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Durchquerung der Schladming Tauern (Durchquerung der Schladminger Tauern)

Achtung, auf der Schladminger Hütte sind keine Nächtigungen mehr möglich!

 
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Durchquerung der Schladming Tauern

aus der Sicht von Bergsteigern aus Frankreich

Floriane Pugin und Grégoire Lestienne beschlossen den Alpenbogen von Wien nach Nizza zu durchqueren. Die schnellste Zeit ist nicht das Ziel, sondern vielmehr der Versuch, in einem öko-realistischen, kreativen, kulturellen, multiaktiven und partizipativen Projekt all das aufzuspüren, was diese Berge uns zu bieten haben:
PIZALP, Überquerung des Alpenbogens in 4 Jahreszeiten, Ski, Mountainbike, Bergsteigen, Klettern und Wandern.

Grégoire ist Bergführer aus der Gegend von Passy.
Floriane kennt Schladming von ihrer erfolgreichen MTB-Weltcup Downhill-Karriere.

Die Anreise erfolgte mit dem Nachtzug von Genf nach Wien.
Wir starteten unsere Tour am 11. Februar in Gaal. Nach Durchquerung der Seckauer Tauern,  Wölzer- und Rottenmanner Tauern ging es von Sankt Nikolai im Sölktal durch die Schladminger Tauern.

Auf passeurdemotions.com findet sich unter “Pizalp” ein Reisetagebuch der Alpendurchquerung und ein Video über die Durchquerung der Schladminger Tauern (Tipp: Untertitel beim Abspielen aktivieren).


Vorbereitung und Planung
In Schladming richten sich viele Augen auf den Dachstein, aber wenn man den Grat des Alpenbogens betrachtet, erscheint es logischer und ästhetischer, durch die Schladminger Tauern zu gehen. Bei genauerem Hinsehen scheint diese Überquerung nicht einfach zu sein, da es nur wenige Winterhütten oder Schutzhütten gibt.
Beim Studieren der vielen Karten, Bücher und Online-Tools entstand die Idee, dass wir ein Zelt mitnehmen. Skitourengehen und zelten, das ist für uns völlig neu.
Wir werden mit Zelt, Schlafsack, Matratze und 6-Tages-Verpflegung die Überquerung starten. Auf dem Papier ist es beängstigend, aber wenn man darüber nachdenkt, gerät man nicht so sehr in Panik:

AUSRÜSTUNG: Die Ausrüstung ist heutzutage viel leichter geworden und wir können uns jetzt ganz klar Skiexpeditionen in völliger Autonomie vorstellen, ohne unser Elend in die Länge zu ziehen. Wir können einen vollen Rucksack haben und trotzdem auch im steilen Gelände Ski fahren. Es gibt jedoch eine kritische Anzahl von Teilnehmern: Sind wir zu wenig Leute, stellt die gemeinsame Ausrüstung (Zelt, Kocher, Erste-Hilfe-Material...) für jeden einzelnen eine schwere Belastung dar. Zu fünft hat man aber ein gutes Verhältnis, um das Zusatzgewicht auf alle Schultern verteilen zu können.
AUTONOMIE und FREIHEIT: Indem wir unabhängig von geöffneten Hütten sind, können wir übernachten, wo immer wir wollen! Stellt euch diesen Luxus vor: Bei schlechtem Wetter können wir leichter einen guten Platz zum Übernachten finden, dies reduziert das Risiko deutlich.
ERNÄHRUNG: Die Expeditionsnahrung  hat sich verbessert, schmeckt einigermaßen und gibt genug Energie. Angeblich sind auch die Pfurze nicht mehr so schlimm mit dieser Nahrung.

Bei der Routenplanung haben wir auch bestmöglich versucht, auf mögliche Wetterumschwünge und unterschiedliche Schneekonditionen vorbereitet zu sein, um die Tour auch mit schwerem Gepäck zu schaffen.
Wir müssen sehr vorsichtig sein, um die richtige Balance zwischen Fun und Sicherheit zu finden, aber die Idee, das Zelt mitzunehmen, gibt uns eine echte Freiheit auf unserem Weg.

Durch die viele Zeit, die wir mit der Vorbereitung verbringen, ist unser Geist bereits dort, und wir beginnen von dieser Expedition bereits zu Hause in Frankreich zu träumen.

Drei motivierten Freunden schlagen wir diese sechstägige Skitour vor. Sophie, Rémy und Théo werden uns begleiten.

Jetzt sind wir gut vorbereitet! Los geht's!


Hier sind wir also in Mössna, einem Dorf - oder besser gesagt: Weiler - im langen Tal, das zum Sölkpass führt. Im Sommer ist dort sicher mehr los, aber im Winter gibt es im Tal vermutlich sogar mitten am Tag mehr Kühe als Einwohner.

