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Wort des Obmanns (Wort des Obmanns)

Wort des Obmanns

Obmann

Dr. Arnold Riebenbauer



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Obmann Dr. Arnold Riebenbauer
 

Dezember 2020

Millstätter Wirtschaftsgespräche

Ende Oktober hatte ich noch die Möglichkeit, an den Millstätter Wirtschaftsgesprächen teilzunehmen, einer Veranstaltung, die sich ähnlich wie das Forum Alpbach, aber natürlich im verkleinertenMaßstab, mit wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Strömungen bzw. Fakten weltweit und selbstverständlich auch in Bezug auf Österreich beschäftigt.
Die Vortragenden waren wie jedes Jahr hochkarätige Führungspersönlichkeiten aus der Wirtschaft, die zum Teil auch politische Spitzenpositionen in der Vergangenheit in Österreich innehatten. So waren die ehemaligen Vizekanzler und Minister Wilhelm Molterer und Erhard Busek ebenso vertreten wie der Botschafter der Volksrepublik China Li Xiaosi oder die derzeit engste Beraterin unseres Bundeskanzlers Antonella Mei-Pochtler, sowie Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende von privaten und
staatlichen Unternehmen.

Covid 19 in der Forschung
Bei diesen Gesprächen waren sehr interessante Ansichten und Erkenntnisse zu erfahren, von denen ich glaube, dass sie auch Sie interessieren könnten. Natürlich war Covid 19 ein Thema – fand doch der Kongress unter strengen Sicherheitsvorkehrungen mit vorangehendem Antigen-Test und Limitierung der Teilnehmerzahl neben anderen Maßnahmen statt. Derzeit gibt es rund 11.000 wissenschaftliche Studien von 64.000 Autoren weltweit über das SARS-CoV-2-Virus und der dadurch verursachten Krankheit Covid 19, im Volksmund Corona genannt. Interessant ist auch die Verteilung der wissenschaftlichen Publikationen. Mit 29 % dieser liegen die USA wieder einmal an der Spitze, gefolgt von der Volksrepublik Chinamit 22 % und – nicht von ungefähr – Italien mit 17 %. Österreich liegt in diesem Wettbewerbsfeld nur an 28. Stelle. Bedeutsam und nicht ganz erwartet ist die Tatsache, dass trotz der chinafeindlichen Politik der Trump-Administration ein reger wissenschaftlicher Austausch nicht nur um Covid 19, sondern generell auf medizinischem Gebiet zwischen USA und China stattfindet. Im Prinzip betreiben aber lediglich 14 Länder weltweit den medizinischen Fortschritt. Ohne mich weiter über Covid 19 verbreitern zu wollen, sei dazu aber  abschließend bemerkt, dass man heute weiß, dass die Krankheit verschiedene Erscheinungsformen zeigt und daher auch die Behandlungsmethoden variabel sein müssen. Die Studien dazu sind also differenziert zu betrachten.

Was braucht Österreich?
Ein Thema im Rahmen eines Workshops war auch die Frage: „Was braucht Österreich?“. Darüber hätte man natürlich Tage diskutieren können, aber es hat sich letztlich die Frage dermenschlichen Ressourcen im Zusammenhang mit Wirtschaft, Leistung und Zukunftschancen als vordringlich erwiesen. Beklagt wurde im Allgemeinen der Facharbeitermangel, thematisiert wurden
die Motivation der Jugend und nicht zuletzt der Anreiz zur Arbeit als sinnerfüllende Tätigkeit im Gegensatz zur möglichen sozialen (Über-)Versorgung. Dabei hat ein Unternehmer von zwei Lehrlingen in seinem Betrieb berichtet, die im ersten Lehrjahr zwischen 300 und 400 € Entschädigung bekamen. Einer davon ist nach kurzer Zeit ausgeschieden und protzte vor dem Anderen
damit, dass er nunmehr das Zweieinhalbfache an Arbeitslosenentgelt erhalte. Unter diesen Umständen und auch im Hinblick auf die Mindestsicherung sei es schwer, motivierte junge Leute für die Facharbeiterausbildung zu bekommen.

Ausbildung hilft
Da erhebt sich die Frage, wie weit lassen sich Jugendliche motivieren, wenn ihnen – insbesondere von den Medien suggeriert wird, sie hätten wenig Berufsaussichten, ihre Pensionen seien nicht gesichert und sie müssten mit Fluktuationen rechnen, sofern sie überhaupt einen Job finden. Aus zahlreichen Statistiken ergibt sich deutlich, dass vor allem jene, die schlechte Berufsaussichten
haben und letztlich zu Sozialhilfeempfängern werden, die geringste Ausbildung aufweisen. Daher kommt hier Schulen und der dualen Ausbildung (Lehre mit Abschluss bis zum Meister) eine besondere Bedeutung zu. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt dabei auch das Elternhaus als Vorbild und die generelle soziale Integration in Vereinen und sonstigen Gemeinschaften, die eine kollektive Identifizierung mit lebensbejahendem, freudvollem und sinnstiftendem Tun ermöglicht. Auch der Alpenverein fühlt sich hier in der Verantwortung.

