Die Anzahl der Initiativen, Studien und Pilotprojekte für eine umweltfreundliche Anreise in die Berge nimmt zu, der Erfolg des Umstiegs vom privaten PKW auf die Bahn etwa sieht nach wie vor bescheiden aus. Beim Anreiseverhalten zeigt sich über viele alpine Regionen Österreichs hinweg ein einheitliches Bild:
So reisen 80–90 Prozent der Gäste mit dem eigenen PKW an, der Bahnanteil liegt unter 10 Prozent. Wie bereits aus früheren Studien ersichtlich, wird als Grund für die Nutzung des PKW vor allem die Anreise angeführt. Insbesondere gilt das für den Winter. Aber auch im Sommer ist man lieber mit dem eigenen Auto mobil. Als Hintergründe für die Nichtnutzung der Bahn werden vor allem die Umsteigehäufigkeit und der Gepäcktransport angegeben.
Autoren einer Studie durch die Universität für Bodenkultur in Wien meinten dazu, dass „der Anteil des öffentlichen Verkehrs in Zusammenhang mit dem Bergsteigen heute derart gering geworden ist, dass man von der Notwendigkeit eines umfassenden Neuaufbaus sprechen muss, wenn sich das Bergsteigen und Bergwandern als nachhaltige Freizeitnutzung behaupten will“.
Angesichts dieser Situation und seiner Verantwortung für Natur, Umwelt und Klima hat der ÖAV im Jahr 2009 den Startschuss für das Aktivieurungsprogramm "Umweltfreundliche Reise in die Berge" gegeben. Mit diesem Programm will der ÖAV seine Mitglieder für das Thema "Sanfte Mobilität" sensibilisieren, gute Beispiele bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel transportieren und zur Umsetzung weiterer Projekte motivieren sowie nicht zuletzt auch politische Forderungen zur Verbesserung der Situation bei der umweltschonenden Mobilität aufstellen.
Am Anfang stand 2008 die Broschüre "Aktivierungsprogramm für die umweltfreundliche Reise in die Berge" (ÖAV-Dokumente Nr. 5), in der einige Grundlagen und Studien zu dem Thema erarbeitet bzw. wiedergegeben wurden. Daraus hat sich jedoch im Alpenverein weit mehr entwickelt. 2009 stand fest, es sollte ein echtes Programm mit konkreten Zielen und Umsetzungscharakter werden.
Möglichst viele
Sektionen einbinden – in Gesprächen
Um einen ersten Eindruck von der Situation in den Sektionen punkto „Mobilität“ zu gewinnen, wurde Sommer/Herbst 2009 mit
Schlüssel-Sektionen Kontakt aufgenommen und intensive Interviews geführt. Allein die Tatsache, dass die Sektionen mit dem Thema konfrontiert wurden, rief konkrete
Ideen hervor, welche kurzfristig innerhalb der Sektion umsetzbar wären. Nach
nahezu allen Gesprächen bestand eine positive Stimmung und Motivation etwas tun zu wollen.
Festgestellt wurde von fast allen, dass in und um die Ballungsräume die Versorgung mit Mobilitätsangeboten gut ist. Je weiter weg von den Ballungsräumen entfernt, desto schlechter werden die Verbindungen. Werktags sind die Angebote noch akzeptabel, an den Wochenenden gibt es eindeutig zu wenig Angebot. Viele Verbindungen wurden in den letzten Jahren gestrichen. Allerdings stellten viele Interviewpartner fest, dass die wachsende Bequemlichkeit ein Hemmnis in der Umsetzung von Touren mit "Öffis" darstellt. Es entstanden immer wieder Diskussionen über die Grenze zwischen Bequemlichkeit und Zumutbarkeit.
Oftmals kam auch der Wunsch auf regional tätig zu werden und spezielle Angebote für Ballungsräume zu schaffen, die einen Anreiz bieten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Touren abzuwickeln. Dieser Wunsch wurde vom Planungsbüro komobile aufgegriffen und als mögliches Pilotprojekt ausformuliert.
…. und in
Kleingruppenarbeit
In einem nächsten Schritt wurden auf Basis der Ergebnisse drei Arbeitsgruppen eingesetzt, um gemeinsam Initiativen und
Projekte zu entwickeln. Um flächendeckend allen Sektionen die Teilnahme zu
erleichtern, tagte jeweils eine Arbeitsgruppe in Salzburg, in Wien sowie eine
weitere im Rahmen der Jahreshauptversammlung 2009 in Anif.
Dabei fand ein reger Erfahrungs- und Ideenaustausch statt. Anschließend wurde konkrete Lösungsvorschlägen erarbeitet und Maßnahmen ausformuliert. Mit dem Endbericht Ende 2009 wurden von der Projektbetreuung – dem Verkehrsplanungsbüro komobile – die erarbeiteten Einzelmaßnahmen zu rund 30 Maßnahmenpaketen zusammengeschnürt.
