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Wandern mit Kindern (Wandern mit Kindern)

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Wandern mit Kindern

Wir begleiten unsere Kinder in die Berge - und nicht sie uns

Warum wollen wir mit unseren Kindern in die Berge? Wegen uns? Wegen der Kinder? Theoretisch ist die Antwort einfach: Alle Beteiligten sollen auf ihre Kosten kommen und einen wunderbaren Tag draußen in den Bergen erleben. Dass es in der Praxis nicht so einfach ist, wissen bergbegeisterte Eltern nur zu gut - denn: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen!

Wandern mit Kindern

Ein Kapitel aus dem SicherAmBerg Booklet Bergwandern des Alpenvereins. Texte von Gerhard Mössmer. Bilder: Gerhard Mössmer, Norbert Freudenthaler.

Wandern mit Kindern

Mama hat die ganze Woche gearbeitet, Papa vorbildlich den Haushalt geführt und sich um die beiden Kinder gekümmert. Am Wochenende wollen die Eltern gemeinsam etwas unternehmen. Vor allem Mama möchte sich in der frischen Luft ausgiebig bewegen, sozusagen eine Trainingseinheit absolvieren. Was bietet sich da besser an, als eine Expedition zur "Kasermandl-Alm"? Bereits am Start liegt spürbare Nervosität in der Luft: Mama will endlich los! Gefühlte Stunden später sind Moritz und Lilli endlich abmarschbereit. Es kann losgehen. Moritz, 6 Jahre alt, saust voraus. Lilli, 3 Jahre, eben erst in der Kraxe verstaut, will nun auch selber gehen. Zumindest die ersten 100 Meter. Nicht Stop or Go sondern Stop and Go ist also die zermürbende Devise für die zunehmend ungeduldig werdenden Eltern.

Ein typischer Fall von unterschiedlichen Erwartungshaltungen. Ein (Klein)kind hat nicht das Bestreben, bewusst Sport zu betreiben. Es stöbert am Wegesrand Tannenzapfen auf, macht sich auf die Jagd nach einem vorbeihuschenden Eichhörnchen, wälzt sich im Schnee und will seinen kleinen, eigenen Mikrokosmos, gespickt mit Abenteuern im Hier und Jetzt entdecken. Zeit und Ziel spielen dabei keine Rolle.

Der wichtigste aller Grundsätze für das Gelingen einer Bergwanderung mit der Familie lautet daher: Wir begleiten unsere Kinder in die Berge und nicht sie uns.

Schaffen wir es, dies zu beachten, ist der Grundstein für die erfolgreiche Familien-Wanderung bereits gelegt. Eltern, die bei dem Gedanken, mit ihren Kindern in die Berge zu gehen, das Bild von langweiligen Forstwegen und "pensionistentauglichen" Spazierwegen im Kopf haben, irren gewaltig. Bergwandern mit Kindern bietet um vieles mehr, als so manche Jungeltern glauben möchten. Auch mit Kindern ist die Zeit der alpinistischen Abenteuer keineswegs vorbei. Zugegeben - die Herausforderung, mit den kleinen Gipfelstürmern unvergessliche Abenteuer in den Bergen zu erleben, ist anders gelagert, als die Nordwand der Großen Zinne zu klettern, aber bestimmt nicht minder groß.

Bergsport fördert die Entwicklung unserer Kinder, er formt und bereichert sie nachhaltig. Die Motive, warum wir mit unseren Kindern in die Berge gehen, sind weit vielfältiger, als "bloßes" Ausdauertraining für sie und uns. 

  • Gesundheit. Bergwandern ist Natursport und fördert unsere Gesundheit. Dieser Leitsatz trifft nicht nur auf uns Erwachsene, sondern auch auf unsere Kinder zu. Bewegungsmangel an der frischen Luft, Haltungsschäden und motorischen Defiziten wird vorgebeugt. Kondition, Ausdauer und Kraft werden frühzeitig und unbewusst trainiert, Beweglichkeit und Trittsicherheit im alpinen Gelände spielerisch erlernt.

