Ein Schrecken mit Ende: Keine Skigebietserweiterung von der Schmittenhöhe nach Piesendorf
Die Schmittenhöhebahn AG
beabsichtigte das Skigebiet der Schmittenhöhe im Bereich
Hochsonnberg-Piesendorf zu erweitern. Der Österreichische Alpenverein hat seine
Parteistellung in Anspruch genommen und sich vehement gegen eine weitere
skitechnische Erschließung von Tallagen ab 760 m Meereshöhe mit starken
süd-südwestlichen Expositionen ausgesprochen. Aus Sicht des Alpenvereins kann
ein Projekt, das eine Vollbeschneiung aller neuen Pisten voraussetzt, nicht umweltverträglich sein. Außerdem ließ die hohe Biodiversität in den Hochlagen des
Projektgebiets aus Sicht von Bürgerinitiative Hochsonnberg, der
Grundeigentümer, Naturschutzbund und Alpenverein an der
Umweltverträglichkeit der Erweiterung zweifeln.
Bürgerinitiative Hochsonnberg, der betroffene Grundeigentümer Anton Lackner, Alpenverein und Naturschutzbund sind überglücklich und verbuchen einen großen Erfolg. Die Schmittenhöhebahn AG hat ihren Plan, das Skigebiet in Zell am See im Bereich Hochsonnberg nach Piesendorf zu erweitern, aufgegeben. Zumindest vorerst.
Damit ist dem Thriller vorläufig ein Ende gesetzt. Damit es tatsächlich dabei bleibt, fordern die Bürgerinitiative Hochsonnberg, der betroffene Grundeigentümer, der Naturschutzbund und der Alpenverein die Salzburger Landesregierung gemeinsam auf, nun auch den fragwürdigen und klimavergessenen Schigebietskorridor, der das Schigebiet Zell am See – Piesendorf mit dem Gebiet Maiskogel – Hummersdorf – Kaprun verbindet, als letztes Kapitel ersatzlos zu streichen.
Das Salzburger Raumordnungsgesetz 2009 schreibt in den § 11 und 12 vor, dass sich Gemeindeverbände zu bilden haben und das diese Verbände regionale Entwicklungskonzepte und raumwirksame Regionalprogramme zu entwickeln haben. Für die Regionalverbände Oberpinzgau und Pinzgau wurde im Juli 2013 das Regionalprogramm "Gemeinsamm gestalten" verabschiedet. Darin ist festgeschrieben, dass "zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstandortes Pinzgau am nationalen
und internationalen Markt ist die ständige Qualitätsverbesserung sowie Erweiterung des Angebotes
essentiell. Es gilt dem Gast eine attraktive touristische Infrastruktur – Beherbergungs-,
Gastronomie- und Erholungs- & Freizeitinfrastruktur – zu bieten. Erst auf Basis einer
attraktiven Infrastruktur kann als zweiter Schritt eine entsprechend wirkungsvolle, touristische
Vermarktung erfolgen." Im Fokus stehen u.a. Gletscherskigebiete und deren Weiterentwicklung zum Ganzjahresskigebiet und die Schaffung von Skiverbunden sowie Großskiräume.
"Für den Wintertourismus im Pinzgau ist das zentrale Ziel die Sicherung einer attraktiven und wettbewerbsfähigen Basisinfrastruktur für das Kernangebot „Alpin-Ski/Snowboard fahren“. Um im intensiven Wettbewerb der Skigebiete im alpinen Raum konkurrenzfähig zu bleiben, gilt es demnach den Ausbau bzw. die Qualitätsverbesserung der Skiinfrastruktur voranzutreiben. Dementsprechend sollen im Pinzgau und im Nahbereich bestehenden Infrastrukturen sinnvoll miteinander verknüpft und in ihrer Funktion ergänzt werden. Da langfristig angestrebten Skigebiete, Skiverbände und Verknüpfungen mit Nachbarregionen wurden in der Abbildung Funktionale Gliederung schematisch und generalisiert als Zielvorgabe dargestellt."
