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Wandertage für „60-Plus“ (Wandertage für 60 Plus)

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Wandertage für „60-Plus“

Hüttenwanderung in den Dolomiten Donnerstag, 23.7. bis Sonntag, 26.7.2020

So die Ankündigung im Jahresprogramm. Das dazugehörige Symbol versprach eine „Bergtour ohne besondere Schwierigkeiten“. Ganz so einfach wollte es Wolfgang Bartl uns Young- Oldies natürlich nicht machen ...

Tag 1: Donnerstag, 23.7.:

Nachdem wegen Schlechtwetters die Tour um drei Wochen zurückverschoben wurde, starteten wir pünktlich um 5:30 in Nüziders in Richtung Sextener Dolomiten. Wolfgang sammelte seine fünf „Mädels“ ein, die letzte am Westbahnhof in Innsbruck. Barbara musste dort allerdings recht lange auf uns warten, hatte sie doch unser Guide bereits auf 5:30 dorthin bestellt. Ja, so schnell vertippt man sich in einem WhatsApp ...

Angekommen am idyllischen Misurinasee (1.750 m) in der Provinz Belluno/Venetien, wartete Wolfgang mit seinem ersten kulinarischen Highlight auf: ein ausgezeichneter Linzerkuchen, den wir übrigens auf jedem Gipfel erneut genießen sollten. Ein großes Dankeschön an die Kuchenbäckerin Helma!

Gegen 10:30 ging es los: vom Hotel Miralago zuerst durch einen lichten Wald hoch in Richtung unserer ersten Unterkunft. Wolfgang wollte wohl unsere mentale und körperliche Konstitution überprüfen, denn er zweigte plötzlich nach links ab und stieg steil bergauf in Richtung der felsigen Spitzen der Cadinigruppe, dem südlichsten Gebirgsstock der Sextener Dolomiten. Ein anspruchsvoller Steig führte über Geröll, mit Drahtseilen und Leitern gesicherte leichte Kletterstellen bis zur Misurinascharte (Forcella Misurina, 2.395 m). Auf der anderen Seite ging es auf dem bekannten Bonaccossa-Höhenweg (Dolomiten Höhenweg Nr. 4) ebenso steil, zum Teil seilgesichert und über Blockfelder, hinunter bis zur Col de Varda-Hütte (2.115 m). Dort bemerkten wir den Sessellift, der uns auf einfachste Weise vom Misurinasee aus hierherbringen hätte können. Doch Anstrengung soll belohnt werden: sogleich standen 6 Proseccos und eine Brettljause auf dem Tisch. Die Feuertaufe war bestanden.

Leichten Fußes erreichten wir nach einer weiteren Stunde die Carpi-Hütte (Rifugio città die Carpi, 2.110 m), eingebettet in einem grasbewachsenen Sattel, beeindruckend die dahinter liegende mächtige Cadinigruppe mit ihren zackigen Spitzen. Nach Bezug unseres Mini-6er- Zimmers und einem guten Abendessen teilte sich unsere Gruppe auf: zwei Frauen bevorzugten, sich mit einem Aperol auf die morgige Königsetappe einzustimmen, während Wolfgang drei seiner „Meiggana“ trotz bedrohlich nahem Gewittergrollen über seilgesicherte leichte Kletterei noch auf den Hausberg führte.

Unsere heutige Tagesleistung ohne Hausberg: 776 HM↑, 412 HM↓, 6 km, 4 Std. Gehzeit.

Tag 2: Freitag, 24.7.:

Unzählige Blitze und lautes Donnergrollen drangen nachts stundenlang durch unser weit geöffnetes Fenster. Sonst aber war es geräuschlos in unserem Kabäuschen.

Der Wetterbericht des Hüttenwirtes verhieß nichts Gutes für unsere schwierigste und längste Etappe: „Bruttissimo tutto il giorno“. Da vertraute Wolfgang doch lieber seiner Bergfex-Vorhersage, nämlich trockenes Wetter bis 11 Uhr und dann nur leichter Regen.

Um halb acht verließen wir unsere Hütte, um auf dem hochalpinen Sentiero Durissini, einer Variante des Dolomiten Höhenweges Nr. 4, die zentralen Gipfel der Cadinigruppe zu durchqueren. Die Landschaft war atemberaubend: rau, aber spannend, immer neue Bilder von Scharte zu Scharte, wunderschöne Tief- und Ausblicke, markante Felstürme, spitzige bizarre Felszacken, steile Zick-Zack-Kehren, schmale Schotterkars und Geröllrinnen, Blockgelände, exponierte Steige mit leichten Kletterpassagen, zum Teil seilgesichert, sollten uns den ganzen Tag begleiten.

