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Unsere Hütten: Lust und Last des Alpenvereins (Unsere Hütten: Lust und Last)

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Unsere Hütten: Lust und Last des Alpenvereins

Über die Herausforderungen beim Erhalt der Schutzhütten

Bonn-Matreier-Hütte, Venedigergruppe (Foto: ÖAV/P.Kapelari)zoom

Der Alpenverein ist kein "Hüttenbauverein". Der Bau, Erwerb, Betrieb und die Erhaltung von Schutzhütten und Wegen ist nicht Vereinszweck, sondern nur ein Mittel zur Erreichung desselben. Trotzdem beschäftigen uns die Hütten sehr intensiv – für manch jemanden sogar zu sehr... Text von Peter Kapelari, aus Bergauf 3/2018*

Hütten einst und heute

Der Bau der Hütten war einst natürlich auch eine Prestigefrage. Viel Ehrgeiz, Engagement und Geld wurden investiert und der Verein wurde über das Netzwerk der alpinen Hütten und Wege erst sichtbar und als "Entwickler des ländlichen Raumes" wahrgenommen. Der Hütten- und Wegebau war der Grundstein des Bergtourismus. Die Hütten waren für viele Bergbesteigungen unabdingbar notwendig. Sie waren aber auch identitätsstiftend für die Sektionen und die gemeinsame Obsorge gemeinschaftsfördernd. Die "Leuchttürme im Gebirge" waren der Stolz der Zweigvereine. Und das ist zum Glück meist auch heute noch so!

Zweifellos waren und sind die Ermäßigungen und andere Vorteile auf Hütten auch ein wichtiger Beitrittsgrund für neue Mitglieder. Jedenfalls aber nimmt ein Bereich, der so viel Arbeit und Geld erfordert, automatisch viel Platz auf den Tagesordnungen und in der Vereinstätigkeit ein. Und auch in der öffentlichen Wahrnehmung gehören die Hütten untrennbar zum Alpenverein.


"Es ist Zweck des Vereines, das Bergsteigen, alpine Sportarten und das Wandern zu fördern und zu pflegen [...], die Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten, die Kenntnisse über die Gebirge zu erweitern und zu verbreiten und dadurch auch die Liebe zur Heimat zu pflegen sowie die Wissenschaft und Forschung in diesem Bereich zu fördern."

aus: Satzung des ÖAV, § 2 (1)

Satzung
 

Erlöschen unsere Leuchttürme?

Das Erbe der Väter ist jedoch auch Verpflichtung und Belastung. Und so ist die Euphorie – so wie die Zahl der Alpenvereinshütten – etwas geschwunden. 1975 nannte der Österreichische Alpenverein noch 285 Hütten sein Eigen – heute sind es noch 232. Also fielen im Schnitt 1,2 Hütten jährlich weg.

Eine erschreckende und traurige Bilanz, vor allem unter dem Aspekt, dass jede Hütte wie ein Knotenpunkt im Netzwerk der Wege zu sehen ist und oftmals natürlich mit der Hütte auch das dazugehörige Arbeitsgebiet aufgegeben wurde. Längst ist man auf der Suche nach geeigneten Strategien, um zu verhindern, dass aus einzelnen Löchern Laufmaschen im Netz werden.

Eine eingehende Ursachenanalyse führt uns einige Gründe für den Hüttenschwund vor Augen, die als Faktum hingenommen werden müssen. So ist die "alpinistische Bedeutung", die Notwendigkeit der Hütten für die Erreichung von Gipfelzielen, oft schlichtweg nicht mehr gegeben. Die Mobilität hat sich ebenso dramatisch geändert wie der Erschließungsgrad der Berge. Heute kommt man über Fahrstraßen und Aufstiegshilfen zumeist schon so weit, dass ein Gipfelsieg leicht in einem Tag machbar ist. Längst langt es für den Erfolg einer Hütte nicht mehr, eine Monopolstellung an einem Zustieg zu haben (so wie es teilweise in den Westalpen noch der Fall ist).

