erstellt am 15.09.2018 / Kategorie TEAM
Magdalena Hofinger
Am 5. September ist es endlich wieder so weit, die Kletterausrüstung zusammenzupacken! Ursprünglich war das geplante Ziel für das verlängerte Wochenende der Triglav-Nationalpark in Slowenien, doch spontan wie immer haben wir uns wetterbedingt gegen die lange Anfahrt und für das bereits bewährte Sarcatal, zumindest für die ersten Tage, entschieden.
Mit zwei Bussen vom Alpenverein haben wir
ausreichend Plätze zur Verfügung und somit auch die Möglichkeit, nach Lust und
Laune Gebiet zu wechseln. Mit uns am Weg sind Much Mayr, Hansjörg Auer und Alex
Blümel und zumindest ich empfinde es wieder einmal als große Ehre, von diesen
herausragenden Persönlichkeiten lernen zu dürfen.
Der erste Tag verläuft reibungslos. Nach der Anreise und einem gemütlichen Cappuccino teilen wir uns in Dreier-Gruppen auf und starten mit je einem Mentor zum Monte Colt. Die relativ kurzen Routen dort sind trotz einiger schon sehr abgekletterter Passagen noch sehr lohnend und eignen sich auch auf Grund der klettergartenähnlichen Absicherung gut als Eingehtouren für den ersten Tag. Am Abend können wir ‚Tredicesima Luna‘, ‚Nemesi‘ und ‚La perla nera‘ für uns verbuchen. Der Abend wird noch für Shoppen in der Kletterhochburg Arco und eine große Pizza mit Eis als Nachspeise genutzt. Beim Suchen eines geeigneten Schlafplatzes müssen wir leider herausfinden, dass die Gässchen von Arco einfach nicht für die breiten AV-Busse gebaut wurden und nach einigen misslungenen, haarsträubend knappen Versuchen, uns doch irgendwie hindurchzuzwängen, landen wir schließlich etwas außerhalb nahe des Lago di Cavèdine auf einer Wiese inmitten von Weinreben, die wir uns mit einer Nacktschneckenkolonie teilen.
Selbst am Freitag, den wir auf Grund der
regnerischen Vorhersage eigentlich als Übungstag in einem Klettergarten zu
verbringen gedachten, können wir die Routen ‚Cesare Levis‘, ‚Siebenschläfer‘
und ‚Kerouac‘ am Il Dain etwas nördlicher von Arco klettern. Hier müssen wir
uns leider von Larissa verabschieden, die sich vor kurzem beim Bouldern das
Wadenbein gebrochen hat, was ihr doch noch mehr als gehofft zu schaffen macht. Sie
wird von Julian abgelöst, der sich nicht früher freinehmen konnte, ansonsten sind
die ‚Jungen Alpinisten‘ an diesem Wochenende aber vollständig.
Wir beschließen, nun weiter in die Dolomiten zu fahren und nach einem langen Tag erreichen wir schließlich im Dunkeln den Parkplatz der Dibona-Hütte direkt unter der mächtigen Südwand der Tofana di Rozes. Wie immer wird es uns selbst überlassen, die geeigneten Routen und Partner für den nächsten Tag zu finden. Dies kann sich als ein gar nicht so einfaches Unterfangen entpuppen, da es neben den Wünschen aller Anwesenden auch noch die aktuellen Bedingungen wie nasse Stellen im Felsen und die Pläne anderer Kletterer einzukalkulieren gilt. Mit der nötigen Portion Spontanität und Rücksichtnahme funktioniert die Absprache in unserer Gruppe aber meines Erachtens immer verhältnismäßig gut. Am Ende steigen jeweils zwei Zweierseilschaften in die ‚3.Pfeilerkante‘, die ‚Il vecchio leone e la giovane fifona‘ an der 1. Pfeilerkante und die lange ‚Dimai / Eötvös‘, die in gemäßigter Schwierigkeit bis zum Hauptgipfel zieht, ein. Nach einigen Adrenalinstößen, die unter anderem die hilflosen Sekunden vom Öffnen des Reißverschlusses bis zum Aufschlagen des Autoschlüssels am Routeneinstieg beinhalten, können wir uns bei wohligem Sonnenschein auf den Isomatten am Parkplatz ausbreiten.
Auch für den letzten Tag haben wir Großes vor, nämlich auf der geschichtsträchtigen Westwand des Heiligkreuzkofels. Eine Gruppe entscheidet, sich an der ‚Direkten großen Mauer‘ zu versuchen, dem ersten von Albert Precht vergebenen 7er, die zweite will sich eine der ersten Wiederholungen von der kürzlich eröffneten ‚Interrail‘ von Simon Messner sichern, und die dritte steigt in die anspruchsvolle Route ‚Auf die Felsen, ihr Affen‘ im 8. Schwierigkeitsgrad von Christoph Hainz ein. Alle diese Routen sind sehr alpin und fordern unseren vollen Einsatz. Mit Ausnahme der ‚Direkten großen Mauer‘, deren obere Seillängen in der klassischen ‚Großen Mauer‘ umgangen wurden, finden sich aber nun auch diese Namen in unserem Tourenverzeichnis.
Nur um einige Münzen leichter sitzen wir schließlich wieder zufrieden im Auto Richtung Heimat. Die besten Erfahrungen kann man eben doch nicht mit Geld messen.