[24.10.2020 - Innsbruck] Seit Samstagnachmittag hat das Alpenvereinshaus in Innsbruck einen neuen Generalsekretär. Nach rund 20 Jahren wurde Robert Renzler vom 47-jährigen Tiroler Clemens Matt abgelöst. Wie auch schon sein Vorgänger will Matt die Rolle des Vereins als "Anwalt der Alpen" stärken. Damit erteilte er dem "Ausbau des alpinen Skikarussells" und weiteren Seilbahnerschließungen im Hochgebirge in noch unberührten Naturräumen eine Absage.
Dazu gehöre aber auch, auf umweltfreundliche Alternativen bei der Anreise zu setzen. Der Alpenverein habe bereits dementsprechende Mobilitätsinitiativen ins Leben gerufen - doch orteten Matt als auch Renzler hier noch Aufholbedarf. Zudem konnten sich der "neue" und der "alte" Generalsekretär gut vorstellen, dass in diesem Winter jene Skigebiete, deren Betrieb heuer Corona-bedingt unrentabel ist, von Skitourengehern genützt werden könnte. Für Pisten-Präparierung und Lawinensicherung sollte ihrem Vorschlag nach das Land finanzielle Mittel beisteuern.
Eine weiterer Schwerpunkt in der anstehenden Amtszeit von Matt, der zuvor 19 Jahre lang beim Alpenverein Innsbruck Mitglied des Alpinteams war, soll der Digitalisierung gewidmet werden, so soll etwa die App alpenvereinaktiv ausgebaut werden. Auch die Familien sollen künftig mehr Aufmerksamkeit bekommen. Mit einem breiteren Angebot wolle man dem Namen "größte Jugendorganisation Österreichs" gerecht werden.
Der enorme Anstieg der Mitgliederzahlen ging auf die Ära Renzler zurück - der Verein verzeichnete in dieser Zeit eine Verdoppelung auf knapp 600.000 Mitglieder. Für den 64-Jährigen, unter dessen Ägide auch der Bau des neuen Alpenvereinsitzes in Innsbruck gefallen war, liegen die Gründe etwa in der steigenden Beliebtheit des Klettersports oder Services wie die Versicherung und Vorteile auf Hütten.
Besonders das Klettern war dem scheidenden Generalsekretär ein Anliegen. Der Sport entwickelte sich zum Hallensport und zu einer Wettkampfsportart. Renzler selbst war unter anderem als Gründungsmitglied des Kletterweltcups daran beteiligt, den Klettersport national und international mit aufzubauen. Dadurch gelang es, eine Verbindung zur Jugend herzustellen und das "damals eher verstaubte Image des Alpenvereins abzulegen", meinte er.
Alpenvereinspräsident Andreas Ermacora ehrte Renzler zum Abschied als "Spitzenalpinisten", dem es mit seinem Team als einziger gelang, den 7.821 Meter hohen pakistanischen Berg Masherbrum über die Nordwand zu erklettern. Renzler habe den Verein "nicht immer nur durch ruhiges Gewässer" gesteuert. Dem nunmehrigen Generalsekretär Matt wünschte Ermacora "viel Freude, das nötige Fingerspitzengefühl und alles Gute".
"Ich freue mich sehr, nun Teil des Alpenvereins-Teams zu sein und bin begeistert, was nicht nur im Hauptverein, sondern vor allem auch in den einzelnen Sektionen Tag für Tag geleistet wird. Ich bewundere die vielen ehrenamtlichen Stunden, die für unseren Verein aufgebracht werden, und freue mich unheimlich auf die Begegnungen und den Austausch mit den Menschen im Alpenverein."