16.09.2018 - Säuleck, 3.081 m
Sensationelle Klettersteigtour durch die 300m SW-Wand
Einmal verschoben ist noch nicht aufgehoben – das war unser Motto, denn die Tour startete mit einer Woche Verzögerung. Wie geplant gingen wir am Vorabend schon auf das Arthur v. Schmidt-Haus um die Tour dementsprechend abzukürzen. Denn die 300Hm-Klettersteig sind im Schwierigkeitsgrat D-E zu bewältigen und da wollten wir keine Kompromisse und schon gar kein Risiko eingehen und den Gipfel als Tagestour bewältigen!
Bei einbrechender Dunkelheit erreichten wir wie geplant die OEAV-Schutzhütte. Der Hüttenwirt erwartete uns schon – wie am Telefon besprochen, pünktlich mit einem Bier :-) Zum Abendessen gab es Schweinebraten, herrlich!! Die Hütte war überraschend voll aber die ursprünglich zugesagten Lagerbetten wurden dann kurzerhand in ein 4-Bett-Zimmer umgebucht. An dieser Stelle nochmals Danke für diesen Service :-)
Der nächste Tag startete erstmal mit einem ausgiebigen Frühstück um 07:00 Uhr. Wir haben heute „nur“ 800Hm zu bewältigen deshalb ist erstmal keine Eile geboten. Dann ging es endlich los. Mühsam von der Hütte gleich steil bergauf schlängelt sich der Weg um ehemaligen Blockgletscher. Im oberen Teil ist es teilweise echt mühsam zu gehen denn durch dieses Felsenlabyrinth muss man erstmal den einfachsten Weg finden obwohl Markierungen vorhanden sind.
Endlich sind wir an der Abzweigung angekommen und wir gehen Richtung Norden auf einem riesigen, relativ flachen Felsbrocken zum Einstieg. Der Fels schaut auf den ersten Eindruck recht fest und stabil aus – was die Vorfreude auf die Tour beträchtlich erhöht.
Die Schlüsselstellen befinden sich definitiv am Anfang dieser Tour bzw. im ersten Drittel. Zuerst eine steile Rampe empor um nach der ersten kurzen Gehpassage zu der ersten Schlüsselstelle zu kommen. Eine aalglatte, senkrechte 50m-Wand gilt es zu überwinden – die Seile sind nicht gespannt und somit hängt man automatisch, leicht überhängend aus der Wand. Mit den Schuhen nur auf Reibung kletternd pumpt man sich an den Stahlseilen empor bis man erschöpft das Ende der Wand erreicht. Nach einem kurzen leichteren Abschnitt musste nochmals ein senkrechter Aufschwung überwunden werden. Dann endlich kurzes Gehgelände zum Wandbuch wo erstmal gerastet und die Hände ausgeschüttelt wurden.
Im zweiten Drittel geht es gleich steil weiter mit dem Unterschied, dass jetzt guter, griffiger Fels zum Klettern bereit steht. Es ist ein wahrer Hochgenuss und wir erklimmen zügig empor kletternd, den Nebengipfel. Hier beginnt dann der letzte Abschnitt des Klettersteigs – die luftige Gratüberschreitung zum Hauptgipfel. Teilweise auf nicht mehr als 20-30cm Breite überklettert man kriechend den schmalen Grat. Links geht es über 1.000m die Nordwand hinunter, rechts sind es nur 500m - es ist echt atemberaubend :-)
Am Gipfel angekommen wird erstmal ausgiebig gerastet und die Wunden geleckt! Die Arme schmerzen ob der Anstrengung und der Körper braucht Energie! Auch die Sonne blinzelt hin und wieder durch den Nebel und es wird dann richtig angenehm am Gipfel. Bald machen wir uns aber wieder auf denn es warten insgesamt 1.900Hm Abstieg auf uns.
Noch ein kurzer Zwischenstopp bei der Hütte um uns mit einem Elektrolytgetränk ein bißchen aufzupäppeln und um dem Wirt auf Wiedersehen zu sagen, denn es war ein richtig netter Aufenthalt und es war zudem die letzte Saison für ihn.
Atemberaubende Klettersteigtour inmitten der schönen Bergkulisse der Ankogelgruppe! Die Schwierigkeiten im Klettersteig müssen unbedingt beherrscht werden denn es ist ein alpiner Steig ohne Trittstifte und die Höhe von über 3.000m darf nicht unterschätzt werden.
BM
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