  • Naturbewusstsein. Beim Bergwandern erleben unsere Kinder abwechslungsreichste Natur- und Landschaftseindrücke, spüren Stille, Ruhe und Einsamkeit. Sie nehmen die Natur bewusster, mit allen Sinnen, wahr.

    Ein behutsamer Umgang mit der Natur wird selbstverständlich: Wir werfen keinen Müll weg und haben Achtung vor den kleinsten Lebewesen.

  • Soziale Kompetenzen. Gemeinschaftsgefühl, Verantwortungsbewusstsein, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme werden geprägt. Es gibt keinen Wettkampf- oder Leistungsdruck, denn Wandern ist ein "Spiel ohne Verlierer". Sozialer Verarmung und seelischer Inhaltslosigkeit wird vorgebeugt. Die ungewohnten Freuden des einfachen Lebens wie Essen, Trinken oder Rasten gewinnen an Bedeutung.

  • Risikobewusstsein. Jugendliche freuen sich gleichermaßen wie Erwachsene über den erreichten Gipfel und den zurückgelegten Weg. Mit zunehmendem Alter lernen unsere Kinder den Umgang mit Risiko und das Überwinden von Ängsten kennen. Sorgfalt und Kreativität, sowie das Erlernen von Fachwissen und die Notwendigkeit vorausschauenden Denkens fordern und fördern die geistige Leistungsfähigkeit.

    Ganz zu schweigen von den vielfältigen, gemeinsamen Abenteuern, die in den Bergen – abseits von Playstation und Smartphone – auf uns und unsere Kinder warten.
Wandern mit Kindern
Wandern mit Kindern
 
Wandern mit Kindern

Je nach Alter unterliegen Kinder völlig unterschiedlichen physischen und psychischen Kriterien. Entscheidend dafür, was wir mit unseren Kindern unternehmen können und was nicht, ist weniger das Alter, als vielmehr die Entwicklungsstufe, in der sich das Kind gerade befindet.

In der Planung müssen wir berücksichtigen, dass sich die Leistungsfähigkeit eines Kindes von Entwicklungsstufe zu Entwicklungsstufe stark ändert. Das heißt zwischen einem Vierjährigen und einer Fünfjährigen in der nächsten Entwicklungsstufe liegen Welten, was Ausdauer und Motorik, sowie Motivation, Erwartungshaltung und Emotionalität betrifft.

Die kleine Mona-Maleen bewältigt die Wanderung gemeinsam mit ihren beiden Geschwistern auf die Nockspitze bereits mit 3 Jahren problemlos, während das für den um ein Jahr älteren Jonas undenkbar ist.

Kleinstkinder (0-2,5 Jahre)

Bevor das Kind nicht selbständig sitzen kann, soll es weder im Tragetuch und schon gar nicht in der Rückenkraxe auf eine Wanderung mitgenommen werden, da ansonsten eine Überlastung der Wirbelsäule droht. Zudem ist das raue Bergklima mit erhöhter Sonneneinstrahlung, Wind und Kälte nichts für Säuglinge. In diesen ersten Monaten des Kindes ist man besser beraten, wenn man mit dem – geländegängigen – Kinderwagen auf Forstwegen bleibt.

Können die Kinder selbständig sitzen, spricht nichts gegen kurze und leichte Wanderungen mit der Kraxe. Dabei sind wir den Wegen und Steigen leicht gewachsen, denn ein Sturz mit der Trage muss unbedingt vermieden werden. Zudem achten wir darauf, dass das Kind vor Sonne, Wind und Kälte perfekt geschützt ist und bequem sitzt, ohne dass die Beine eingeschnitten werden und der Kopf ständig schief hängt. Teure, dafür aber qualitativ hochwertige Tragen beugen dem vor, indem sie mit Kopf- und Beinstützen, sowie mit einem Sonnendach ausgestattet sind.

Auch den Babys in der Kraxe gönnen wir immer wieder eine Pause, wo sie krabbelnd und stolpernd ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachkommen können.