Die Hüttenbetreiber sind gezwungen, Zielgruppen zu definieren und sich nach diesen auszurichten. So gibt es heute die Familienhütte, die Seminarhütte, die Tagesausflugshütte etc. Sektionen und Wirtsleute entwickeln "Produkte" – auch wenn das niemand gerne so bezeichnet. Aber die Beschreibung und Beschilderung von Rundwanderwegen, Trekkingrouten, Höhenwegen usw. ist letztlich nichts Anderes. Bewusst wird das erst, wenn der Ruf nach "buchbaren Packages" laut wird. Buchbar – so wie der Wochenend-Städtetrip nach Paris oder London, der tatsachlich zur Konkurrenz wurde!

Neue Ansprüche und Behördenauflagen

Auch muss uns bewusst sein, dass sich die Ansprüche der Nutzer geändert haben. Wir orten nicht den Ruf nach Luxus und Komfort am Berg. Nein, es ist der Wunsch nach etwas Intimsphäre, der die Hüttenbetreiber zwingt, die großen Matratzenlager in kleinere Einheiten umzubauen. Natürlich braucht eine Seminarhütte dann aber auch eine Möglichkeit für den Gepäcktransport, Duschen usw. Das bedeutet Investitionsaufwand für die Verringerung der Schlafplatzkapazitäten. Qualität vor Quantität lässt sich argumentieren (vor allem, wenn es ein höherer Preis rechtfertigt).

Feldnerhütte, Kreuzeckgruppe (Foto: ÖAV/P.Kapelari)zoom
 

Nur Frust für die Hüttenbetreiber bringen hingegen die Kosten und bürokratischen Hürden bei der Erfüllung überbordender Behördenauflagen. Heute müsste eine Hütte mit derselben Schlafplatz- und Gastraumkapazität um mindestens 30 % größer gebaut werden als noch vor 50 Jahren, nur um alle Brandschutz-, Arbeitnehmerschutz-, Hygiene- und Umweltauflagen zu erfüllen.

Die Kosten für Erhaltung und Betrieb sind auf Grund der Auflagen in den letzten 20 Jahren um ca. 40 % gestiegen. Die Hütten waren immer schon "Sparbüchsen", aber so erscheinen sie vermehrt als "Fass ohne Boden". Für einige notwendige Baumaßnahmen gibt es öffentliche Förderungen, so dass es doch gelingt, die Auflagen zu erfüllen und die Hütten zu erhalten. Ohne diese Gelder hätten schon viel mehr Hütten geschlossen werden müssen.

Der Hüttenwirt – ein Tausendsassa

Das Geld ist das eine – was aber mit den gesetzlichen Vorgaben einhergeht, ist die steigende Verantwortung. Die geforderten Ausbildungen für Hüttenwarte und Hüttenpächter sind zeitaufwändig und anspruchsvoll.

Wussten Sie, dass ein Hüttenwirt neben der gastronomischen Ausbildung auch jene zum Kleinkläranlagenbetreiber, Wasserwart, Brandschutzwart bzw. Brandschutzbeauftragten, Ersthelfer und etliche weitere Unterweisungen braucht? Wehe, wenn einmal etwas passieren sollte und es kann nicht alles nachgewiesen werden!

"Griaß di" auf der Steinseehütte (Foto: ÖAV/M.Melcher)zoom

So fällt es den hüttenbesitzenden Sektionen auch immer schwerer, geeignete und motivierte Wirtsleute als Pächter zu finden. Diese wiederum verzweifeln, weil sie kaum gewilltes Personal bekommen. Zu kurz ist die Saison auf der Hütte, als dass man danach – wie in der Gastronomie üblich – stempeln könnte. Zu hart ist die stoßweise auftretende Arbeit und zu weit ist man von seinem sozialen Umfeld entfernt. Da muss schon jemand sehr bergaffin und flexibel sein.