Einen schönen Winter trotz der erschwerenden Umstände wünscht
Ihr Arnold Riebenbauer

Oktober 2020

Corona-Nachbetrachtungen

Warum Nachbetrachtung?
Dieses Wort könnte einen dazu verleiten zu glauben, dass es schon einen Status nach Covid 19 gibt. Den gibt es leider noch nicht, und wie ich bereits im Leitartikel des Sommer-Bergsteigerblattes geschrieben habe, es ihn auch nicht so schnell geben wird. Warum dann Nachbetrachtung? Deshalb, weil es ein derartiges, die Menschen betreffendes Maßnahmenpaket wohl kaum mehr geben wird und allein schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr geben kann.
Ich könnte nun triumphierend darauf hinweisen, dass der Verfassungsgerichtshof die von mir schon in der ersten Aprilhälfte aufgezeigten rechtlichen Missstände, auf Basis derer jedoch zahlreiche Verwaltungsstrafen verhängt wurden, in seiner Entscheidung bestätigt und vieles davon als verfassungswidrig erkannt hat. Dieser Triumph liegt mir fern, weil es mich eher nachdenklich stimmt, dass auch die vom Verfassungsdienst und namhaften Professoren geäußerten Bedenken von der Politik zum Teil mit schnoddrigen, ja demokratiepolitisch bedenklichen Sätzen vom Tisch gewischt wurden. Über Rechtliches sollte in dieser Kolumne jedoch nicht weiter die Rede sein, viel mehr will ich Ihr Augenmerk auf Vorgänge und Möglichkeiten in der gegenwärtigen Situation lenken.

Präventive Maßnahmen
Die beste Prävention besteht wohl darin, das Immunsystem zu stärken, denn die Krankheit COVID-19 ist kein Schicksal, sondern wie viele andere Virusinfektionen davor eine Frage der Immunität. Und da steht an erster Stelle die Bewegung in der freien Natur. Über die Kraft des Waldes mit den Aromastoffe ausschüttenden Bäumen habe ich schon ein paar Mal berichtet. Mittlerweile finden die dazu von japanischen, aber auch österreichischen Wissenschaftlern veröffentlichten Studien und Publikationen weltweit Beachtung.
Selbst medizinische Experten des Gesundheitsministeriums sind nunmehr einhellig der Meinung, dass die größte Gefahr an lokalen Infektionsquellen von geschlossenen Räumen ausgeht. So gesehen war die Parole, möglichst zu Hause zu bleiben, nicht gerade eine optimale Option.

Der Mensch ist ein Resonanzwesen
Auch die Abschottung auf Grund des von der Regierung vorgegebenen und vom ORF stets getrommelten Besuchsverbots von vertrauten Menschen war ein Schritt in die falsche Richtung. Um es mit Arnold Mettnitzer, dem bekannten Psychotherapeuten und Theologen zu sagen: der Mensch ist ein Resonanzwesen. Vom ersten Tag an sind wir – wie es in seinem Buch „Der ermutigte Mensch“ als Resümee zu lesen ist – auf der Suche nach Zugehörigkeit, Bestätigung und menschlichem Widerhall. Diese Gefühle sind schwer zu erlangen, wenn einem der gewohnte Umgang mit den geliebten Mitmenschen untersagt wird, nur weil sie nicht den Wohnsitz teilen. Nicht von ungefähr hat es nach einer Studie der Donauuniversität Krems einen Anstieg von 16 % an depressiven Erkrankungen gegeben, die Anzahl der Menschen mit Angstsymptomen ist von 5 % auf 19 % gestiegen. Dabei ist gerade Angst für eine markante Verminderung der Immunitätsleistung verantwortlich.

Wirtschaftliche Auswirkungen
Dass die Schließung von Geschäften, Gaststätten, ja ganzen Produktionsbetrieben und nicht zuletzt von Grenzen Schaden für die gesamte Wirtschaft im Dominoeffekt bedeutet, der derzeit auf Grund der erst anrollenden Insolvenzwelle noch nicht abgeschätzt werden kann, ist statistische Realität. Steuererhöhungen, die aber verschleiernder Weise nicht so genannt werden, und andere von der Regierung neu zu (er)findende Einnahmequellen werden die von allen Berufsgruppen getätigten Rufe nach Hilfe des Staates im Füllhornprinzip befriedigen müssen.
Unter diesen Parametern kann man der Regierung nur raten, derartige Maßnahmen auch bei einem stärkeren Anstieg der Infektionszahlen nicht mehr zu setzen. Vielmehr sind bei Bekanntwerden von Infektionen Testungen an Ort und Stelle vorzunehmen, Erkrankte nach Hause zu schicken, der Wirtschaftsbetrieb – welcher Art auch immer – ist jedoch aufrecht zu erhalten, so, wie es auch während der Hongkong-Grippe 1968-70 mit weltweit fast 2 Millionen Toten geschehen ist. Wir werden auf Dauer keine Arbeitslosen in dann halbe Million- bis Millionenhöhe und keine Kurzarbeitszeiten mit nahezu vollem Lohnausgleich von Regierungsseite finanzieren können.

