Das Salzkammergut-Städtchen Bad Aussee gilt als Österreichs Mitte. Die gleichermaßen schöne, überschaubare Bergwander-Strecke verbindet Altaussee und Grundlsee. Jeweils gleichnamig heißen Ort, See und Gemeinde. Erwartungen in dieses Stück „Nordalpenweg“ dürfen hoch sein: Die „Ausseer Königstour“ hält, was das informelle Prädikat verspricht.
Beitrag von Günther & Luise Auferbauer | veröffentlicht im Bergauf Magazin 04.2020
Das derartige Stück „Nordalpenweg“ – erschließend Berge, Gipfel, Seen inmitten Österreichs – verbindet im nämlichen Abschnitt drei Schutzhütten, allesamt tiptop bewirtschaftet; sie reichern zusätzlich die „Ausseer Königstour“ an. Der Streckenverlauf lässt sich vereinfacht erklären: Altaussee – Loserhütte – Albert-Appel-Haus – Pühringerhütte – Gößl. Die derart empfohlene Wegstrecke kann individuell gekürzt, gar kinderfreundlich gestrafft werden.
Ratsam ist, erstens, Schlafplätze zu reservieren. Zweitens, Übernachtungen samstags/sonntags sowie in Zusammenhang mit Feiertagen bzw. Fenstertagen jenen Leuten überlassen, die kein alternatives Zeitbudget haben. Drittens, im Ausseer Raum öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Viertens und abschließend: Jede Mehrtagestour bedarf stabilen Wetters. Zwar gehen im Ausseerland „g’scheite Leute“ auch im Regen spazieren. Weil aber Bergwege kein Spaziergelände sind, gehen derart gescheite Leute bei gutem Wetter ins Gebirge. Dennoch: Niemand ist vor schlechten (Wetter-)Überraschungen geschützt. Jedoch, treten solche ein, müssen sie gut überwunden werden.
Anreise, Anfahrt und Hüttenanstieg
Park-and-Ride am Bahnhof Bad Aussee. Mit dem Bus nach Altaussee. Gegenüber der Haltestelle „Kurhaus“ steht das Gemeindehaus. Aus dem Ortsteil Fischerndorf leitet der Weg Nr. 254 – genannt „Prielerweg“ bzw. „Loserhüttenweg“ – zur Loserhütte. Die ebenmäßig angelegte Wegtrasse gefiele auch einem Peter Handke – „... ich will jeden Tag gehen ...“ –, diesfalls umgeben von Ausblicken, Rundblicken, Tiefblicken. Auf der Loserhütte (Sektion Ausseerland) wirtschaftet Anna Gaisberger; längst wurde die stämmige Ausseerin zum Synonym bodenständiger Gastlichkeit. Wer das Zimmer Nr. 5 bucht, schaut geradewegs zum Dachstein samt Simonyhütte und Seethalerhütte. Es ist, wie es ist: Das Dachsteingebirge – und das Tote Gebirge – umfangen, wie schützend, das Ausseerland.
Am zweiten Tag ...
... mögen Frühaufsteher beim Loser-Gipfelkreuz stehen, zusätzlich auf dem benachbarten Hochanger. So viele gerundete Nah- und Fernblicke passen wie maßgeschneidert zum Kulminationspunkt der „Loserkrone“.
Hingegen verläuft die klassische Wegstrecke ab der Loserhütte anfangs zur Loser-Alm. Der in jedem Fall anschließende „Karl-Stöger-Steig“ erschließt einen üppig-breiten Latschenbereich und entpuppt sich darin als ein Alpinsteig: bergab, bergan, bergab – und zwischendurch entlang an einer Felsstufe, wo Drahtseile als Handlauf dienen. Die Quelle, nahe am Hochklapfsattel, spendet flaches Geriesel. Nach einem Gatter und etlichen verlorenen Höhenmetern breiten sich die Augstwiesen, genutzt als Weidegrund. Der Weg leitet erneut bergan. Am unteren Rand des Hüttendorfes „Augstwiesenalm“, konkret auf einer Rasenkuppe, lädt eine Sitzbank ein: Im Blickfeld liegen die beiden Schwarzmooskogel und Augst-Ecken. Die Wegtafel verheißt eine Stunde Gehzeit zum Ziel, das heißt, durch den urigen Henarwald zur Henaralm, darüber steht das stattliche Albert-Appel-Haus. Hier oben wirtschaftet der stämmige Florian Marl: sein „Hütten-Reich“ ist zugleich sein Leben. Im Horizont westwärts steht – wer hätte dies erwartet? – die Bischofsmütze. Hingegen südwärts, nahe wie zum Greifen, dominiert der Redende Stein. Das Zimmer Nr. 4, genannt „Hausermann-Stüberl“, ist der schönste Schlafraum im Albert-Appel-Haus. Von hier aus sind erreichbar Redender Stein, Henarsee, Woising, Wildensee, Rinnerhütte, gar auch – wer konditionell stark ist und alpin erfahren – die Ischler Hütte. Sie steht auf Altausseer Boden.