Wir haben am frühen Morgen die Skier angeschnallt, mit einer besonderen Widmung an die Rucksäcke von Rémy und Théo, die ziemlich schwer sind. Wir werden den Grund für dieses hohe Gewicht später erfahren, wenn Rémy auf Etappe 2 eine Dose Bier aus der Tasche holt und schwört, es sei die letzte, um dann auf Etappe 3 noch 2 Dosen aus seinem Rucksack zu zaubern. Diesmal leider wirklich die letzte Dose Bier. Das Bier hat unserer Moral sehr gut getan.

Die Wettervorhersage ist für die nächsten sechs Tage eindeutig nicht günstig, aber im Falle einer totalen Katastrophe könnten wir über den Norden oder den Süden über eines der unzähligen langen Täler entkommen. Und dann setzen wir darauf, dass das Mobilfunknetz zeitweise verfügbar ist, um die Wettervorhersage zu aktualisieren und uns so gut wie möglich anzupassen.
Ein Aufstieg des ersten Tages endet mit den Skiern am Rücken, die Rucksäcke werden immer schwerer. Da sich das Wetter verschlechtert hat, fahren wir bei Whiteout ein wenig Ski.  Aber wir sind trotzdem glücklich. Als wir bei der Rudolf-Schober-Hütte ankommen, erwartet uns eine leicht surreale Szene. Vor der Hüttentür, die mit einem AV-Schlüssel (den Schlüssel haben  wir vor der Abreise in Wien geholt) verschlossen ist, treffen zwei Personen ein, die ebenfalls von einer Skitour zurückkommen. Mit einem schüchternen “Hallo” kehren sie mit ihrem AV-Schlüssel in die Hütte ein und schließen uns sofort die Tür vor der Nase zu! Vielen Dank für den Empfang. Wir kommen mit UNSEREM Schlüssel rein, und sie fragen uns drinnen, ob wir einen AV-Schlüssel haben, und fangen endlich an, mit uns zu reden. Am Abend warten sie auf ihren Freund, der schließlich um 22 Uhr eintrifft, um mit ihm bis spät in die Nacht weiter zu plaudern. Wir fünf versuchen, zu ihren Füßen auf dem Boden Schlaf zu finden! Sie waren keine Österreicher, was das Bild der Einheimischen somit nicht trüben wird, welche sich während unserer Reise durch die Alpen als wirklich nette und zugängliche Menschen erwiesen haben.

Am zweiten Tag stehen uns mehrere Möglichkeiten mit steilen Hängen auf dem Weg in das nächste Tal zur Verfügung. Der allerletzte Hang des Tages - hinunter in den Prebergraben - wird uns ein wenig herausfordern: Der obere Hang ist dominiert von einer Reihe von Felsbalken, die schließlich an ihrer äußersten linken Seite überquert werden. Es hat sich gelohnt, am Vortag eine gründliche Analyse der Kartographie durchzuführen!

Am nächsten Tag treffen wir nur zwei Skitourengeher und ansonsten, wie am Tag zuvor, vor allem viele Gämsen (sogar ganze Herden!).
Ein Zeichen dafür, dass diese abgelegenen österreichischen Bergmassive im Winter nicht viele Tourengeher sehen dürften.
Wind, stark genug um Hirsche zu enthörnen (wie wir in Frankreich sagen), kündigte sich am dritten Tag an: Anpassung des Programms mit der Vorstellung eines Plan B, C, D und E an das Team, um sich an alle Situationen des Tages anpassen zu können!
Ein Plan F erlaubt es uns schließlich, unser Biwak am Fuße der Ostwand des gewaltigen Hochgollings zu erreichen, dem mit 2862 m höchsten Punkt dieses Massivs. Und ja, nur 2862 m, aber wie auch immer, es ist nicht die Größe, die zählt: Wir können das Abenteuer leben und ein richtiges Abenteuer erleben, ohne nach den Viertausendern oder mehr zu suchen! Ein Holzfeuer, so warm und gemütlich, belebt uns an diesem Abend, um Remys Biere herum.

Nach einem technischen Aufstieg an diesem Morgen von Etappe 4 erreichen wir ein sehr wildes Tal, das uns zum Tagesziel führen wird. Kurz vor dem Greifenbergsattel schließen sich uns vier Personen an und überholen uns. Der erste ihrer Gruppe zeigt uns den steilsten Weg der Welt! So sehr, dass seine Kollegen ihre eigene Spur legen müssen, ohne die ihres Freundes benutzen zu können. Offene Frage: Ist es in Österreich üblich so steile Spuren anzulegen? Es ist echt nervig (vor allem mit schweren Rucksäcken), wir geben uns geschlagen und legen eine eigene noch flachere Spur an.