Hoffnungsvolle Heilmethoden für schwere Fälle
Ernsthaft Erkrankte haben mit der mittlerweile als sehr effektiv erkannten Methode der Versorgung mit Blutplasma von Genesenen („Blutserumtherapie“) bei rechtzeitiger Anwendung eine nahezu hundertprozentige Heilungschance. Diese Art der Behandlung geht auf den deutschen Immunologen Emil von Behring zurück, der dafür den Nobelpreis bekam. Noch 2015 von der WHO als bedeutende Heilmethode empfohlen, hat sich das in diesen Tagen geändert. Die ursprünglich von 194 Mitgliedsstaaten finanzierte Sondereinrichtung der UNO ist mittlerweile eher zu einem Werkzeug der Pharmaindustrie (5 der größten Pharmafirmen sind neben der „Bill and Melinda Gates Foundation“ und China die größten Unterstützer) mutiert. Dass diese an der kostenmäßig sehr günstigen Lösung der Blutserumtherapie kein besonderes Interesse haben, liegt auf der Hand. Ebenso verhält es sich mit dem als Malariamittel altbekannten Hydroxychloroquin (HCQ), dem amerikanische Studien und Erfahrungsberichte in Verbindung mit Zinkgaben hohe Wirksamkeit bescheinigen. Aber damit lässt sich eben kein Geschäft mehr machen; im Gegensatz zu dem um ein Vielfaches teureren und mit schweren Nebenwirkungen behafteten neuen Medikament
„Remdesivir“. 

Blick in die Zukunft
Auf einen wirklich unbedenklichen Impfstoff werden wir noch länger warten müssen, sodass das weitere Leben mit SARS-CoV-2 in möglichst großer Normalität verlaufen sollte. Wenn man mittlerweile unbestritten davon ausgeht, dass zwischen 80 und 90 % der Infizierten keine oder nur leichte Symptome zeigen, schwere Fälle mit Blutserumtherapie oder HCQ behandelt werden können, und wir das Immunsystem durch Bewegung in freier Natur – auch im Sinne der Angebote des Alpenvereins – stärken können, sollten wir mit einigermaßen Vertrauen in die Zukunft blicken.

Einen schönen Herbst wünscht Ihnen
Ihr Arnold Riebenbauer

Da unser Vorsitzender seinen Text aus aktuellem Anlass schon selbst "geleakt" hat, soll er natürlich auch auf unserer Homepage zu finden sein.

Juni 2020

Corona-Reflexionen

Es erscheint mir unmöglich, an jenem Thema, das unser aller Leben in den vergangenen Monaten massiv beeinflusst hat, vorbeizugehen – so, als wäre nichts geschehen. Ganz im Gegenteil, es ist mehr geschehen, als wir uns noch vor einem halben Jahr hätten träumen lassen. Wie die von der Regierung gesetzten Maßnahmen das gesamte öffentliche Leben, die Wirtschaft aber auch die Zivilgesellschaft, darunter den Alpenverein, eingeschränkt, ja zum Teil sogar lahm gelegt haben, ist seit Ende des zweiten Weltkrieges beispiellos.
Ich schreibe diese Kolumne zumindest 6 Wochen bevor Sie sie lesen; dies aus redaktionellen Gründen. Es mag daher sein, dass Sie in den letzten Wochen ähnliches in Zeitungen, Magazinen oder sozialen Medien gelesen oder sogar im Fernsehen gehört und gesehen haben.
Um von Anfang an klar zu stellen: Ich möchte keineswegs die Krankheit Covid 19, die vom Virus Sars Cv2 verursacht wird, verharmlosen. Ich halte auch in Anbetracht einer ursprünglichen Ansteckungsquote von 1:2,7 (Durchschnittswert für Österreich, nunmehr aber unter 1) und des vor allem für vorerkrankten Menschen gefährlichen Verlaufes Vorsichtsmaßnahmen für geboten. Dennoch ist mir schon am Beginn dieser Krise an den Maßnahmen der Regierung einiges aufgefallen, das sich mit meinem Wissen um das Funktionieren eines Rechtsstaates schwer in Einklang bringen lässt.

Mediengleichschaltung
Auffallend war die Gleichschaltung der Medien, insbesondere des ORF mit der Regierungslinie. Die Aufgabe eines unabhängigen Rundfunks (und diese Eigenschaft nimmt er für sich in Anspruch) wäre, auch die bereits Anfangs erhobenen kritischen Ansichten weltweit führender Virologen, Immunologen und Lungenfachärzte, also ein objektives Bild der Meinungsdiversität zu bringen. Das ist nicht geschehen: Stattdessen trommelte man mit intensiven Bildern von den Todesfällen in Italien und dem dort geführten sicherlich schweren Kampf der Ärzte ein Szenario in unser Hirn, dem völlig andere Voraussetzungen zu Grunde lagen. So lassen sich die Luftverschmutzung in der Lombardei, die Überalterung der Bevölkerung, das marode, zu Tode gesparte Gesundheitssystem, das jeden Winter schon mit den Grippefällen überfordert ist, sowie die Anzahl der Intensivbetten (Quote ca. 1:4 zugunsten Österreichs) nicht mit den völlig anderen Umständen bei uns vergleichen.
Ganz abgesehen von den 80 bis 100 000 illegalen chinesischen Schwarzarbeitern in der Lombardei (dazu schweigt die EU trotz ihres „Wertekataloges“), von denen rund 10 000 als wahrscheinlich Infizierte vom chinesischen Neujahrsfest zurückgekehrt bereits im Jänner das Virus ungehindert verbreiten konnten. Also eine völlig andere Ausgangssituation. Und dennoch suggerierte man uns, dass die Situation auch in Österreich derartige Ausmaße annehmen könnte.
Ich halte es für unverantwortlich, die Bevölkerung über viele Tage in Furcht zu versetzen, offenbar mit dem Zweck, den Boden für einschneidende Maßnahmen aufzubereiten.
Als sich die Situation in Italien besserte, brachte man überwiegend Schreckensbilder aus den Ballungszentren der USA, deren Gesundheits- und Sozialsystem sich nicht annähernd mit dem unseren vergleichen lässt. Und wie mir meine Freunde aus den USA berichten, stellt sich die Situation am Lande völlig anders dar als beispielsweise in New York oder Los Angeles. Generell ist die Anzahl der Todesfälle in Relation zur Bevölkerungszahl (rund 300 Millionen in den USA) und den jährlichen Sterbefällen an anderen Infektionskrankheiten zu setzen.
So hatte Österreich im vorigen Jahr 1400 Grippetote und im „Grippewinter“ 2017/18 je nach Zählweise zwischen 2800 und 4000. Deutschland hingegen mit seinen 80 Millionen Einwohnern zählte zur gleichen Zeit rund 25 000 Grippetote. Maßnahmen waren damals nicht angedacht.
Angenehm von dieser Berichterstattung hoben sich manche Sendungen von „Servus TV“ ab, das einen öffentlichen Diskurs zuließ. Erst spät und zaghaft wagten führende Zeitungen Österreichs, auch kritischen Stimmen ein Forum zu geben.

