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Alpine Herbstwanderung auf den „Lahnkopf“ (2471 m) (Alpine Herbstwanderung auf den „Lahnkopf“)

Alpine Herbstwanderung auf den „Lahnkopf“ (2471 m)

Lahnkopfzoom

Lahnkopf; 2.471m

Die Hoffnung auf einen 'ähnlich schönen Herbst wie im letzten Jahr', die zur Ansetzung einer letzten Sommertour geführt hatte, erfüllte sich zur Freude und Zufriedenheit aller zehn Teilnehmer voll und ganz: Noch einmal zeigte sich der Herbst von seiner schönen Seite und in seinem prächtigen Farbenkleid – schon am folgenden Tag zeigten schneebedeckte Berghöhen, dass der Winter mit harter Faust angeklopft hatte, um seinem Herrschaftsanspruch unmissverständlichen Ausdruck zu verleihen.
So konnte die Truppe um Bergführer Reinhard Salner frohgemut von Ried aus die Fahrt zum „Tscheyeck“ (1587 m) antreten, wo die weiten Wiesen mit ihren immer noch saftig-grünen Gräsern einigen Kühen und Kälbern Nahrung boten, während da und dort mancher Bauer sich bereits anschickte, sein Vieh vor dem prophezeiten Kälteeinbruch in die heimatlichen Ställe zu schaffen, oder damit beschäftigt war, seinem alten Stadel neue Festigkeit und Wintertauglichkeit zu verleihen. Wie immer zeigte sich die „Pfundser Tschey“ – der Name leitet sich vom romanischen 'ciaigl', gesprochen 'tschail', ab und bedeutet soviel wie 'Rand', 'Saum' – in ihrer wahrhaft idyllischen Schönheit und Einzigartigkeit, sodass der Aufstieg zur „Gschneier Alm“ (2042 m), wo letzte Arbeiten vor dem endgültigen Verlassen der Hütte verrichtet wurden, eine wahre Freude war und zu gegenseitigem Austausch der Natureindrücke einlud.
Kurze Zeit ging es noch gemächlich durch einen mit Fichten, Föhren und Kiefern bestandenen Wald hoch, bis die Baumgrenze erreicht war und das Landschaftsbild sich schlagartig veränderte: Weite und steile Berghänge prangten in einem farbenprächtigen Herbstkleid, und schon nach kurzem Aufstieg zeichnete sich am Horizont das Gipfelkreuz ab. Steil und serpentinenreich führte nun der Steig zügig nach oben, bis der Grat erreicht war, auf dem klar ersichtlich wurde, dass der „Lahnkopf“ seinen Namen nicht zum Spaß führt: In atemberaubender Steilheit fallen die Hänge zur „Tschey“ ab, und sie scheinen es darauf abgesehen zu haben, 'Lahnen' urplötzlichen Anreiz zu verheerendem Losbrechen ermöglichen zu wollen.
Bei Überwindung des letzten Gratstückes zum Gipfel machte sich unangenehmer Wind bemerkbar, doch unversehens waren wir beim Gipfelkreuz des „Lahnkopfs“ (2471 m) angelangt und konnten auf der windabgewandten Seite in Ruhe das herrliche Bergpanorama genießen und in aller Ruhe 'marenden'. ('Marend' ist übrigens ein romanisches Wort und bezeichnet das Essen, das Taglöhnern für ihre Arbeit anstelle einer Bezahlung gegeben wurde.)
Nach angemessener Gipfelrast ging es nun leicht aufsteigend entlang eines Bergrückens unterhalb des „Rauhen Kopfes“ (2695 m) Richtung „Platzertal“, und schon bald wurden das Almgebäude und die im Talschluss aufragenden Bergriesen der „Gebhardspitzen“ (3114m und 3107 m) und die „Platzer Spitze“ (3098 m) sichtbar. Direkt unter uns waren schon die Ruinen der ehemaligen Erzaufbereitung zu erkennen, und im Hintergrund war auch der Knappenweg zu erkennen, der zum mittlerweile renovierten Berghaus des früheren Blei- und Silberbergwerks führt.
Angesichts der grandiosen Landschaft des „Platzertals“ war es nur selbstverständlich, dass auf der Alm Halt gemacht wurde, um der stillen Erhabenheit dieses Ortes den gebührenden Respekt angedeihen zu lassen.
Der nun vor uns stehende Weg von der „Platzer Alm“ in die „Tschey“ führte uns direkt vorbei an den Resten der früheren Erzaufbereitung – noch stehen einige Mauern der Gebäude und auch die Reste der zusammengestürzten Seilbahn und ein Haufen von angesammelten Erzbrocken sind noch zu erkennen und lassen in ihrem Verfall die Sinnlosigkeit menschlicher Naturausbeutung erahnen: Viel ist in der Fachliteratur von den verschiedenen Phasen der Bemühungen um einen erfolgreichen Erzabbau von 1884 an bis 1948/49, von prognostizierten Gewinnen und getätigten Investitionen zu lesen, doch näher kommt man dem Wahnsinn und der Tragik der damaligen Ereignisse, wenn man auf die Gedenktafeln stößt, die den Wanderer nachdenklich stimmen, wenn er auf dem Fußsteig von Tösens zur „Tschey“ hochsteigt. In linkisch gesetzten Buchstaben und in rührender Sprache ist hier zu entziffern

In Erinnerung an
Josef Soretter, geb. am 13 Juni 1844,
verunglückt bei der Holzarbeit für den Bergbau Tösens
am 3 Mai, gestorben am 4 Mai 1889
Mein Jesus Barmherzigkeit

und

Im Jahre 1891 den 1 Oktober
ist der Tugent Jüngling Josef Santeler
in diesem Bergwerck mit Erz liefern
verunglückt und in wenigen Stunden darauf gestorben
seines alters 23 Jahre
Man bittet um ein Vater unser

Mit raschen Schritten näherten wir uns der nun schon im Schatten stehenden „Tschey“ und ließen es uns nicht entgehen, in der schön angelegten Kirche „Maria Schnee“ eine Kerze anzuzünden und ihre prachtvolle Innengestaltung zu bewundern.
Nur noch wenige Minuten trennten uns bis zu unserem Parkplatz, von wo aus die Fahrt in das Restaurant „Berghof“ gestartet wurde, wo wir mit kulinarischen Köstlichkeiten, vor allem herrlichen Wildgerichten, verwöhnt wurden und der abgelaufenen Sommertouren gedachten.
Und so bildete unsere Wanderung auf den „Lahnkopf“ einen würdigen und unvergesslichen Abschluss der diesjährigen Bergtouren, bei denen die Stammtruppe an die 6000 Höhenmeter bewältigte und sechs Gipfel in fünf verschiedenen Alpengruppen erstieg – und dies unter fachmännischer Führung und in vorbildlicher Gemeinschaftlichkeit.
Ein toller Bergsommer ist somit nun leider Geschichte geworden – Zeit für ein Dankeschön an alle, die das Zustandekommen und das gute Gelingen der Unternehmungen ermöglicht haben.

Autor: Gerhard Karlinger

 
 
 
 

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