Nach einem frühen Start (5:00 in Tulln) und einer entspannten Fahrt (Feiertag keine LKW) waren wir um ca. 11:00 am Ausgangspunkt unserer viertägigen Wanderung, dem Parkplatz des Rifugio Giaf.
Wir das waren Gitti, Sylvia, Rudi, Andreas und ich.
Ziel waren die "Dolomiten östlich der Piave" ein Naturschutzgebiet mit wenigen Hütten (dafür vielen Biwakschachteln), mit Bergen um 2.500 Meter Höhe....
...und viel Schnee. Immer wieder trafen wir auf Lawinenkegel und von den Lawinen in die Lärchenwälder geschlagene Schneisen.
Der viele Schnee, ein eben erst erschienener Führer aus dem Hause Rother sowie eine noch geschlossene Hütte führten zu einer spannenden und flexiblen Tourgestaltung.
Vom Parkplatz weg war die Schutzhütte (Rifugio Giaf, 1.400 m) nach nur einer dreiviertel Stunde erreicht. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gipfel wolkenverhangen. Wir stärkten uns daher vorerst einmal und machten uns dann mit leichtem Gepäck auf eine Wanderung zur Forcella (= Sattel) Scodavacca. Die sollten wir aber nicht erreichen. Denn nach der Hälfte des Weges begann es zu Donnern und auch leicht zu regnen. Im Eiltempo marschierten wir zur Hütte zurück auf den letzten Metern erwischte uns doch noch ein Regenguss mit Hagel.
Wir stellten uns daher auf einen Nachmittag in der Hütte ein, doch nach keiner halben Stunde war das Gewitter vorüber, es war blauer Himmel und wir konnten endlich die Berge rundherum sehen. Wir zogen daher noch einmal unsere Schuhe an, um die schönen Stunden noch zu genießen. Wir stiegen zur Forcella Urtisiel auf, die wir aber auch nicht ganz erreichten, weil wir das Abendessen nicht verpassen wollten (der Rückweg am letzten Tag führte uns aber dann doch noch über diesen Sattel).
Trotz dieser Unterbrechungen bewältigten wir rund 1.200 Höhenmeter an diesem Tag.
Kartenausschnitt erster und zweiter Tag
Am Freitag, den 12.06. erwartete uns blauer Himmel. Nach einem guten Frühstück machten wir uns auf den, vom Hüttenwirt als begehbar empfohlenen Weg zur Forcella del Cason (2.224 m). Das erste Stück ging mühsam über viele, zur Erosionsverhinderung errichtete Stufen hinauf. Bald ging es aber auf schönem Weg Richtung Scharte, bis wir ein Schneefeld erreichten. Der oberflächlich relativ weiche Schnee ließ gute Tritte zu, sodass wir schnell an Höhe gewannen und schließlich den Übergang ins nächste Tal erreichten. Wir warfen auch einen Blick in die Nordschlucht: dort wäre auch ein Weg gegangen, der aber vom Hüttenwirt, wie wir uns überzeugen konnten, zurecht nicht empfohlen wurde.
Ohne großen Höhenverlust stiegen wir zum Bivacco Marchi-Granzotto ab, um gleich wieder zur nächsten Scharte, der Forcella del Leone, aufzusteigen. Von dort folgte ein langer Abstieg von 2.290 m auf 1.249 m zum Rifugio Pordenone. Viel Schutt und das schwere Gepäck machten sich bemerkbar.
Die Schutzhütte erreichten wir am frühen Nachmittag. Nach einer kleinen Mahlzeit bezogen wir unsere Zimmer. Anschließend machten wir noch gepäcklos einen Abstecher zum Belvedere del Campanile di Val Montanaia, also zu einem Aussichtspunkt, von dem aus der mitten im Tal stehende Felsturm Cima di Val Montanaia zu sehen ist das Highlight dieser Gebirgsgruppe.
Insgesamt waren auch an diesem Tag ca. 1.200 Hm zu bewältigen.
Für Samstag, den 13.06. war die Besteigung des Monte Pramaggiore geplant, wobei unsicher war, ob der Gipfel aufgrund der Schneelage erreichbar sein wird. Es war wunderschönes Wetter, sodass wir voll Vorfreude ins nächste Tal stürmten und den Aufstieg begannen es war nicht das richtige Tal. Als wir das bemerkten, gab es zwei Möglichkeiten: zurück zum Start oder eine andere Route zurechtlegen. Wir beschlossen Letzteres und entschieden uns für eine Runde auf nicht markierten (eigentlich nicht mehr markierten, gelegentlich waren noch alte Farbtupfen zu sehen), aber in der Karte eingezeichneten Wegen über die Forcella Sciol de Mont Cima Postegae Forcella Postegae Passo Pramaggiore - Rifugio Pordenone.