Eine hervorragende Lösung mit einer "Win-win-Situation" ist da das Projekt "Sherpas auf Hütten", Bewerber gäbe es unzählige – aber leider ist das Kontingent für Saisonarbeitsplatze aus Nicht-EU-Ländern äußerst gering.

 

Beratung, Motivation und Schulung im Alpenverein

Es ist also nicht wirklich leicht, die verantwortlichen Sektionsfunktionäre zu begeistern und zu motivieren. Dies gelingt wohl am ehesten, wenn es eine starke Identifikation der Mitglieder und der Einheimischen in der jeweiligen Region mit einer Hütte gibt. Dafür wollen wir am positiven Image arbeiten und zu Bergerlebnissen mit Hüttenaufenthalten anregen.

Ein wesentlicher Rückhalt für die Hüttenverantwortlichen und die Pächter ist, ihnen Sicherheit in ihrem Tun durch gute und zielgerichtete Ausbildungen zu geben. Hierfür veranstaltet der Alpenverein über seine Akademie qualitativ hochwertige (aber nicht abgehobene) Seminare. Dabei sollen die Teilnehmer auch das Bewusstsein mitbekommen, dass sie mit ihren Sorgen nicht alleine gelassen werden, ein professionelles Team hinter ihnen steht und sie bestens versichert sind.

Gerade bei größeren Baumaßnahmen unterstützt der Hauptverein die Sektionen mit einer Bau- und Prozessberatung, um eine professionelle Abwicklung der Bauvorhaben von der Beauftragung über die Konzeption und den Entwurf bis zur Ausführung inklusive der Abrechnung und des Kostencontrollings zu erreichen. So gelingt es, bei trotzdem gesteigerter Qualität sehr viel Geld einzusparen.

Kellerjochhütte, Tuxer Alpen (Foto: ÖAV/P.Kapelari)zoom
Lienzer Hütte, Schobergruppe (Foto: ÖAV/P.Kapelari)zoom
 

Erneut den Sparstift angesetzt

Dank der (nach der Petition "Pro Hütten und Wege") erfreulicherweise erhöhten Fördermittel des Bundes ist es gelungen, etliche Hütten wirklich nachhaltig und umfassend zu sanieren oder gar als Ersatzbau zu erneuern. Dabei konnte mittels einer "wirkungsorientierten Folgenabschätzung" und einer umfassenden Evaluierung für jeden Cent exakt und transparent die sinnvolle und effiziente Fördermittelverwendung mit der positiven Wirkung für den Tourismus und die Umwelt nachgewiesen werden. Im Vergleich zu anderen Sportstättenbauten sind es "Peanuts", mit denen sehr viel realisiert werden konnte.

Umso schmerzlicher, wenn die neue Regierung auch hier den Sparstift ansetzt und den alpinen Vereinen diese so wichtige Forderung ab 2019 um ein Viertel kürzt! Der Alpenverein und die Wirtsleute sind gezwungen, auch in der Vermarktung der Hütten professioneller zu werden, auch wenn mancher dies nur mit Wehmut zur Kenntnis nimmt.

Ohne die Eigenertragskraft optimal zu nutzen, werden auch weiterhin Sektionen gezwungen sein, sich von ihrer Hütte zu trennen. Wir bemühen uns, gemeinsam mit dem Deutschen und dem Südtiroler Alpenverein hier die Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen und die richtige Balance zu finden! Jede Hütte ist auf ihre Art einzigartig und wir wollen die Urtümlichkeit möglichst erhalten – aber auch am Berg gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!

*) DI Peter Kapelari ist Leiter der Abteilung Hütten, Wege und Kartografie im Alpenverein.

Edmund-Graf-Hütte, Verwallgruppe (Foto: ÖAV/P.Kapelari)zoom
 
 
 
 

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