Regierungsmaßnahmen teilweise gesetzes- und verfassungswidrig
Vielleicht erinnern sich einige von Ihnen an meine Kolumne in der Kleinen Zeitung vom 7.4. dieses Jahres, wo ich deutlich vor einer App warnte, die personenbezogen uns durch 24 Stunden begleitend dadurch aufgezwungen werden sollte, dass einem sonst der Eintritt in Geschäfte oder andere Zugänge verwehrt blieben (2. Covid Maßnahmengesetz, das in seiner schwammigen Formulierung diese Möglichkeit auch zulässt). Ein massiver Eingriff in blutig erkämpfte Grundrechte und ein klares Instrument des klassischen Überwachungsstaates; wir würden uns dabei auf eine Stufe mit China stellen, wo man das Wohlverhalten der Bürger mit derartigen Smartphone-Applications überwacht. Nach dem in der Verfassung stehenden Stufenbau der Rechtsordnung können Verordnungen nur auf Grund von Gesetzen und Gesetze nur auf Grund der Verfassung beschlossen werden (Art. 18 BVG). Dies gilt in einer Demokratie auch für Notzeiten.
So waren die von der Regierung an Hand des Epidemiegesetzes erlassenen   Verordnungen der Betriebsschließung rechtswidrig, weil der dafür zu Grunde gelegte § 15 nur für das Verbot von Versammlungen gilt. Das Parlament hatte innerhalb von Stunden über 42 Novellen und 92 Artikel in sogenannten Sammelgesetzen zu entscheiden, die ihm von der Regierung vorgelegt wurden – ein Unterfangen, das auch die versiertesten Juristen unter den Abgeordneten nicht zu bewältigen vermochten. Die parlamentarische Kontrolle war damit nicht gegeben.
Die zahllosen Erlässe des Innen- und des Gesundheitsministers, die bedeutende Eingriffe in das tägliche Leben darstellen, sind praktisch verfassungswidrig, da ein Erlass nur interne Ausführungsanweisungen an untergeordnete Verwaltungsbehörden darstellen darf, niemals aber die auf Gesetz beruhenden Verordnungen ersetzen kann.
Auch das 1. Covid-Maßnahmengesetz sprach den Ministern das Recht zu, Betretungsverbote mittels Erlass auszusprechen, ohne objektive Parameter hinsichtlich der Erforderlichkeit und der Verhältnismäßigkeit festzulegen, was immer dann notwendig ist, wenn es sich um einen Eingriff in ein Grundrecht und damit in die Verfassung handelt.
Allein das „Herumeiern“ um die Schutzmaskenpflicht, die über viele Wochen nach den Sprachgebrauch der Regierung von beratenden Virologen als nicht zielführend erachtet wurde, um anschließend als wesentliches Mittel der Ansteckungsvermeidung hochgejubelt zu werden, lässt die Frage offen, wie gut die Bundesregierung medizinisch beraten wird. Nur um jedes Missverständnis zu vermeiden: Ich halte Schutzmasken in Zeiten hoher Ansteckungsgefahr generell für sinnvoll, aber das sollte von Beginn auch kommuniziert werden, unabhängig davon, ob hinreichend Masken bereitgestellt werden können oder nicht. 

Zukunftsperspektiven
Die Liste dieser gesetzeswidrigen Erlässe ließe sich um einiges fortsetzen (wie beispielsweise mit jenem Erlass, der auf dem Lebensmittelsicherheitsgesetz beruht, mit dem Zugang der Kunden in die Geschäfte, den er jedoch regelt, aber nichts zu tun hat).
Nachdem wir aber mit dem Virus Sars Cov 2, sowie mit anderen die Gesundheit beeinträchtigenden Viren weiterhin werden leben müssen, bleibt nur zu hoffen, dass die Regierung ihre Maßnahmen auf ordentliche verfassungs- und gesetzeskonforme Fundamente stellt und dabei nicht nur eine medizinische, sondern eine Gesamtbetrachtung der Situation mit allen gesundheitlichen, aber auch wirtschaftlichen und sozialen Folgen anstellt.
Was den Alpenverein betrifft, so war es in Anbetracht der eskalierenden Situation in Tirol und der am Anfang schwer abzuschätzenden Entwicklung sicher notwendig, Direktiven herauszugeben, die auch den Zugang zu den Bergen wegen der allfälligen Inanspruchnahme von medizinischem Personal und Spitalsleistungen im Falle eines Unfalls einschränken. Nachdem nun aber feststeht, dass hinreichend Spitalsbetten zur Verfügung stehen, nur eine geringe Auslastung von Intensivbetten gegeben ist (in Kärnten derzeit 10), sodass auch die Unterbringung französischer und italienischer Patienten erfolgen kann, ist eine weitere Abstandnahme von Schitouren oder sonstigen Bergtouren  nicht mehr vertretbar.  Speziell, wenn man weiß, dass die Inanspruchnahme von Intensivbetten durch Opfer aus Bergunfällen weit unter ein Prozent liegt. (Pistenschiunfälle kommen ja nicht mehr in Betracht). Dies allerdings mit der Einschränkung der Wahrung der Abstands- und Hygieneregeln und mit dem Appel an die Vernunft, je nach Können nur solche Touren zu unternehmen, die man auch leicht bewältigen kann.

