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Jubiläumsfest am Helm (Heimatsteigeröffnung am Helm)

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Foto: Sint A.

 

 

Jubiläumsfest am Helm

31.08.2009   H.G.

 

Am Sonntag den 30. August 2009 fand gleich unterhalb des Helmgipfels die Einweihungsfeier des "Heimatsteiges" statt.

 

Nach einleitenden Begrüßungsworten von Ehrenmajor Dr. Berthold Jordan und beeindruckenden Ansprachen der beiden Bürgermeister Erwin Schiffmann (Sillian) und Fritz Egarter (Sexten) feierte Altbischof Dr. Reinhold Stecher gemeinsam mit den über 600 Anwesenden eine überaus würdige Bergmesse. Musikalisch umrahmt wurde die Messfeier von der Bläsergruppe der Musikkapelle Sexten. Anschließend sprachen der EU - Abgeordnete Dr. Herbert Dorfmann und der Festredner Dr. Richard Piock vor den begeisterten Teilnehmern. Zum Abschluss der Feierlichkeit sangen Mitglieder des Männergesangsvereines Sillian Lieder aus der Heimat.

 

All Jenen, die zum guten Gelingen des Jubiläumsprojektes "Heimatsteig" betrugen, möchten wir an dieser Stelle einen besonderen Dank aussprechen!

 

 

                            

 

                                    Bilder von der Einweihung des Heimatsteiges

 

                          

 

                           Beeindruckende Worte von Altbischof Dr. Reinhold Stecher

 

 

                                         

            

 

                      Festrede zur Eröffnung des Heimatsteiges von Dr. Richard Piock

 

 

 

Sehr geehrte Exzellenz, Hochwürdigster Herr Bischof Stecher, sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens, liebe Schützenkameraden, sehr geehrte Festgäste,

 

 

 

Für Gott, Kaiser und Vaterland das ist der Wahlspruch, den man den Kämpfern des Jahres 1809 zuschreibt, obwohl sie es so wahrscheinlich nie gesagt haben und dieser Spruch wohl von Metternichschen Bürokraten stammen wird, die Tiroler von anno 9 haben wohl eher :für den Herrgott, den Kaiser und s Land gesagt und diese drei Elemente sind eigentlich nichts anderes als Synonym für eines: Heimat  Gott als Symbol für Glaube, eine christliche Werteordnung , für Bräuche und Riten, für lebenswertes Leben,  Kaiser als Synonym für eine gesellschaftliche , weltliche Ordnung, in der man seine hierarchische Position kannte, für Recht und Rechte, eine Gesellschaft deren Teil man ist und Land als geografischer Raum, in dem man lebt .

 

Für die Heimat das  wäre der prägnantere Satz , denn Heimat ist mehr als nur der enge Raum, in dem man lebt, Heimat ist, wie Kurt Tucholky es beschreibt:

 

Dem einen geht das Herz auf in den Bergen, wo Feld und Wiese in die kleinen Straßen sehen, am Rand der Gebirgsseen, wo es nach Wasser und Holz und Felsen riecht, und wo man einsam sein kann; wenn da einer seine Heimat hat, dann hört er dort ihr Herz klopfen. Das ist in schlechten Büchern, in noch dümmeren Versen und in Filmen schon so verfälscht, dass man sich beinah schämt, zu sagen: man liebe seine Heimat. Wer aber weiß, was die Musik der Berge ist, wer die tönen hören kann, wer den Rhythmus einer Landschaft spürt ... nein, wer gar nichts andres spürt, als dass er zu Hause ist; dass das da sein Land ist, sein Berg, sein See, auch wenn er nicht einen Fuß des Bodens besitzt ... es gibt ein Gefühl jenseits aller Politik, und aus diesem Gefühl heraus lieben wir dieses Land. Wir lieben es, weil die Luft so durch die Gassen fließt und nicht anders, der uns gewohnten Lichtwirkung wegen aus tausend Gründen, die man nicht aufzählen kann, die uns nicht einmal bewußt sind und die doch tief im Blut sitzen.

 

Heimat, so singt Herbert Groenemeyer ist kein Ort, Heimat  ist Gefühl und heimatvertrieben ist man nicht nur, wenn Politik Menschen ihr Land nimmt, als Ausdruck undemokratischer Stärke, wenn man Grenzen zieht als sichtbare Abgrenzung zwischen hier und dort, sondern heimatvertrieben ist man, wenn Politik und Ideologie den Menschen ihre Kultur und Sprache nehmen, ihre Freiheit, sich selbst zu bestimmen.

