Hansjörg Köchler, der langjährige Leiter unserer Bergsteigerschule, ist am 3. Mai 2015 in seinem 78. Lebensjahr in Innsbruck verstorben.
(Text von Dr. Kurt Schoißwohl zum Ruhestand von Hansjörg Köchler; aus den Alpenvereins-Mitteilungen Nr. 1/1998)
Jänner 1998. "Es ist nun knapp 60 Jahre her, dass Hansjörg Köchler in Innsbruck das Licht der Welt erblickte, eine Welt der Berge. Nach Volks-, Haupt- und Berufsschule schloss er seine Ausbildung zum Bäcker- und Konditormeister ab und führte den elterlichen Betrieb am Marktgraben bis zum Jahre 1969. In all diesen Jahren zog es ihn stets in die umliegenden Berge Tirols. Zu dieser Zeit war es noch nicht so einfach, in all die bekannten Bergregionen zu kommen, auch war die Freizeit natürlich durch den anstrengenden Beruf des Bäckers und Konditors sehr eingeschränkt.
Dennoch schaffte es der voller Tatendrang steckende junge Bursche immer wieder, zu oftmals extremen Klettertouren im Wilden Kaiser, Karwendel und auch den Dolomiten aufzubrechen. Zusammen mit seinen Kameraden gelangen auch bemerkenswerte Erstbegehungen wie zum Beispiel die Knapp-Köchler-Führe an der Schüsselkarspitze, der Westriss in der Martinswand oder die ersten Winterbegehungen der Riepenspitze NW-Verschneidung und der Goldkappl S-Wand 1969 mit seinem Freund Rolf Walter. Wenn einmal eine ganze Woche Zeit war, zog es den passionierten Bergsteiger auch öfters in die Westalpen, wo er viele klassische Routen beging.
1970 kam dann, aufgrund seiner großen alpinen Erfahrung, das Angebot zur Teilnahme an der österreichischen Lhotse Shar Expedition unter Sigi Äberli. Hansjörg entschied sich für die Expedition und setzte damit auch einen entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben. Die Erstersteigung des Achttausendergipfels im Everestgebiet gelang, Sepp Maier und Rolf Walter erreichten den Gipfel.
Zurück in Österreich vertraute dann Wastl Mariner Hansjörg die Leitung der ÖAV-Bergsteigerschule an, und so wurde aus dem Bäcker ein Bergführer. 26 Jahre lang lenkte er von nun an die Geschicke der Schule, setzte sein großes alpines Wissen um und baute ein erfolgreiches Unternehmen auf. Organisationstalent, Fachkenntnis, pädagogisches Einfühlungsvermögen mit einer gesunden Portion Humor und jedes Problem meisternde Zuversicht machten ihn zu einem Bergführeridol für alle, die durch "seine Schule" gingen.
Immer wieder zog und zieht es ihn auch zu den Bergen der Welt, bereits vor mehr als zwanzig Jahren standen Gipfel wie Pik Kommunismus oder Ushpar in seinem Tourenbuch. Ein eigenes Buch musste Hansjörg inzwischen wohl für seine vielen Skitouren anlegen, als begeisterter Winterbergsteiger lässt sich die genaue Zahl nur mehr mit vier Stellen beziffern.
Mit seinem hier erworbenen Erfahrungsschatz ist er ein wertvolles Mitglied in der Lawinenkommission der IKAR, der Internationalen Kommission für Alpines Rettungswesen. Sein unbändiger Tatendrang ließ ihn ebenfalls im Vereinsgeschehen sehr aktiv mitarbeiten. So leitete er ab 1972 die vereinseigene Touren- und Hochtourenwarteausbildung und anschließend die Lehrwarteausbildung der Bundesanstalt für Leibeserziehung. Fast zehn Jahre gab er sein Wissen in der österreichischen Bergführerausbildung an die Aspiranten weiter und ist auch heute noch Ausbildungsleiter der Tiroler Bergwanderführer.
Aber Hansjörg ist nicht nur eine schillernde Erscheinung, er ist einfach auch ein netter Kumpel. Mit seiner offenen und freundlichen Art ist er stets gerne gesehen und bereichert so manche Runde mit seinem Witz. Die Jahre im Büro waren nicht immer leicht, und oft war in den letzten Jahren die Büronordwand schon bald näher als die steilen Fels- und Eiswände. Dennoch hat Saison für Saison alles bestens funktioniert. (...)"