Ich darf Ihnen abschließend trotz der schwierigen Situation einen schönen Sommer wünschen. Bleiben Sie gesund!

Ihr Arnold Riebenbauer

März 2020

Das Schaffen einer vermeintlich „besseren“ Gesellschaft

In der letzten Ausgabe unseres Bergsteigerblattes – sofern Sie sich noch erinnern können oder die Kolumne überhaupt gelesen haben – habe ich über die sogenannte „Schöne Neue Welt“ geschrieben. Diesen Titel habe ich in Anlehnung an den vom englischen Autor Aldous Huxley im Jahre 1932 verfassten Roman „Brave New World“ gewählt, der neben George Orwells „1984“ zu den einflussreichsten des 20. Jahrhunderts zählt. In diesem Werk wird eine Gesellschaft des Jahres 2540 n. Chr. geschildert, in der Stabilität, Frieden und Freiheit gewährleistet scheinen. Allerdings wird dieser Zustand nur dadurch erreicht, dass bereits an Embryonen und Föten manipuliert wird und in der Folge schon Kleinkinder einer Art Gehirnwäsche unterzogen werden, um sie in jene Kaste eingliedern zu können, die für sie von der Führungskaste ( Alpha Plus) bestimmt ist. Die Schmutzarbeit hingegen muss von der Epsilon Minus Kaste erledigt werden, und zwischen diesen beiden gibt es verschiedene Klassen für verschiedene Tätigkeiten. Konsum, Sex und Drogen sind die propagierten Mittel, um selbstständiges Denken und Unzufriedenheit erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Welche Parallelen gibt es zur Gegenwart?
Da sind wir wohl noch weit weg, werden Sie jetzt vermutlich sagen. Da darf ich Sie jedoch daran erinnern, dass wir Genmanipulationen vornehmen, sei es um Pflanzen oder auch Tiere zu verändern, dass wir Schafe klonen und dass in China ein Wissenschaftler dafür verurteilt wurde, weil er einen Menschen quasi aus der Retorte schaffen wollte.
Ich habe Ihnen zuletzt vom Cyborg erzählt, einem künstlichen Wesen, welchem sogar die Staatsbürgerschaft verliehen wurde. Aber auch das lässt sich noch toppen: Haben Sie schon von
„Lil Miguela“ gehört, einer wunderschönen jungen Frau, die für Luxusmarken wie Prada und Balenciaga wirbt und die in den sozialen Medien 1,6 Millionen „Follower“ hat, also Menschen, die sie anhimmeln. Das Problem dabei ist nur, dass die schöne Lil ein Roboterwesen ist.
Weit haben wir es gebracht, ist man dabei versucht zu sagen. Aber unterliegen wir dabei nicht alle, die einen mehr, die anderen weniger und nur sehr, sehr wenige so gut wie gar nicht der enormen Versuchung der Selbstdarstellung, die uns so gut wie niemals zuvor in der Weltgeschichte die technischen Mittel ermöglichen.

Das bessere Ich im Digitalmodus
Was wäre denn ein Handy, mit dem man nur telefonieren würde. Die Lust am eigenen Spiegelbild, die Darstellung der gerade geposteten „Heldentat“ – und sei es nur, dass man sich mit dem neuen Einkaufsschnäppchen oder dem servierten Nachtisch im Restaurant abbildet – lässt uns das durch Facebook, Twitter oder Instagram in die Welt hinaus posaunen. Man (frau) möge doch sehen, wie schön man (frau) ist und wo (und wie) man (frau) sich gerade befindet. Das bringt „likes“ und „follower“ und bestimmt damit den Selbstwert.
Ernstzunehmende Studien sagen aber, dass uns das dumm, einsam und krank macht.
Auch die Modebranche hat die Selfie-Kultur längst entdeckt und zu einem Werbemittel hochstilisiert wie kein anderer Wirtschaftsbetrieb. Der Ruhm der heutigen Topmodels, die ganz bestimmte Modemarken vertreten, gründet sich fast ausschließlich auf ihre Instagram-Accounts. Und die Wirtschaft bedient sich auch eines weiteren Phänomens, das uns die digitale Welt beschert hat, nämlich das der „Influencer“.
Mit wenigen „Selfies“ und mit dem ins richtige Licht gerückte Produkt werben Leute, die weder die Ausbildung noch die Erfahrung haben, um auch tatsächlich ein objektives Werturteil abgeben zu können. Aber Hauptsache die Aufmachung stimmt. Und neben bei kehren längst verbrauchte Frauenbilder zurück, wie die Journalistin Sabine Hottowy beschreibt:
Dick geschminkt und trendgemäß angezogen inszeniert man sich im eigenen Heim, um Nähe zu vermitteln, weil das Erfolg verspricht. Wer auf Instagram performt, dem winken Deals mit Lifestyle Marken. Oder man fühlt sich einfach nur begehrt.“
Das Küken in der Marktführerfamilie dieser Illusionen, nämlich Kylie Kardashian, ist die jüngste Selfmade-Milliardärin, indem sie durch Posting ihrer Selfies dekorative Kosmetik für illusorisch dicke Lippen verkauft.

