Pilgern Tuxer Alpen 2010
Bericht über die Bergpilgerwanderung in den Tuxer Alpen
Fr. 3. So. 5. Sep. 2010
Pilgern heißt, mit den Füßen beten
( Ein etwas anderer Pilgerbericht von Christina Röck und Helmut Ehrgott )
An einem leicht kühlen Freitag Morgen treffen sich 25 Pilger aller Altersschichten aus den
unterschiedlichsten Regionen Salzburgs und Tirols um ein Pilger-Erlebnis zu beginnen, das
sicherlich jedem Teilnehmer noch lange in Erinnerung bleiben wird. Wir alle haben von der
Anmeldung zu dieser Pilgerwanderung eine Wegbeschreibung vor Augen - viele Höhenmeter
und eine gewaltige Wegstrecke war vorgesehen ein jeder zweifelt aber, ob der Schneefall
der letzten Tage dies auch zulassen wird. Jeder Pilger hat eine spezielle Motivation diese
Wanderung mit zu machen. Zum Teil kennt man sich schon von früheren Unternehmungen,
andere Teilnehmer sind einem gänzlich unbekannt. Nun aber beginnen drei spannende Tage,
die unter dem Motto zusammengefasst werden können:
Natur erleben, die Schönheiten der Schöpfung Gottes erleben.
Andere erleben, sich selbst erleben.
So stehen wir da, bei der Marienkirche in Wattens und beginnen uns bekannt zu machen ein
vorsichtiges Abtasten innerhalb der Teilnehmer. Dann die einleitenden Worte unserer
Pilgerbegleiter Gerlinde , Gitti und Hermann und der Aufbruch zur Laurentiuskirche, wo zur
Überraschung aller schon eine Gruppe von Gratulantinnen auf ein Geburtstagskind innerhalb
der Pilgergruppe wartet ab diesem Zeitpunkt darf Gitti noch öfters während dieser
Pilgerfahrt ihren Geburtstag feiern (Unheimlich, ein jeder in der Region scheint Gitti zu
kennen , denn auch mit jedem auf dem Weg werden ein paar Worte gewechselt , viele
Gratulanten begegnen uns in diesen Tagen und wir wissen bald , warum Gitti hier so beliebt
ist sie ist einfach ein toller, liebenswerter Mensch). Nach einer kurzen Andacht in der
Kirche und Infos zu den folgenden Tagen werden wir von Hermann ein erstes mal dazu
aufgefordert einen Kreis zu bilden, dabei einander näher zu kommen, ein Ganzes zu bilden
eine Gruppe. Danach geht es bergwärts bis zur Lourdeskapelle, wo uns langsam klar wird,
dass dies keine herkömmliche Pilgerwanderung wird. Hier geben Gerlinde und Hermann das
Thema Holz als Tagesthema für die Wanderung vor Holz in seiner unterschiedlichsten
Form, Eigenschaft und Verarbeitung. Wieder die Aufforderung von Hermann einen Kreis zu
bilden verbunden mit der Bitte mit dem Anfangsbuchstaben seines Vornamens einen Baum
zu benennen - und bald beginnen die Pilgerteilnehmer die Eigenschaften dieses Baumes mit
den eigenen zu vergleichen, ja sogar gleiche Eigenschaften zu erkennen. Dadurch entsteht ein
grandioses Szenario: Man öffnet sich den anderen, man gibt ein wenig von sich preis ein
intensiveres Kennenlernen beginnt auf den nächsten Kilometern, viele angeregte Gespräche
werden geführt und viel zu schnell ist die Mittagsrast erreicht: Das Hotel Jagerhof am
Kolsassberg. Am Nachmittag wechseln sich Wegstrecken mit intensiven Gesprächen, Pausen
mit Strecken-Infos von Gitti und spirituelle Augenblicke mit Hermann ab es geht hinein in
das Nafingtal. Der letzte Streckenabschnitt bis zu unserer Unterkunft wird dann schweigend
zurückgelegt eine bereichernde Erfahrung diese Übung des Schweigens und der
Achtsamkeit nur die Mountainbiker und Wanderer, die uns begegnen sind etwas irritiert von
unserem beharrlichen Schweigen. Zu diesem Tag des Holzes bekommen wir von Gerlinde
übrigens unseren ersten Pilgeranhänger (natürlich aus Holz). Abendessen vom Feinsten und
Unterkunft auf der Weidenerhütte (ca. 1800m) ein Lob an die Hüttenmannschaft!
Der nächste Morgen: Ein Wechselspiel Sonne Wolken Regen zeichnet sich ab. Wir starten
taleinwärts zum Nafingsee, eingehüllt in aufsteigende Nebelschwaden. Unser heutiges
Tagesthema wie passend an diesem Tag Wasser. Hermann zeigt uns bildlich die
Zusammenhänge zwischen Wasser und unserem Leben auf. Dazu ebenfalls passend
bekommen wir von Gerlinde unseren zweiten Pilgeranhänger:Eine Muschel mit dem
Pilgerzeichen. Hermann versucht wieder einmal mit uns ein Lied zu singen heute will es
ganz und gar nicht klappen mit unserer Gesangeskunst. Schweren Herzens entscheidet Gitti
endgültig über die heutige Streckenführung es wird nichts mit Nurpenjoch, Rastkogel und
Halslspitze man spürt wie gerne sie uns dorthin geführt hätte (Aber der Schnee, der uns den
Aufstieg verweigert, passt doch toll zu unserem Tagesthema Wasser). Neue Route: Über den
Bettlersteig in das Nurpenstal und den Nurpensalmen, danach zu unserer zweiten Unterkunft
Gasthof Hausstatt am Weerberg.