Konkret werden –
weitere Meinungen einholen
Diese konnten im Juli 2010 im Rahmen des
Naturschutz-Seminars in Villgraten vorgestellt und durch weitere
Erfahrungen der gut 40 Naturschutzreferenten ergänzt
werden. Funktionierende Praxisbeispiele der Sektion Salzburg wurden vorgestellt und
motivierten die Teilnehmer zur konkreten Umsetzung von Maßnahmen in der eigenen Sektion zu arbeiten.
Von guten Beispielen
lernen
Parallel zu den erarbeiteten Maßnahmen wurde eine Sammlung
„Guter Beispiele“ begonnen. Gut funktionierende Konzepte motivieren und können oft
mit kleinen Anpassungen von anderen Sektionen übernommen werden.
Wichtig: Alle Projekte
lassen sich gezielter umsetzen und nachhaltig gestalten, wenn sich innerhalb
der Sektion eine Person findet, die sich des Themas intensiv annimmt. Ein zu
Beginn gemeinsam erstelltes Mobilitätskonzept oder ein definiertes Ziel sind
hilfreiche Instrumente, um koordiniert am gleichen Strang zu ziehen.
Ein Projekt entsteht
– ein Ziel wird festgelegt
Wer sein Ziel nicht kennt, kann auch nicht den richtigen Weg
einschlagen. Dies war von Anfang an klar und somit wurden folgende drei
Projekt(teil)ziele definiert:
Alle bis dato durchgeführten Schritte und gewonnen Erkenntnisse sowie die erarbeiteten Maßnahmenpakete für die Ebenen des Hauptvereins, der Landesverbände sowie der Sektionen wurden in dem Projektbericht festgehalten. Zentraler Inhalt des Berichts sind die erarbeiteten Maßnahmen. Diese sollen nun auf den entsprechenden Ebenen angegangen und umgesetzt werden.
Download Projektbericht
Besondere Bedeutung bei der Umsetzung des Aktivierungsprogrammes kommt zweifelsohne den Sektionen zu. Diese können eine sog. "Initiativerklärung" unterzeichnen und damit zum Ausdruck bringen, dass sie das Programm aktiv unterstützen werden.
Alle Sektionen, die noch beim Aktivierungsprogramm mitmachen wollen, können die Initiativerklärung hier downloaden und an die Abteilung Raumplanung-Naturschutz übermitteln.
Im Sommer und Herbst 2011 wurde durch das Marktforschungsinstitut "market Team" aus Linz eine Befragung von Mitgliedern und Funktionären in Bezug auf das Mobilitätsverhalten durchgeführt.
Die genaue Aufgabenstellung:
Methodik:
Einige zentrale Ergebnisse der Befragung:
Eine ausführlichere Präsentation der Ergebnisse der Mitgliederbefragung finden Sie hier (ca. 1,3 MB)
Zur Mitgliederbefragung und ihren zentralen Ergebnissen wurde im Bergauf 4-2012 auch einen Bericht veröffentlicht.
Download des Beitrages hier
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Österreichischen Alpenvereins 2011 in Mayrhofen im Zillertal wurde ein Beschluss zur Stärkung der umweltfreundlichen Reise in die Berge gefasst. Wörtlich heißt es:
Aktionsplan „Umweltfreundliche Anreise in die Berge“
Die
Hauptversammlung beschließt wie folgt:
Der ÖAV
bekennt sich im Zuge einer verstärkten Klimaschutzpolitik zur Umsetzung von
Maßnahmen zur Stärkung der umweltfreundlichen Reise in die Berge. Auf allen
Ebenen werden bereits bestehende Initiativen intensiviert. Der Hauptverein
unterstützt die Sektionen bei ihren Projekten mit Beratung und Förderung.
Damit wurde durch die Hauptversammlung ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass sich der Alpenverein diesem Thema in den nächsten Jahren schwerpunktmäßig widmen wird.
Die nachfolgenden Sektionen haben bisher die Intiativerklärung unterzeichnet und sich damit für eine aktive Umsetzung des Aktivierungsprogrammes "Umweltfreundliche Reise in die Berge" bereit erklärt.
Bisher teilnehmende Sektionen:
Mitmachen:
Alle Sektionen, die noch beim Aktivierungsprogramm mitmachen wollen, können die Initiativerklärung hier downloaden und an die Abteilung Raumplanung-Naturschutz übermitteln.
Auskünfte und Rückfragen:
Birgit Kantner und Liliana Dagostin
Österreichischer Alpenverein
Abteilung Raumplanung-Naturschutz
Olympiastraße 37
A - 6020 Innsbruck
Tel: +43/512/59 547-15 bzw. 27
Fax: +43/512/59 547-40
E-Mail: birgit.kantner@alpenverein.at bzw. liliana.dagostin@alpenverein.at