Wie kann man gegensteuern?
Wie kann man sich diesem Trend widersetzen, seinen kritischen Geist bewahren, sich in manchen Dingen bewusst dem „Mainstream“ entgegen stemmen? Hat uns doch die digitale Revolution zu technischen Möglichkeiten geführt, die wir uns vor 20 Jahren nie hätten träumen lassen.
Meines Erachtens gilt es, die Balance zwischen Nutzung der neuen technischen Errungenschaften einerseits und der zum Teil wiederentdeckten Natur, nicht zuletzt entfacht durch die Klimadebatte und die damit verbundene Jugendbewegung andererseits, zu finden.
Das Smartphone, das uns wie eine digitale Fußfessel durch das Leben begleitet, mit Verstand zu nutzen, davon auch Auszeiten zu nehmen und dies auch unseren Kindern durch Vorbild zu vermitteln, dürften erste Ansätze dazu sein. Wir dürfen es einfach nicht so weit kommen lassen, wie ich es in meinem letzten Wort des Obmanns beschrieben habe, nämlich dass Handys oder implantierte Elektronikteile durch personalisierte Algorithmen unseren Tagesablauf bestimmen.
Auch außerhalb des Digitalen einer Gesinnungsgemeinschaft anzugehören, gemeinsame Ziele mit anderen in Realität (und nicht virtuell) zu verwirklichen und sich darüber zu freuen, ist ein weiteres Rezept, die digitale Welt in Schranken zu halten. Dass der Alpenverein genau das versucht umzusetzen, werden Sie nicht zuletzt an unserem Bergsteigerblatt erkennen.
Apropos Bergsteigerblatt!

Jubiläum unseres Bergsteigerblattes
Sie halten hier die 200. Ausgabe unserer Vereinsnachrichten in den Händen. Was mit Dr. Herwig Gräbner als Herausgeber, Redakteur, Mitarbeiter und Zeitungsjunge in Personalunion im Jahre 1977 begann und sich damals als kleines Blattkonvolut bescheiden ausnahm, hat über die Jahrzehnte eine gewaltige Entwicklung genommen, wie Sie an Hand einiger plakativer Beispiele, die auf den folgenden Seiten abgebildet und teilweise erläutert sind, erkennen können. Darunter fällt auch eine Ausgabe, die eine Auflage von 220 000 Stück hatte und die letztlich zum National- bzw. Biosphärenpark Nockberge führte. Auch andere markante Geschehnisse können Sie den abgebildeten Deckblättern entnehmen.
Das Bergsteigerblatt, das über Jahrzehnte erfolgreich durch die Arbeit von Sibylle Skorjanz geprägt war, hat unter der neuen Redaktions- und Layout-Verantwortlichen Marianne Gütler ein neues Gesicht bekommen. Und wie ich meine, ein recht ansprechendes.

Abschließend wünsche ich uns, das Huxleys Romanprognose nie Wirklichkeit wird und Ihnen, dass Sie den ausklingenden Winter und den kommenden Frühling in der Natur genießen.
Ihr Arnold Riebenbauer

Dezember 2019

Schöne neue Welt

Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, einen Vortrag vom langjährigen Vorstandsvorsitzenden und späteren Chef des
Verwaltungsrates vom Weltkonzern Nestlé, Dr. Brabeck-Letmathe, zu hören, an dem sich auch eine Diskussion anschloss. Eine kritische Betrachtung des Gehörten ist angebracht, ging es doch um die Entwicklung des Menschen bis hin zum Cyborg, einem nahezu menschengleichen Robot, dem auch schon eine Staatsbürgerschaft verliehen wurde, die zumindest vor zwei weiteren Staaten Anerkennung fand.

Vom Paradies zu Prometheus
Brabeck skizzierte die Entwicklung des Menschen ausgehend vom Paradies, in dem die Nahrung in Form von Früchten jeglicher Art zur Verfügung stand, über die Vertreibung daraus mit der Folge, dass dieMenschen sich nunmehr durch Arbeit ihre Nahrung beschaffen mussten. Der wesentliche Schritt, der zur verbesserten Entwicklung des Menschen führte, war die Entdeckung des Feuers. In der griechischen Mythologie war es Prometheus, der den Göttern das Feuer entführte, wofür er vom Göttervater Zeus auch schwer bestraft wurde. Tatsächlich war mit der Erfindung des Feuers die Möglichkeit der Nahrungszubereitung um ein großes Potential erweitert worden, was sich vor allem in der erhöhten Zufuhr von tierischem Eiweiß enorm auf die körperliche Entwicklung des Menschen und damit auch die seines Gehirns auswirkte.