Beim Abstieg vom Nafingsee bis hin zur Weidenerhütte wieder ein von Hermann
ausgerufenes Schweigen irgendwie beginnt man sich an diese Übung zu gewöhnen, sieht
und hört sich bewusst um und bekommt neuartige Eindrücke. Am Bettlersteig anfangs nasser
tiefer Boden (wieder unser Tagesthema Wasser), dann herrliche Blaubeerfelder und nach
einiger Zeit tauchen die malerischen Nurpensalmen auf, wo wir die Mittagsrast einlegen.
Plötzlich gehen die Stalltüren auf und zum Almabtrieb geschmückte Rinder geben uns die
Ehre ein toller Anblick. Wasser das Thema heute jetzt bekommen wir es auch noch von
oben zu spüren. Rucksäcke werden hastig nach dem mitgeführten Regengewand durchwühlt
und die ganze Pilgergruppe startet den nächsten Wegabschnitt fest verpackt im Regen-Outfit.
Aber irgendwie spielt heute die Natur mit uns nach wenigen Minuten setzt sich die Sonne
durch und wir legen die Regenkleidung wieder ab. Auf dem Weg zum Gasthof Hausstatt am
Weerberg (ca. 1300 m) gibt es wieder interessante Infos zu den umliegenden Gipfeln und
Tälern von Gitti und spirituelle Denkanstöße von Hermann neuerliche Gesangsversuche
werden meist unterlassen.
An einer Weggabelung meint Gitti dann plötzlich, dass für diejenigen Teilnehmer, die noch
einen kleinen Gipfel ersteigen wollen, hier die Möglichkeit bestünde sich von der
Pilgergruppe zu trennen. Hier passiert etwas von vielen vielleicht nicht so beachtetes Ereignis:
Keiner will sich von der Gruppe trennen (Obwohl genügend Gipfelstürmer vorhanden wären)
alle wollen zusammen bleiben wir sind Eins geworden.
Beim Gasthaus Hausstatt werden wir dann sehr herzlich empfangen und Gitti bekommt eine
wunderschöne Geburtstagstorte, die der ganzen Pilgergruppe zu Gute kommt. Nach einem
köstlichen Abendessen und anschließenden Umtrunk funktioniert zu Hermanns Erstaunen
auch das gemeinsame Singen. Wegen Platzmangel werden wir zur Übernachtung auf mehrere
Unterkünfte verteilt Taxidienst erledigt der Wirt selbst, wofür es hier nochmals ein
herzliches Dankeschön gibt.
Der dritte Tag beginnt mit einem fürstlichen Frühstück man kommt sich fast vor wie auf
einer Schlemmerreise. Spontan wird der heutige Wegverlauf noch geändert, was auch herrlich
mit einem Denkanstoß von Hermann an diesem Tag zusammenpasst: Der Mut
Entscheidungen zu treffen. Wieder gibt es einen Wegabschnitt, den wir schweigend
zurücklegen diesmal wird besonders langsam gewandert eine herrliche Übung der
Langsamkeit (Ein schöner Ausdruck dafür ist auch Entschleunigung), Stille (Übung die Stille
aushalten und genießen) und Achtsamkeit. Gerlinde verkündet das Thema des letzten
Pilgertages: Stein. Einige Gedanken zu diesem Thema werden erörtert. Jeder soll nun einen
Stein suchen und diesen mitnehmen jeder seinen individuellen Stein es ist gar nicht so
leicht sich für einen zu entscheiden, womit wir wieder beim vorhin erwähnten Denkanstoß
angelangt sind. Wir steigen ab nach Weerberg und besuchen das Kirchlein St. Peter, wo wir
einen geschichtlichen Einblick durch den Mesner bekommen. In der Kirche darf jeder von uns
ein Kerzchen anzünden und dabei, wenn er möchte, Worte an Gott und die Pilgergruppe
richten ergreifende Momente entstehen. Wir merken, dass wir zusammengewachsen sind.
Wir haben den Mut entwickelt uns den anderen Pilgerteilnehmern zu öffnen. Wir sind nicht
alleine wir sind eine Gruppe wir sind Eins. Danach geht es zurück nach Wattens zum
Marienplatz, wo wir unsere Pilgerwanderung beenden.
Es war ein weiter Weg (ca. 55km) mit einigen Höhenmetern (ca. 2000hm), die wir
zurückgelegt haben, es war ein einzigartiges Erlebnis mit einer traumhaften Pilgergruppe.
Wir sagen Danke, dass wir diese drei Tage mitmachen und erleben durften.
Zum Abschluss noch ein grandioser Satz, der uns heute untergekommen ist:
Mit dir selbst hab Geduld Gott hat sie auch
Hier der Bericht zum Herunterladen:
Hier Zeitungsberichte vom Pilgern
Hier Zeitungsbericht Rupertus Blatt vom 24.10.2010
Hier die Fotos vom Pilgern in Tirol:
http://www.alpenverein.at/rauris/Alben/2010/2010_09_03_Pilgerwanderung_TuxerAlpen/index.php?navid=4