Vom 5. Bis 7. September hatte Konrad wieder zu seiner traditionellen herbstlichen Klettersteigtour eingeladen. Diesmal nicht nach Südtirol sondern ins Karwendel – mit vorherigem Abstecher nach Innsbruck. Und diesmal auch nicht zu einer Tour wie viele, sondern zu einer „Abschiedstour". Mehr dazu, weiter unten.
Der Bus war voll besetzt, als wir aufbrachen. Die Alpenvereins-Ausstellung in der Innsbrucker Hofburg war das erste Ziel. Zwei Stunden brauchten wir, um die interessante Zusammenstellung von allem, was mit Bergen, Bergbildern, Gegenständen und Bergleidenschaften zu tun hat, zu durchlaufen. Den Ausstellungs-Titel „Berge - eine unverständliche Leidenschaft“ hätten wir aber gern umbenannt. In „… eine verständliche Leidenschaft!!!“.
Bei gutem Wetter ging es weiter zum Achensee und von dort ins Falzthurntal mit dem Bus-Ziel Gramai-Alm (1.263 m). In der sich zunehmend verdeckenden Sonne ging es rund 700 m hinauf zur Lamsenjoch-Hütte (1.953 m). Dort angekommen, war das Tourenziel Lamsenspitze (2.508 m) bereits in den Wolken verschwunden. Der Wetterbericht versprach nichts Gutes und tatsächlich, am nächsten Morgen war selbst die Hütte von Wolken umgeben und der starke Regen schlug gegen die Scheiben. Unserer guten Laune konnte er aber nichts anhaben! Ein gemütlicher Hüttenvormittag bot Zeit zum Reden, Schreiben und Ausruhen. Danach ging es trockenen Fußes aber immer noch ziemlich eingenebelt zum Hahnenkampl (2.080 m). Der Nebel riss auf und gab den Blick frei aufs Tal und auf eine Gruppe Gämsen. Als wir später zur Hütte zurückkehrten, zeigte sich aber bereits, dass gutes Wetter herauf zog und gegen Sonnenuntergang konnten wir bereits die Lamsenspitze sehen.
Ein im leuchtenden Morgenrot erstrahlender Berg begrüßte uns am nächsten Morgen. Mit angelegtem Geschirr ging es flott zum Einstieg in den Klettersteig mit dem „Brudertunnel“ - einer Höhle mit Kamin am oberen Ende, durch den man auf die gegenüberliegende Bergseite gelangte. Gegen Mittag saßen wir in strahlendem Sonnenschein – und mit strahlenden Gesichtern – auf dem Gipfel. „Kaiserwetter“ mit weitem Fernblick aus 2 ½ Km Höhe.
Der Rückweg auf dem versicherten Normalweg bot dann noch einmal schöne Ausblicke auch in die umliegenden Täler. Und einige von uns konnten beim Abstieg der Verlockung nicht wiederstehen, auf der eeeeeewig langen Schutthalde am Fuß der Lamsenspitze mit langen Schritten ab zu fahren. Sie saßen dann bereits „abgerüstet“ beim verdienten Glas auf der Hüttenterrasse, als alle anderen eintrafen.
Die restlichen 700 Höhenmeter hinab zum Bus verliefen dann recht geschwätzig und gut gelaunt. Jeder hatte einen Stein (einer einen echten „Brocken“) im Gepäck, für das am Bus folgende, von Elfriede geplante „Zeremoniell“. Mit einem Geschenk (Dazu Konrad: „Das kommt dann auf mein Grab“), einer kurzen Ansprache und einem Lied bedankte sich die Gruppe für die vielen von Konrad organisierten und geführten Touren. Für viele war es ein etwas zwiespältiger Augenblick: Einerseits die auf den Moment komprimierten schönen Erinnerungen an die gemeinsamen Touren mit Konrad und andererseits die Frage „Wer springt in die Bresche? Wie wird’s weiter gehen? Wer hält die Truppe zusammen und schafft es, in Zukunft ähnlich erinnerungswürdige Touren zu organisieren?
Nach diesem fröhlich-wehmütig stimmenden Moment ging es mit dem Bus unter bewährt-sicherer Führung durch Georg in einem Rutsch bis nach Hause.
Diese Tour wird uns in Erinnerung bleiben!
Jürgen (Mellau)