Spielgruppen- und Kindergartenkinder (2,5-6 Jahre)

Kindergartenkinder wollen in erster Linie spielen und entdecken. Sie haben einen großen Bewegungsdrang, ausgeprägte Neugier und eine affektive – also gefühlsbetonte – Lernbereitschaft.

Umfang und Dauer ihrer Konzentrationsfähigkeit, sowie ihre motorischen Fähigkeiten sind noch recht gering. Über Wurzeln stolpern und im Schotter ausrutschen gehören in diesem Alter dazu, da der natürliche Bewegungsdrang die noch ungenügende Motorik bei weitem übertrifft. Solange wir die Kinder im Auge behalten und es sich um ungefährliches Terrain handelt, ist dies auch kein Problem. Besteht "Absturzgefahr" führen wir die Kleinen an der Innenseite des Weges an der Hand.

In diesem Alter ist definitiv der Weg das Ziel. Die vielen kleinen Abenteuer entlang des Steiges sind es, die erlebt werden wollen. Das Wandern macht Spaß und erweckt die Neugier. Viele Pausen und auch Abschnitte, wo die Kinder getragen werden wollen, prägen das Bild des Ausfluges.

Frühes Schulkind-Alter (6-10 Jahre)

In dieser Entwicklungsstufe entsteht bei den Kindern Interesse am Bergsport. Selbstverständlich sind Wanderungen im Schulkindalter noch von spielerischen Elementen geprägt, aber die Kinder beginnen, Ehrgeiz zu entwickeln, haben bereits einen gewissen Leistungsdrang und wollen sich dabei mit Gleichaltrigen messen.

Die Schwierigkeit liegt nun darin, dass Schulkinder gefordert werden wollen, wir sie aber nicht überfordern dürfen. Sie haben eine hohe motorische Lernfähigkeit, ein ausgeprägtes Bewegungsbedürfnis mit zunehmender Körperbeherrschung und längere Ausdauerbelastungen werden nun gut bewältigt.

Achten müssen wir auf Überlastungen des Bewegungsapparates, da das Knochenwachstum bei Kindern noch nicht abgeschlossen ist. Kommt es durch einen zu schweren Rucksack oder häufiges und intensives Bergablaufen zu erhöhten, ungewohnten Beanspruchungen des Gelenksystems, kann dies in den knorpeligen Wachstumsfugen zu Schäden führen.

Spätes Schulkind-Alter (10-13 Jahre)

Die Konzentrationsfähigkeit nimmt zu und die Motorik wird sicherer. Schwierigere Wege, Tagestouren mit ca. 1.000 Höhenmetern und Mehrtagestouren sind möglich. Die Kinder entwickeln Gefahrenbewusstsein und zeigen Verständnis für präventive Sicherheitsmaßnahmen.

Nun kann mit der spielerischen Vermittlung alpiner Grundkenntnisse begonnen werden: Was gehört in den Rucksack? Was ist ein Biwaksack? Was sind Gewitterwolken? Was kann eine topografische Karte?

Jugendalter (13-17 Jahre)

Pubertät! Bekanntermaßen findet in diesem Alter der größte Umbruch im Leben eines Menschen statt. Der kindliche, schier unbändige Bewegungsdrang lässt nach, das Interesse an herausfordernden Unternehmungen wächst. In dieser Entwicklungsstufe stehen in bergsportlicher Hinsicht nicht Bergwandern, sondern Sportklettern und Bouldern hoch im Kurs.

Soziale Bedürfnisse, wie Freunde treffen und in der Gruppe Sport betreiben, sind nun antreibende Motive. Die Jugendlichen stellen hohe Ansprüche an sich selbst, lösen sich zunehmend von Erwachsenen und orientieren sich an Gleichaltrigen. Sie erwerben beim Bergsport soziale Kompetenzen wie Fairness, Kooperations- und Hilfsbereitschaft.

