[21.10.2017] Seit nunmehr 94 Jahren verleiht der Österreichische Alpenverein im Rahmen seiner Jahreshauptversammlung das Grüne Kreuz, eine der höchsten Auszeichnungen für Bergretter. Einsatzbereitschaft, bergsteigerische Kompetenz und Erfahrung für die Menschen in Bergnot werden mit dieser Auszeichnung honoriert. Am 21. Oktober wurde diese Ehre vier Bergrettungsleuten aus Tirol und Salzburg zuteil.
Das Grüne Kreuz gilt aufgrund der anspruchsvollen Auswahlkriterien als eine der renommiertesten Auszeichnungen im Bergrettungswesen. Voraussetzung dafür sind "mehrmalige, außerordentlich schwierige alpine Rettungen oder Bergungen, wobei eine deutliche Überschreitung der durchschnittlichen Pflichterfüllung gegeben sein muss". 2017 wurde das Ehrenzeichen vom Österreichischen Alpenverein an vier Bergretter verliehen.
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Das Grüne Kreuz Nr. 502 wird verliehen an Herrn Medizinalrat Dr. Walter PHLEPS von der Bergrettungs-Ortsstelle Fieberbrunn.
Seit 1964 ist der in Graz Geborene aktives Mitglied der Bergrettung, anfangs in der Vorarlberger Ortsstelle Riezlern, später in Innsbruck und seit 1982 in Fieberbrunn. Walter PHLEPS erlangte überregionale Bekanntheit als Pionier im Bereich der Flugrettung. Im Jahr 1974 führte er im Wilden Kaiser die erste Taubergung Österreichs durch. Zur selben Zeit leistete er wesentliche Aufbauarbeit in der Flugeinsatzstelle in Innsbruck und initiierte gemeinsam mit Prof. Dr. Gerhard FLORA das Notarzt-Hubschraubersystem Christophorus in Österreich. Es folgten weitere Hubschrauber-Stützpunkte in Krems, Wiener Neustadt und Reith bei Kitzbühel, bei denen sich Dr. PHLEPS bei Organisation und Training verantwortlich zeigte. In den Jahren zwischen 1969 und 1994 absolvierte Walter PHLEPS über 1.000 Hubschrauber-Rettungseinsätze als Flugretter und ab 1976 als Flugrettungsarzt.
Die Liste von terrestrischen
Bergrettungseinsätzen ist nur kürzer, nicht weniger außergewöhnlich. Herausragend, 1974 eine Spaltenbergung
beim Spannagelhaus in den
Zillertaler Alpen. Ein Bergsteiger war in der immer enger
werdenden Gletscherspalte so tief hinunter gerutscht, dass eine Rettung zunächst aussichtslos
erschien. Kurzerhand ließ sich Walter PHLEPS an beiden Füßen angeseilt, kopfüber und nur mit Unterwäsche
bekleidet, in die
Spalte hinab. Beide haben
überlebt. Im Juni 1979 konnte Walter PHLEPS als behandelnder Bergrettungsarzt wesentlich zum Überleben jener Kletterer
beitragen, die mittels 800 m Stahlseilbergung nach drei Tagen aus der
winterlichen Laliderer-Nordwand geborgen wurden. Es war eine der spektakulärsten Rettungsaktionen in
Österreich.
Walter PHLEPS ist eine herausragende Persönlichkeit innerhalb des Österreichischen Bergrettungsdienstes. Für seine Leistungen erhielt er 1975 die Tiroler Lebensrettungsmedaille, 1996 die Goldene Verdienstmedaille das Roten Kreuzes.
Die Grünen Kreuze Nr. 503 und 504 werden zwei Bergrettern der Ortsstelle Kufstein verliehen - an Thomas SCHWARZ und Johann BRUNNER.
Bergrettung Kufstein, das bedeutet unweigerlich schwierigste Rettungseinsätze in einem alpinen Klettergebiet mit langer Tradition – im Wilden Kaiser. Daher wundert es nicht, dass die schwierigsten Einsätze von Thomas SCHWARZ und Johann BRUNNER Rettungseinsätze aus den Wänden von Predigtstuhl, Totenkirchl und Fleischbank waren. Thomas und Hans zählen zu den herausragenden Bergrettern der Ortsstelle Kufstein, die aufgrund ihrer bergsteigerischen und klettertechnischen Fähigkeiten, egal ob Tag oder Nacht, bei ungünstigen Verhältnissen oder in schwierigen Kletterrouten, Bergungen durchführen und auch die Einsatzleitung übernehmen können.