Der Aufstieg zur Forcella Sciol de Mont führte zuerst über doch ziemlich steilen und härteren Schnee. Später ging es auf unangenehmem Schutt und brüchigen Fels zur Scharte. Hier zeigte sich, dass Sylvia und Andreas (mit denen ich bisher noch keine Bergtour unternommen hatte, die Qualitäten von Gitti und Rudi sind bekannt) eine große Trittsicherheit und Geschicklichkeit aufwiesen, sodass wir uns auf die Fortsetzung unserer Tour auf diesen ungebahnten Wegen ruhigen Gewissens einlassen konnten. Letztlich stellte sich der Aufstieg zu dieser Scharte als unangenehmstes Stück der ganzen Tour heraus.
Von der Scharte stiegen wir nach Osten in einem breiten Kessel, später auf einem breiten Rücken zum gutmütigen Grat empor, dem wir bis zum Passo Pramaggiore folgen sollten.
Teils über Schnee, teils über Feinschutt erreichten wir den Gipfel des Cime Postegae (2.358 m). Von hier hatten wir eine großartige Aussicht. Nach Norden bis zum Alpenhauptkamm, nach Westen weit in die Dolomiten hinein. Nach Osten stand der Pramaggiore einer Fernsicht bis zu den Julischen Alpen im Weg. Nur nach Süden war keine gute Fernsicht, denn das Wetter hatte sich inzwischen insoferne geändert, als von der Po-Ebene Wolken aufzogen. Im Norden war es weiterhin wolkenlos. Wir waren gerade dazwischen. Es war nicht so ganz sicher, ob das Wetter halten wird. Vorweg es hat gehalten. Und wie ein Blick auf die Karte zeigte, war der schwierigere und zeitaufwändigere Teil bereits hinter uns.
In leichtem auf und ab wie es auf einem Grat so ist kamen wir gut voran. Interessant war eine Stelle, wo der Weg plötzlich den Hauptgrat nach Süden verließ und einem niedrigeren Sekundärgrat folgte. Nach kurzer Zeit sahen wir den Grund: der Hauptgrat endete in einem senkrechten 100m-Abbruch (eine Falle im Nebel!).
Nach der Forcella Postegae hätte der Weg noch über die Cima Cadin geführt. Wir entschlossen uns aber, den Gipfel auf der Südseite in einfachem Gelände zu umgehen, sodass wir schließlich überraschend schnell den Passo Pramaggiore erreichten.
Nach einer Pause konnten wir endlos lang über ein Schneefeld abfahren und damit viele Abstiegshöhenmeter rasch überwinden. Am Ende des Schneefeldes mussten wir kurz die Markierung (ab dem Pass war der Weg wieder markiert) suchen. Zum Schluss wanderten wir gemütlich das Tal hinaus zur Schutzhütte (wieder das Rifugio Pordenone). Obwohl die letzten 120 Hm wieder hinauf zur Schutzhütte hätten nicht mehr sein müssen ....
An diesem Tag waren fast 1.500 Hm zu bewältigen. Insgesamt waren wir ca. 9 Stunden unterwegs. Und der Weg war viel schöner und spannender als die Tour auf den Pramaggiore wahrscheinlich gewesen wäre (außerdem hätten wir auf dem gleichen Weg hin und zurück gehen müssen eine Runde ist schon schöner). Es hat so sollen sein.....
Kartenausschnitt dritter und vierter Tag
Am Sonntag stand leider schon wieder die Rückfahrt auf dem Programm. Vorher aber mussten wir noch zum Auto kommen. Um dieses Ziel zu erreichen, durften wir noch fast einen dreiviertel Tag die wunderschöne Landschaft geniessen.
Es war wieder ein herrlicher, wolkenloser Tag. Nach dem Frühstück wanderten wir lange relativ flach das Val Meluzzo hinauf. Nach der Abzweigung zum Bivacco Marcchi-Granzotto wurde der Weg deutlich steiler, sodass wir rasch an Höhe gewannen. Schließlich erreichten wir fast schon auf der Höhe der Forcella Urtisiel - die weitläufige Hochfläche einer Alm (Ric. Cason di Brica). Nach einer Pause wanderten wir fast eben zum letzten Passübergang. Tief unter uns lag das Rifugio Giaf, wo wir noch einmal vor der Heimfahrt Essen wollten. Mit Beginn des Abstieges entschwanden unsere Berge rasch unseren Blicken. Ein etwas wehmütiger Moment.
Nach der Stärkung bei der Schutzhütte und einer Runde Boccia stiegen wir endgültig zum Auto ab.
Bevor wir die Heimreise antraten, erfrischten wir uns kurz im kalten Wildwasser.
Um ca. 23:00 war ich als Letzter zu Hause.
Bei den Teilnehmer möchte ich mich für ihre Kameradschaft, ihre Flexibilität und die immer gute Stimmung bedanken.
Robert Schwarz