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2020 / 2021 - Fünf Grate am Glödis (Fünf Grate am Glödis)

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2020 / 2021 - Fünf Grate am Glödis

 
 


Bericht: Patrick Hubmann


Über den Glödis oder auch das „Matterhorn von Osttirol“ wurde an dieser Stelle schon öfters berichtet, was wohl an seiner formschönen Gestalt und den vielen verschiedenen, allesamt anspruchsvollen Möglichkeiten ihn zu besteigen, liegt. Tatsächlich bildet der Berg fünf Grate, wovon vier sehr deutlich ausgeprägt sind und ihm seine markante Pyramidenform verleihen. Einzig der Südgrat springt etwas weniger deutlich hervor, ist aber im Profil auch sehr gut zu erkennen und vor allem sehr schön zu erklettern, dazu aber später mehr. Nach einigen Besuchen an diesem Berg reifte in mir der Entschluss alle fünf Grate kennenlernen zu wollen. Schlussendlich gelang es mir alle innerhalb eines guten Jahres zu begehen und ich will nachfolgend kurz darüber berichten.

Westgrat (ca.700 Klettermeter, V+, kaum fixes Material)

Der Westgrat auf den Glödis ist der längste und schwerste und hat auch nur sehr wenige Begehungen. Er bildet im Juli 2020 den Auftakt dieses Unternehmens. Leider wird er oft mit dem Süd (!)west-Grat verwechselt, welcher direkt vom Kalser Törl startet. Mit meinem starken Bergpartner Christoph geht es an einem leider nicht ganz stabil vorhergesagten Hochsommertag um 5Uhr Früh vom Parkplatz Seichenbrunn weg. Aufgrund der prognostizierten Gewitterwahrscheinlichkeit ab Mittag sind wir von Beginn an ein wenig unter Druck und dementsprechend hoch fällt auch das Zustiegstempo aus. Es geht hinauf auf das Kalser Törl, dann auf der Nordseite kurz hinab, ein großes Firnfeld wird gequert um schließlich den eigentlichen Einstieg des Westgrates zu erreichen. Ein sehr wilder Fleck in der Schobergruppe!

Nach zweieinhalb Stunden Zustieg beginnen wir mit der eigentlichen Kletterei. Diese ist am Anfang noch moderat, der Grat wird aber bald steiler und schmäler. Es gibt nur sehr wenig bis gar kein fixes Material und alles muss selbst abgesichert werden. Eine Abseilstelle von einem markanten Zapfen verbessern wir mit einer Reepschnur. Im Norden beginnen sich schon die Wolken aufzutürmen, der Glockner steckt schon im Nebel. So beschließen wir den ganzen Grat am laufenden Seil zu klettern, was bei Schwierigkeiten bis zum oberen fünften Grad und komplett mobiler Absicherung auch nicht ganz ohne ist. Es läuft aber sehr gut und wir kommen auch sehr schnell voran. Ein Highlight ist sicher der messerscharfe Gratabschnitt im Mittelteil. Der obere Teil des Grates wird dann deutlich leichter, sodass wir das Seil wegpacken können.

Nach drei Stunden am Grat sind wir am Gipfel angelangt. Es gibt nur ein kurzes Berg Heil, ein Foto und schon geht es weiter da schon die ersten Tropfen niederprasseln. Es geht fast im Laufschritt über den Südostgrat ( Normalweg, klettersteigartig versichert ) hinunter und kaum unten angekommen fängt es auch schon richtig an zu regnen. Das macht uns jetzt aber nicht mehr viel aus und wir kommen bald bei der Lienzer Hütte an wo wir ein verdientes TAB geniessen. Draussen zucken inzwischen schon die Blitze rund um den Glödis. Die Tourenplanung war sicher nicht vorbildlich, man sollte schon mehr Reserve einplanen bei einer langen Grattour wie dieser.

Glödis1zoom
 


Südostgrat (Normalweg, ca.400 Meter, klettersteigmäßig versichert, B/C)

Der Südostgrat ist der wohlbekannte, klettersteigartig versicherte Normalweg des Glödis und wurde bei allen anderen Touren jeweils im Abstieg begangen.