Die physischen Voraussetzungen betreffend gibt es bei Jugendlichen keine Einschränkungen mehr beim Bergwandern. Es bleibt die zentrale Bedeutung der Motivation. Wir sprechen nun auch von intrinsischer Motivation, also der Entscheidung, "freiwillig" Bergtouren zu unternehmen.

Wandern mit Kindern

Kindern geht es nicht anders als Erwachsenen auch: Ist Motivation im Überfluss vorhanden, ist alles gut. Nimmt sie ab, oder fehlt sie zur Gänze, brechen bei Kindern schnell alle Dämme. Wollen wir nun besagte "Expedition zur Kasermandl- Alm" erfolgreich bewältigen, spielt die Motivation eine beträchtliche Rolle.

Beinahe unabhängig vom Alter unserer Kinder erleichtern uns gewisse Faktoren, die Berg- und Wanderbegeisterung in den Kinderherzen zu wecken bzw. die Motivation aufrecht zu erhalten. Oder auch nicht. Lässt die Motivation nach, ist die "Schmerzgrenze" bei Kindern schneller erreicht als bei Erwachsenen und unter Druck und Zwang geht gar nichts mehr.

"Hör endlich auf zu sumsen und geh weiter, es ist ja eh nimmer weit!" Moritz mag nicht mehr und plärrend wird verweigert.

Im Grunde nicht wirklich überraschend, ist doch der elendslange "Hatscher" am Forstweg furchtbar öde. Wetterbedingte Faktoren wie Regen, Wind und Kälte aber auch Hitze nehmen ebenfalls Einfluss auf die Motivation. Typische Zeichen für aufkommende Unlust der Kinder sind Klagen über Hunger, schmerzende Füße und die ständige Frage, wie weit es denn noch sei. Zu allem Überdruss geraten sich dann womöglich noch die Elternteile in die Haare, da ein Teil mit Strenge, der andere aber mit Milde und Diplomatie parieren möchte. Als begleitende Eltern sind wir jedenfalls gut beraten, wenn wir die Beschwerden unserer Kinder ernst nehmen, sie aber auch nicht überbewerten.

  • Abwechslung und Herausforderung. Das Schöne am Bergsport liegt in der Natur der Sache, denn Kinder jeden Alters "klettern" gerne und wollen obendrein die Herausforderung mit einem gewissen Maß an Schwierigkeit. Auf abwechslungsreichen Steigen, die unterschiedlichste Herausforderungen und Abenteuer zu bieten haben, gelingt es uns, mit diversen Spielen, aus dem Weg das Ziel zu machem.

    Je größer die Kinder, desto anspruchsvoller können Steige sein. Allerdings müssen wir darauf achten, dass wir die Kinder einerseits nicht überfordern und sie andererseits selbstverständlich in schwierigeren Passagen – sei es mit der Hand, oder auch mit dem Kletterseil – "sichern". Der Einsatz des Seils dient dann weniger der Sicherung, sondern macht den Weg spannend: "Jetzt wird richtig geklettert".

Nur 20 Meter abseits der langweiligen Forststraße ist Moritz wieder motiviert: Hier, am Waldsteig, löst er sein eigenes, kleines "Boulderproblem" über die große Wurzel mit Bravour.

  • Selbständigkeit. Selbständigkeit fördert die Motivation: Der eigene Rucksack für die Kids ist nicht nur eine Erleichterung für die Eltern, sondern gibt den Kleinen auch das Gefühl, "richtige" Bergsteiger zu sein. Dürfen die Kinder selbständig den Weg entdecken, also "Bergführer" sein, ist das richtig cool: Ein Renner unter den "Motivationsspielen" ist die Suche nach der nächsten Markierung und gewonnen hat, wer die meisten davon findet.
  • Spiele. Witze erzählen oder gemeinsam Lieder singen klingt zwar nach altmodisch verklärter Alpenromantik aus den 1950er Jahren, funktioniert aber immer noch. Zähl-, Such- und Ratespiele sowie das Lösen von Aufgaben machen monotone Wege interessanter.