Die dritte Tourenstrecke ...
... ist fünf, sechs Stunden lang, falls der Redende Stein und das Wildgößl miterstiegen werden. Jedenfalls verläuft der Weg Nr. 201 in leicht erhöhter Lage; diese ermöglicht stimmungsreichen Überblick, beginnend im „Hüttenmoos“. Nach den beiden Abzweigungen „Woising“ und „Henarsee“ öffnet sich baumfreies Gelände. Nicht nur Rundumblicke wie auf dem Redenden Stein erfassen Berge entlang der Landesgrenze Steiermark/Oberösterreich. Aufpassen! Am Fuß des Widdersteins fallen zwei Schächte enorm tief ab. Eine „Steinfrau“ dient als solides Wegzeichen. Ab der Wiesenlacke verläuft die „Hauptstrecke“ geradeaus. Jedoch, zu Recht, lockt der Weg Nr. 239 auf das Wildgößl. Logischerweise weitet sich mit jedem zusätzlichen Höhenmeter das Blickfeld. Manch ein Ausseer gesteht ein: „Am liebsten geh’ ich aufs Wilde Gößl ...“ Trotz dieser Präferenz liegt Ruhe über diesem Berg und über all den umstehenden Trabanten. Gleichermaßen einfach ist der Abstieg durch die Kniegrube (kleiner Sattel) zur Weggabel am Abblasbühel. Der „Nordalpenweg 01“ leitet weiter: zur Elmgrube. An der Bergrettungshütte ist deren Vorraum frei zugänglich.
Nach der Gegensteigung reiben viele Leute die Augen und denken laut: „Warum sind die beiden Schwäne sooo groß?“ Daran hat der Hüttenwirt seinen Spaß. Auf der Pühringerhütte lebt und werkt Franz Schanzl, frei nach dem Motto: „Arbeit, Musik und Berge“. Die Schanzls sind eine Musikerfamilie. Dass ankommende Hüttengäste eher fragen (gibt’s Wlan?) als grüßen, gerät zum Standard. Dennoch, am Ende desselben Tages sind allesamt zufrieden.
Schlussakkord ...
... entweder samt Elm oder Rotgschirr? Oder samt beiden – oder gar keinen dieser zwei Hüttenberge? Jedenfalls, an diesem vierten Tourentag liegt das Hauptaugenmerk vorzugsweise talwärts gerichtet. Dazu gehören Elmgrube, Vorderer Lahngangsee, Schafbühel, Draußengatterl. Das am Bildbaum befestigte Marterl erzählt witzig einen ernsthaften Vorfall: Ein Blitz traf Steffi und Erna, die „hat seither graue Haar, und war neama wie s’ amol war …“
Nach dem bodenfeuchten Kanzlermoos, konkret unterhalb der Gößler Schwaiber, schlängelt sich der Weg Nr. 214 „über ’n Hagl“, so heißt die abschließende Steilstufe, Richtung Talboden und endet an der Dorfbachbrücke in Gößl.
Möge der Abschluss gefeiert werden: Dorfwärts verlockt das bodenständige „Gasthaus Veit“; am Ufer des Grundlsees steht der Gasthof „Rostiger Anker“. Zwischen diesen beiden Gaststätten liegt die Bushaltestelle „Gößl Strandbad“. – Bitte, einsteigen: Rückfahrt Richtung Bad Aussee; Parkplatz „Gimpelinsel“ oder Park-and-Ride-Platz am Bahnhof.
Was lehrt diese Tour? Sie ist ein Anfang. Der ratgebende Buchtitel, „Ausseerland und Umgebung“, verheißt einen weiten Tourenbereich – inmitten Österreichs.
4-Tages-Tour – individuell kürzbar oder verlängerbar.
Insgesamt, je nach Strecke, bis zu 2300 Hm bzw. 38 km; eventuell zuzüglich Rotgschirr.
Bus und Zug: verbundlinie.at
Stützpunkte, Abfolge in Gehrichtung:
Orientierung:
Wanderführer/Wander-Erlebnis „Ausseerland und Umgebung“, 2020; kral-verlag.at
Karten: amap.at; FB WK 082 „Bad Aussee ...“; Freizeitkarte des TRV Ausseerland-Salzkammergut; E-Mail: info@ausseerland.at
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