Im Gegensatz zur Kletterhalle ist der Sturzraum im Freien nicht immer frei von Hindernissen und natürlich auch nicht mit Matten abgesichert. Man muss daher schon bevor man mit dem Bouldern beginnt den Sturzbereich richtig einschätzen und entsprechend selber absichern. Im Idealfall sollte die gesamte Aufprallfläche, also jene Fläche, auf die man bei einem Sturz im Verlauf des Boulders fallen kann, mit Crashpads (so nennt man die tragbaren Bouldermatten) abgedeckt werden. Dabei ist es wichtig, dass diese bündig und lückenlos aufgelegt werden. Außerdem müssen eventuelle Hindernisse wie Absätze, nicht verrückbare Steine, Kanten usw. möglichst gut abgedeckt werden. Da man meist nicht genügend Matten für die gesamte Fläche zur Verfügung hat übernimmt der/ die Partner*in eine wichtige Rolle. Er/sie muss die Matten während des Boulderns laufend neu platzieren, sodass sie sich möglichst immer im Sturzraum befinden.
Im Gegensatz zur Kletterhalle kommt dem Spotten im Freien eine zentrale Bedeutung zu. Der Sturzraum ist nicht flächig mit Matten ausgelegt und es können sich dort Absätze, Kanten oder andere Hindernisse befinden. Außerdem kann es – wie oben schon beschrieben – auch nötig sein, gegebenenfalls die Matten immer wieder neu zu positionieren. Die spottende Person soll den/ die Boulderer*in davor schützen auf Hindernisse zu prallen, muss dafür sorgen, dass er/sie auf den Beinen landet und nicht auf Kopf oder Rücken fällt und vor allem auch, dass er/sie nicht neben der Matte landet. Die volle Aufmerksamkeit richtet sich auf die bouldernde Person, damit man diese gegebenenfalls aufrichten bzw. durch einen Impuls auf die Matte lenken kann. Es ist nicht Aufgabe des Spotters, den/die Stürzende*n komplett aufzufangen.
Beim Spotten kann man sich aber auch verletzen, daher ist es wichtig ein paar Dinge zu wissen und diese vorab zu üben.
Die Finger müssen kompakt gehalten werden, d. h. nicht auseinanderspreizen und die Fingerspitzen nach außen. Man macht einen Ausfallschritt und geht etwas in die Knie. Bei einem Sturz greift man zwischen Hüft- und Achselhöhe (je steiler ein Boulder ist, desto höher Richtung Achseln greifen) und versucht, den/die Stürzende*n etwas abzubremsen, aufzurichten und in Richtung Matten zu lenken. Wie schon gesagt, man soll auf keinen Fall versuchen den Sturz aufzufangen, das Verletzungsrisiko ist dabei viel zu groß. Vorsicht vor unkontrollierten Bewegungen der Arme oder Beine des/der Stürzenden, vor allem bei Dynamos. Bekommt man davon einen Schlag ab kann dies leicht zu Verletzungen führen.
Ein weiterer Punkt, der unbedingt beachtet werden muss, ist der Gewichtsunterschied. Wenn die kletternde viel schwerer als die spottende Person ist, macht Spotten nur bedingt bzw. oft auch keinen Sinn. Das Verletzungsrisiko steigt dabei enorm. Bei besonders hohen Bouldern, sogenannten Highballs, ist das Spotten äußerst schwierig und sollte nur von Profis gemacht werden. Hierfür sind spezielle Techniken nötig, wie z.B. ein Crashpad in die Höhe halten oder ähnliches. Diese Techniken sind sehr anspruchsvoll und können, wenn sie falsch ausgeführt werden, zu Verletzungen aller Beteiligten führen. Kennt oder kann man diese nicht, sollte das Spotten in diesem Fall besser ganz vermieden werden.
Schon bevor man einen Boulder im Freien probiert sollte man sich Gedanken darüber machen, wie man danach vom Felsen wieder herunterkommt. Sehr oft bouldert man an Blöcken, die mitunter an allen Seiten steil und schwierig sind. Im schlechtesten Fall steht man nach dem Durchstieg am Block und findet keinen Abstieg, den man sicher bewältigen kann. Daher also: Vorab gemeinsam den leichtesten Abstieg suchen. Wenn nötig, den/die Partner*in instruieren, gegebenenfalls nach dem Durchstieg mit den Matten auf die leichtere Seite zu gehen, um dort den Abstieg zu sichern. Dabei gilt – wie auch in der Halle – abklettern geht vor abspringen! Also soweit abklettern wie möglich und erst, wenn nichts mehr geht, abspringen.