Weiters ist heißt es im Regionalprogramm "...Ausbau Skiinfrastruktur, Schaffung von Parkflächen...Anpassung an klimatische Veränderungen durch den Ausbau von Beschneiungsanlagen..." Folgende Skigebiete sollen nach dem Regionalprogramm verbunden werden:
-) Saalbach-Hinterglemm nach Fieberbrunn (Tirol) [bereits realisiert]
-) Schmittenhöhe nach Viehhofen und weiter nach Saalbach-Hinterglemm und Leogang [bereits realisiert]
-) Kitzsteinhorn über den Maiskogel zur Schmittenhöhe [aktuelles Projekt Hochsonnberg-Piesendorf]
Der Bereich Hochsonnberg-Piesendorf ist explizit als touristischen Entwicklungsgebiet zur Sicherung der örtlichen Raumplanung festgelegt worden.
Bürgerinitiative Hochsonnberg, der betroffene Grundeigentümer, der Naturschutzbund und der Alpenverein fordern die Salzburger Landesregierung gemeinsam auf, nun auch den fragwürdigen und klimavergessenen Schigebietskorridor, der das Schigebiet Zell am See – Piesendorf mit dem Gebiet Maiskogel – Hummersdorf – Kaprun verbindet, als letztes Kapitel ersatzlos zu streichen.
[1] Regionalmanagement Pinzgau
Geplant war die
Erweiterung des Skigebietes Schmittenhöhe um ca. 35 ha (davon ca. 26 ha
Pistenfläche). Das Skigebiet der Schmittenhöhe ist derzeit von drei
Talstandorten aus erreichbar. Einmal aus dem Schmittental mit Schmittenhöhebahn,
trassXpress und Sonnalmbahn, zum Zweiten von Zell am See über den cityXpress
und Hirschkogelbahn. Die dritte, und mittlerweile meistgenutzte Möglichkeit,
führt von Schüttdorf aus über die Areitbahnen I, II, und III auf die Schmittenhöhe.
Im Wesentlichen ging es beim Vorhaben der Schmittenhöhebahn AG um die
Errichtung einer weiteren Aufstiegsmöglichkeit, damit auch von der Gemeinde Piesendorf
die bestehenden Liftanlagen der Schmittenhöhe erreicht werden können. Insgesamt
umfasste das Projekt vier neue Aufstiegshilfen: Eine Einseilumlaufbahn sollte von Piesendorf
aus als Zubringerbahn den Talgrund mit den Höhenanlagen verbinden. Die drei
weiteren Aufstiegshilfen (jeweils kuppelbare Sechsersesselbahnen) hätten der
Anbindung an das bestehende Skigebiet der Schmittenhöhe gedient.
Projektgegenständlich war weiters eine Beschneiungsanlage samt Speicherteich sowie ein Parkplatz mit einer Fläche von ca. 3,5 ha (ca. 726 PKW-Abstellplätze und ca. 18 Bus-Kojen) an die B 168 "Mittersiller Straße". Begründet wurde die Erschließung der Schmittenhöhe über Piesendorf damit, dass es an einer von drei Aufstiegsmöglichkeiten (Areitbahn) in das Skigebiet zu unerträglich langen und daher geschäftsschädigenden Wartezeiten kommt. Dabei wurde betont, dass diese Situation durch das Einkaufszentrum und das neugeschaffene Gewerbegebiet noch verschärft wurde. Damit verbunden ist auch eine deutliche Zunahme der Verkehrsbelastung zwischen den Ortschaften Schüttdorf und Fürth.