Stets oben in den Felsen, wo höchste Konzentration Voraussetzung war, überschritten wir in stetigem sehr steilen Auf und Ab die Forcella Cristina (2.390 m), die Forcella Cadin Deserto (2.400 m), die Forcella Sabbiosa mit ihren zahlreichen spitzen Kehren (2.440 m) und schließlich die Forcella della Torre (2.400 m).

Pünktlich laut Wolfgangs Wetterbericht, mitten in einem steilen Abstieg, begann es zu regnen, und zwar immer stärker, sodass Wolfgang sich entschied, über steile, rutschige Felsen hoch zum Passo del Tocci und zur nahen, mitten in der wilden Felslandschaft liegenden Fonda Savio Hütte aufzusteigen. Dort wärmten wir uns mit einer ausgezeichneten Suppe und einem Zirbenchnapserl.

Nach 1 1⁄2 Stunden hörte der Regen auf, und wir begannen, ins Tal abzusteigen. Geplant war, die Tour abzukürzen und über leichtere Wege unsere nächste Unterkunft zu erreichen. Als dann jedoch die Sonne hervorlugte, bemerkte Wolfgang wohl unsere immer sehnsüchtiger zu den Felsspitzen aufschauenden Blicke: Ohne viel Worte änderte er plötzlich die Gehrichtung, und wir stiegen wild über Alpenrosenfelder und breite Schotterkare hoch bis zur Rimbianco-Scharte (2.176 m), um unsere „Königsetappe“ entlang des Dolomiten Höhenweg Nr. 4 zu beenden. Über ausgesetzte, schmale Schotter- und Felswege, quer durch senkrecht abfallende Felsen, durch eine mit Drahtseil und einer längeren Leiter versicherte Rinne über nassen Fels und über einen alten Kriegspfad mit vielen Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg steigend, standen plötzlich mächtig die Drei Zinnen vor uns. Es begann erneut zu tröpfeln, raschen Schrittes erreichten wir – wieder auf normalem Gehgelände – zuerst die Auronzohütte und dann die Lavaredohütte, unser heutiges Nachtlager. Alle waren wir uns einig: Das nochmalige Aufsteigen hat sich mehr als gelohnt!

Unsere heutige Tagesleistung: 1176 HM↑, 948 HM↓, 11 km, 7 1⁄2 Std. Gehzeit

Tag 3: Samstag, 25.7.:

Heute hieß es früh aufstehen. Der Himmel war klar, sodass einer Fotosession rund um die Lavaredohütte mit dem berühmten Drei Zinnen-Motiv nichts im Wege stand. Geübte Augen erspähten schon die ersten Kletterer hoch oben in den Zinnen.

Wie schon gewohnt, starteten wir um 7:30 zu unserer Drei Zinnen-Umrundung. Die Dreizinnenhütte erreichten wir natürlich nicht auf dem üblichen Touristentrampelpfad, sondern über einen Steig unterhalb des Paternkofels samt kleiner Kraxelei für ein „Drei

Zinnen-Spezial-Fotomotiv“. Weiter ging es in Kehren abwärts bis zum Rienzboden und, zuerst steil bergauf, dann sanfter über eine Hochfläche mit wunderbaren Alpenrosen bis zur Langalm. Dort verschwand Wolfgang kurz im Inneren der Alpe und – wir ahnten es schon – die Wirtin erschien mit einer üppigen, wunderbar hergerichteten Älplerplatte: Geräucherte Würste, Käse, Aufstrich, Speck, Schüttelbrot, Vinschgerle – alles vom Feinsten. Genauso wie das Heu-, Löwenzahn oder Zirbenschnapserl, das uns die Wirtin zum Abschluss spendierte.

Wir verließen den Dolomiten Höhenweg Nr. 4 mit seinen vielen Touristen und zweigten rechts ab. Zwischen Latschen, vorbei an aufgelassenen Kriegsgräben, erreichten wir zuerst die Forcella de l’Arghena und dann die Abzweigung steil hoch in Richtung Katzenleiterkopf (Croda de l’Arghana, 2.262 m) mit leichter Kraxelei kurz vor dem Gipfel. Zuvor jedoch hatte Wolfgang für uns noch eine Mutprobe parat: auf einem abschüssigen, sehr gefährlich ausschauenden ausgesetzten Pfad führte er uns zu einem aufgelassenen Kriegsstollen.

