09.12.2020
"Hände waschen. Abstand halten. Menschenansammlungen meiden." Wir alle haben die guten Ratschläge zur Vermeidung der Zweiten Welle im Ohr. Niemand möchte auch den Bergherbst 2020 zur Gänze auf dem Sofa verbringen.
Was denkt sich also die Tourenführerin, deren ursprünglich geplante Tour in Bayern grenzschließungsbedingt unmöglich wurde? "Das ruft eindeutig nach Hagengebirge! Wo sonst ist es rund um Salzburg einsamer?"
In dem Sinne starteten wir also am Pfingstmontag, 1. Juni, in der Früh vom Bärenwirt in Richtung Schlumsee. Corona-vorbildlich in kleiner Gruppe hochmotivierter Einsamkeits-Suchender. Deutlich unterhalb vom Kalten Wasser dachte ich schon, "oha, Gemsen so weit unten??", als uns schon zwei absteigende ZWEIbeiner entgegen kamen. Die nicht alleine waren. Aber schon bevor uns der Rest dieser Gruppe entgegen kam, wurde wir von anderen überholt. Zwei junge (ebenfalls Einsamkeit-Suchende?) auf dem Weg zur Angeralm. "Schön! Mehr Menschen lernen das Hagengebirge schätzen", denkt sich noch die ursprünglich Suchende. Und lässt den Rest der absteigenden Gruppe passieren. Etwas später joggen zwei Bergläufer gen Tristkopf an uns vorbei. So langsam frage ich mich, ob ich bei all meinen Ausflügen in die Schlum bisher insgesamt so viele Leute gesehen habe. Und als wir eine halbe Stunde später kurz vor'm See eine ganze Gruppe überholen, ist die Antwort klar: Nicht ansatzweise.
So weit zu guten Vorsätzen, zu vermeintlicher Bergeinsamkeit und Sicherheitsabständen im Hagengebirge. Corona stellt irgendwie alles auf den Kopf. Ab dem See war's dann übrigens - der Vollständigkeit halber - klassisch Hagengebirgs-einsam und traumhaft schön.
Danke an die tapferen Langstrecken-Mitgeher und Mitgeherin, für eure Ausdauer und Wertschätzung. Ganz besonders an diejenigen unter euch, die entgegen aller Gegenbeweise immer noch an meine botanische Lernfähigkeit glauben! ;)
Bericht und Fotos: Inga Pietsch