Höchster Berg der K.u.K. Monarchie und immer noch höchster Berg Tirols ;-)
Schon lange hegte
sich in mir der Wunsch, endlich mal auf dem höchsten Gipfel Tirols zu
stehen – König Ortler. Flankiert von mächtigen Eisriesen wie Königsspitze,
Monte Zebru oder dem Cevedale sind seine mächtigen Felsabbrüche nach allen
Seiten und der mächtige Gipfelgletscher weithin als riesiges Massiv sichtbar.
Wir wählten den
Hintergrat als Aufstieg. Dieser Anstieg über die SO-Seite des Ortlers ist eine
klassisch-kombinierte Tour in Fels und Eis. Der Fels ist nicht immer fest und
im IV Schwierigkeitsgrat, das Gletschereis steil bis zu 45° - das sind
Bergfahrten die zu den großen Klassikern in den Ostalpen zählen.
Wir fahren am
Mittwoch zu Mittag los. Die Anreise durch das Pustertal wird sich ziehen – es
ist Hochsaison in dieser Gegend denn der Italiener hat Ferragosto und ist auf
Sommerfrische in den Bergen. Wir müssen bis 17 Uhr in Sulden sein denn dann
geht die letzte Fahrt mit der Langensteinbahn Richtung Hintergrathütte. Wenn
wir das versäumen ist es auch nicht so schlimm – es sind dann nur 500Hm mehr zu
gehen – also alles halb so schlimm!
Der Zustieg dann
zur Hintergrathütte ist dann leicht aber doch beeindruckend. Hier quert man
eine riesige Gletschermoräne und das auf ca. 2.300m. Die Moräne reicht aber bis
ca. 2.000m hinunter und wenn man bedenkt das Sulden auf 1.800m liegt muss das
früher auf die Bewohner schon Eindruck gemacht haben. Dann gibt es noch ein
gutes Abendessen und gemütliches Beisammensein. Wir haben noch etwas Zeit um
uns den morgigen Aufstiegsweg anzusehen und einzuprägen. Denn wir starten um
04:00 Uhr und da sieht man für gewöhnlich nicht viel.
In stockdunkler
Nacht geht es los. Zuerst die irrsinnig lange Gletschermoräne zurück, dann
weiter durch das große Schuttkar hinauf Richtung Einstieg. Hier ist ein wenig
Fingerspitzengefühl gefordert um den richtigen Weg zu finden denn Verhauer
können wir uns aufgrund des kurzen Schönwetterfensters nicht leisten.
Dann erreichen wir endlich den eigentlichen „Hintergrat“! Zuerst geht es auch hier
noch im Schutt auf den recht breiten Gratrücken aufwärts. Dann erreichen wir
das untere Firnfeld. Es ist eigentlich ein kleiner Gletscher mit allem Drum und
Dran. Die Seilschaft vor uns hatte einen Spaltensturz weshalb wir quasi im
selben Augenblick auch schon angeseilt waren :-)Steigeisen sind hier sowieso schon
unerlässlich, denn speziell im Ausstiegsbereich war vom Firn nicht mehr viel zu
sehen sondern es glänzte das schwarze, dreckige Gletschereis hervor.
Danach schnell
die Steigeisen wieder ab und jetzt ging's in schöner, angenehmer Kletterei
weiter. Kurzen Abstiegen folgten wieder lange und nervenaufreibende
Aufschwünge, riesige Felszacken mussten umklettert werden, teilweise auf der
direkten Gratschneide balancierend immer dem Gipfel entgegen – richtige
Genusskletterei eben!
Im Bereich der
Schlüsselstelle kam dann das erste Mal der Nebel zu Besuch und der wollte
eigentlich so schnell auch nicht mehr gehen. Einhergehend mit der schlechten
Sicht gesellte sich auch noch ein raues Lüftchen dazu – wir steckten mitten in
einer sogenannten Gipfelhaube. Rundherum schien die Sonne, nur der Gipfel wollte
sich an diesem Tag nicht mehr sehen lassen.
Wir erreichten dann nach langer Kletterei das obere Eisfeld. Dieses ist schon ein ganz anderes Kaliber. In etwa 200 Hm sind zu überwinden, Blankeis bis zu 45° steil, gepaart mit schlechter Sicht und Wind – da hat man schon einiges zu tun. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht's dann angeseilt weiter Richtung Gipfel. Es ist ein gutes Sicherungsgelände deshalb haben wir bis zum Gipfel durchgesichert. Hier haben wir nichts mehr anbrennen lassen – dauert zwar etwas länger aber was solls, die Sonne sehen wir heute am Gipfel eh nicht mehr!
Auch am Gipfel
war es recht ungemütlich, deshalb entschieden wir uns nach den obligatorischen
Gipfelfotos selbigen gleich mal wieder zu verlassen, denn im Nebel über den Gletscher
talwärts werden wir noch genügend Zeit liegen lassen. Denn wir wußten von
Berichten und Bildern, dass wir 2 riesige Gletscherbrüche durchqueren mussten und
das dauert eben. Wir wählten nämlich den Normalweg zur Payerhütte als Abstieg
und machten somit eine klassische Überschreitung!
Aber auch den
Gletscher ließen wir irgendwann hinter uns und wir hatten endlich wieder
felsigen Boden unter den Füßen. Aber auch hier muß man noch konzentriert zu
Werke gehen denn jeder falsche Tritt bedeutet auf diesem Berg den sicheren
Absturz. Im Bereich des Bärenlochs hatten wir dann doch noch unseren Verhauer.
Wir sind den Steigspuren gerade aus gefolgt und nicht denen Richtung Gletscher,
von dem wir vermuteten, dass dieser Weg nach Trafoi an der Stilfserjochstraße
hinunter führt. Kleiner Tipp am Rande: Geht immer Richtung Gletscher!! Wir
haben im Bärenloch vier Bandschlingen und fast 2 Stunden verbraucht um wieder
auf einen halbwegs sicheren Weg zurück zu kehren.
Es kamen dann noch 2 kurze Abseilpisten, ein langer mit Ketten gesicherter Klettersteig und das eine oder andere Wegequiz, ob man links oder doch besser rechts gehen soll! Wenn man das erste Mal auf diesem Berg ist dann läßt er einen nicht los bis man buchstäblich wieder bei der Hütte ist. Aber dann hatten wir es geschafft – wir hatten den König der Ostalpen bezwungen!
BM
45 Bilder