Wer in Österreichs Bergen campieren will, findet sich in einem Paragraphendschungel wieder. Freiheitsliebende Wanderer*innen bleiben oft im Ungewissen, ob sie sich noch im legalen Bereich bewegen oder ob sie ihr Zelt doch vor neugierigen Blicken verstecken sollten. Der Traum von der Nacht im Freien platzt dann meist beim genauen Blick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen. Je nach Bundesland bestehen nämlich gravierende Unterschiede – vom tolerierten Aufenthalt bis hin zur saftigen Geldstrafe ist alles möglich. Wir haben die gesetzlichen Regelungen aus den Bundesländern zusammengefasst.
Das Zelten im Wald ist österreichweit per Gesetz verboten. Zwar sichert § 33 des Forstgesetzes Jedermann die freie Betretbarkeit des Waldes zu, das "Lagern bei Dunkelheit, Zelten, ..." ist aber klar davon ausgenommen. Somit ist das Zelten im gesamten Waldbereich gesetzlich verboten! Es sei denn, es liegt eine ausdrückliche Zustimmung der Grundeigentümer*innen vor.
Gravierende Unterschiede in den Bundesländern
Oberhalb der Baumgrenze beginnt die Zone des alpinen Ödlands. Für das
Zelten in diesem Bereich sind die Regelungen von Bundesland zu
Bundesland sehr unterschiedlich. Die Zustimmung der Grundeigentümer*innen ist
in jedem Fall auch hier ratsam.
Übergreifend erlaubt wird das "alpine Biwakieren", also zum Beispiel das ungeplante Notbiwak, zu dem Einzelpersonen im Falle einer Verletzung, eines Schlechtwettereinbruchs oder bei Dunkelheit gezwungen sind. Achtung: Vorsätzliches Biwakieren wird mit einer Zeltübernachtung gleichgesetzt! Bei Zuwiderhandlungen winken je nach Bundesland Geldstrafen bis zu 14.500 Euro.
Gemäß dem Burgenländischen Naturschutz- und Landschaftsschutzgesetz 1990 ist es in der freien Landschaft verboten, außerhalb von behördlich bewilligten Camping- oder Mobilheimplätzen zu campieren oder Wohnwagen bzw. Wohnmobile abzustellen (§12 Abs.1).
Ausnahmen laut Bgld. Camping- und Mobilheimplatzgesetz (§18) für
• Zeltlager von Jugendorganisationen
• Zeltlager im Rahmen der öffentlichen Jugendbetreuung
• Zeltlager im Rahmen von öffentlichen Freiluftveranstaltungen.
Für Gruppen ab zehn Personen sowie bei Aufenthalten, die länger
als drei Tage dauern, ist das Vorhaben bei der entsprechenden Bezirksverwaltungsbehörde bis spätestens eine Woche vor dem Zeltlager anzumelden.
Sehr restriktiv. Das Kärntner Naturschutzgesetz (2002) verbietet es, in der freien Landschaft außerhalb von behördlich bewilligten Campingplätzen zu zelten. Davon ausgenommen ist lediglich das alpine Biwakieren.
Sehr restriktiv. Das Niederösterreichische Naturschutzgesetz (2000) verbietet das Auf- und Abstellen von mobilen Heimen (darunter fallen auch Zelte) im Grünland außerhalb von genehmigten Campingplätzen.
Weniger restriktiv. Laut Oberösterreichischem Tourismusgesetz (2018) ist das alpine Ödland oberhalb der Baumgrenze (und außerhalb des Weidegebietes) "für den Fußwanderverkehr frei". Im Sinne der Gemeinverträglichkeit ist hier auch das Lagern und Zelten eingeschlossen.
Weniger restriktiv, aber facettenreich. Gesetze, die hier zu beachten sind, sind das Salzburger Campinggesetz (2013), das Salzburger Gesetz über die Wegefreiheit im Bergland (1920) und das Salzburger Naturschutzgesetz (1999). Zwar ist das Zelten im Hochgebirge nicht generell verboten, die entsprechende Sensibilität im Umgang mit der Natur wird aber vorausgesetzt. Der Alpenverein empfiehlt: Vor allem Gruppen sollten sich vor ihrer Tour mit der Naturschutzabteilung der zuständigen Bezirkshauptmannschaft in Verbindung setzen.
