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Gletscherbericht: Das ewige Eis schmilzt weiter (Aktueller Gletscherbericht)

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Gletscherbericht: Das ewige Eis schmilzt weiter

Letztes Jahr war „sehr gletscherungünstig“

Gepatschferner mit Weißkugel (Bildmitte) und Weißseespitze (ganz rechts), Ötztaler Alpen, Tirol. Credit:  #unserealpen/J. Bodenbender zoom

(12.04.2019)

Die Tendenz der letzten Jahrzehnte setzt sich fort. „Das Gletscherhaushaltsjahr 2017/18 ist erneut als sehr gletscherungünstig zu charakterisieren“, mit diesen Worten beginnt der aktuelle Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins und bestätigt: Keine guten Zeiten für die heimischen Gletscher. 

Bei 93 vom ÖAV-Messteam untersuchten heimischen Gletschern wurden mittels Messungen vor Ort und Fotovergleichen Änderungstendenzen festgestellt: 89 Gletscher zogen sich zurück, lediglich vier blieben stationär. 

Der mittlere Rückzugsbetrag betrug 17,2 Meter  und lag damit deutlich unter dem Extremwert des Vorjahres von (25,2 Meter). Grund dafür sind die im niederschlagsreichen Winter aufgebauten Schneereserven, die große Teile der Gletscher bis weit in den extrem warmen Sommer hinein vor der Abschmelzung schützten, sodass der Gletscherschwund gegenüber dem Vorjahr gedämpft erscheint. Der größte Längenverlust im aktuellen Haushaltsjahr wurde mit 128,0 Metern bei der Zunge des Viltragenkees in der Venedigergruppe (Osttirol) dokumentiert.

Vom Eisriesen zum Eiszwerg

Gletschermesser bei der Arbeit auf der Pasterze. (Foto: ÖAV/A. Kellerer-Pirklbauer)
Gletschermesser bei der Arbeit auf der Pasterze. (Foto: ÖAV/A. Kellerer-Pirklbauer)

Seit 128 Jahren bilanziert der Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins das „ewige Eis“. 24 ehrenamtliche „Gletschermesser“ unter der Leitung von Dr. Gerhard Karl Lieb und Dr. Andreas Kellerer-Pirklbauer vom Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz zeichnen für die Untersuchungen im aktuellen Gletscherhaushaltsjahr 2017/18 verantwortlich.

„Insgesamt 19 Berichte für 18 Teilgebiete, die sich auf 12 Gebirgsgruppen verteilen, speisen den aktuellen Sammelbericht“, berichtet Messleiter Gerhard Lieb, der gemeinsam mit Andreas Kellerer-Pirklbauer im Berichtsjahr 2016/2017 die Leitung des Alpenverein-Messdienstes übernommen hat. Neben Längenmessungen wurden heuer auch Fließgeschwindigkeiten und Höhenänderungen der Gletscheroberfläche am Hintereisferner (Ötztaler Alpen) und auf der Pasterze (Glocknergruppe) erfasst. Weiters werteten die Experten Webcambilder von der Pasterze und dem Sonnblick für den Bericht statistisch aus. Alle für diesen Bericht relevanten Messungen wurden zwischen August und Oktober 2018 durchgeführt.

 

Und auch heuer dokumentierten die ÖAV Fachleute eine Fortführung des seit den 90er Jahren andauernden Gletscherrückganges: Konkrete Messwerte von 76 Gletschern liegen vor, von 17 weiteren konnte aus Fotovergleichen oder Messungen über eine längere (meist zweijährige) Periode die Tendenz eindeutig fest¬gestellt werden. Von diesen 93 Gletschern waren 89 (95,7 %) im Rückzug – vier verhielten sich stationär, d. h. ihre Längenänderung blieb innerhalb der Spanne -1 Meter bis +1 Meter.

„Im letzten Berichtsjahr zogen sich gleich drei Gletscher um mehr als 100 Meter zurück – im aktuellen Bericht wurde allein beim Viltragenkees ein Längenverlust von 128,0 Metern gemessen“, betont Lieb. Diesem Negativ-Spitzenreiter folgt mit -86,0 Metern der Alpeinerferner (Stubaier Alpen), das Schlatenkees (Venedigergruppe) mit -67,0 Metern und das Untersulzbachkees (Venedigergruppe) mit -53,0 Metern. Nicht messbar war die Längenveränderung am Pfaffenferner (Stubaier Alpen) – hier gehen die Fachleute jedoch von einem Wert aus, der wahrscheinlich noch höher ist als der am Viltragenkees. 