Südwestgrat (ca.600 Klettermeter, IV-, teilweise Bohrhaken)

Etwas mehr als ein Jahr vergeht nach dem Abenteuer am Westgrat bis ich im August 2021 mit Carsten wieder einen Grat des Glödis in Angriff nehme. Diesmal ist es der Südwestgrat. Wir steigen vom Parkplatz Seichenbrunn etwas entspannter als im Vorjahr auf das Kalser Törl zu und queren noch kurz nach Nordosten bis wir schließlich über eine markante Grasrampe den eigentlichen Grat erreichen ( wie im Führer empfohlen ). Hier erspähen wir auch schon den ersten Bohrhaken. Das scheint ja recht angenehm loszugehen. Tatsächlich ist der Südwestgrat weitaus gutmütiger als der Westgrat da er immer wieder mit Bohrhaken ausgestattet und zudem natürlich auch deutlich leichter ist. Wir klettern alles am laufenden Seil und so geht es recht flott dahin. Der Grat wartet immer wieder mit schönen Kletterstellen auf und macht wirklich Spaß, sollte aber wegen seiner Länge auch nicht unterschätzt werden. Der obere Teil ist ähnlich wie beim Westgrat steiler aber auch leichter. Auch hier können wir das Seil weggeben. Das Gelände ist zwar nicht mehr schwer dafür aber sehr brüchig. Man hat den Eindruck der ganze Grat besteht nur aus lose übereinander gestapelten Blöcken. Nach gut zwei Stunden sind wir am Gipfel und können diesmal ganz entspannt das Panorama genießen.

Nordostgrat (ca.400 Klettermeter, III, keinerlei fixes Material), Südgrat (ca.400 Klettermeter, IV-, teilweise Bohrhaken)

Nach der Begehung des Südwestgrates bin ich motiviert noch die zwei verbleibenden Grate zu begehen. Mir schwebt die Idee vor gleich beide an einem Tag zu machen um nicht noch einmal den langen Zustieg bewältigen zu müssen. Leider gestaltet sich die Suche nach einem Partner etwas schwierig und so entscheide ich mich kurzerhand diese zwei Grate alleine zu machen. Ich starte also wieder an einem schönen Spätsommertag Ende August 2021 am Parkplatz Seichenbrunn los. Diesmal geht es zur Abwechslung bei der Lienzer Hütter rechts vorbei den Steig Richtung Gössnitzscharte folgend. Auf ungefähr 2400m zweige ich nach Norden ab um etwas mühsam über Blockgelände das namenlose Kar auf der Ostseite des Glödis zu erreichen. Von hier gelange ich zum Einstieg des Nordostgrates auf ca. 2900m. Ein sehr einsames Eck in der Schobergruppe. Nicht das Geringste deutet darauf hin dass hier öfters andere Bergsteiger vorbeikommen.

Der Nordostgrat beginnt recht grobblockig und nicht allzu schwer. Auf der Nordseite ist er bereits etwas angezuckert, was mich zum behutsamen Klettern anhält. Neidisch schaue ich kurz einigen Steinböcken zu, die in der Nordflanke mit spielerischer Leichtigkeit herumhüpfen. Mit zunehmender Höhe wird der Grat schmäler, etwas schwieriger und auch fester, was den Klettergenuss steigert. Kurz vorm Gipfel muss einmal luftig auf die Nordseite gewechselt werden und ich muss an die Begehung der Nordwestwand letzten Dezember zurückdenken. Der ganze Grat ist absolut frei von jeglichem Material und ich kann mir vorstellen dass er nur äußerst selten begangen wird. Das wird wohl hauptsächlich dem mühsamen Zustieg geschuldet sein, da der Grat an sich ganz nett zu klettern ist. Von einer ungewohnten Seite erreiche ich nach einer dreiviertel Stunde das Gipfelkreuz, mache mich aber gleich weiter an den Abstieg über den Normalweg denn ich habe ja noch den Südgrat vor mir.

Unten angekommen quere ich hinüber zum Einstieg des Südgrates. Dieser weist erstaunlich festen und lässig kletterbaren Fels auf. Die schwereren Stellen kommen gleich am Anfang, lassen sich aber gut überwinden, vor allem da ich mir für diesen Grat die Kletterschuhe genehmige. Hier gibt’s auch den ein oder anderen Bohrhaken. Das Gelände wird dann bald leichter und geht recht gleichmäßig bis zum Gipfel. Ich komme in einen richtigen Flow und bin nach nicht ganz einer Stunde schon wieder beim Gipfelkreuz. Diesmal gönne ich mir eine etwas längere Pause bevor ich mich an den nun schon sehr gut vertrauten Abstieg Richtung Lienzer Hütte mache.

Glödis2zoom
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Zusammen mit der Begehung der Nordwestwand im Dezember 2020 und einer Besteigung als Schitour im Mai 2021 mit den zwei Steinnelke-Mitgliedern Brandner Andreas und Kolbitsch Harald konnte ich somit den Glödis innerhalb von 13 Monaten auf sieben verschiedenen Varianten besteigen. Damit wird es wieder Zeit für neue Projekte.

Berg Heil!

 
 
 
 
 

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