Vom Sammler und Jäger zum Kleinbauern
Mit der Sesshaftigkeit des Menschen begann auch die verstärkte Zufuhr von Kohlenhydraten in Form von Anbau ursprünglich wildwachsender Gräser als Getreide. Mit der täglichen Getreideportion des römischen Soldaten, aufgefettet durch erjagte und erbeutete Tiere, begründeten die römischen Legionen ein Weltreich. Und dennoch schritt die Vermehrung der Menschheit nur sehr langsam voran und explodierte erst durch die größere Verfügbarkeit von Nahrung in Form von Agrarbetrieben im 20. Jahrhundert. Von mehr als zwei Milliarden Menschen in meiner Schulzeit halten wir nun bei nahezu 7 Milliarden, was einen Zuwachs von fast 5 Milliarden innerhalb von 60 Jahren bedeutet. Die Wissenschaft hat auf den Gebieten der Medizin,Technik und Landwirtschaft einen Großteil zu dieser Bevölkerungsexplosion beigetragen.

Paradigmenwechselmit Ende der 50er-Jahre
Zu dieser Zeit nämlich trat ein seltsamer Wandel ein. Gerade die industrialisierte Nahrung mit ihren vielen Fertigprodukten, mit ihrem enormen Anteil an chemischen Zusatzstoffen und den großenMengen an Zucker, gesättigten Fettsäuren und Transfetten führte nun erstmals zu einem Rückschritt in der Gesundheitsentwicklung des Menschen, auch wenn die Lebenserwartung zwar bei uns stieg und noch steigt, was aber beispielsweise in den USA nicht mehr der Fall ist. Das heißt für unsere Breiten: Wir leben zwar derzeit noch länger, sind aber dafür auch länger krank.
Die am Gewinn orientierte Lebensmittelindustrie entdeckte auch hierfür scheinbar ein Rezept, indem sie kalorienärmere, weniger fette Inhalte mit angeblich so gesunden Zusatzstoffen, wie mit Vitaminen und Spurenelementen angereicherte Nahrungsmittel auf den Markt brachte. Und wieder lief und läuft das Geschäft!

Wie sieht nun die Zukunft aus?
Das Zauberwort heißt „personalisierte Nahrung“, was so viel wie von der Industrie auf Bevölkerungsgruppen oder Einzelne zugeschnittene Ernährung bedeutet. Die großen Volkskrankheiten wie Adipositas, Diabetes, Depressionen, Alzheimer, Herz-Kreislaufprobleme, die großteils gerade durch die naturarme Überernährung und die mangelnde Bewegung hervorgerufen werden, sollen damit bekämpft werden. Eigentlich ein klassisches Paradoxon.
Was dabei eine bedeutende Rolle spielen wird, ist die Entschlüsselung des individuellen Genoms. Das heißt, welche genetischen Grundlagen habe ich, welche Schwachstellen, und wie kann ich denen durch entsprechende Ernährung begegnen.
Bereits heute gibt es dieMöglichkeit auf Grund genetischer Unter-suchungen sein Genom zu kennen.Nun sollen diese von der Industrie hergestellten Nahrungsmittel mit elektronischen Geräten, die man bei sich am Körper trägt oder implantiert hat, verbunden werden, so dass man ständig über seinen Blutdruck, Puls, Blutzuckergehalt, Körpertemperatur, Ruhe-, Bewegungs- und Schlafphasen Bescheid weiß und ermahnt wird, eine gewisse Nahrung zu sich zu nehmen, wie beispielsweise den bereits von Nestlé entwickelten individuellen Nährstoffcocktail oder die vom 3D-Drucker auf Grund
der elektronischen Empfehlung hergestellten Essen. Diese „Lifelogging-Geräte“ werden den gesamten Tagesablauf ihres Benutzers vom Schlafen über das Aufwachen bis hin zu den einzelnen Tagestätigkeiten protokollieren. Man gaukelt dem Konsumenten dadurch erhöhte Selbstbestimmung vor, jedoch ist genau das Gegenteil der Fall. Die Handlungen im Ablauf
des täglichen Lebens werden durch Algorithmen vorgegeben und die Abhängigkeit davon lässt eine Selbstbestimmtheit kaum mehr zu. Schöne neue Welt!
Gegen diese Entwicklung wirkt nur die Besinnung auf ein Leben in Eigenverantwortung,natürlicheNahrungmöglichst aus der
Umgebung und Bewegung in freier Natur.

Einen schönenWinter wünscht Ihnen
Ihr Arnold Riebenbauer



Oktober 2019

Liebe Freunde im Alpenverein!