Zusammengefasst wären mit der Erschließung der Schmittenhöhe von Piesendorf aus lt. Projektwerberin folgende Punkte einhergegangen:
- Entlastung der Areitbahn - deutlich reduzierte Wartezeiten
- Verkehrsentlastung im Bereich Schüttdorf-Fürth
- Schaffung zusätzlicher Pistenflächen
- Qualitäts- und Komfortverbesserung im Skigebiet
Viel eher ging es in dem Projekt wohl darum, den Zielsetzungen des Regionalprogramms Pinzgau „Gemeinsam gestalten“ zu entsprechen und Skiverbindungen sowie Vernetzungen von bestehenden (Skigebiets)Infrastrukturen zu tätigen, um einen gewaltigen zusammenhängen Skiverbund im Salzburger Land zu realisieren. Erste Schritte dieser Zielsetzung sind bereits mit den Skiverbindungen Saalbach/Hinterglemm – Fieberbrunn und Schmittenhöhe – Viehhofen bis Saalbach/Hinterglemm – Leogang umgesetzt. Das entscheidende „Puzzlestück“ besteht in der Verbindung der Schmittenhöhe nach Piesendorf, um anschließend das Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn seilbahntechnisch über den Maiskogel zu erschließen.
Aus diesem Grund forden nun die Bürgerinitiative Hochsonnberg, der betroffene Grundeigentümer, der Naturschutzbund und der Alpenverein die Salzburger Landesregierung gemeinsam auf, nun auch diesen fragwürdigen und klimavergessenen Schigebietskorridor, der das Schigebiet Zell am See – Piesendorf mit dem Gebiet Maiskogel – Hummersdorf – Kaprun verbindet, als letztes Kapitel ersatzlos zu streichen, damit das Projekt keinen Neubeginn findet und endgültig in der Schublade verschwindet.
2010 - Einreichung der Unterlagen zur Umweltverträglichkeitsprüfung
2011 - Positiver Bescheid der Salzburger Landesregierung
Dezember 2015 - Übermittlung der Beschwerde des Alpenvereins an das BVwG
Die gemeinsame Beschwerde des
Alpenvereins, Naturschutzbundes und der Bürgerinititatve "Rettet den Hochsonnberg" wurde am 11.12.2015
an das BVwG übermittelt.
April 2018 - Positives Urteil des BVwG
Mai 2018 - Beantragung einer außerordentliche Revision des Alpenvereins, Naturschutzbundes und der Bürgerinitiative „Rettet den Hochsonnberg"
August 2018 - Abweisung der aufschiebenden Wirkung der Revision
Dezember 2019 - Verwaltungsgerichtshof hebt UVP-Genehmigung der
Schmitten-Erweiterung „Hochsonnberg“ auf
Der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) ist im
Dezember 2019 der gemeinsamen Revision der „Bürgerinitiative - Rettet den
Hochsonnberg“, des Alpenvereins und des Naturschutzbundes mit einem
aufsehenerregenden Erkenntnis gefolgt und hat die UVP-Genehmigung für das
Vorhaben „Hochsonnberg“ in Piesendorf aufgehoben. Begründet wurde die Aufhebung
des Urteils, zu dem das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) im April 2018 gekommen
war, mit schwerwiegenden Fehlern und Mängeln. Ausschlaggebend war die
mangelhafte Alternativenprüfung, das reine betriebswirtschaftliche und nicht
öffentliche Interesse sowie die falsch angewandten artenschutzrechtlichen
Bestimmungen.
November 2022 - neuerliche Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht (BVwG)
Dezember 2022 - Schmittenhöhebahn AG gibt den Plan, das Skigebiet in Zell am See im Bereich Hochsonnberg nach Piesendorf zu erweitern, vorerst auf.
Ausschlaggebend für das Ende des Projektes von Seiten der Schmitten dürfte wohl auch das vernichtende wirtschaftliche Gutachten der gerichtlichen Sachverständigen gewesen sein. Denn aus der durchgeführten Analyse konnte eine Existenzgefährdung der Schmittenhöhebahn AG, die ohne die Erweiterung auf den Hochsonnberg befürchtet wird, nicht direkt abgeleitet werden: Weder aus der betriebswirtschaftlichen noch aus der regional-ökonomischen Analyse sind eindeutig negative Entwicklungen in den vergangenen zehn Jahren erkennbar, obgleich das Investitionsprojekt ja im gleichen Zeitraum nicht durchgeführt werden konnte.