Gletscher im Wandel: Fallbeispiel Schweikertferner

Drastischer Gletscherrückgang innerhalb von nur wenigen Jahren: Der Schweikertferner in den Ötztaler Alpen, 2011 - 2018.

Drastischer Gletscherrückgang innerhalb von nur wenigen Jahren – Blick vom Schweikertsee nach Ostsüdosten auf den Schweikertferner und den Fuß des Rofelewand-­Massivs (Kaunergrat, Ötztaler Alpen) in den Jahren 2011, 2014, 2016 und 2018. Fotos: M. Strudlzoom
Drastischer Gletscherrückgang innerhalb von nur wenigen Jahren – Blick vom Schweikertsee nach Ostsüdosten auf den Schweikertferner und den Fuß des Rofelewand-­Massivs (Kaunergrat, Ötztaler Alpen) in den Jahren 2011, 2014, 2016 und 2018. Fotos: M. Strudl




<-- Foto 2011





<-- Foto 2014






<-- Foto 2016




<-- Foto 2018



 

Gletscher im Wandel: Fallbeispiel Schweikertferner

Drastischer Gletscherrückgang innerhalb von nur wenigen Jahren: Der Schweikertferner in den Ötztaler Alpen, 2011 - 2018.

Drastischer Gletscherrückgang innerhalb von nur wenigen Jahren – Blick vom Schweikertsee nach Ostsüdosten auf den Schweikertferner und den Fuß des Rofelewand-­Massivs (Kaunergrat, Ötztaler Alpen) in den Jahren 2011, 2014, 2016 und 2018. Fotos: M. Strudlzoom
Drastischer Gletscherrückgang innerhalb von nur wenigen Jahren – Blick vom Schweikertsee nach Ostsüdosten auf den Schweikertferner und den Fuß des Rofelewand-­Massivs (Kaunergrat, Ötztaler Alpen) in den Jahren 2011, 2014, 2016 und 2018. Fotos: M. Strudl

Der Schein trügt?

Die überdurchschnittlich warme Witterung mit langanhaltenden Schönwetterperioden bewirkte, dass tiefliegende Gletscherzungen bereits im Mai auszuapern begannen. Der Gletscherschwund erscheint gegenüber dem Vorjahr jedoch gedämpft, da die im niederschlagsreichen Winter aufgebauten Schneereserven bis weit in den extrem warmen Sommer hinein große Teile der Gletscher vor der Abschmelzung schützten. Betrug der mittlere Rückzugsbetrag des Vorjahres noch -25,2 Meter (berechnet auf der Basis von 75 Gletschern), dokumentiert der aktuelle Bericht einen mittleren Rückzugsbetrag von 17,2 Metern (berechnet auf der Basis von 76 vor Ort vermessenen Gletschern), 3 Meter über dem Wert von 2015/16 (-14,2 m).

Blieb in der Messperiode 2016/2017 lediglich ein Gletscher stationär, zogen sich aktuell vier Gletscher nicht zurück. Wie schon im Vorjahr blieb das Simonykees (Venedigergruppe) stationär, weiters das Sonnblickkees (Granatspitz¬gruppe) sowie die Gletscher am Roten Knopf (Schobergruppe) und im Eiskar (Karnische Alpen). Dr. Gerhard Karl Lieb stellt jedoch klar, dass dieses Verhalten bei keinem der vier Gletscher ein Hinweis auf eine Trendwende sei.

„Unsere Untersuchungen bestätigen einen anhaltenden Gletscherschwund – dieser fiel im Haushaltsjahr 2017/18 erneut massiv aus“, betont Gerhard Lieb. „Der Rückzug der Gletscher erscheint nur in Bezug zu den extremen Werten im letzten Berichtsjahr etwas gedämpft.“

Relevanz des Gletscherberichtes

Die Daten des Alpenvereins, die Fachleute des ÖAV-Messdienstes jährlich dokumentieren, werden heute von der Klimaforschung international genutzt und längst in allen relevanten Datennetzwerken berücksichtigt. Die Sammelberichte des Alpenvereins gelten heute noch als eine der am bestdokumentierten Messungen überhaupt.

„Besonderer Dank gilt natürlich allen, die im Dienste des Gletscherberichtes tätig sind. Alle Gletschermesser arbeiten ehrenamtlich, jedoch keinesfalls umsonst“, betont Dr. Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins, zuständig u.a. für den Gletschermessdienst. Großer Dank gilt laut Hayek auch Gletschermesser Gernot Patzelt, der 56 Jahre als Gletschermesser tätig war und sich heuer in den wohlverdienten „Mess-Ruhestand“ verabschiedet hat.