Das Bewegen in der Natur – ein Boom!
Das Wandern, Bergsteigen und Klettern scheint diesen Sommer einen neuen Höhepunkt zu erreichen. Was natürlich nicht nur die Hüttenwirte der entlang von viel begangenen Wegen gelegenen Alpenvereinshütten erfreut, sondern insbesondere jene, die sich auf den Weg gemacht haben. Dabei ist es nicht nur die Landschaft in ihrer vielfältigen Ausprägung, die ihnen das Herz erfreut, sondern auch die physische Veränderung, die ihr Körper durch anstrengungsbedingte Anregung des Stoffwechsels und entsprechende Hormonausschüttung erfährt. Erst wer Kräfte im Aufstieg mobilisiert hat, wem die Luft manchmal knapp war, wer vielleicht ehrfurchtsvoll, oder gar leicht schaudernd in Tiefen geblickt hat, wer sich also in mancher Hinsicht überwunden hat, den beschenkt der Berg, die Natur mit einem Gefühl der Zufriedenheit, des Stolzes es geschafft zu haben, wie selten bei einem anderen Tun.
Psychische Veränderungen und das Geheimnis der Bäume
Das Gehen in der Natur bewirkt nachweislich auch psychische Veränderungen und gilt als ergänzende Therapie bei depressiven Verstimmungen oder gar Depressionen, sowie bei Burn-Outs. Im steten Schritt lässt es sich dabei verhältnismäßig leicht von den Sorgen, ja oft Banalitäten des Alltags loskommen und dieser stete Schritt in freier Natur macht Platz für gedankliche und gefühlsdominierte Dimensionen höherer Art.
Wem aus gesundheitlichen oder altersbedingten Gründen die Gipfel verwehrt sind, der kann auch durch ausgedehnte Spaziergänge im Tal, da aber vorzugsweise im Wald, ähnliche Effekte erzielen. Die Bäume schütten sogenannte Terpene, ätherische Öle, aus, die unser Körper aufnimmt und unser Hormonsystem günstig beeinflussen. Wer mehr darüber wissen will, der möge die Bücher von Clemens Arvay, einem jungen Grazer Wissenschaftler, mit den Titeln „Der Biophiliaeffekt“ und „Der Heilungscode der Natur“ lesen.
Naturgenuss setzt intakte Natur voraus
Und hier sind wir bei einem Hauptthema, das gerade von Politikern in seiner Komplexität großteils nicht erkannt wird. So lange wir in Österreich drei Fußballfelder als Vergleichsgröße an Boden täglich zubetonieren, so lange wir auf jede umgewidmete grüne Wiese ein Einfamilienhaus oder noch schlechter einen Einkaufstempel hinstellen und uns dabei beklagen, dass die Böden die zunehmend stärkeren Unwettergewässer nicht mehr aufnehmen können, da wir auch die noch verbliebenen landwirtschaftlichen Böden und Forstflächen mit schwersten Maschinen verdichten, solange ist Naturschutz nur ein Schlagwort für politische Sonntagsreden oder Facebook-Eintragungen zur Optimierung der Anzahl von „followern“

Aber Betriebsansiedlungen und Wohnhäuser versprechen eben Steuereinnahmen und Umwegrentabilitätsgewinne, auch wenn dabei Absaugungseffekte der Wirtschaftskraft aus Innenstädten und deren Verödung in Kauf genommen werden. Wie kurzsichtig! Nicht nur was die Naturzerstörung und die damit verbundene Temperaturerhöhung (asphaltierte und betonierte Flächen haben eine völlig andere Wärmeabstrahlung als Wald und Wiese), sondern auch die negative ökonomische Auswirkung auf Innenstädte betrifft.
Umweltschutz-Naturschutz-Klimaschutz oftmals in Konkurrenz und Widerspruch
Wussten Sie, dass, wer vermeintlich die Umwelt schützt, der Natur oft Gewalt antut. Nicht alles, wovon wir glauben, dass es gut für die Umwelt ist, ist für die Natur und das Ökosystem folgenlos. Ist beispielsweise der Wegebau zu einer touristischen Berghütte, die von Grund auf renoviert werden und mit von der Behörde vorgeschriebenen biologischen Kläranlagen ausgestattet werden muss, ein unerlaubter Eingriff in die Natur (was man vorerst durchaus bejahen könnte) oder ist der dadurch notwendige über Wochen andauernde Hubschraubertransport von schwerem Gerät und Baumaterial und die über Jahre zu erfolgende, periodisch wiederkehrende Versorgung der Hütte aus der Luft nicht auch eine schwere Beeinträchtigung, was Lärm, Abgase und Ressourcenverbrauch betrifft?
Ein anderer Widerspruch zeigt sich, wenn man beispielsweise die Gewinnung von Energie aus Wind als bestens geeignete Methode zur CO2-Verminderung ansieht. Was kann es besseres geben, als die Kraft dieser Naturgewalt auszunutzen?
Leider geht jedoch eine derartige Energiegewinnung mit massivsten Eingriffen in der Natur einher. Müssen doch die mehr als 200 Meter hohen Masten einer 12 bis 18 Windräder umfassenden Industrieanlage erst mittels Bau von befestigten Straßen auf Bergeskämme (eben dorthin, wo gelegentlich der Wind weht) befördert werden. Schon auf Grund ihres Gewichtes (das Motorengehäuse allein wiegt 200 Tonnen pro Mast) müssen mitten in der sonst so als schützenswert geltenden Landschaft riesige Betonfundamente errichtet werden. Die im Durchmesser 150 Meter (!!!) messenden Rotoren zerstückeln allein in Deutschland jährlich mehrere hunderttausende Greif- und Singvögel sowie Fledermäuse, deren inneren Organe schon vorher durch die Schallerzeugung platzen. Nachweislich gehen Raufußhühnerbestände um bis zu zwei Drittel zurück und sterben letztlich aus. Zur Errichtung einer solchen Anlage müssen im Durchschnitt ein Hektar Wald gerodet werden, und wenn man weiß, dass ein solcher Hektar ungefähr 10 Tonnen CO2 bindet, dann fragt man erst recht nach der Sinnhaftigkeit dieser „Klimaschutzmaßnahme“.
Sie merken also, lieber Leser, dass Klimaschutz wesentlich komplexer ist und mehr Fachwissen und Universalverständnis erfordert als die meisten unserer Politiker aufweisen oder bereit sind, sich anzueignen, wobei sie darüber hinaus sehr gerne den Schalmeienklängen der Industrielobbyisten verfallen.
Was kann der Alpenverein tun? Wir stellen Recherchen an, holen Expertisen von Wissenschaftlern ein und versuchen auf dieser Basis die Öffentlichkeit und insbesondere Politiker zu informieren und positiv zu beeinflussen. Dass das auch gelingt, wünscht sich Ihr Arnold Riebenbauer

 
 
 

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