Das Alpenvereinsjahrbuch BERG 2023 ist in der Sektion Kaprun ab Mitte Oktober 2022 erhältlich!
Es entführt in atemberaubende Höhen, hinauf bis auf die Wildspitze. Im
BergFokus spannt sich ein Bogen über die vergangenen vier Jahrzehnte,
die den Siegeszug des Mountainbikes widerspiegeln.
Alpenvereinsmitglieder, die sich ihr Jahrbuch direkt bei ihrer Sektion
holen, beziehen mit diesem Band gratis die Alpenvereinskarte Ötztaler
Alpen – Wildspitze.
„Eine grössere Weltabgeschiedenheit lässt sich für wahr auf keinem anderen Berggipfel
finden als auf der Wildspitze.“ Diese Worte notierte der Bergsteiger, Geograf und Schriftsteller
Anton v. Ruthner nach seiner Besteigung des höchsten Gipfels der Ötztaler Alpen
im Jahr 1861. Heute ist die Wildspitze, stolze 3768 Meter hoch, einer der populärsten
Dreitausender des Landes. In den BergWelten, dem großen Gebietsthema des Alpenvereinsjahrbuchs
BERG 2023, erzählt der Fotograf Bernd Ritschel von seiner ganz besonderen,
45-jährigen Lebens- und Arbeitsbeziehung mit dem zweithöchsten Berg Österreichs.
Dass dieser als Tourenziel so viele „Likes“, sprich Besteigungen, erhält, liegt unter anderem
auch an den sozialen Medien, auf denen die Aktiven sich austauschen. Wie das funktioniert,
beschreibt Georg Rothwangl anhand von alpenvereinaktiv.com, dem gemeinsamen
Tourenportal der Alpenvereine. Zusammen mit vielen anderen trägt es dazu bei,
dass die „Weltabgeschiedenheit“ Geschichte ist. Die Menschen am Fuß des Berges bedauern
das sicher nicht. Im Bergsteigerdorf Vent und im hintersten Pitztal lebt es sich
heute besser als zu Ruthners Zeiten.
Die Eröffnung der Pitztaler Gletscherbahn im Jahr 1983 machte die Wildspitze zur bequemen
Tagestour. Zur gleichen Zeit begann in den Alpen der Siegeszug einer anderen
Technologie: Das Mountainbike eroberte die Berge. Der BergFokus blickt zurück auf die
ersten 40 Jahre dieser jungen Bergsportart, und er beleuchtet ihre Gegenwart. Vor allem
in der zeitgenössischen, elektrisch motorisierten Form, ist Mountainbiken ein Millionengeschäft
– und für den Alpenverein eine ganz besondere Herausforderung. Auf seinen
Wegen und in seinen Hütten begegnen sich nun Fußgänger und Radfahrer. Deren Bergerlebnis
ist unterschiedlich, doch es lässt sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen:
„Transalp“. Die Überquerung der Alpen mit dem Rad, wie Holger Schaarschmidt sie beschreibt,
ist beinahe zu einem Synonym für Mountainbiken geworden.
Ist nun das gute alte BergSteigen auch nur ein Sport, oder ist es mehr als das? Zu seinem
Antritt als neuer Chronist des Alpenvereinsjahrbuchs stellt Andi Dick die Fragen: Welche
Leistungen sind es eigentlich wert, festgehalten und herausgestellt zu werden – und warum?
Nach welchem Maßstab trifft der Chronist als Gatekeeper der Alpingeschichte seine
Auswahl? Zur „großen“ Alpingeschichte gibt es übrigens immer auch eine „kleine“: Jochen
Hemmleb, der nie auf dem Mount Everest war, schildert seine persönliche Liaison mit
dem höchsten Berg der Welt, der für ihn nicht das Objekt der eigenen alpinistischen Begierde
war, sondern eher ein Partner, ein Lebensgefährte, dem er nie zu nah getreten ist.
Als einen Lebensgefährten empfinden viele Bergbegeisterte auch den Alpenverein, der
1923, vor 100 Jahren, die Tölzer Richtlinien verabschiedete. Der darin festgeschriebene
Verzicht auf Komfort im Hochgebirge gilt, im Prinzip, heute noch. Auch wenn viele Mitglieder
nicht mehr auf Duschen, Halbpension und Vorreservierung in den Hütten verzichten
wollen.
Raus aus der Komfortzone treibt es dagegen die Vorarlbergerin Barbara „Babsi“ Zangerl,
die in traditionellem Stil die schwersten Routen klettert. Sie schreibt damit ihre ganz
eigene Alpingeschichte – so wie andere prominente BergMenschen es getan haben und
immer noch tun: der nepalesische 8000er-Rekordmann Nirmal Purja etwa oder Henry
David Thoreau, der nicht nur ein berühmter Naturphilosoph war, sondern auch ein origineller
Beobachter des beginnenden Bergtourismus in den Neuenglandstaaten der USA.
Für alle gut sichtbar, geht unterdessen eine andere Geschichte zu Ende. Im BergWissen
erläutert die Glaziologin Andrea Fischer, wie Gletscher gerade im Prozess ihres Verschwindens
der Wissenschaft Kopfzerbrechen bereiten. Auch die traditionelle Almwirtschaft
droht gänzlich zu verschwinden: Sie ist schön anzusehen, aber kaum noch in der
Lage, in Zeiten des Wohlstands ihre Betreiber zu ernähren. Der Geograf Werner Bätzing
schreibt, wie es dazu kam.
Schreiben. Worte finden. Die Welt nicht nur in ökologischen und ökonomischen Zusammenhängen,
sondern in Begriffen der Ästhetik verstehen. Darum geht es, unter anderem,
in der Rubrik BergKultur. Schreiben über die Natur im Geist und in der Tradition Alexander
von Humboldts erlebt als „Nature Writing“ eine Renaissance, wie der Literaturwissenschaftler
Bernhard Malkmus am Beispiel des mythischen Schneeleoparden erklärt. Die
Schriftstellerin Selma Mahlknecht betrachtet den Begriff Tourismus, und der Bergführer
Christoph Höbenreich macht augenzwinkernd klar, dass nicht nur Wörter, sondern sogar
schon Buchstaben tiefgreifende kulturelle Unterschiede offenbaren: Sollen wir Ski oder
Schi schreiben? Wer sich darüber den Kopf zerbricht, hat tatsächlich ein Luxusproblem –
und dieses Wort ist schließlich auch nur eine Umschreibung für: Bergsteigen.
Alpenvereinsmitglieder beziehen mit diesem Band gratis die Alpenvereinskarte Ötztaler
Alpen – Wildspitze. Es handelt sich um eine vollständige Neuherstellung auf Basis der
Datenkooperation zwischen dem BEV, Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen,
Wien, und dem Österreichischen Alpenverein. Gletscherstand 2020, Maßstab 1:25.000