Bouldern boomt. Nicht nur Boulderhallen sprießen wie Pilze aus dem Boden, es entstehen auch immer mehr Bouldergebiete. Bouldern fällt dabei grundsätzlich unter die freie Begehbarkeit des Waldes, d.h. man darf im Wald bouldern. Dennoch sollte, bevor ein neues Bouldergebiet entsteht, unbedingt Rücksprache mit den Eigentümern, Interessensgruppen sowie Naturschutzbehörden gehalten werden, um Probleme schon vorab vermeiden zu können. Nicht überall dürfen Felsen einfach geputzt werden, vor allem nicht in sogenannten Sonderzonen oder Schutzgebieten, und auch das Präparieren von Landezonen durch „Spezialbauten“ kann ein Problem sein. Vor einer Veröffentlichung muss zudem noch abgeklärt wer- den, ob es nicht bereits lokale Vereinbarungen gibt und man sich vielleicht darauf geeinigt hat, gewisse Gebiete oder Teile davon nicht zu veröffentlichen. Aus Rücksicht auf die Natur und um mögliche Parkplatzprobleme schon von vornherein zu vermeiden, sollte, wenn immer möglich, öffentlich angereist werden!
Nicht unter die freie Begehbarkeit des Waldes fällt allerdings das großflächige Abtragen von Bewuchs, vor allem großer Moospolster. Bevor ihr mit dem Erschließen eines Gebietes beginnt klärt bitte ab, wie sensibel dieses ist. Gibt es schützenswerte Pflanzen, leben dort besonders sensible Tierarten usw. Auch das Abschneiden von Bäumen oder Sträuchern sowie das Entfernen von Gehölz ist nicht ohne die Zustimmung des Grundbesitzers erlaubt. Ganz allgemein gilt, Felsen putzen mit Gefühl. Die Felsoberfläche an sich darf nicht verändert werden, denn auch beim Bouldern sind künstliche Griffe oder Tritte ein No-Go!
Auch wenn ein Gebiet schon erschlossen ist, muss weiterhin Rücksicht auf Anrainer und Natur genommen werden. Möglichst immer die gleichen Wege gehen und Lärm vermeiden, Lautsprecher oder laute Musik im Allgemeinen haben beim Bouldern in der Natur nichts verloren. Bitte die Wildtiere nicht beunruhigen und daher auch Hunde unbedingt an die Leine nehmen. Der Wald darf erst nach Sonnenaufgang betreten werden und sollte vor der Dämmerung wieder verlassen werden - aus Rücksicht auf seine scheue Tierwelt.
Zu guter Letzt sollte natürlich auch die Kletterethik nicht zu kurz kommen. Zum Markieren der Griffe wird oft Magnesium verwendet, um damit sogenannte Tick- Marks zu machen. Tick-Marks sind meist kleine, manchmal auch große Striche, die zur Kennzeichnung von schlecht sichtbaren Griffen am Fels angebracht werden. Diese müssen aber nach dem Bouldern unbedingt wieder entfernt, d.h. abgebürstet werden.
Im Allgemeinen sollte Magnesium möglichst sparsam verwendet werden, nach dem Bouldern dürfen auch die benützten Griffe wieder vom Magnesium befreit werden!
Das Anschreiben von Bouldernamen wie beim Routenklettern ist beim Bouldern nicht erwünscht. Maximal ein dezenter Pfeil am Einstieg und ev. noch zwei Punkte an den Startgriffen können markiert werden, mehr nicht.
Nehmt euren Müll wieder mit nach Hause. Zur Verrichtung der Notdurft sollte, wenn es sich nicht ganz „verschieben“ lässt, ein geeigneter Ort gesucht werden, wo niemand gestört wird. Die Hinterlassenschaft muss nach erfolgreicher Verrichtung ordentlich vergraben werden.
Unsere SicherAmBerg-Videoreihe findet ihr auch Videos zum Thema "Sicher Bouldern": SicherAmBerg - Bouldern