Tourenplanung im Winter
Wie schon im "unterwegs 2022-1" beschrieben (zur Erinnerung: Akkusparend, offline-Modus usw.), bietet uns das Smartphone eine große Erleichterung bei der Tourenplanung und Orientierung – wenn wir es mit HIRN einsetzen und uns nicht blind auf einem blinkenden Punkt am Display verlassen.
Eine der besten Funktionen, die im Winter besonders relevant sind, ist die Anzeige der Hangsteilheit auf digitalen Karten (Wissen/Methoden zur Beurteilung der Lawinengefahr vorausgesetzt). Man sieht dank der unterschiedlichen Färbungen, auf einem Blick, welche Hangsteilheit auf Tour warten und ich kann mich nicht „selbst betrügen“, weil ich die steilste Stelle doch flacher aus der Karte messe, als sie wirklich ist.
Die Darstellung der Hangneigung ist inzwischen so gut aufgelöst, dass ich auf einen Blick sehe, ob der Hang eher einheitlich steil ist oder es kurze Felsstufen gibt (Achtung: Geringe Zoomstufe nutzen). Je besser ich generell Karten lesen kann, umso leichter werde ich eine sichere Route im Gelände finden, welche flache Rampen, Rücken und ähnliches bestmöglich ausnützt.
In den meisten Planungsapps wie alpenvereinaktiv.com kann ich eine Route einzeichnen (oder eine vorgefertigte Tour öffnen) und mir das Steigungsprofil anzeigen lassen. Bin ich mit Schneeschuhen unterwegs wird mich ein beständiges Auf- und Ab nicht stören, mit Tourenschi kann ich kurze, bzw. seltene Gegenanstiege auch gut wegstecken, bin ich aber mit dem Snowboard unterwegs können Gegenanstiege oder Flachstücke eine Tour ziemlich mühsam machen, d.h. vielleicht sollte man doch eine andere Tour wählen.
In den meisten Apps gibt es viele vorgefertigte Wintertouren, die man „nur noch“ mit den aktuellen Wetter- und Lawinenbedingungen kombinieren muss. Man kann die GPS-Tracks direkt am Handy aufrufen (offline speichern!) und auf Tour die eigene Position mit GPS überprüfen.
Man kann mit den Apps aber auch sehr gut eigenständige Touren planen: Hier sind vor allem Ortho-Fotos hilfreich, da man das Gelände recht gut beurteilen kann (Gibt es Lichtungen, Wiesen, oder vermehrt Wald, wie dicht ist der Wald …)
Die ZAMG bietet eine Anzeige der gefallenen Neuschneemenge der letzten Tage (Snowgrid), die Schneepegel der Lawinenlageberichte liefern ebenfalls aktuelle Daten und man kann so die Region finden, wo der meiste Schnee gefallen ist.
Vor Ort muss unbedingt, das Bild, das wir uns anhand der Karte gemacht haben, mit der Wirklichkeit abgeklärt werden. War die Abfahrt vielleicht über einen flacheren und damit sicheren Rücken geplant und ist dieser Rücken aber völlig abgeblasen und damit nicht fahrbar?
Gibt es massive Windzeichen, die der Gefahrenstufe im Lawinenlagebericht widersprechen? Ist meine geplante Route noch durchführbar oder führt sie gerade in eingewehte Bereiche? Ist ein Hang schon völlig zerspurt und damit doch sicher zu befahren?
Wie ihr seht, ist es sehr wichtig, vor Ort das Gelände auch zu SEHEN, um es beurteilen zu können. Mit einem Track der Tour am Handy und den genauen GPS-Position ist es durchaus möglich, auch bei einem White-Out sich auf der Tour zu navigieren (und im Wald oft sehr hilfreich). NUR sehe ich dabei die Wechte, die im Hang über mir hängt? Kann ich die vereiste Stelle rechtzeitig erkennen und meinen Schwung anders setzen?
Nutzt alle digitalen Unterstützungen, die euch zu Verfügung stehen, aber verlässt euch vor Ort auf eure Augen!
· Spuren folgen, ohne zu wissen, wohin sie führen – vielleicht enden sie ja in einem Tal und man muss wieder aufsteigen oder führen durch lawinengefährdetes Gebiet.
· In der Dämmerung unterwegs sein, das ist die aktivste Zeit für Tiere und hier sind Störungen für die Tiere im Winter oft tödlich.
Trotz der vielen digitalen Möglichkeiten, sollte immer eine Papierkarte mit dabei sein – quasi Plan P.
Hier findet man eine kurze Anleitung zu den Funktionen von Alpenvereinaktiv
Text: Barbara Strassnig