Am Tage, da ich meinen Pass verlor, entdeckte ich mit achtundfünfzig Jahren, dass man mit seiner Heimat mehr verliert als einen Fleck umgrenzter Erde." - schreibt Stefan Zweig, in seinen Erinnerungen und vielleicht macht dieses Wegnehmen von innerer Heimat, die konstante Bedrohung von Sprache, Kultur, von eingeschränkter Freiheit heute und die erlebte Geschichte nach der Abtrennung vom Vaterland Österreich  es aus, dass die Südtiroler Schuetzen sensibler auf Bedrohungen von Heimat reagieren, radikaler in ihren Forderungen und Äußerungen sind, vielleicht, weil sie aus Erleben und Erfahrung besser wissen, dass man Heimat nicht geschenkt bekommt, dass Heimat und Freiheit erarbeitet, erkämpft, erworben und täglich verteidigt werden müssen. Wenn nach 1919 der Faschismus im südlichen Tirol die deutsche Sprache verbot, Menschen, die Deutsch als Sprache lehrten um ein Stück Heimat zu erhalten ins Gefängnis geworfen wurden oder konfiniert, wenn im postfaschistischen Italien der 60 Jahre Südtiroler sozial ausgegrenzt wurden und die Justitia nicht die Augen verbunden hatte um das Gesetz für alle gleich anzuwenden, dann war dies Heimatverlust, waren wir Heimatvertriebene im eigenen Land. Das prägt, hinterlässt Spuren, vernarbt zwar ,aber Narben erinnern konstant an die sie verursachenden Ereignisse, insbesondere wenn sie selbst in der so gepriesenen Autonomie durch faschistische Denkmäler, faschistische Toponyme und einer Justitia, die die Augenbinde bis heute nicht gefunden hat, am Heilen gehindert werden

Es scheint, als ob Kurt Tucholky den Satz für uns Tiroler und nicht für die Deutschen der Weimaer Republik geschrieben hätte, wenn er schreibt:

 

Und in allen Gegensätzen steht unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert die stille Liebe zu unserer Heimat.

 

Wenn wir heute im Gedenkjahr 2009 einen Bergweg eröffnen, der in Denkstationen uns anhält über die gemeinsame Heimat und ihre Bedrohung in all ihren Facetten nachzudenken, dann ist dies wie ein Eid der heutigen Generation dieses Einstehen und Kämpfen für diese Heimat im Sinne der Schuetzen von 1809 fortzuführen, nicht mit kriegerischer Gewalt, sondern mit dem Herzen und den Waffen des Geistes, aber immer handelnd in Verantwortung für das Land.

 Vielleicht werden manche- die Heimat als beengenden Raum verstehen und meinen, sie wären in der Welt und in der Weltkultur zuhause, sagen, dies sei in Zeiten der Globalisierung und fallender Grenzen ein Anachronismus, ist Heimat in Zeiten des globalen Dorfes ein klein karierter Begriff. Aber gerade die Globalisierung, die Raum und Zeit aufhebt schafft ein Vakuum, entwurzelt, löst Haltegriffe für Menschen auf und die so genannte Multikultur  bringt, wie der frz. Philosoph Auge es sagt, mit sich, dass man sich zwar nirgendwo mehr fremd vorkommt aber auch nirgendwo zu Hause und er bezeichnet diese globale Welt als Nicht-Ort.

Heimat ist eine anthropologische Kategorie, sie scheint seit zwei Jahrhunderten die gesellschaftliche Antwort auf Herausforderungen und Zumutungen der Moderne zu sein, auf Veränderungen der Gesellschaft und Umwelt infolge der unterschiedlichsten Industrialisierungsschübe und des dadurch hervorgebrachten sozialen Wandels. Heimat ist damit Kompensationsraum für die Verluste durch die Moderne, Besänftigungsraum, in der alle Konflikte und soziales Elend durch die Erinnerung an den Raum der Kindheit aufgehoben scheint. Und dass Heimat gerade jetzt in einer wirtschaftlich-sozialen turbulenten Zeit en vogue ist, ist gesellschafts-historisch erklärbar.

 Heimat wurde zu einem, über eine Raum- oder Sesshaftigkeitsbezeichnung hinausgehenden Begriff in der Zeit der industriellen Revolution am Beginn des 19 Jhds. und nicht umsonst steht dem mhd. Wort für Heimat heimouti der Ort an dem man lebt, sesshaft ist, das Wort elilenti der Fremde, anderes Land , gegenüber und bildet auch Wurzel des Wortes Elend. Denn der Fabrikarbeiter der industriellen Revolution des ausklingenden 18 Jhds. kam als Fremder vom Land, ohne Besitz ohne seine gewohnte Umgebung, als reiner Produktionsfaktor der Ricardischen Lehre, war ein elilenti und damit dem sozialen Elend ausgeliefert. Und wir erleben dies heute täglich, wenn Migranten  ihre Heimat aufgeben auf der Suche nach besserem Leben und als Elilenti ins soziale Elend von Heimatlosen fallen.