Während Moritz Vogelfedern sucht, sammelt Klein-Lilli schöne Steine und Tschurtschen. All die tollen Dinge verschwinden selbstverständlich, knapp neben Theo, dem Kuschelbären und der eigenen Jause, im Rucksack.

  • Belohnung. Nicht nur der Weg ist das Ziel. Auch das Erreichen der Hütte, verbunden mit einer entsprechenden Belohnung – sei es die Jause oder das tolle Umfeld der Hütte – ist auf alle Fälle motivationsfördernd.

    Wird der Ausflug schließlich zum erhofften Erfolg, dürfen die Leistungen der Kinder ruhig gebührend gewürdigt werden. Lob in den unterschiedlichsten Situationen und richtig dosiert motiviert auch Kinder. Die wohlverdiente Jause, die oben auf der Hütte wartet, ist etwas ganz Besonderes.

  • Kinder sind Sammler. "Der Weg ist das Ziel": Bei Kleinkindern trifft dies auf jeden Fall zu, bei größeren Kindern und Jugendlichen nur mehr bedingt, denn das Erreichen des Gipfels sehen sie als Erfolg, der das Selbstbewusstsein stärkt.

  • Hüttenübernachtung. Zu guter Letzt und ein motivationsförderndes Highlight ist natürlich die Übernachtung auf einer "echten" Alpenvereinshütte. Allerdings sollte man auf die Erreichbarkeit und ein verhältnismäßig ungefährliches, dafür aber interessantes Umfeld der Hütte achten. Idealerweise sind die Pächter verständnisvoll und gleichaltrige Kinder auf der Hütte.
 
Wandern mit Kindern

Sind wir mit Kindern unterwegs, ist - wie bei uns "Großen" übrigens auch - eine gründliche Planung unerlässlich. Demnach sind topografische Karte, Führerliteratur und aktueller Wetterbericht obligatorisch. Die Bergtour fängt quasi im Wohnzimmer, respektive im Kinderzimmer an. Um die passende Tour für die ganze Familie zu finden, setzen wir uns im Vorfeld mit folgenden Fragen auseinander:

Tourenziel

  • Länge und Schwierigkeit. Die Auswahl des Tourenziels bzw. des passenden Weges ist der Schlüssel zum Erfolg und richtet sich nach den Bedürfnissen des schwächsten Gliedes, also der Kinder. Dabei gilt es in erster Linie zu beachten, dass wir die Kinder weder über- noch unterfordern: Passen Länge und Schwierigkeit der Tour zur Leistungsfähigkeit des Kindes und ist das Tourenziel spannend genug, um die Motivation über längere Zeit aufrecht zu erhalten?
    Zu schwierige Touren sind ebenso demotivierend wie langweilige "Hatscher" ohne Abwechslung. Jedenfalls ist das Tourenziel falsch gewählt, wenn es so schwierig ist, dass die Erwachsenen in der Betreuung überfordert sind. Sollte es auf der Wanderung dennoch einige wenige ausgesetzte Passagen geben, empfiehlt sich ein Verhältnis von einem Erwachsenen pro Kind. So können wir dieses entsprechend an der Hand "sichern".

  • Inhalt und Abwechslung. Grundsätzlich eignen sich für eine Wanderung mit Kindern Rundwege besser als "Einbahnen", bei denen derselbe Weg wieder zurückgegangen werden muss. Allerdings müssen wir bei Runden immer eine "Exit- Strategie" einplanen, falls die Tour für das Kind zu lange oder zu langweilig ist.
    Um gerade Letzteres zu vermeiden, bietet es sich an, Kinder in die Planung miteinzubeziehen, sie nach ihren Wünschen zu fragen und die Wanderung dann unter ein bestimmtes Thema zu stellen. Die "Expedition zum verwunschenen Bergsee", das "Versteck des Kasermandls auf der Alm" oder die "Suche nach dem geheimnisvollen Bergkristall" kommen dabei immer gut.

