Die zweite Hochtour in diesem Sommer führte in die Silvretta. Ziele waren der Piz Buin, mit 3312 m der höchste Gipfel Vorarlbergs, sowie die Dreiländerspitze (3197 m), wo sich Tirol und Vorarlberg mit dem Schweizer Kanton Graubünden ein Stelldichein geben.
Mit dem AV-Bus gings auf die Bieler Höhe (2037 m) wo Nebel und tief herabhängende Wolken die umliegenden Berge verhüllten. Auf der Wiesbadener Hütte (2413 m) gönnten wir uns eine kurze Rast, machten uns dann aber gleich auf den Weg zur Dreiländerspitze. Über den Vermuntgletscher und seinen Bergschrund erreichten wir das Blockgelände, das zum Südwestgrat des markanten Gipfels hinaufzieht.
Der Grat weist leichtes Klettergelände auf. Wegen der z.T. erheblichen Ausgesetztheit schien es jedoch geboten, die vorhandenen Bohrhaken zu nutzen und die Felspartien angeseilt zu begehen. Romana führte die Damenseilsaft an, Ernst dirigierte die Herren in die Höhe und half mit großer Umsicht überall aus, wo Not an der Frau oder am Mann war. Eine kurze Schrecksekunde gab es am Gipfel: Romanas Sonnenbrille machte sich selbständig, blieb aber in Sichtweite liegen. Ernst stieg gesichert ab und holte die - glücklicherweise noch intakte - Brille aus dem Abgrund.
In der Nacht hatten sich Nebel und Wolken weitgehend verflüchtigt und die Morgensonne überzog die Felswände zwischen Piz Buin und Lobspitzen mit einem prächtigen Orange. Dieses Bild vor Augen nahmen wir den Aufstieg zum Ochsentaler Gletscher und zum Piz Buin in Angriff. Der Steig führt zunächst hinab in die Talsohle und anschließend über glatt geschliffene Rundbuckel hinauf zum Gletscher. Dort galt es zuerst die steil abfallende Gletscherzunge mit ihrem Blankeis zu überwinden, um anschließend eine Route durch das Spaltenlabyrinth zum großen Firnbecken hinauf zu finden, über das der Weg zur Buinlücke führt.
In der Scharte deponierten wir Steigeisen, Eispickel und Rucksäcke. Ein kurzer Schluck und schon gings Richtung Gipfel: Zunächst auf einem gut ausgetretenen Steig, dann über einen Felsriegel mit II-er Gelände und schließlich über einen durch das Blockwerk gebahnten Pfad. Die Aussicht vom Gipfel ist großartig. Für uns war sie allerdings nach Süden hin durch Nebel und aufkommende Haufenwolken versperrt. Entsprechend kurz fiel die Gipfelrast aus, wollten wir doch vor dem einsetzenden Donnergrollen bei der Hütte, ja im Idealfall bereits bei Bus sein.
Auf der Rückfahrt ließen wir die beiden Tage bei einem guten Essen noch einmal Revue passieren. Ein von Erfolg gekröntes und erlebnisreiches Hochtourenwochenende lag hinter uns. Ernst hat einmal mehr gezeigt über welchen Erfahrungsschatz und über welches Können er verfügt, und Romana konnte sich ihre ersten Sporen in der Führung einer Hochtourengruppe verdienen. Ein herzliches Dankeschön an die beiden, ein Danke auch an die Teilnehmer*innen, die sich als harmonisches und voll motiviertes Team erwiesen haben.
Tourenleiter: Ernst