Vom Greifenbergsattel aus steigen wir auf dem Sommerweg zur Gollinghütte hinunter. Der steilste und exponierteste Abstieg der Tour: Es fühlt sich an, als würde man manchmal über den  Abgrund "schweben". Ein schwieriger Weg, welchen wir die ganze Zeit suchen mussten, der es aber Wert ist aufgrund seiner Atmosphäre begangen zu werden, aber nur bei sehr stabilen Schneeverhältnissen.
Ein wahrer Adrenalinschub, der uns zum Rasten "festnageln" wird: Die Motivation, gleich wieder aufzubrechen und einen zusätzlichen Auf- und Abstieg in Erwägung zu ziehen, ist dahin! Aber am Fuße der riesigen Hochgolling-Nordwand werden wir noch eine kleine Runde drehen. Nicht so senkrecht wie das Matterhorn, der Eiger oder die Grandes Jorasses, aber in der Höhe konkurriert der Hochgolling mit diesen Bergen: 1200m Schnee und Eis, was unsere Bergsteigerherzen zum Stottern bringt. Ein weiteres neues Ziel für die kommenden Spielzeiten. Wieder ein zauberhaftes Biwak um ein Feuer herum, um diesen Tag reich an Emotionen ausklingen zu lassen.


Etappe 5: Plan-A, B, C...Z-Tag.
Nur ein Aufstieg auf dem Programm - zur Kühkarscharte. Die Bedingungen waren schwierig, noch nie hatten wir so viel Schnee auf unseren Fellen kleben. Wir wechseln uns ständig ab beim Spuren. Es ist so anstrengend.
Ah, schließlich die Abfahrt ins Elendkar: zuerst ein kleines Couloir, dann ein großer Hang mit gutem Schnee, der traumhaft war... dann der Alptraum: 500m nach dem Start wurde der Schnee wieder unendlich schwer. Selbst bei einem Hang mit 30° Gefälle mussten wir immer noch schieben um voran zu kommen.
Wir beenden den Abstieg, indem wir in einem Unterstand rasten und den vor uns herabfallenden Regen beobachten. Nach der Pause geht es wieder nach oben: Théo beschließt, ohne Felle aufzusteigen. Es klebt so sehr, dass er es schaffen wird die 300  Höhenmeter so zu überwinden!
Ankunft um 15.00 Uhr in der Nähe der Keinprechthütte, welche in einem großen Amphitheater mit steilen Hängen eingebettet ist. Der Plan war hier zu übernachten. Doch der Wetterbericht kündigte für die Nacht Windgeschwindigkeiten von 100 km/h und starken Schneefall an.
Es war sicher, dass wir dort am nächsten Tag nicht aufsteigen können, um zum Giglachsee zu gelangen.
Wir beschlossen darum (Plan Z), den Aufstieg nahe Zinkwand und Vetternspitze noch heute anzugehen, denn morgen würde es zu gefährlich sein. Wir wollten also noch unbedingt die Ignaz-Mattis-Hütte erreichen, um kein Risiko einzugehen. Alle in der Gruppe waren einverstanden. Damit kommen aber zu den bereits absolvierten 1400 Höhenmetern noch 600 hinzu.
Mit vereinten Kräften nehmen wir die Herausforderung an!

Über eine Rinne zwischen Vetternspitze und Sauberg fuhren wir bei einem herrlichen Sonnenuntergang Richtung Giglach ab.
Um 18.00 Uhr, kurz bevor es finster wurde, öffnen wir die Tür der Schutzhütte, während der Wind immer stärker wird. Wir haben es geschafft, und wir sind alle sehr froh, dies unter großer Anstrengung rechtzeitig vor dem Sturm geschafft zu haben.
Letzte Etappe der Traumtour - zurück zur “Zivilisation”

Am letzten Tag nutzen wir für einen guten Teil der Strecke das GPS. Sturm und ein Nebel, dass wir die eigenen Hände vor unseren Augen nicht mehr sahen, erschwerten uns die Orientierung auf unserem Weg über Akarscharte und Oberhüttensee nach Obertauern.

Wir kommen in Obertauern an der Bergstation Hundskogel an, der Traum wird wahr. Das Wetter ist ekelhaft, wir sind im Skiresort und haben es geschafft - die Überquerung der Schladminger Tauern. Wir waren noch nie so glücklich, wieder ganz oben bei einem Skilift zu stehen!

Während wir die Route planten, hatten wir versucht, Informationen im Internet zu finden, ohne allzu großen Erfolg. Deshalb dachten wir, dass diese Überquerung ziemlich einzigartig sein würde. Das war es eindeutig.
Oft wollen wir uns mit Google, TripAdvisor oder bergfex vergewissern, welche Touren möglich sind.
Aber die Schladminger Tauern sind ein hervorragender Beweis für das Gegenteil, auch in den Alpen gibt es noch unentdeckte Routen.
Vertraue einem Bergführer, oder öffne eine Karte und träume von der nächsten Route, die es noch nicht gibt.

Die weitere Reise führte uns über die Radstädter Tauern zu den höchsten Gipfeln Österreichs bis nach Osttirol, nachzulesen auf passeurdemotions.com unter “Pizalp”. Wegen der Coronakrise ist das Projekt leider unterbrochen.
Es ist aber möglich, sich auf der Website anzumelden, um uns im Sommer auf weiteren Etappen zu begleiten.

Floriane und Grégoire

 
Wien Energie
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Schladming Dachstein
 
 
 
 

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