  • Pausen. Die Gliederung des Weges in kurze Etappen, gespickt mit kreativen Abwechslungen ist ein weiterer Punkt, der in einer guten Planung Berücksichtigung findet. Wir planen häufige und regelmäßige "Spiel- und Jausenpausen" mit großen Zeitfenstern ein und wenn sich während oder am Ende der Wanderung eine tolle Einkehrmöglichkeit bietet, ist das auch nicht verkehrt.

Wetter

Planen wir eine Tour mit Kindern, ist der Wetterbericht ein bedeutender Faktor. Kinder haben weniger Reserven und sind gegenüber äußeren Einflüssen empfindlicher.

  • Strahlung und Hitze. Überraschenderweise ist es weniger der Regen, der die Motivation bei Kindern sinken lässt, sondern vielmehr spielen große Hitze und intensive Sonnenstrahlung eine entscheidende Rolle. Kinder werden schneller durstig als Erwachsene, und Hitze fördert den Flüssigkeitsverlust noch zusätzlich.

  • Kälte, Wind und Gewitter. Tiefe Temperaturen in Kombination mit Wind führen zum schnelleren Auskühlen. Nur weil wir selbst in Bewegung sind und schwitzen, heißt das nicht, dass es das Baby in der Kraxe hinten am Rücken auch wohlig warm hat. Mit Kindern kommen wir außerdem nicht so schnell voran, weshalb wir ein größeres Zeitfenster einplanen müssen, sollte sich laut Prognose das Wetter im Tagesverlauf verschlechtern. Besondere Beachtung legen wir auf Gewitter und eine heranziehende Kaltfront. Beides kann im sommerlichen Gebirge rasch kommen und besonders mit Kindern schnell unangenehm und riskant werden.

Ausrüstung

Erleben Kinder ihre erste Wanderung positiv, wird diese Sportart auch künftig mit angenehmen Gefühlen verbunden und das Kind freut sich auf die nächste Tour. Deshalb kommt der richtig eingesetzten, kindergerechten Ausrüstung große Bedeutung zu. Wird hier am falschen Platz gespart, endet die erste Tour womöglich im Desaster und die Begeisterungsfähigkeit ist für längere Zeit passé.

  • Passendes Schuhwerk. Das Angenehme beim Bergwandern ist, dass man im Grunde mit relativ wenig spezieller Ausrüstung das Auslangen findet. Elementar ist, dass die Schuhe gut passen und ihren Zweck erfüllen. Das heißt, die Kinder können die Wanderschuhe sehr bequem und ohne Schmerzen über längere Zeit tragen. Dabei bieten diese ausreichend Halt und sind wasserdicht. Gebrauchte und weitergegebene Kinderschuhe sind oft "ausgelatscht" und passen nicht richtig, neue Schuhe müssen erst "eingegangen" werden und sollten nicht ohne vorangegangene Tests für eine längere Wanderung eingesetzt werden.

  • Ausreichend Sonnenschutz. Besonders wichtig ist ein guter Sonnenschutz, vor allem wenn wir die Kleinsten in der Rückentrage den Berg hinauf befördern. Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50, Sonnenbrille und ein Sonnenhut sind dabei obligatorisch.

  • Wind- und Wetterschutz. Im Grunde gilt hier dasselbe wie für Erwachsene: Das Layer- Prinzip bewährt sich auch bei Kindern bestens. Allerdings müssen wir beachten, dass Kinder kälteempfindlicher sind als Erwachsene, da bei ihnen das Verhältnis zwischen Körpermasse und Hautoberfläche anders ist. Deshalb müssen vor allem Kopf und Extremitäten (Arme und Beine) ausreichend vor Kälte geschützt werden. Kälteschutzcreme und Gesichtsmaske leisten gute Dienste, um den Kopf warm zu halten. Sind die Kleinsten in der Rückentrage, ist guter Kälteschutz umso wichtiger, da sie nicht in Bewegung sind.

  • Wechselkleidung. Finden wir Erwachsene meist mit einem Wechsel-T-Shirt das Auslangen, müssen wir, je nach Alter des Kindes, angefangen von den Reservesocken bis hin zur kompletten Garnitur, einiges mehr an Wechselkleidung in den Rucksack packen.

