Spanisch - österreichischer Freundschaftsgruß am Gipfel
Um auf diesen geheimnisvollen Berg zu kommen, braucht man das Einverständnis des ansässigen Jägers. Und der hat gar keine Freude, wenn die Hänge seines Reviers von Schibergsteigern zu stark frequentiert werden. Und nachdem der Herr sehr entgegenkommend war, entsprechen wir seinem Wunsch und halten den Namen unseres heutigen Tourenziels unter Verschluss.
Wir mussten jedenfalls früh aus den Federn, um rechtzeitig - vor der vollständigen Durchfeuchtung des Schnees - die Abfahrt bewältigen zu können. Auch in der Nacht war es nicht kalt genug um die Schneedecke durchfrieren zu lassen. Wir brechen zwar nicht ein, aber bis wir den Gipfel erreichen, ist die Tageserwärmung doch schon sehr fortgeschritten.
Die erste Lawine, die sich im nördlichen Kar des Nachbarberges entladen hat, ist bis in die Alm abgegangen. Östlich davon müssen wir steil über den ersten Hang in das trogförmige Kar, das uns zum Fuß unseres Berges leitet, aufsteigen. Und genau dort befindet sich der Kegel der mächtigsten Lawine, die ich je gesehen habe. Der Anriss zieht sich hunderte Meter über das gesamte Kar. Es ist hier praktisch alles abgegangen, was nur abgehen konnte. Zu unserem Glück vermutlich Tage bevor wir hier unterwegs waren.
Unser weiterer Aufstiegsweg führt geradewegs über die oberen Ausläufer der Lawine. Relativ steil geht es auf die nächste Stufe mit moderater Steigung, bis es am Gipfelhang wieder steiler wird. Nach 4 Stunden kommen wir am Gipfel an. Das Wetter könnte schöner nicht sein und natürlich ist auch die Fernsicht entsprechend. Eine knappe Stunde genießen wir den Frühling in den schneebedeckten Bergen, bis uns klar wird, dass es höchste Zeit für die Abfahrt ist.
Die Schneedecke ist an manchen Stellen schon stark durchfeuchtet. Es gilt die richtige Spur zu wählen und sich auf die abrupt wechselnden Bedingungen einzustellen. Als der Gipfelhang in der Abfahrt bewältigt ist, werden auch die Verhältnisse besser. Schließlich schaffen wir es sogar, bis auf die Alm abzufahren. Das letzte Stück ist ein wahrer Schneefleckerlslalom, dem Miguel dadurch ein Schnippchen schlägt, dass er den Hosenboden für die Abfahrt benutzt.
Schließlich lassen wir den Tag noch auf der Terrasse des Gasthofs Stieber in Kleinsölk bei Kaspressknödelsuppe und Bier ausklingen.
Gerald Bertl