Wieder einmal einen hohen Dreitausender und
nicht gerade vor der Haustüre – da bieten sich die Hohen Tauern und besonders
die Glockner Gruppe an. Diesen Wunsch wollten wir uns erfüllen, nach einer
guten Vorbereitung und Planung trafen wir uns Im Parkhaus Kesselboden in
Kaprun.
Wir, das waren Moni, Gerti, Ulli, Renate, Walter und Bertl, eine Gruppe, die
sich schon lange kennt und gut miteinander auskommt.
Das Wetter war eher grauslig, regnerisch und kühl, aber die Anreise zum
Startpunkt Mooserboden ist interessant: Zuerst ein Pendelbus, dann ein steiler
Schrägaufzug, von der Bergstation weiter, wieder mit einem Bus, bis zu den
Staumauern am Mooserboden. Heute hängen die Wolken weit herab, es nieselt und
wir machen uns gleich auf den Weg zum Heinrich Schweiger Haus. Gleich hinter
der Drossensperre (ist eine der beiden Staumauern) bei einem Pumpwerk beginnt
der Weg. Nicht zu übersehen sind zwei ordentliche Alukisten, gefüllt mit
Frischwaren für die Hütte. Daneben ein Schild mit der freundlichen Aufforderung,
sich zu bedienen und das Material auf der Hütte abzugeben. Wir lassen uns nicht
bitten und nehmen 5Kg Tomaten und ein paar Kleinigkeiten mit.
Moni und ich lösen den Altersbonus und gehen hinten nach, nicht gemütlich, denn
der Hang ist steil und recht anstrengend. Nach 800 Hm sind wir auf dem Heinrich
Schweiger Haus in 2802 m. Die Hütte ist super geführt und wir genießen zwei
Tage bei guter Kost, feinen Getränken und einer gewaltigen Aussicht.
Am nächsten Morgen „brodeln“ wir nach dem Frühstück herum, das Wetter ist nicht
besonders gut aber auch nicht schlecht, zumindest trocken. Wir starten, leider
ohne Moni, und gleich nach der Hütte steigen wir durch einen steilen, aber gut
versicherten Kamin, zumindest ist man danach aufgewärmt. Weiter über meist gut
gestuftes Schrofengelände, teilweise mit Wegspuren erreichen wir bald den
Fochezkopf am Beginn des Kaindlgrates – der war einmal der Biancograt der
Glocknergruppe, heute ziemlich reduziert - immer noch ein schöner Anstieg. Beim
Übertritt auf das Kaindlkees trennen wir uns: Walter, Renate und Gerti gehen
auf den Hinteren Bratschenkopf 3413 m, Ulli und ich wollen gleich auf das
Wiesbachhorn. Das Wetter wird immer besser, Ulli legt eine saubere Spur zur
Wielingerscharte, wo uns ein heftiger eiskalter Wind empfängt. Der weitere Aufstieg
führt über den Südwestgrat. Steigspuren teilweise vom Neuschnee der letzten
Tage zugeweht, zeigen uns den Weg, nie besonders schwierig. Sonne, Wolken, Wind,
Eis und Schnee, die Faszination des Hochgebirges hat uns erfasst. Erst am Grat,
knapp unter dem Gipfel, wird der Wind zum Sturm. Wir halten kurz an, um zu
beraten, wir zögern noch, aber mir hat die kurze Rast wieder Kraft gegeben und
neugierig bin ich auch. Wunderbarerweise wird der Wind nicht stärker und so
stehen wir bald auf dem Großen Wiesbachhorn 3563m. Die Aussicht ist gewaltig,
alle Gipfel in der Umgebung sind unter uns, nur der Großglockner gegenüber ist
höher als wir. Der Sturm reißt immer wieder Nebelfetzen um die Grate. Zwei
nette Burschen machen ein Foto von uns, sie steigen ab, wir auch.
Auf dem Rücken von der Wielingerscharte zum Kaindlkees treffen wir unsere
Kameraden vom Bratschenkopf. Sie gehen noch auf das Horn, Ulli und ich steigen
ab. Ohne besondere Schwierigkeiten erreichen wir den Fochezkopf, legen die
Steigeisen ab, fast zu früh, der „alte“ Neuschnee ist nass und rutschig am
Felsen. Hundert Meter tiefer ist alles vorbei, wir finden den Weg, steigen
durch den Kamin und genießen die Gastfreundschaft der Hütte. Moni ist wohlauf,
die drei vom Gipfel sind auch bald herunten. Heute ist die Hütte gut besucht,
morgen sind wir froh, den üblichen Wirbel am Morgen nicht mitmachen zu müssen.
Wir steigen ab, glücklich, voll neuer Pläne
oder endlich zufrieden?
Bertl