Am wolkenverhangenen Wahlsonntag-Morgen trafen sich - aus diesem Grund etwas später als üblich - 18 Bergfreunde und machten sich auf die Fahrt durch das Kanaltal und über Tolmezzo zum Ausgangspunkt Sella Chianzutan. Der strahlend blaue Himmel bereits auf halber Strecke ließ die etwas lange Anfahrt vergessen, sodaß alle wohlgelaunt um 9,30 Uhr das erste Teilstück zur Casera Mongranda in Angriff nahmen. Hier verschwanden Anoraks und Pullis in den Rucksäcken, da es die Herbstsonne bereits gut mit uns meinte. Nun ging es eine Zeit lang durch Buchenwald steiler aufwärts, bald aber erreichten wir das baumfreie Gelände mit schönen Ausblicken nach Süden und zu unserem Gipfelziel. Weiter oben kamen wir in flacheres Almgelände, das uns zur aufgelassenen Alm Casera Val führte. Nun folgte noch ein Steilanstieg in einen Sattel, dann ging es am Nordgrat, zuletzt mit etwas Kletterei, zum Gipfel in 1.914 m Höhe. Hier erwartete uns eine beeindruckende Rundsicht von den Julischen Alpen über den Karnischen Hauptkamm bis hin zu den Dolomiten der Carnia, des Belluno bzw. Südtirols.
Nach ausgiebiger Rast, lediglich durch einen kühlen Wind etwas beeinträchtigt, erfolgte der Rückweg vorerst am Anstiegsweg. Am Ende des Almgeländes bogen wir aber auf Steigspuren kurz in das Tal nach Norden ab und erklommen ostwärts auf einem alten, etwas verwachsenen Steiglein den Sattel, unter dem der Tunnel einer alten Feldbahn hindurchführt. Hier erreichten wir das Gebiet eines neuen Bergbau-Lehrpfades, der vom Verzegnis-Steig abzweigt und mit mehreren Möglichkeiten bis zum wieder aktivierten Marmorsteinbruch führt. Das Ganze wird begleitet von Schautafeln, restaurierten Seilbahnstützen, einer erneuerten Holzrutsche für Marmorblöcke und vieles mehr. Überhaupt ist festzuhalten, daß hier in den letzten 2-3 Jahren sehr viel auch in die Markierung neuer Wege bzw. die Verbesserung der Markierung alter Wege investiert wurde.
Nachdem das Wetter nach wir vor perfekt und die Gruppe noch hoch motiviert war, entschieden wir uns für den Weiterweg über die Colle dei Larici, deren höchster 1.779 m beträgt und von wo man die gesamte Marmorsteinbruch-Anlage überblickt bzw.einen herrlichen (Tief)Blick in die Täler der Carnia hat. Nach einer Rastpause führte der Weiterweg sodann am Ostgrat der Colle steil abwärts und ein kurzes Stück durch einen "Märchenwald" zum Ricovero Presoldón, leider nicht (mehr) bewirtschaftet. Nach einer letzten, sonnigen Rast ging es über steile Grashänge und durch Wald zurück zur Casera Mongranda, wo wir einen Schäfer mit riesiger Schafherde bei der Arbeit beobachten konnten, und zu den Autos im Verzegnistal, die wir gegen 16,30 Uhr erreichten. Ein delikates Essen an der Bundestraße in Camporosso war dann der würdige Abschluß eines schönen Bergerlebnisses.
Wilhelm Pohl