  • Rucksack. Dem Kind darf es durchaus zugetraut werden, einen eigenen Rucksack zu tragen. Dieser – gefüllt mit "persönlichen Utensilien" wie Vergrößerungsglas und Malstiften – ist auch ein Motivationsförderer. Der Rucksack muss dem Kind gut passen und darf gefüllt nicht zu schwer sein. Als Faustregel gilt:
    3-5 Jahre: max. 1 kg
    6-8 Jahre: max. 3 kg
    9-12 Jahre: max. 5 kg
    13-16 Jahre: max. 7 kg

  • Kleine Trickkiste. Vergrößern ist immer spannend: Mit Fernglas und Lupe lernen die Kinder die Natur aus einer anderen Perspektive kennen und entdecken viele neue, interessante Dinge. Haben wir Schnüre mit dabei, können diese äußerst kreativ eingesetzt werden: Vom Angel-, über den Bogen-, bis hin zum Biwakbau ist damit vieles anzustellen.
    Dass wir unsere mitgebrachten Utensilien auch wieder mit nach Hause nehmen und die Natur so zurücklassen, wie wir sie vorgefunden haben, versteht sich dabei von selbst. Ein Dauerbrenner sind Malstifte und Papier, mit denen sich vorzüglich die Eindrücke der Tour festhalten lassen und die Kids wunderbar abschalten und etwas "herunterkommen" können.

  • Proviant. Die gute Jause zur richtigen Zeit ist das beste Mittel der Wahl, um aufkommenden Motivationstiefs erfolgreich entgegen zu wirken. Der Flüssigkeitsbedarf ist bei Kindern deutlich größer als bei Erwachsenen. Durch Schwitzen und Atmung geht viel an Flüssigkeit verloren, was schnell zu Ermüdung und folgender Unlust führen kann.
    Neben ausreichend Flüssigkeit – idealerweise trinken die Kids Wasser oder stillen, gespritzten Apfelsaft – ist ein Potpourri aus aufgeschnittenen Früchten wie Äpfeln, Bananen, Melonen, etc. verfeinert mit Vollkornkeksen oder Mannerschnitten kein schlechtes Menü. Aber auch das altbewährte Wurst- bzw. Käsebrot kommt immer noch sehr gut an. Grundsätzlich essen Kinder weniger auf einmal, dafür aber häufiger. Eltern wissen ohnehin, was den Kleinen am besten schmeckt. Einzig von zu viel - oder gar ausschließlich - Süßem, wie Schokolade, Gummibärchen und dergleichen, ist als Jause abzuraten.

Gruppe

Eine Gruppe mit unterschiedlichen Leistungsniveaus und Erwartungshaltungen ist wohl die größte Herausforderung beim Bergwandern mit Kindern. Vor allem bei Familien mit mehreren Kindern ist dies praktisch immer der Fall.

Es bietet sich an, ein Tourenziel zu wählen, das für alle zu schaffen ist, wenn auch in unterschiedlichem Tempo. Indem wir die Gruppe entsprechend aufteilen und ausgiebige Pausen einplanen, wird die Wanderung gelingen. Sind noch gleichaltrige Spielkameraden mit dabei, dann lassen sich diese Pausen, sowie die gesamte Tour, noch interessanter gestalten.

Wandern mit Kindern

Sind wir mit Kindern unterwegs, ist - wie bei uns "Großen" übrigens auch - eine gründliche Planung unerlässlich. Demnach sind topografische Karte, Führerliteratur und aktueller Wetterbericht obligatorisch. Die Bergtour fängt quasi im Wohnzimmer, respektive im Kinderzimmer an. Um die passende Tour für die ganze Familie zu finden, setzen wir uns im Vorfeld mit folgenden Fragen auseinander:

Verantwortung

Haben wir im Zuge unserer Planung schlussendlich die passende Wanderung für uns und unsere Kinder gefunden, gilt es, unterwegs einige Dinge zu beachten. Allen voran steht selbstverständlich die volle Verantwortung für die Kinder während der gesamten Tour.