Auf der anderen Seite des Gipfels ging es dann im Zickzack zwischen Latschen steil hinunter ins Tal, sodass wir nach einem längeren Wiesen- und Waldweg wieder am Misurinasee beim Hotel Miralago ankamen. Ein Aperol auf der Terrasse, ein gutes Abendessen und anschließend ein Spaziergang zum fast touristenlosen See beendeten diesen wundervollen Tag in netter Gemeinschaft und grandioser Natur.

Unsere heutige Tagesleistung: 712 HM↑, 1.330 HM↓, 14 km, 6 1⁄2 Std. Gehzeit

Tag 4: Sonntag, 26.7.:

Auch am Sonntag schien die Sonne. Unsere Herzen bereits voll mit wunderbaren Eindrücken der letzten drei Tage, fuhren wir mit dem Auto bis zum Dürrensee, um auch noch den Monte Piano (2.324 m), „Berg der Tränen“ genannt, zu besteigen.

Nach Überquerung des Bachbettes der Rienz trafen wir auf einen alten Kriegssteig, den sogenannten Pioniersteig, der sich zuerst durch den Wald und dann über den Nordwesthang hinauf in die steil abfallenden Felsen windet. Auf halber Höhe standen wir plötzlich vor einem kleinen Soldatenfriedhof aus dem Ersten Weltkrieg. 14.000 Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee mussten damals im erbitterten Gebirgskrieg zwischen Österreich und Italien ihr Leben lassen. Gedenkkreuze, rote Kerzen und Rosenkränze erinnern an die Kaiserjäger, die hier ihr Vaterland verteidigten.

Nachdenklich stiegen wir weiter steil hoch über seilgesicherte Passagen und mühsam angelegte Kriegssteige mit Tunneln und Stollen, bis wir über einen Teil des historischen Höhenwegs Nr. 6 und dem Dolomiten Höhenweg Nr. 3 das traumhaft schöne Hochplateau des Monte Piano (2.324 m) erreichten. Der ehemalige Gipfel wurde damals im Krieg regelrecht weggesprengt. Die Rundumsicht war trotz wolkenverhangenem Himmel grandios: die Drei Zinnen zum Greifen nah, im Süden die Cadinispitzen und das mächtige Cristallo- Massiv, die Hohe Gaisl im Westen und weit hinten die Nuvolau-Hütte mit der Marmolada. Zugleich aber erinnern zahlreiche Lauf- und Schützengräben sowie Stolleneingänge daran, dass der Monte Piano einst Schauplatz eines grausamen Stellungskrieges war. Im Gegensatz dazu unsere große Dankbarkeit, hier auf diesem Kraftplatz stehen und den Frieden spüren zu dürfen.

Nachdem das letzte Stück Linzerkuchen verzehrt war, überschritten wir das Plateau und stiegen über den sogenannten Touristensteig über zum Teil ausgesetztes, brösliges, sandiges Gelände, über kleine Brücken und kurze versicherte Passagen und Stufen steil hinunter, um durch mystische Sandmoränen und über wunderbar blühende Wiesen nach 920 HM und 5 1⁄2 Stunden wieder zu unserem Auto am Dürrensee zu gelangen.

Ein kurzes Fußbad im kalten Bachbett, dann hieß es Einpacken im obligatorischen Wolfgang- Eiltempo. Souverän und sicher fuhr uns Wolfgang wieder nach Hause, zuerst durchs Pustertal, mit Zwischenstopp am Westbahnhof Innsbruck, wo Barbara ausstieg, und einem zweiten Stopp in der Branger Alm in Unterperfuss, wo wir ein selbstgebrautes Bier und Imeldas Lieblingsgericht, ein Wiener Schnitzel, vertilgten.

Wolfgang, wir bedanken uns ganz herzlich für die wundervollen Tage in so harmonischer Gemeinschaft. Du hast uns alle verjüngt, hast unsere Muskel- und Sprungkraft beim Fotografieren trainiert, unsere Mutgrenze nach oben verschoben und uns mit deinem äußerst angenehmen Tempo und den Gourmet-Überraschungen mehr als verwöhnt.

Barbara, Brigitte, Gerlinde, Imelda, Marlies,

deine zusammengewachsene, auf eine „60-Plus-2021-Tour“ hoffende Gruppe im Alter zwischen 62 und 78 Jahren.


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