Die Stadt Reichenberg (heute Liberec) liegt im nördlichsten Teil Tschechiens, bis 1918 war dieses Gebiet Böhmen und damit Teil der österreichischen Monarchie. Bis zum Aufkommen des gegenseitigen Nationalismus lebten Deutsche und Tschechen hier in friedlicher Koexistenz.
Über die Monarchie waren Reichenberg und Wien über Jahrhunderte miteinander verbunden.
Als im 19 Jahrhundert die Bewegung des Alpinismus begann und die Alpenvereine entstanden, waren die Reichenberger bald begeisterte und bekannte Alpinisten. Sie gründeten ihren Reichenberger Alpenverein, bestiegen ihre heimischen Berge und suchten eine hochalpine Hütte. Die Dolomiten waren damals das begehrte Gebiet der Bergsteiger. Daher fuhren sie quer durch die Monarchie nach Südtirol, wo die erste Reichenberger Hütte gekauft und erweitert wurde, heute „Croda da Lago“ bei Cortina. 1919 musste Österreich Südtirol an Italien abtreten, alle Hütten des Alpenvereins wurden enteignet. Doch die Begeisterung der Reichenberger für die Alpen war ungebrochen. Sie suchten und fanden in Osttirol einen neuen Platz für die Neue Reichenberger Hütte, umgeben von3000-ern, am wunderschönen Bödensee gelegen.
Nach dem zweiten Weltkrieg gehörten die deutschsprachigen Menschen des heutigen Tschechiens zu den vielen Opfern der Vertreibung. Und damit mussten auch die Reichenberger gegen ihren Willen ihre Stadt verlassen, sie wurden in alle Richtungen verstreut und landeten in Österreich, der BRD und der DDR.
Ihre Hütte und die Berge Osttirols hatten die Alpenvereinsmitglieder der alten Sektion Reichenberg nicht vergessen. Und so suchten und fanden sieeinander in den 50er Jahren wieder. Das war gar nicht so einfach, wenn man das Chaos der Nachkriegszeit bedenkt. Auch wenn sie viele hunderte Kilometer voneinander getrennt lebten, so schafften sie es dennoch dieNeue Reichenberger Hütte zu erhalten und zu erweitern.
Einmal im Jahr treffen einander die „alten“ Reichenberger und die neuen Mitglieder der Reichenberger Sektion, die nicht mehr in Reichenberg geboren sind, in St. Jakob / Defereggen. Dort ist bis heute der offizielle Sitzder Sektion und dort beginnt der Aufstieg auf die Hütte im Gebiet der Lasörlinggruppe.
Die Sektion hat mehrere Ortsgruppen in Deutschland und Österreich, ebendort, wohin es 1945 die Menschen aus Reichenberg verschlagen hat. Und genau das ist die Besonderheit unserer Sektion: klein, verstreut lebend und eine traumhaft schön gelegene Hütte in Tirol. Die Schwierigkeit und Herausforderung aber ist das Aufrechterhalten eines aktiven Tourenprogramms.
Die Ortsgruppe Wien der Sektion Reichenberg ist klein und familiär. Wir erleben das ganze Jahr gemeinsam die Freude an den Bergen. Rund um Wien gibt es viele Möglichkeiten: Wandern, Klettern, Kanu fahren, Radfahren, Schneeschuhwandern. Wer gerne in kleinen Gruppen geht, in denen man einander rasch gut kennenlernt, ist bei uns genau richtig. Was
uns zusätzlich ausmacht, ist die Kombination von Wandern und Kultur: Themenwege, Besichtigen von Ausstellungen, Burgen und Schlösser und geselliger Abschluss beim Heurigen.
Daneben gibt es aktive Familiengruppe, wir wandern, klettern, fahren Kanu, gehen Bogenschießen. Einmal im Jahr sind wir wechselweise eine Woche in Osttirol oder ein Wochenende in den Voralpen im Raum Wien.
Aber es gibt auch 2 Ortsgruppen in Deutschland, und zwar in Kempten im Allgäu und in Wermelskirchen im Bergischen Land.
In Kempten richtet sich das Angebot vor allen an aktiv gebliebene Senioren, in Wermelskirchen ist der Schwerpunkt das Wandern für alle Altersgruppen und dazwischen auch Aktivitäten wie Paddeln oder Klettern.
Auch bei diesen beiden Ortsgruppen ist das Prinzip die kleine oder mittelgroße Gruppe mit der Möglichkeit eine Freundschaft entstehen zu lassen. Dadurch gibt es von der Ortsgruppe Wermelskirchen aus organisiert auch 2x/ Jahr eine Wanderwoche, einmal im Mittelgebirge, einmal in den Alpen. Dabei können dann alle mitmachen!
Christine Bayer