Heimat , als bewahrte Geschichte des Lebens von Menschen in einem überschaubaren Raum, als Dimension von Tradition, vermittelt  Identität , zeigt auf, woher man kommt, um zu wissen wohin man geht, oder wie der Pädagoge Eduard Spranger es am Beginn der Weimaer Republik ausdrückt, Heimat ist geistiges Wurzelgefühl.  Die die Weltkultur propagierenden Multikultis der Grünen mussten auch erkennen, dass der Mensch nur eingebettet in Traditionen, sozialen Bindungen und einem überschaubaren Raum sein Leben leben kann und entdeckten Heimat als politisches Objekt, auch wenn sie dem konservativ besetzen Begriff Heimat den neumodernen Begriff Regionalismus gaben. Aber Globalisierung ist nicht nur eine Ausweitung des Raumes sondern auch Beschleunigung, Heimat damit ein Rückzugsgebiet für Menschen um der Beschleunigung zu entkommen. Es gibt etwas in unserer menschlichen Natur", sagt der Regisseur Edgar Reitz, "das sich den permanenten Beschleunigungen widersetzt. Man kann das Wachstum eines Kindes nicht beschleunigen. Man kann die Entstehung eines Kunstwerkes nicht beschleunigen. Man kann das Gesundwerden oder das Krankwerden nicht beschleunigen. Man kann den Reifeprozess eines guten Weines nicht beschleunigen. Der Beschleunigungsrausch hat auch immer wieder in Sackgassen geführt. Man siegte sich zu Tode. Man begriff die Welt immer besser und verlor sie zugleich."

Heimat erscheint als  Ruhepunkt im Fluss der Zeit, oder wie eine Studentin in Köln auf die Frage nach Heimat geantwortet hat Heimat ist der Moment, in dem man aufhört zu rennen.

 

Heimat ist Perspektive, nicht ein passiv erlebtes Gefühl sondern, wie Kulturanthropologin Irene Greverus es nennt, ist Leistung des Tätigen sich Umwelt stets aneigneten Subjekts. Heimat ist so betrachtet ein täglich sich zu erarbeitender Ort gesellschaftlicher Kommunikationsbeziehungen, daher auch nie konfliktfrei, weil das Ringen um gutes Lebens zwischen Menschen durch menschliche Unzulänglichkeiten getrübt wird. Heimat lieben, Heimat erhalten heißt auch verzichten - verzichten weil in den gesellschaftlichen Handlungsalternativen Heimat in der Werteskala vor monetären Gewinn steht.

 

Wenn auf mehr als 50 Tafeln des Weges Fragen nach dem facettenreichen Begriff  Heimat gestellt und Antworten gegeben werden, dann ist dies Ausdruck dafür, dass Heimat wie ein Reflex ist auf kaum lösbare Probleme unserer Zeit, auf die zunehmende Unwirtlichkeit ringsum, auf das Verlangen nach Vertrautheit und Unterscheidbarkeit kurzum: auf das humane Grundbedürfnis, einen persönlichen Platz in dieser Welt zu finden. Sie betrifft nicht nur uns Tiroler, sie betrifft jedem. So ist diese Initiative und ich verwende bewusst nicht den Begriff grenzüberschreitend, weil wir Schuetzen diese verordnete, nicht von den Menschen gewollte Grenze nie anerkannt haben und sie nie unser Denken und Tun in Besitz genommen hat, nicht Nostalgie von Ewig Gestrigen, sondern eine zutiefst demokratische, modern-aktive Leistung von ,ihr Land mitgestaltender, mündiger Bürger im Sinne von Goethes Spruch: was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.

Dass wir Tiroler vielleicht einen engeren Bezug zu unserer Heimat haben, als andere Völker oder Gesellschaften, mag daran liegen, dass bei uns die Verbindung Land-Natur-Nachbarschaft-Glaube noch intakter ist, als in den anonymen, nicht glaubenden, natur-amorphen und monetär gesteuerten Industriegesellschaften.

Vielleicht ist dieser Gedenkweg auch dazu da, wieder zurückzufinden in unser Tiroler Leben, in dem seit jeher der Glaube, christliche Werte und die Freiheit des Landes, das sich selbst bestimmt und verteidigt im Zentrum standen und nicht monetäre Gewinnsucht, die Raubbau an der Natur betreibt und den Mitmenschen vergisst.

 

Vielleicht ist Heimat aber auch nur eine Utopie, die sich nur in sich selbst finden lässt die wirkliche Genesis steht nicht am Anfang, sondern am Ende.

 

Es lebe unser Land Tirol

 

 

 
 
 
 

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