24.06.2022 - 26.06.2022 in Silvrett
In einer kompakten Gruppe aus jeweils drei Bergsteigern und drei Bergsteigerinnen machten
wir uns auf den Weg in die schöne Silvretta. Das Erlernen des Basiswissen für Hochtouren
stand auf dem Programm. Dabei war es für ein paar das erste Mal mit Steigeisen an den
Füßen und für andere eine Wiederholung und Vertiefung von bereits Gehörtem. Vor allem
aber wollten wir gemeinsam eine schöne Zeit in wunderbarer, alpiner Umgebung verbringen
und das im Laufe der Tage erlernte dann auch auf einer Gipfeltour anwenden.
Die Voraussetzungen waren also geschaffen, aber schließlich mussten wir noch bis wenige
Tage vor der geplanten Abreise zittern ob denn auch das Wetter mitspielen würde. Das
hochsommerliche und daher auch gewitterträchtige Juni-Wetter hatte dann doch Mitleid
mit uns und gewährte uns zwei perfekte Tage in der Silvretta.
Zu viert starteten wir aus Bregenz zum Silvrettastausee, wo wir unsere anderen beiden
Mitstreiter treffen sollten. Der Aufstieg zur Wiesbadener Hütte blieb fast schon wundersam
bis direkt vor die dortige Haustüre trocken und erlaubte so ein entspanntes Kennenlernen
während dem gemütlichen Aufstieg.
Angekommen in der Wiesbadener Hütte bezogen wir zuerst unsere private Kemenate. Noch
vor dem heiß ersehnten Abendessen stand Materialkunde am Plan. Von Bandschlingen über
Eisschrauben bis hin zum selbstgebastelten Eissanduhrfädler wurden die Untiefen der
Hochtouren-Ausrüstung ergründet. Sogar nach dem feinen Abendessen war noch nicht ans
Schlafen zu denken. Kartenkunde und Tourenplanung waren unsere letzten
Tagesordnungspunkte. Mit Präzision und Hang zum Perfektionismus wurden fiktive aber
auch eventuell in den nächsten Tagen umzusetzenden Hochtouren geplant.
Am ersten vollen Tag unseres Kurses machten wir uns nach einem entspannten Frühstück
auf zum Ochsentalergletscher. Mit Blick auf den imposanten Gletscherbruch, der jedoch
leider auch immer mehr und mehr an den Gletscherschwund denken lässt, war die erste
Aufgabe des Tages zu bewältigen. Nach Sturztraining am Firnfeld und dem Üben des Gehen
mit Pickel und Steigeisen machten wir uns weiter auf zum Rand des Gletschers. Nach
Besprechung des Verhaltens in der Seilschaft schritten wir direkt zu Tat und marschierten
gemeinsam am Seil den Ochsentaler Gletscher hinauf. Bereits nach kurzer Gehstrecke tat
sich vor uns eine gut sichtbare Gletscherspalte auf, die für weitere Übungen einlud.
Spaltenbergung mittels Mannschaftszug und der losen Rolle wurden theoretisch und
praktisch geübt. Als Tourenleiter „opferten“ wir uns und verbrachten einige kühle und vor
allem nasse Momente in der Spalte. Unser Vertrauen in die Teilnehmer zahlte sich aber aus,
denn schließlich wurden wir auch wieder fachmännisch aus der Spalte gezogen. Auch einige
der entgegenkommenden Seilschaften waren sichtlich begeistert ob der perfekten
Ausführung der Rettungsmanöver.
Nach einem ereignisreichen Tag wurde beim wieder sehr guten Abendessen entspannt.
Natürlich musste auch noch die finale Tourenplanung unseres Gipfelziels erfolgen. Nach
Abwägen von Vor- und Nachteilen, sowie offener Diskussion mit dem Nachbartisch,
entschieden wir uns für die Dreiländerspitze als unser Ziel. Mit einer Kombination aus Charm
und Witz des deutschen Kellners und untermalt durch Wäldergesang verbrachten wir noch
einen gemütlichen Abend, bevor es dann schließlich wieder zu Bett ging.
Beinahe pünktlich stiegen wir dann am Finaltag über teils mühsames Blockgeländer zum
Vermuntgletscher auf. Über diesen ging es dann in zwei 3er Seilschaften und mit perfekter
Seildisziplin bis zur Gipfelflanke über welche wir durch teils loses Geröll hinauf zum Westgrat
gelangten. Über nette Kraxelstellen ging es dann bei grandioser Aussicht dem Gipfel
entgegen. Die Passagen mit Tiefblick waren bereits durch die vor uns befindliche Seilschaft
der Sektion Neu-Ulm mittels Fixseilen gesichert worden, welche wir freundlicherweise auch
mitbenutzen durften. Somit gestaltete sich der Weg zum Gipfel als reine Genußkraxelei. Am
schmalen Gipfelgrad kam es dann wie bereits vermutet zu einer leichten Staubildung. Da
bereits wieder einige Wolken aufgezogen waren, verblieb nach demokratischer Abstimmung
die Hälfte unserer Gruppe am Vorgipfel, während die andere Hälfte die letzten Meter zum
Gipfel meisterten. Die Gipfelrast wurde verschoben und gemeinsam machten wir und
wieder an den Abstieg. Zur Stärkung gab es noch ein letztes Mal eine herrliche Mahlzeit auf
der Wiesbadener Hütte, bevor es schließlich wieder zurück zum Parkplatz und nach Hause
ging.
Tourenführer: Harald Hübner und Maximilian Mächler
Bericht: Maximilian Mächler