R u c k s a c k a p o t h e k e - was gehört hinein?
"Besser eine kleine Apotheke immer dabei, als eine große zu Hause oder auf der Hütte!"
Wer in der Natur unterwegs ist, sollte mit einer leichten Minimalausrüstung für die Erste-Hilfe ausgestattet sein. Nach einem Ausrutscher oder wenn sich die erste Blase an den Füßen meldet, kommen viele Wanderer drauf, dass im Rucksack etwas Wesentliches fehlt. Egal ob man eine Bergtour, Hochtour oder Trekking-Tour plant, sollte eine geeignete Rucksackapotheke nicht vergessen werden. Bewährt haben sich so genannte Rucksack-Apotheken, die individuell ergänzt werden. Als Verpackung eignet sich ein stabiler und möglichst wasserdichter Beutel, außen mit einem roten Kreuz gekennzeichnet.
Von den vorgeschlagenen Medikamenten sind manche rezeptpflichtig (Rp), daher am besten vom Hausarzt verschreiben lassen. Diese Medikamente nur bei eigener Erfahrung und nach genauem Lesen der Beipackzettel verabreichen. Generell sollte man im Umgang mit Medikamenten Vorsicht walten lassen, daher nur in Absprache mit dem Hausarzt. Unbedingt Verfallsdatum aufschreiben und rechtzeitig austauschen sowie Verpackungshinweise mitnehmen.
1. Rucksackapotheke, minimale Grundausstattung:
Immer dabei, auch für Halbtagestouren oder Klettergärten!
- 1 steriles Verbandspäckchen
- 2 sterile Kompressen bzw. nichtklebende Wundauflagen (7 x 7 cm)
- 1 Heftpflastersortiment (klein und groß)
- 1 Rolle Leukoplast/Tapeverband (2,5 -) 3,5 cm / 5 m
- 1 elastische, evtl. selbsthaftende dünne Verbandsbinde (6 cm)
- 1 elastische, selbsthaftende Pflasterbinde 8 - 10 cm / 5 m zur (Gelenk-) Stabilisierung
- 1 Dreiecktuch (auch als Ersatz-Hals- oder Kopftuch)
- 1 Alu-Rettungsfolie (2 x 1 m) zur Wärmeisolation bei Biwak oder Schock
- 6 Schmerztabletten (Kopfschmerzen, Fieber): z.B. Aspirin/ASS, Paracetamol (je 500 mg)
- 2 stärkere Schmerztabletten, z.B. Gelonida NA oder Nedolon P (Rp),
- für echte Notfälle evtl. sehr starke Mittel: z.B. Tramal oder Valoron N (Rp)
- 1 Wunddesinfektionsmittel: z.B. Mercuchrom (15 ml, Rp)
Sonstige nützliche Kleinigkeiten: (am besten in der Apotheke aufgehoben):
- 1 kleine Schere (oder besser Allzweckmesser), 1 Nähnadel und kräftiger Zwirnsfaden
- 1 kleiner Bleistift und Schreibpapier, 1 kurze Erste-Hilfe-Zusammenfassung
- 1 Feuerzeug oder 1 Schachtel (Sturm-)Streichhölzer, 1 kleine Kerze, z.B. Teelicht
- evtl. 1 dünner Draht, 2 Sicherheitsnadeln, Taschentücher, Klopapier
- evtl. Einmalkühlbeutel oder Kühlspray
- Insktenschutz und Salbe
2. Rucksackapotheke für mehrtägige Bergfahrten und Hochtouren
Ergänzung durch weitere Verbandspäckchen, Kompressen, Verbandsbinden, elastische Binden und Dreiecktücher, je nach Tourenlänge und Gruppengröße.
