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Ende Nie (Ende Nie)

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Ende Nie

11.08.2004 / Stefan Steidl Begehung der Breithorn NNO-Wand

 

 

Der unter Kletterern eher unbekannte Loferer Steinberg birgt eine Kostbarkeit, die inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus Berühmtheit erlangt hat. Eine sagenhafte Linie, die durch die steil aus dem Strubtal aufragende Nordostwand auf den Gipfel des Breithorns führt. Die Tour wurde im Sommer 2001 von Mitgliedern der HG Stoaberg eingerichtet, als Idee spukte sie aber schon seit vielen Jahren in Adi Stockers Vorstellung herum. Wahrscheinlich konnte auch nur er, der jedes Band, jede Platte, jede Struktur dieser Wand kennt, diese Linie ausfindig machen. Was diese Tour so aussergewöhnlich macht, ist ihre Länge: 900 Höhenmeter, bzw. 1500 Klettermeter oder 38 Seillängen. Routen mit weniger als der Hälfte dieser Seillängen stellen als Tagestour für gewöhnlich schon ein Herausforderung dar, wieviel mehr also ein Weg dieser Länge! Aber es würde dem Anstieg keinesfalls gerecht, wenn man ihn nur auf seine Länge reduzieren würde, allein die Art der Kletterei und die wilde Umgebung machen ihn zum Kleinod. Es kursieren eine Menge Geschichten über "Ende Nie", von Tourenabbrüchen und Ausquerungen in die Gjaidstatt, Warteschlangen am Einstieg, Steinschlag und Zelten im ausgetrockneten Bachbett, das sich bei Regen ganz schnell zum reißenden Wildbach verwandelt, Unwägbarkeiten des Wetters, eine Menge Kurioses und auch Beängstigendes. Es gibt auf jeden Fall viele Gründe, vor dieser Tour Respekt zu haben. Es ist der Initiative von Mascht Gimpl zu verdanken, dass wir vier, Mascht, die Schallner Buam Mathias und Hermann und Steidl Stefan die Ende Nie dann schließlich doch anpacken. Wir haben uns einen Wochentag ausgesucht und diese Wahl ist goldrichtig, denn wir werden an diesem Tag die einzigen in der Wand sein. Aufstehen um 3 Uhr morgen, Abmarsch vom Strubtal um 4.30 Uhr, Ankunft am Einstieg um 6 Uhr. Der zufällig - oder vielleicht weniger zufällig - herumliegende Müll verrät es bereits: hier ist Ausdauer gefragt. Von "Isostar High Energy" bis "Power Bar Muscle Blaster" ist jede Energie-Riegel Firma in Form einer Plastikflasche oder einer Müsliriegel-Verpackung vertreten. Das gute alte Kasbrot als Energielieferant hat offenbar ausgedient... Endlich kurz nach 6 Uhr Einstieg und die Anspannung löst sich auf den rauhen, wasserzerfressenen Platten sofort auf und macht dem Gefühl der Befreiung und des Glücks, endlich hier zu sein, Platz. Ein Verhauer in der dritten Seillänge bremst uns kurzfristig, aber wir kommen trotzdem zügig voran. Es ist so warm, dass wir im T-Shirt in der Nordwand klettern können. Die goldenen Hakenlaschen sind nicht nur Sicherungspunkte, sie sind auch Wegweiser in diesem Meer von Platten und Bändern, manchmal weist ein roter Pfeil die Richtung. Die Umgebung ist fantastisch: unter uns das enge Strubtal, gebenüber das Hochplateau der Loferer Alm und der Steinplatte mit den weniger ernsten, dafür schwierigen Klettertouren am Urlkopf, hinter uns der auffällige Zacken des Wirtshörndls... Wir erreichen das Schuttband gleichzeitig mit den Sonnenstrahlen, endgültig Zeit, sich die Jacke auszuziehen und etwas zu trinken. Wir wissen gleich: das Wasser wird nicht reichen. Das Döschen Red Bull mit seinen 0.2 Liter, das wir