich vielversprechender aus. Beim Aufbruch vom Ausgangsort Vent im Ötztal spekulierten wir noch mit einer wünschenswerten Verzögerung des prognostizierten Regenfalls, doch mit zunehmender Höhe verdichteten sich die Wolken und mit den ersten Tropfen war schon bald regenfeste Kleidung angesagt. Beim 2,5 stündigen Aufstieg zur Breslauer Hütte war dichter Nebel unser stetiger Begleiter und verwehrte uns einen Blick auf die sehenswerte Bergkulisse der Ötztaler Alpen. Nach einer Stärkung zur Mittagszeit begab sich der Großteil der Truppe ins Dachgeschoß, um die Bequemlichkeit der Schlafgemächer zu testen, während sich der harte Kern an der umfangreichen Getränkekarte erfreute. Ein Austausch mit einem Bergführer ergab, dass die Bedingungen lediglich suboptimal waren. Bei der Lagebesprechung am Abend teilte uns Hubert mit, dass die 45° steile Rinne aufgrund des starken Gletscherrückgangs nicht mehr begehbar sei und wir alternativ die Route über den Klettersteig nehmen würden. Dies sollte der guten Stimmung aber keinen Abbruch tun. Ganz im Gegenteil, nicht nur außerhalb der Hütte sondern auch im Inneren ging es flüssig zu, sodass wir nahezu an die Grenzen der Weinvorräte stießen.
Am Montag, dem Tag der Gipfelbesteigung, wurde die Tagwache um 5:00 Uhr mit einem üppigen Frühstück eingeläutet. Kurz vor 6:00 Uhr machten wir uns auf den Weg, die Wildspitze zu erklimmen. Entgegen der Behauptungen des Bergführers fanden wir ideale Bedingungen vor. Es herrschte nach dem gestrigen Regentag nicht nur herrlicher Sonnenschein, sondern auch der über Nacht gefallene Schnee sorgte für guten Grip auf dem eisigen Untergrund. Nach absolviertem Klettersteig bildeten wir Seilschaften. Neben vier Gletscherneulingen hatten wir mit Helmut auch einen sehr erfahrenen Mann mit im Team, der bereits alle 64 4000er der Alpen erfolgreich bestiegen hat. Als wir auch das letzte Teilstück bis zum Gipfel trotz regen Gegenverkehrs erfolgreich bewältigt hatten, gab es mit „Znünar“ und herrlicher Aussicht die perfekte Kombi. Die Aussage eines Tourenberichts, welchem zufolge der Ausblick auf der Wildspitze nur durch die Krümmung der Erde begrenzt sei, erwies sich als absolut richtig. Besonders eindrucksvoll war der Blick Richtung Italien, wo der Ortler deutlich zu erkennen war. Beim Abstieg über den Gletscher wurde noch eine Spaltenbergung simuliert, bei der der „verunglückte“ Karlheinz sichtlich Freude hatte. Wir kehrten auf dem gleichen Weg wieder zur Hütte zurück, wo es noch eine Stärkung gab, bevor wir die letzten Höhenmeter in Richtung Tal zurücklegten. Helmut und Karlheinz, die beim Abstieg das Schlusslicht bildeten, trafen auf halber Strecke auf einen sichtlich geschockten, ausländischen Gast, dessen Aussagen zufolge sich einer seiner Freunde verletzt hatte. Weil der Jugendliche keine genauen Angaben über deren Aufenthalt machen konnte, wurde der Hubschrauber gerufen, um den Buben zu Hilfe zu kommen. Um die Wartezeit zu überbrücken, ergab sich für die restliche Gruppe ein weiterer Einkehrschwung. Die Nachhausefahrt verlief reibungslos und für Gesprächsstoff war gesorgt.
Danke an alle Teilnehmer für das tolle Wochenende und speziellen Dank an die Führer der Seilschaften und Tourenführer Hubert.
Rafael