An ausgesetzten Stellen nehmen wir sie an der Weginnenseite an die Hand. Allerdings sollte nicht der Großteil der Wanderung absturzgefährdet sein, da dies den Kindern sehr viel Konzentration abverlangt, sie schneller ermüden und sie dann letztendlich auch leichter überfordert sind.

Aufstieg

Wir starten die Tour ohne Hektik und betont langsam. Beginnen wir zu schnell, oder versuchen wir, die Kinder zu schnellerem Gehen anzutreiben, kommt bei ihnen der Leistungsabfall sehr rasch.

Es empfiehlt sich, das Kind vorausgehen zu lassen, damit es sein Tempo selbst bestimmen kann. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, bauen wir immer wieder Spiele ein, wie Pflanzen und Tiere beobachten oder von Stein zu Stein springen, etc.

Pausen, Essen und Trinken

Kinder ermüden öfter und schneller und haben zudem weniger Energiereserven als Erwachsene, allerdings erholen sie sich auch rasch wieder. Deshalb ist häufiges Rasten für Kinder wichtig, was wir in unserer großzügigen Zeitplanung einkalkuliert haben. Wichtig ist, dass immer dann gerastet wird, wenn die Kinder danach verlangen.

"Hör endlich auf zu sumsen und geh weiter, wir sind eh gleich da!"

Ein wahrer Motivationskiller! Es macht keinen Sinn, Kinder zum Durchhalten zu ermuntern und ihnen als Belohnung eine Rast in Aussicht zu stellen, da die Rast für die Kinder keine Belohnung, sondern eine physiologische Notwendigkeit ist. Wir Erwachsenen bleiben umso leistungsfähiger, je seltener wir rasten und je kontinuierlicher wir gehen. Wollen wir in einem Zug zum Ziel, gilt für Kinder genau das Gegenteil. Auch wenn diese während der "Rast" herumtollen und spielen, erholen sie sich dabei.

Regelmäßige "Spielpausen", in denen die Kinder ausreichend Zeit bekommen, sind wichtig zur aktiven Erholung. Selbstverständlich werden in diesen Spielpausen auch Hunger und vor allem Durst gestillt. Die wohlverdiente Stärkung ist schließlich nicht nur für uns Erwachsene ein wichtiger Schlüssel zur erfolgreichen Tour. Natürlich haben wir auch in den Pausen ein Auge auf unsere Kinder und stehen ihnen gegebenenfalls hilfreich zur Seite.

Abstieg

Es liegt in der Natur der Sache, dass Kinder im Abstieg gerne laufen. Dadurch steigt die Stolper- und in Folge auch die Verletzungsgefahr. Die meisten Unfälle beim Bergwandern mit Kindern passieren deshalb im Abstieg. Um die Kinder einzubremsen, geht ein Erwachsener voraus. Ist der Steig rutschig und abschüssig steil, geraten Kinder häufig in Rückenlage.

"Mach an Buckl wie die Hex" hilft, um den Kleinen die richtige Körperhaltung mit der Verlagerung des Körperschwerpunktes nach vorne zu vermitteln. Kleineren Kindern helfen wir beim Abstieg, indem wir sie an die Hand nehmen oder sie stückweise tragen.

Wandern mit Kindern
Wandern mit Kindern
 
 

Mehr zum Thema:

SicherAmBerg: Booklet Bergwandern
Sicher unterwegs auf Wegen und Steigen

1. Auflage 2017. ISBN 978-3-99066-000-3
Hrsg.: Österreichischer Alpenverein, Olympiastr. 37, 6020 Innsbruck
Autoren: Gerhard Mössmer, Michael Larcher, Thomas Wanner, Magdalena Habernig
Erhältlich unter www.alpenverein.at/shop > Publikationen > Lehrschriften

Cover "Booklet Bergwandern" – Blick vom Muttekopf in die Lechtaler Alpen (Foto: Alpenverein/Klaus Kranewitter)
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