Dr. Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins  (Foto: Alpenverein/N.Freudenthaler)


„Bereits seit 128 Jahren untersucht der Alpenverein die Bewegungen der heimischen Eisriesen und leistet somit nicht nur für die Gesellschaft einen wertvollen Beitrag, sondern besonders auch für die Wissenschaft. Beispielsweise klimatische Veränderungen können mit diesen Daten besser verstanden werden.“

Dr. Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins

Der Hallstätter Gletscher mit Blick nach Nordwesten zum Hohen Kreuz. Schon Mitte August waren die Gletscher stark ausgeapert und nur in den höchsten Gletscherteilen noch Schneereste erkennbar. Foto: K. Reingruberzoom
Der Hallstätter Gletscher mit Blick nach Nordwesten zum Hohen Kreuz. Schon Mitte August waren die Gletscher stark ausgeapert und nur in den höchsten Gletscherteilen noch Schneereste erkennbar. Foto: K. Reingruber

10 stärkste Rückgänge - Längenverluste in Metern:

1.Viltragenkees (Venedigergruppe Alpen, Osttirol)- 128,0
2.Alpeinerferner (Stubaier Alpen. Tirol)- 86,0
3.Schlatenkees (Venedigergruppe, Osttirol) - 67,0
4.Untersulzbachkees (Venedigergruppe, Salzburg)            - 53,0
5.Diemferner (Ötztaler Alpen, Tirol)- 44,7
6.Gepatschferner (Ötztaler Alpen, Tirol)
- 40,0
7.Weißseeferner (Ötztaler Alpen, Tirol) 
- 35,0
8.Hochjochferner (Ötztaler Alpen, Tirol/Südtirol) 
- 34,0
9.Schmiedingerkees (Glocknergruppe, Salzburg) - 33,1
10.         Pasterze (Glocknergruppe, Kärnten)       
- 31,9

Der mittlere Rückzugsbetrag der 76 sowohl 2017 als auch 2018 vermessenen Gletscher betrug 17,2 m.

Stärkste Rückgänge pro Gebirgsgruppe in Metern:

Venedigergruppe
Viltragenkees
- 128,0
Stubaier Alpen:
Alpeinerferner
- 86,0
Ötztaler Alpen:
Diemferner 
 - 44,7
Glocknergruppe:
Schmiedingerkees 
 - 33,1
Schobergruppe:
Gößnitzkees
 - 27,1
Zillertaler Alpen:
Hornkees
 - 21,0
Silvrettagruppe:
Vermuntgletscher
 - 17,7
Goldberggruppe:
Ö. Wurten-Schareck   
 - 12,9
Dachstein:
Gr. Gosaugletscher
 - 10,9
Granatspitzgruppe:   
Landeckkees
 - 7,9
Ankogel-Hochalmspitzgruppe:
Großelendkees    
 - 4,9
Karnische Alpen:
Eiskar-Gletscher             
 - 0,4



Stärkste Rückgänge pro Bundesland in Metern:

Tirol
Viltragenkees
- 128,0
Salzburg
Untersulzbachkees
- 53,0
Kärnten
Pasterze
- 31,9
Vorarlberg
Vermuntgletscher
- 17,7
Oberösterreich
 Gr. Gosaugletscher
 - 10,9

Zum Vergleich: Gletscherbericht 2016/17

Längenänderungen 1960-2018 und Abweichungen von der Durchschnittstemperatur:

Die mittlere Längenänderung und die Anzahl der vorstoßenden (schwarz), stationären (hellgrau) und zurückschmelzenden (weiß) beobachteten Gletscher zwischen 1960 und 2018.zoom

Die mittlere Längenänderung und die Anzahl der vorstoßenden (schwarz), stationären (hellgrau) und zurückschmelzenden (weiß) beobachteten Gletscher zwischen 1960 und 2018.

Die Abweichung der monatlichen und jahreszeitlichen Temperaturen zwischen Oktober 2017 und September 2018 vom Mittel 1981–2010 an den drei Gebirgswetterstationen Sonnblick, Zugspitze und Säntis.zoom

Die Abweichung der monatlichen und jahreszeitlichen Temperaturen zwischen Oktober 2017 und September 2018 vom Mittel 1981–2010 an den drei Gebirgswetterstationen Sonnblick, Zugspitze und Säntis.

 
 
 
 
 

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