- Sonnenschutzmittel für Haut (Schutzfaktor mind. 10!) und guter Lippenstift
- Augen- und Nasensalbe, auch für wunde Haut: z.B. Bepanthen 5 g
- Verstopfte Nase, Schnupfen: z.B. Otriven Einzelpipetten/-Nasengel,
- Halsschmerzen: verschiedene Lutschtabletten
- Husten, verschleimt: z.B. Acetylcystein (ACC), Bisolvon, Ambroxol (Rp)
- Übelkeit, Erbrechen, Magenstörung: z.B. Metoclopramid Tropfen oder Zäpfchen (Rp)
- Starker Durchfall: z.B. Imodium / Loperamid (Rp)
- Muskel-/Gelenkschmerzen: Antirheumatikum, z.B. Ibuprofen oder Diclofenac (jeweils Rp)
3. Ergänzung der Reiseapotheke für Trekkingtouren und Expeditionen
- Bauchschmerzen, Koliken: z.B. Buscopan plus, Spasmo Cibalgin S;
- Völlegefühl, Blähungen: z.B. Lefax. Sodbrennen: z.B. Gelusil Lac;
- Verstopfung: z.B. Dulcolax, Laxoberal;
- Durchfall: z.B. Elektrolytersatz wie Elotrans N, sehr stark: Imodium;
- Schwere Infektionserkrankungen: z.B. Doxicyclin, Binotal (Rp, Antibiotika),
- Cotrim(oxazol), Bactrim (Rp, Sulfonamide);
- Schlafen in gößeren Höhen: z.B. Halcion (Rp),
- Augen: z.B. Visadron, Yxin, Chibro-Uvelin (UV-Schutz), Chloramphenicol-Salbe (antibiotisch);
- Mückenschutz: z.B. Autan, evtl. Paral (Spray), Moskitonetz, Antimalariamittel;
- Wasserdesinfektion: Micropur-Tabletten, (Kaliumpermanganat), evtl. Katadynfilter;
- Sterile Spritzen (5 ml) mit Kanülen ;
- Pinzette, Wattestäbchen, Fieberthermometer.
Quelle: BExMed Inhalt Ruchsackapotheke zusammengestellt von Dr. Walter Treibel
Persönliche Medikamente:
Bei bestimmten Erkrankungen müssen die Notfallsmedikamente immer mitgenommen werden. Bei Asthmakranken darf der Befreier - Spray nicht fehlen, bei Allergikern gegen Bienen- oder Wespengift muß das Adrenalin im Form eines Pens immer dabei sein und bei insulinpflichtigen Diabetikern muß das Glucagon im Falle eines Unterzuckers (Hypo) zur Verfügung stehen.
Für längere Wanderungen müssen hitzeempfindliche Arzneien in einer Kühltasche transportiert werden (Glucagon). Wenn Kopfschmerztabletten, Kreislauftropfen und andere Medikamente mit im Rucksack sind und hohen Temperaturen ausgesetzt waren, so müssen diese nachher ausgetauscht und entsorgt werden.
Natürlich hoffe ich, wie jede/r, dass die Inhalte der Rucksackapotheke nie wirklich bei einem Notfall gebraucht werden - und wenn doch?!
Noch einige Tipps:
- Die häufigsten Verletzungen auf einer Bergwanderung sind Blasen, Abschürfungen, Schnitte oder Folgen nach Stolpern und Ausrutschern.
- Wenn bekannt ist, an welcher Stelle ich Blasen bekommen könnte, so gibt es spezielle Gelpflaster, die bereits vorbeugend auf diese kritische Stelle geklebt werden.
Schürfwunden sofort unter fließendem Wasser, wenn ein sauberer Bach in der Nähe ist, auswaschen und mit Desinfektionsmittel, sterilen möglichst nicht verklebenden Kompressen abdecken und mit einer elastischen Mullbinde oder selbsthaftenden Binde fixieren.
- Sonnenschutz - die UV Stahlung ist im Gebirge höher - daher ist unbedingt auf einen ausreichenden Sonnenschutz zu achten. Kappe und Brille vervollständigen den Schutz.
- Genug Flüssigkeit und ausreichende Erholungsphasen reduzieren die Gefahr eines Kreislaufproblems.
- Bei einer Überdehnung der Bänder unbedingt nach der P ECH - Regel vorgehen: Pause - Eis(=kühlen) - CompressionHochlagern
- Eine Notfallkarte mit den persönlichen Daten, chronische Krankheiten, Blutgruppe, ein Bergsteigerausweis (wie Naturfreunde- oder Alpenvereinsausweis) sind bei einem Unfall am Berg für die Retter eine gute Hilfe.
Die OÖ Apothekerinnen und Apotheker stellen nicht nur eine individuelle neue Rucksackapotheke zusammen, sondern überprüfen mit Ihnen auch bestehende Rucksackapotheken auf Ablauf und Eignung.
Dieser Artikel soll auch ein Appell an alle sein, ihren Beitrag zu noch mehr Sicherheit am Berg zu leisten.
Internationales Alpines Notsignal:
Brauche Hilfe: 6x pro Minute (alle 10 Sekunden) ein optisches oder akustisches Zeichen (darauf folgt eine Minute Pause)
Antworten auf Hilferuf: 3x pro Minute ein optisches oder akustisches Zeichen
Verständigung mit Flugrettung:
erhobene Arme: Y = Yes, ich brauche Hilfe
ein Arm erhoben, einer gesenkt: N = No, ich brauche keine Hilfe
Wichtige Telefonnummern:
Bergrettung/Notruf: 140
Europaweiter Notruf: 112 (siehe auch Beitrag Handy am Berg)
Wichtiges zum Thema Rucksackapotheke als pdf zum Herunterladen