Cristallo und Piz Popena spiegeln sich im Dürrensee
In diesem Jahr ist der Weg in die Dolomiten nicht ganz so weit wie im vorigen in die Pala.
Trotzdem starten wir unsere unerwartet lange Tour am ersten Tag erst zu Mittag am Kreuzbergpass über Sexten. Auf einem gemütlichen Steig gelangen wir zur Berti Hütte. Gleich danach ist es aus mit der Gemütlichkeit. Steil zieht sich der Steig zur Ferrata Roghel, einem rassigen Klettersteig. Und kaum haben wir die Scharte erreicht, geht es gleich wieder steil und zum Teil gesichert hinunter ins nächste Kar. Es folgt ein kilometerlanges Band genannt Cenga Gabriella. Am Himmel drohen Gewitterwolken und bevor wir den abermals steilen Abstieg vom Klettersteig hinter uns bringen, beginnt es zu hageln. Zum Glück ist der Spuk bald vorüber und um 19:30 erreichen wir endlich die Carducci Hütte. Ziemlich entlegen, ist sie trotzdem zum Bersten voll und der Schlaf stellt sich nur in kurzen Sequenzen ein.
Am nächsten Tag folgen wir wieder einem langen Felsenband - typisch für die Dolomiten. Der Alpiniweg wurde im Ersten Weltkrieg von den italienischen Soldaten angelegt und ist heutzutage eine der beliebtesten Routen der Sextener Dolomiten.Das Wetter ist zwar durchwachsen - Nebel ziehen um die Berge - aber wir hoffen auf Besserung und steigen zur Sentinella Scharte auf, um von dort über die Ferrata (Klettersteig) Zandonella auf die Sextener Rotwand zu klettern. Am Gipfel zieht wieder eine dicke Regenfront auf, die uns aber Gottlob nicht behelligt. Mit einem kurzen Graupelschauer werden wir aber doch bedacht. Auch der Abstieg geht zuerst wieder über einen gesicherten Steig und schließlich wieder über den Wanderweg zurück zum Kreuzbergpass . Am frühen Abend sind wir in unserem gemütlichen Hotel in Sexten.
Die dritte Tour führt uns in die Ampezzaner Dolomiten - nach Hospitale, unserem Ausgangspunkt für den Cristallo. Wieder führt ein alter Militärweg hinauf in die Felsen. Und an der Ferrata Dibona, über deren Bänder wir einige Stunden lang aufsteigen, finden sich immer wieder alte Kriegbauten, die an den Wahnsinn des Ersten Weltkriegs erinnern. Schließlich kommen wir zum aufgelassenen Rifugio Lorenzi, zu dem durch ein steiles Kar ein ebenfalls aufgelassener Lift mit riesigen Stützen führt. Wir sind aber noch nicht am Ziel: Nun beginnt ein richtiger Klettersteig (Ferrata Marino Bianchi) der schließlich auf den Mittelgipfel des Cristallo (3154m) führt. Zurück zum Rif. Lorenzi müssen wir ebenfalls wieder über den Klettersteig. Von dort steigen wir über das steile, schneebedeckte Kar Graa de Stuunis ins Tal ab, von wo wir noch einen langen Rückweg zum Parkplatz haben.
Zeit für etwas weniger Anstrengendes. Wir entscheiden uns für das Rifugio Auronzo, wo wir mit dem Auto über die Mautstraße hingelangen. Sofern möglich etwas abseits der Touristenmassen geht es anschließend zur Drei Zinnen Hütte und von dort durch die Galeria Paterno (Kriegstunnel) und einen übervölkerten Klettersteig auf den Paternkofel. Danach umrunden wir noch die drei Zinnen. Bei dieser Gelegenheit können wir die imposanten Nordwände, die gespickt sind mit schwierigen Kletterrouten, bestaunen.
Am letzten Tag wollen wir noch den Haunold (2966m) besteigen. Während Margot und Friedl sich für eine alternative Almrunde entscheiden, machen sich Bettina und ich auf Richtung Dreischusterhütte, um über das steile und schottrige Kohlenbrenntal (so ein steiles Tal gibt es eigentlich gar nicht) auf den Gipfel des Haunold zu kommen. Nur Steinmänner weisen den Weg und die sind - je weiter man nach oben kommt - spärlich gesät. Ein Einheimischer überholt uns zwar, sagt aber, er sei auch noch nie da gewesen, und dass der Gipfel sehr selten besucht sei. Wir finden aber gut ans Ziel und nach gut 3 Stunden stehen wir am höchsten Punkt. Auch der Abstieg erfordert noch Konzentration, aber wir kommen schließlich wohlbehalten zur Dreischusterhütte, wo wir uns den Radler schmecken lassen. Da der Tälerbus Mittagspause macht, dürfen wir auch noch zu Fuß bis zur Bundesstraße latschen. Damit ist unser Marschsoll auch für heute erfüllt.
Gerald Bertl