Thomas SCHWARZ ist seit 1996 bei der Ortsstelle Kufstein und hat in diesen 21 Jahren an mehr als 200 Einsätzen mitgewirkt. Im Herbst 2016 wollten zwei Kletterer bei winterlichen Verhältnissen über den Nordgrat auf die Fleischbank. Unterhalb des Gipfels war dann Schluss. Erschöpfung und vereiste Felsen ließen die beiden nicht mehr weiterkommen, eine Rettung mittels Hubschrauber war in der Nacht und auch am Morgen wegen Nebel nicht möglich. Dass die glückliche Rettung gelang, war ganz wesentlich das Verdienst von Thomas SCHWARZ.
Hans BRUNNER ist seit 1985 bei der Bergrettung, auch seine Einsatzliste übersteigt die 200. Ein Highlight aus der Einsatztätigkeit von Hans BRUNNER ist eine Bergung aus der Kletterroute „Pumprisse“ am Fleischbankpfeiler. Die Pumprisse zählen zu den schwierigsten Kletterrouten im Kaisergebirge. Eine Person musste aufgrund von Steinschlag geborgen werden. Geländebedingt war keine Hubschrauberbergung möglich, sodass Hans BRUNNER von unten in die Tour einstieg um die Person zu bergen.
Hans BRUNNER und Thomas SCHWARZ gemeinsam ist es gelungen, zwei Personen, die sich in der "Dülferführe" an der Totenkirchl Westwand verstiegen hatten, zu retten. Aufgrund des überhängenden Geländes war eine Hubschrauberbergung unmöglich. Gemeinsam gelang ihnen auch die Rettung von zwei Kletterern in der Nacht vom Predigtstuhl. Die beiden hatten beim Abseilen einen Haken übersehen, hingen am Ende des Seiles und konnten nur mehr auf Rettung warten. Hans und Thomas kletterten noch in der Nacht zum Gipfel des Predigtstuhles und befreiten die beiden Kletterer aus ihrer misslichen Lage. Der Einsatz dauerte von 22:00 Uhr bis 08:00 Uhr morgens.
Das Grüne Kreuz Nr. 505 geht dieses Jahr an einen außergewöhnlich verdienten Bergretter der Ortsstelle Tamsweg – an Herrn Franz APFELKNAB.
Seit 1976 Bergretter und
von 1992 bis 2011 Leiter der Ortsstelle Tamsweg, zählt Franz
APFELKNAB zu den profiliertesten Bergrettern Salzburgs. Aus der langen
Liste von schwierigen
Einsätzen könnte abendfüllend berichtet werden, unser Rahmen hier
erfordert die Beschränkung auf zwei Ereignisse.
Ein 55-jähriger Tourengeher stürzt bei der Abfahrt vom Preber und verletzt sich dabei an einem Stein an der Halswirbelsäule schwer. Beim Eintreffen der Bergemannschaft unter Einsatzleiter Franz Apfelknab stellt der Arzt eine Nervenschädigung und somit eine akute Gefahr einer Querschnittlähmung fest. Da wegen der äußerst schlechten Wetterverhältnisse ein Abtransport mit einem Notarzthubschrauber nicht möglich war, musste der Verletzte über mehrere 100 Höhenmeter mit der Trage abtransportiert werden, wo dann schließlich der Hubschrauber landen und den Verletzten aufnehmen konnte. Der Verletzte ging haaresbreit an einer Querschnittlähmung vorbei.
Außergewöhnlich hinsichtlich der Schwierigkeiten aber auch hinsichtlich des Unfallgeschehens war eine Bergung im Winter 2005: Ein Jäger lag bei einbrechender Dunkelheit mit einem glatten Durchschuss durch Brust und Schulter im tiefverschneiten, steilen Gelände des Kasergrabens. Der Schuss hatte sich beim Reinigen des Gewehres gelöst. Es war ein Wettlauf mit der Zeit und es waren extremste Bedingungen, unter denen ein Leben gerettet wurde, indem der Verunglückte am Unfallort erstversorgt und über 450 Höhenmeter zur Laßhoferalm abtransportiert und dem Roten Kreuz übergeben wurde.