zusätzlich eingesteckt haben, wirkt auf einmal ein bißchen lächerlich, trotzdem setzen wir große Stücke auf die flüssigen Gummibärli. Die Seillängen 20 bis 30 bieten verhältnismäßig steile Kletterei in extrem rauhem Fels, begeisternden Rissen und tiefen Wasserrillen, die Standplätze befinden sich aber dann doch wieder auf bequemen Bändern. Danke Natur, dass du das so schön eingerichtet hast! In der 26. Länge weist ein roter Pfeil ins Innere des Berges. Adis Hinweis "große Rucksäcke schlüpfen nicht" bekommt plötzlich einen Sinn: es heißt, sich in einen engen Felsspalt zu zwängen und durch ein Loch die nach aussen hin leicht überhängende Passage zu überwinden. Da hier aber auch kleine Rucksäcke nicht schlüpfen, wird selbiger abgenommen, vor sich hergeschoben und am Lochausgang abgestellt, ehe man selbst das Loch raufschlüpft. Etwas feuchter Lehm ist auch vorhanden, damit es besser flutscht. Die Sohlen der Schuhe sind nach dieser wirklich ungewöhnlichen und lustigen Stelle zwar lehmverschmiert, aber die Rauheit des Felses erlaubt trotzdem ein Weiterklettern. Irgendwann gegen Mittag kommen wir auf der Schulter des Nordgrats an und gönnen uns eine Pause. So ein schöner Platz, man muss sich zwingen, weiterzugehen! Und es sind "nur" noch 7 Seillängen. Gerüchteweise sind diese aber noch einmal sehr schwer. Mit dem nötigen Respekt schaffen wir den Gipfelaufbau aber ohne größere Komplikationen und stehen schließlich um 14.30 am Ausstieg der Ende Nie! Laut Wandbuch sind wir die 92. Seilschaft, die diese Tour geklettert sind (wahrscheinlich haben alle übrigen Touren am Stoaberg zusammengenommen noch nicht so viele Wiederholungen). Und wir lesen auch: Roman Kernmaier, free solo in 2.5 Stunden. Der hat echt Mut - und flotte Arme und Beine. Der gute Hermann überrascht uns am Gipfelkreuz mit einer kleinen Flasche selbstgebranntem Obstler - dessen Entnahme vom Schallner-Vater offiziell genehmigt wurde - und so kann jeder von uns noch seine eigene kleine Fahne neben die tibetischen Gebetsfahnen in den Wind hängen. Der Abstieg zu Schmidt-Zabierow Hütte kommt uns lang vor, aber wir sind gelöst und tief zufrieden. Auf der Hütte angekommen werden wir von der lieben Käthe ganz herzlich begrüßt und es ist keine Frage mehr, dass wir auf der Hütte übernachten werden. Wir bedanken uns auf diesem Weg herzlich bei ihr, nicht nur dass sie uns einen so warmen Empfang bereitet, sondern mit Kaspressknödel, gerösteten Knödeln, Kaiserschmarrn, Schiwasser, Radler, Bier und Wein wieder ins Leben zurückgeholt hat. Danke! Was wir Wiederholern raten möchten? Nehmt Stocker Adis Hinweise ernst. Man muss nicht unbedingt ein besonders guter Kletterer sein, um auf diesem Weg auf das Breithorn zu gelangen, aber man darf keinesfalls ein schlechter Kletterer sein, will man sich ins Wandbuch eintragen. Sucht euch einen ruhigen Tag aus, genießt die Umgebung. Steigt auf jeden Fall auf die Schmidt-Zabierow Hütte ab, lasst es euch dort gut gehen und macht neue Erfahrungen (das Nirwana ist kurz vorm Niederlegen näher als man denkt!) Macht euch nichts daraus, wenn ihr immer nur nach der Zeit gefragt werdet, die ihr für die Tour gebraucht habt. Nach "Ende Nie" steht ihr über so unwichtigen Fakten. Und noch eine Bitte an alle zukünftigen Tage, die wir auf diese oder eine ähnliche Weise verbringen werden:"Ende(t) Nie!"

 

 

 
 
 
 

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