„Kitschtaste“ ausschalten!
Am Donnerstag 22.7. starteten 14 motivierte Frauen und Männer frühmorgens Richtung Ostalpen. Der Wetterbericht war auf unserer Seite und so stiegen wir bei warmen Temperaturen Richtung Bovalhütte. Der Blick auf den Morteratschgletscher und die Berggipfel ließen unsere Herzen höher schlagen. Erste Rast gab es auf der Bovalhütte und Martin, unser Fotograf, musste bereits zum ersten Mal seine Kitschtaste ausschalten, so schön war die Aussicht. Weiter gings über leichte Kletterei auf die Fuorcla da Boval und weiter auf den Piz Tschierva (3546m) von dem wir eine grandiose Aussicht genossen. Die dünne Höhenluft setzte einem Kameraden recht zu, weshalb der Abstieg in Etappen passierte. Hier gilt ein Dank an unseren Oberarzt Martin und Bergretter Jodok, die die Situation vollkommen unter Kontrolle hatten. Auf der Tschiervahütte konnten wir diesen geglückten ersten Tag bei einer oder vielleicht zwei Flaschen Wein gemütlich ausklingen lassen.
Der Weckruf am zweiten Tag war um 5 Uhr morgens und führte uns bei schönstem T-Shirt-Wetter hoch auf den Piz Morteratsch (3751m). Ein kleiner Zwischenfall mit einer den Gletscher runterrutschenden Wasserflasche, einem Fänger am Seil (der kurz vergessen hatte, dass er am Seil war) und einem pinkelnden Kameraden, der kurzerhand gestoppt wurde, wird uns allen noch eine Weile einen Grinser ins Gesicht zaubern. Auf dem Gipfel war die Aussicht auf die umliegenden Gipfel und den wunderschönen Biancograt wieder fast zu kitschig – Martin hatte seine Kitschtaste schon längst ausgeschaltet!
Dieses Mal ging es ohne Zwischenfälle, gut durch unsere Tourenführer Dietmar und Martin gesichert, runter zur Bovalhütte. Der Abend war kurz – die Weinflaschen schnell geleert, denn der Wecker ging dieses Mal um 3:30. Wir hofften auf stabiles Wetter, was uns auch die Dame von Meteoswiss am Telefon zusicherte.
Um 4:00 starteten wir mit der Überquerung des Morteratschgletschers und bis auf ein nasses Bein von Edi lief alles perfekt. Dann ging es bergauf und schon bald standen wir vor dem Fortezzagrat. In einfacher Kletterei mit grandioser Aussicht ging es rasch hoch und unser Ziel der Piz Palü (3901m) kam immer näher. Mit ihm aber auch ein paar dunkle Wolken in der Ferne und schon bald standen wir im Schnee- und Graupelschauer. Zwischenzeitlich besserte das Wetter immer mal wieder und als wir den Hauptgipfel erreichten war die Aussicht der Wahnsinn: wahnsinnig beschissen – unsere Laune hingegen war immer noch super und wir merkten schnell, dass der Nebel für den nächsten Abschnitt sehr hilfreich war: Niemand konnte sehen, wie tief die Flanken links und rechts nach unten gingen. Dann hatten wir es doch eilig vom Berg runter zu kommen – ein Gewitter auf einem Gletscher erleben, steht nicht bei vielen auf ihrer Must-See-Liste. Nass, müde, aber überglücklich und zufrieden erreichten wir alle gesund und unbeschadet die Bergstation Diavolezza - ein Hoch an den Erfinder der Seilbahnen. Somit gingen drei grandiose Hochtourentage zu Ende.
Ein herzliches Dankeschön geht an Martin und Dietmar, unsere Tourenführer! Auch ein herzliches Dankeschön an eine wahnsinnig starke Truppe – Tip Top würde ich sagen.
Bergheil Lisa
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