Weniger restriktiv. Die Kernaussage aus dem Steiermärkischen Gesetz zur Wegefreiheit im Bergland (1922): "Das Ödland oberhalb der Baumgrenze, mit Ausnahme der anders als durch Weide genutzten Gebiete (Almen) ist für den Touristenverkehr frei und kann von jedermann betreten werden". Der Begriff "Betreten" ist hier weiter gefasst als im Forstgesetz und im Hinblick auf die Gemeinverträglichkeit sollte auch das Zelten im Ödland möglich sein.
Sehr restriktiv. Das Tiroler Campinggesetz (2001) macht klar: "Das Kampieren außerhalb von Campingplätzen ist verboten". Ausgenommen ist davon lediglich das alpine Biwakieren "während eines kurzen, durch den Anlass gebotenen Zeitraumes".
Weniger restriktiv. Laut Vorarlberger Campingplatzgesetz kann der Bürgermeister einer Gemeinde das Aufstellen von Zelten außerhalb genehmigter Campingplätze untersagen, wenn Interessen der Sicherheit, Gesundheit, der Landwirtschaft oder auch der Schutz des Naturhaushaltes sowie das Landschafts- und Ortsbild gröblich verletzt werden.
Auch wenn sie landschaftlich wohl oft die reizvollsten Gegenden sind: In
Schutzgebieten ist das Zelten tabu. Die strengsten Regeln gelten in
Nationalparks, Naturschutz- und Sonderschutzgebieten, es ist daher
dringend anzuraten, sich vor einer Tour genau über bestehende Vorgaben
zu informieren.
Ansprechpartner und Auskunftsstellen sind zum einen die installierten Schutzgebietsbetreuungen sowie die Naturschutz-, und teilweise auch Tourismusabteilungen der entsprechenden Landesregierungen oder Bezirksverwaltungen (Bezirkshauptmannschaften).
(Ohne Anspruch auf Vollständigkeit - bei Fragen bitte direkt an die zuständigen Stellen wenden!)
Bereich Matterhorn (Schweiz/Italien):
"Gerne möchten wir Ihnen mitteilen, dass ab diesem Sommer das wilde Campieren und Biwakieren rund um das Matterhorn & Base Camp strikt verboten ist. Die Gemeinde Zermatt setzt das Verbot konsequent durch; eine Zuwiderhandlung wird mit Bußen von bis zu CHF 5000.00 gebüßt. Wir bitten Sie, dies Ihren Mitgliedern weiterzuleiten und zu informieren, damit es zu keinen Missverständnissen kommt. Besten Dank!" (Schreiben aus dem Base Camp Matterhorn)
Südtirol:
Ist Zelten und Biwakieren in Südtirol erlaubt? Antworten finden Sie im Artikel "Übernachten in unseren Bergen".
Ist das Feueranzünden im Wald gestattet?
Zusätzlich gibt es für Schutzgebiete sowie in verschiedenen Ländergesetzen (z.B. Tiroler Feldschutzgesetz) eigene Verordnungen zum Thema. Bitte zur genaueren Information die zuständigen Stellen kontaktieren.
Alpenvereinspräsident und Rechtsanwalt Dr. Andreas Ermacora sieht die
teils strikten Einschränkungen in den Bundesländern positiv:
"Der
Grund, warum in Österreich eher restriktive Regelungen für das Campen
gelten, liegt auf der Hand – schließlich drängen sich auf engem Raum die
unterschiedlichsten Nutzungsinteressen. Aus unserer Sicht sind daher
Lenkungsmaßnahmen, die das Zelten im Gebirge betreffen, positiv zu
beurteilen.
In manchen Alpinregionen sind pro Tag Hunderte Bergsportler unterwegs. Ihnen steht ein extrem dichtes Netz an Schutzhütten zur Verfügung, das zwar den Alpinen Vereinen einen enormen finanziellen und ehrenamtlichen Einsatz abverlangt, von den Gästen aber zu geringen Kosten genutzt werden kann. Eine 'Camping-Meile' entlang markierter Wege und Steige im Hochgebirge wäre unserer Bergwelt sicher nicht zuträglich. Schließlich sollte auch die Müll- oder Feuerproblematik beim Wildcampen nicht unerwähnt bleiben."