Aufstieg zur Punta Minuta - im Hintergrund die Nordküste bei Calvi
Zum nunmehr 4. Mal verbrachte ich heuer meinen Bergurlaub auf der Trauminsel Korsika.
Hubert Sprosec war mein treuer und verlässlicher Begleiter.
Unser Stützpunkt – die alte Hauptstadt Corte im Zentrum der Insel – erwies sich als idealer Ausgangspunkt für unsere Unternehmungen. Unser Ziel war es, die höchsten und anspruchsvollsten Berge von Haute Corse (Hochkorsika = der nördliche Teil) zu besteigen. Die Höhenlage unserer ausgesuchten Ziele bewegte sich zwischen 2200m und 2700m. Alle Berge, die wir als Ziele auserkoren hatten, waren anspruchsvolle Wanderungen oftmals mit Klettereinlagen.
Unser erstes Ziel war die Paglia Orba 2525m, auch Matterhorn Korsikas genannt und das Traumziel aller Bergsteiger, die die Insel besuchen. Ein formschöner Berg aus rotem Gestein bei dem die Route auf den Gipfel einiges an Orientierungsvermögen erfordert.
Als Draufgabe kletterten wir noch zum riesigen Felsenfenster (12m hoch und 30m breit) des Nachbarberges Capu Tafunatu. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl in diesem Loch zu stehen und über das Fangotal hinab zum Meer zu blicken.
Beim Abstieg gönnten wir uns noch ein Bad in einer glasklaren, einige Meter tiefen Gumpe, die uns schöner erschien als jeder Swimmingpool.
Der höchste Berg stand am 2. Tag am Programm: der Monte Cinto 2706m, den man über den landschaftlich überaus beeindruckenden Kessel von Trimbollacciu ersteigt. Mit einer Aufstiegszeit von annähernd 4 Stunden muss man beim König der korsischen Berge schon einmal rechnen.
Der dritte Tag bescherte uns den beeindruckendsten Anstieg auf die Punta Minuta 2556m. Wir wählten den anspruchsvollsten Anstieg mit vielen Kletterstellen.
Auch der Monte d’Oru 2389m zählt zu den höchsten. Am Donnerstag widmeten wir uns seiner Ersteigung. Was als normale Wanderung begann, führte uns zu einer Kletterstelle, die sich als Verhauer herausstellte.
Schließlich fanden wir mit Hilfe von Huberts Superfernglas wieder die gelben Markierungspunkte und damit auch wieder den richtigen Weg zum Gipfel, der uns mit gar nicht so freundlichem Wetter für korsische Verhältnisse empfing. Aber auch an diesem Tag schlug unser Herz höher als wir schließlich nach der Überschreitung des Oru die Cascades des Anglaise (Wasserfälle und Gumpen) erreichten – ein geradezu paradiesischer Anblick.
Unser „Erholungstag“ führte uns über zwei Seen (Lac de Melu und Lac Capitellu) auf drei aussichtsreiche, wenig bestiegene Gipfel, die eine Traumaussicht über das Zentralgebirge boten.
Zu bald war unser letzter Tag angebrochen. Der Zweithöchste Berg Korsikas stand auf unserer Liste – der Monte Rotondo 2622m, im Zentrum der Berge der Insel gelegen. Wind und Nebel begleiteten uns, was die Wegfindung nicht unbedingt erleichterte. Den Gipfel erkletterten wir über einen Kamin an dessen Ende uns die Windböen bei nur 4° beinahe umwarfen. Dankbar krochen wir in den Unterstand, der sich auf dem Gipfel befindet und uns für kurze Zeit Schutz vor Nebel und Wind bot.
Als wir am Sonntag von Calvi aus wieder nach Hause flogen, konnten wir gar nicht glauben, wie schnell die Woche vergangen war. Au revoir Haut Corse! Du hast uns unvergessliche Bergsteigererlebnisse beschert.
Gerald Bertl